@ b0unc3r und Waldläuferin:
Heute früh hatte es bei mir (Südhessen) an der Hauswand ganze 14 C. An einem Waldrand, unter 5-10 mm Borke, wo C. ligniperda zu gründen pflegt, werden das kaum mehr als 12 C sein. Wie hoch ist die Temperatur morgens in Deinen Reagenzgläsern, b0unc3r ? (Rhetorische Frage, Antwort nicht nötig).
Es ist nun mal ein himmelweiter Unterschied, ob man sich auf Beobachtungen aus der freien Natur bezieht, oder auf die doch recht künstlichen Umstände in der Haltung. Fütterung gibt’s im Freiland nicht, und es herrscht längst nicht jeden Tag oder gar über 24 Stunden „Zimmertemperatur“.
Fakt ist, dass viele C. ligniperda-Jungköniginnen bis zum Herbst nicht mal die ersten Puppen haben. Andere haben 2-3 Pygmäen, mit denen (und mit Larven) sie in die Überwinterung gehen (dies ist auch wissenschaftlicher Fachliteratur zu entnehmen).
b0unc3r
Aber ich denke wenn die Wärme und die Fütterung stimmt…
– Fütterung „stimmt“ niemals bei klaustral gründenden Königinnen!
Ob eine derart beschleunigte Koloniegründung für die Tiere gut ist, weiß man nicht. Ebenso wenig, ob zu lange anhaltende hohe Temperaturen im Sommer für Kolonien gut sind. Sahal macht ja zurzeit Experimente dazu. Klar scheint bisher, dass solche Völker bereits früh im Sommer mit ihrem Brutgeschäft zum Ende kommen (keine neuen Eier, keine neuen Puppen), und dass die Völker sich demnach bereits im August in ihre endogen gesteuerte Winterruhe begeben. Wenn sie dann nach 5-6 Monaten wieder „aufwachen“ möchten, ist es Januar-Februar.
OK,
jetzt zu meiner Kalkulation, wann die Shops Königinnen bzw. kleine Kolonien anbieten:1. Annahme: Die Shopbetreiber werden die Jungköniginnen nicht füttern (zu viel Arbeit, und zudem überflüssig)
2. Annahme: Sie werden die Königinnen auch nicht eigens wärmen: Jungköniginnen mit allenfalls den ersten Eiern/Larven sind bei vielen Kunden begehrt, weil diese die gesamte Koloniegründung beobachten möchten. Also muss man solche Koloniegründungen möglichst lange im Jahreslauf anbieten können.
3. Annahme: Die Koloniegründungen machen bis zum Schlüpfen der ersten Pygmäen kaum Arbeit. Allenfalls eine gelegentliche Kontrolle des Wasservorrats ist nötig.
Erst danach wird es aufwändig, müssen die Völkchen regelmäßig gefüttert und gereinigt werden. Hält man sie entsprechend kühl, können sie aber bald in die wiederum wartungsarme Überwinterung gesteckt werden. Und könnten eben jetzt (Juni) als kleine Kolonien angeboten werden.
Das sind
Annahmen, wie ausdrücklich gesagt! Was die Anbieter wirklich machen, ist ja geheim. Aber vielleicht sind meine Annahmen nicht ganz unrealistisch.
Jedenfalls stimmt das Ergebnis dieser Überlegungen ganz gut mit dem „Anbieteverhalten“ der Shops überein.
Letzte Anmerkung zu Waldläuferin:
Sicher sollte man nicht alles glauben, aber man kann auch nicht immer nur von Betrug ausgehen
Ich habe,
bitte!,
mit keinem Wort von Betrug gesprochen!
Allerdings finde ich es bedauerlich, dass die Shops allesamt über das Alter/ den „Geburtsjahrgang“ und die Vorgeschichte der Königinnen/ Kolonien keine Angaben machen. Nur darauf wollte ich hinweisen. Nach meinen Beobachtungen gehen sehr viele Halter, besonders Anfänger, doch sehr naiv vor, wenn sie Ameisen kaufen. Da möchte ich ein wenig zum Nachdenken anregen, und eventuell zum Nachbohren bei den Anbietern.
Offenheit der Anbieter wäre in jedem Fall zum Nutzen der Kunden!
MfG
Earlant