Winzige Art mit Soldaten im Garten

Wer wissen möchte, welche Ameisenart er gefunden hat, findet hier Hilfe.

Re: Winzige Art mit Soldaten im Garten

Beitragvon Gast - ehem. User » 18. Jul 2010 12:27

Krabbeltierfan hat geschrieben:Wer weiß denn jetzt überhaupt sicher, dass Pheidole pallidula den Winter nicht überlebt? Denn sie können ihn überleben, sogar ohne menschliche Hilfe. Mittlerweile wurden Freilandkolonien in Deutschland nachgewiesen(Da gabs mal so ein Bericht...), zudem gibt es sie auch in Gegenden, wo Frost durchaus nicht selten ist. Alleine schon die Kolonien, von denen Boro berichtet (Ameisenforum), sind ja nicht gerade Temperaturempfindlich.


Zu dem Bericht gibt es keinerlei Fotos und ist dort auch nicht gewiss, ob die Kolonien im Freiland den Winter überleben können, weil man nicht mehrere Jahre hintereinander davon berichtet hat.

Boro hat seine Pheidole in einem Gewächshaus evtl. beheizt er es ja im Winter... und hätte er die Lasius niger nicht künstlich davon abgehalten, so hätten die die Pheidole schon längst vernichtet (nach seiner Aussage).

Außerdem halte ich die ASW bei dem Thema eh für kaum aussagekräftig. Gewisse Leute warten dort doch nur, dass sie mal einen Exoten finden, der sich hier niederlassen kann, damit sie sagen können: "Schaut wie gefährlich eure Exoten sind". Gab ja auch mal vor Jahren den Bericht über entkommene Blattschneiderameisen, wo ein gewisser Professor (ohne dass er jemals vor Ort war) gemeint hat, dass es möglich wäre, dass sie einen Winter überleben, naja wo sind sie jetzt, man hört ja nix davon.

Nun wissen wir in diesen Fall aber nur: Es ist Pheidole spec.! Mehr weiß hier wohl keiner. Daher ist auch jede Spekulation, ob sie den Winter nun überleben oder nicht, völlig fehl am Platz. Sie haben das potenzial dazu, wenn sie nur aus der "richtigen" Gegend stammen. Mehr kann man dazu nicht sagen.


Es gibt keine Pheidole Art, die winterhart ist, daher its ziemlich egal, um welche Art es sich handelt.
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Re: Winzige Art mit Soldaten im Garten

Beitragvon baumarkthammer » 18. Jul 2010 14:17

Ich stimmt barristan da total zu. Ein Gewächshaus ist nichts natürliches.
Außwerdem bin ich mir relativ sicher, dass es sich nicht um Pheidole pallidula handelt.
Und auch wenn große Kolonien sich hier etablieren könnten und sich tatsächlich so tief verbuddeln könnten, dass sie hier überleben und Geschlechtstiere aufziehen, so könnten diese den Winter nicht überleben.
Bei einigen Arten, die hier als sehr gefährlich und invasiv angesehen werden ist es so, dass die Geschlechtstiere erst schwärmen wenn hier Winter ist, und die frieren dann einfach ab. Bei anderen ist es so, dass sich die ganz kleinen neu gegründeten Kolonien nicht tief genug vergraben können um den Winter zu überleben und dann auch einfach abfrieren, auch wenn es ein ausgesprochen milder Winter sein sollte, so ist es sicher nicht warm genug.
Dies bedeutet natürlich nicht, dass die Kolonien in Gewächshäusern und Gebäuden nicht überleben können!
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Re: Winzige Art mit Soldaten im Garten

Beitragvon Pi.Ag3 » 18. Jul 2010 21:02

Hallo,

natürlich überleben Pheidole pallidula unseren Winter, sogar unter Extrembedingungen; Boro berichtete von einer Kolonie in einem total durchgefrorenen Blumentopf (außerhalb seines Gewächshauses). Im Mittelmeerraum gibt es auch Frost, in die Ameisen ziehen sich einfach nur in die Tiefe zurück; dort herrscht kein Frost (machen viele unserer einheimischen Arten übrigens auch! Die frieren nicht zu). Auf die Art und weise ist es sogar schon Linepithema humile gelungen, den Winter im Freiland zu überstehen (ich weiß nicht wo das).
Der Unterschied ist in der Länge des Winters; die Arten, die hier heimisch sind, fressen sich mehr Reserven an, und sind auch sonst besser geschützt; nicht heimische Arten bekommen hierbei Probleme, und sind nach dem Winter stärker geschwächt. Lasius niger furagiert schon bei Temperaturen von 5°C wenn die Sonne scheint, da kann eine solche Pheidole nicht mithalten. Trotzdem ist es kein Ding der Unmöglichkeit, dass sich Lokalpopulationen bilden; es gibt auch einheimische Arten, die hier in Wärmegebieten vorkommen, und im Mittelmeerraum weit verbreitet sind (z.B. Camponotus aethiops).
Entscheident ist aber, dass z.B. Pheidole pallidula an Umweltbedingungen im Mittelmeerraum angepasst ist; und umgekehrtes gilt z.B. für Lasius niger. Das ist der Grund warum hier keine Pheidole leben, und dort keine Lasius niger. Es gibt z.B. in Frankreich kaum natürliche Grenzen zwischen dem mediterranen und dem gemäßigten Bereich, trotzdem leben die Arten so verteil, wie sie sollten ;) Man muss sich nichtmal ausländische Arten anschauen, selbst unter den einheimischen Beschränken sich Vorkommensgebiete oft auf Wärmezonen. So könnte man sicherlich eine Messor structor (oder ähnliche, meintwegen Camponotus truncatus) in Norddeutschland ansiedeln, und sie eine Population aufbauen lassen, allerdings würde sie sich dort nie durchsetzen und verbreiten. Da beide Arten mehr oder weniger die selbe Ökologische Nische besetzen, stehen sie früher oder später in Konkurrenz zueinander; der besser angepasste überlebt. Weltweit kommen viele (alle?) invasiven Arten nur in anthropogen, also unnatürlich, geprägten Lebensräumen klar - eine Solenopsis geminanata würde man in Thailand nie im naturbelassenen Wald vorfinden, sondern nur in Gärten und Städten. Genauso wird sich diese Pheidole kaum auf naturbelassenen Trockenrasen durchsetzen, sondern höchstens in Gärten, wo sie mit weniger Konkurrenz zu kämpfen hat (also mit Pionierarten wie Lasius niger).
Bei der Verbreitung überhaupt werden es die Pheidole schwer haben; selbst wenn es zu Schwarmflügen kommt, muss es erstmal zu einer Begattung kommen (=Inzucht; was Boro nichtmal in seinem Gewächshaus beobachten konnte), und als nächstes muss es der Königin gelingen einen Staat aufbauen; eine junge Kolonie, die nicht an die Umgebung angepasst ist, wird hier sofort vernichtet.

Grüße, Phil
Pi.Ag3
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