Milben???

Archivbeitrage aus den Unterforen "Einsteigerfragen" und "Diskussion und Fragen allgemein" aus den Jahren 2003 bis 2008.

Beitragvon Fabian » 30. Nov 2006 13:07

Laut "Das Ameisenforum" hat die Bekämpfung mit dem Mittel anscheinend gut geholfen, einen Versuche wäre es wert.
Fabian
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Beitragvon earlant » 30. Nov 2006 18:30

@ The Paranoid (und alle, die es lesen mögen):

Gut möglich, dass meine Beschreibung unserer Milbenversuche im alten Ameisenforum nicht mehr zu finden ist: Ich habe nicht mehr eigens danach gesucht. Nachdem ich jenem Forum den Rücken gekehrt hatte, wurden zahlreiche threads gelöscht.
Das einzige an das ich mit grob erinnere ist ein Beitrag von Ihnen in diesem Forum in dem sie über den Einsatz von Ameisensäure und Räuchermitteln berichten. Doch der Erfolg von diesen Massnahmen war wohl zu gering (aber es war einer da?!?) um sie wirklich in einer wissenschaftlichen Umgebung zu nutzen

Ich habe das (auch) in meinem letzten post im folgenden thread geschrieben:
http://www.antstore.net/viewtopic.php?t ... t=repguard
Ja, wir hatten es mit „Folbex Räucherstäbchen“ versucht , ein Mittel gegen die „Milbenseuche“ bei Bienen (das ist die Acarapis woodi, die in den Tracheen der Bienen lebt; nicht zu verwechseln mit der neu eingeschleppten Varroa-Milbe). Der Erfolg war tatsächlich zu gering. Ameisensäure haben wir nicht versucht: Die haben die Formicinae hauptsächlich entwickelt als Waffe gegen ihre Hauptfeinde, und das sind nun mal Ameisen! „Feuerwaffe“ gegen Bajonett = Stachel. Selbst sind sie ja auch empfindlich gegen ihre eigene Säure; also sicher ein gewagtes Unterfangen, Milben bei Ameisen mit dieser Säure zu bekämpfen.

Geholfen hat uns erstens das ausschließliche Verfüttern von abgebrühten Insekten (Schaben und Mehlkäferpuppen), Aufstellung der Mehlwurmhaltung weit weg von den Ameisen (anderer Raum!). Zweitens haben wir immer bei der Fütterung und bei der wöchentlichen Protokollierung der Kolonieentwicklung ggf. die Milben mechanisch zerquetscht, mit einem abgebogenen Skalpell, einer stumpfen Nadel etc..

Das geht selbstverständlich nur mit übersichtlichen Formikarien ohne Sand, Erde oder irgendwelche Einrichtung außer einem schlichten Objektträger-Nest. Ich habe auch bewusst mit Leptothorax-Verwandtschaft geforscht, weil man da gleichzeitig mehrere hundert komplette, reife Völker halten kann, in Formikarien von 10 x 10 x 3 cm (LBH). Wenn es mal erforderlich war, größere Völker von Tetramorium, Camponotus, Lasius etc. zu halten, so habe ich das immer nur kurzfristig gemacht (1-2 Monate) und sie dann wieder freigesetzt. Bei längerer Haltung war Milbenbefall einfach nicht zu vermeiden. Dann musste das heiße Wasser her…..
@earlant irgendwie habe ich den Eindruck, dass sie die ganze Sache etwas zu persönlich nehmen

Richtig. Zwar nicht auf Ulrich W. bezogen, sondern darauf, dass ich mir seit Jahren die Finger wund schreibe um den Haltern zu helfen, Milbenprobleme zu vermeiden. Lebendfutter abbrühen usw.. Unseriöse Bekämpfungsmethoden entlarven.
Fast regelmäßig kommt das Thema erneut auf den Tisch, und alles beginnt von neuem. Da wird man allmählich allergisch, wenn immer wieder die Behauptung aufgestellt wird, Milben seien nicht so schlimm, es gebe ja auch „nützliche“ usw.; will das jetzt nicht alles wiederholen.

Interessant ist der thread, den Sie da ausgegraben haben (den hatte ich sicher gelesen, aber wieder vergessen):
Hier noch ein Thread auf den ich bei meiner Suche gestossen bin :
http://www.das-ameisenforum.de/thread.p ... ght=milben
Hier berichtet ein Michael Schoen von einem Mittel gegen Milben, dass eigentlich für den Gebrauch bei Bienen konzipiert wurde

Ich kenne M. Schön persönlich, schätze ihn sehr, und weiß, dass er seine Ameisen sehr gut und erfolgreich pflegt. Hat sogar seit Jahren eine klein bleibende Kolonie Acromyrmex. Einige Völker hatte er 2005 auf der Jahrestagung der DASW ausgestellt: Die waren in bestem Zustand!
Was mich nachdenklich stimmt:
Der thread läuft von März-April 2004 und bricht dann ab!
Sollte da nicht mal wenigstens einer von den vielen milbengeplagten Haltern dieses Vita Biosa ausprobiert und ebenfalls über Erfolge berichtet haben??
– Ich selbst habe das nicht mehr gemacht, da ich seinerzeit schon die Haltung zurück gefahren habe bzw. hat mein letztes Forschungsobjekt, Myrmecina graminicola, die Milben weggefressen. Die gehören anscheinend zu deren natürlicher Diät.

So geht es mir in den Foren immer wieder: Einer propagiert ein Mittel, das angeblich bei ihm hilft, aber es kommt keine Bestätigung von anderen Haltern. Typisch war die Sache mit RepGuard von Namiba Terra, aber das sollte man in Ruhe nachlesen. Das kann man nicht alles hier wiederholen:
http://www.antstore.net/viewtopic.php?t ... t=repguard
Wer möchte kann da auch herausfinden, welche Mühe ich mir gegeben habe um Näheres über dieses Mittel in Erfahrung zu bringen. Und sich dann ein Urteil bilden, ob ich absichtlich oder fahrlässig etwas schreibe, was zum Nachteil der Halter sein könnte.

MfG
Earlant
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Beitragvon Oberst Emsig » 1. Dez 2006 11:08

Guten Morgen,

seit langer Zeit schau ich mal ins AntstoreForum und da darf ich doch tatsächlich Herrn Prof. Buschinger antreffen.
Dachte damals (im alten AF), dass Sie sich gänzlich aus dem InternetForen verabschiedet haben, aber das ist ja doch nicht so, was ich sehr gut finde!
Toller Einsatz...

Bin nun selber auch wieder aktiver dabei (ebenfalls, was das Ameisenhalten angeht).

Habe auf Wandertouren auch immer wieder Myrmica sp. Nester entdeckt in denen Ameisen von Milben befallen waren (hängen dann oft am Gaster -> "Erdbeere" nenn ich diesen Tatbestand mal ;)).

Zur Zeit kenne ich das Problem selbst mit meiner Camponotus barbaricus Königin, die von min. zwei Milben (aber nicht viel mehr) befallen ist. Eine sitzt am *schaut im Seifert nach* Scapus, die andere mitten auf dem Mesonotum.
Interessant wäre hier die Vorgehensweise die Milbe mechanisch zu entfernen (mit einem Pinsel). Traue mir sowas aber nicht zu.
Dazu müsste die Meise ja schon ziemlich rhuig sein, was bei der derzeitigen Temperatur von 4-6°C nicht der Fall ist. (sie hat übrigens auch etwa 12 Larven als Brut)
Haben Sie das schonmal gemacht?

Interessant finde ich auch Ihren Tipp, die Mehlkäferbehälter in einem anderen Zimmer aufzubewahren. Diese Milben müssen ja wirklich weite Strecken überwinden können und natürlich auch lange genug überleben?!

Ist eine "Selbstheilung" bei sowenig Milben vorstellbar. Könnte ja sein, dass die Population zu gering ist und wenn dann eine erste Arbeiterin solche eine Milbe zufälligerweise "wegleckt", dann kann man sowas ja glauben?!

Gutes gelingen noch,
Jan (mich bitte duzen!)
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Beitragvon earlant » 2. Dez 2006 10:16

Hallo Jan,

Mich erstaunt ja immer wieder, wie "markentreu" :lol: doch die Forenuser sind! Fällt mir öfter auf, dass in 2 oder 3 Foren über dasselbe Thema diskutiert wird, dass aber nur ganz selten mal einer aus Forum A ins Forum B schaut oder etwas daraus zitiert.

Ja, Milben auf Ameisen im Freiland sind nicht eben selten, wenn man darauf achtet. Über die Folgen für die Ameisen(-kolonien) weiß man leider wenig: Ist eine Kolonie beim nächsten Besuch verschwunden, kann sie auch abgewandert oder vom Specht gefressen sein, oder es ist inzwischen auf den Platz der vielleicht verstorbenen Kolonie eine aus der Nachbarschaft nachgezogen.

Zu der C. barbaricus-Königin:
Wenn es sich nur um ganz wenige Tiere handelt, ist mechanisches Entmilben sogar die beste Möglichkeit. Ich habe das schon gemacht, und ich traue mir das auch jederzeit zu. Man muss das Tier halt mit einer geeigneten Pinzette festhalten (Federstahlpinzette ist für so große Tiere zu weich, da winden sie sich heraus; entweder hat man eine ruhige Hand, oder man klebt an die Spitzen einer festen Pinzette innen z.B. etwas Schaumstoff an. Dann darf man aber trotzdem nicht zu fest zudrücken). Kleine Ameisen kann man mittels Federpinzette an den Beinen festhalten, größere packt man um das Stielchen oder sogar um den Thorax.

Abstreifen der Milben mittels feiner, spitzer Pinzette (Uhrmacherpinzette, z.B. Dumont No. 5); für einen Pinsel sitzen die Milben oft zu fest; hängt von der Milbenart ab. Milben gleich in daneben stehendes Schälchen mit Alkohol, damit sie nicht sonstwohin krabbeln.

Das Ganze sollte unter einem Binokular geschehen, bei sehr gutem Licht und ca. 6- bis 12-facher Vergrößerung: Da sieht man genau, was man tut, und dass man der Ameise nichts tut!
Natürlich hilft das alles nur, wenn die Tiere in übersichtlicher Umgebung leben, also z.B. Reagenzglas. Da kann man sie nach Behandlung samt Brut (die natürlich auch sorgfältig kontrolliert werden muss) in ein neues umsetzen, falls noch Milbeneier etwa in der Watte stecken.

Mehlwurmzucht: Ich habe leider sehen müsen, wie Milben aus einem Mehlwurmbehälter über 2-3 Meter gekrabbelt sind! Wenn von 10.000 Milben 9.990 auf dem Weg vertrocknen und nur 10 ein Ameisennest erreichen, haben sie erreicht, was sie wollen. (Aus einer "gut" durchseuchten Mehlwurmzucht kommen leicht derart viele Milben. Sieht für das bloße Auge wie Staub aus; ist erst mit Lupe zu identifizieren!)

Ist eine "Selbstheilung" bei sowenig Milben vorstellbar. Könnte ja sein, dass die Population zu gering ist und wenn dann eine erste Arbeiterin solche eine Milbe zufälligerweise "wegleckt", dann kann man sowas ja glauben?!
Vorstellbar ist fast alles! Man muss aber bedenken, dass Milben und Ameisen über Jahrmillionen der Evolution sich ein "arm's race" geliefert haben. Die Ameisen wurden immer besser in der Milbenabwehr, die Milben wurden immer besser darin, diese Abwehr zu unterlaufen. Milben, die es nicht geschafft haben, gibt es nicht mehr. Milben, die man an Ameisen findet, haben sich an diesen Lebensstil so excellent angepasst, dass eine "Selbstheilung" doch ziemlich unwahrscheinlich wird. - Viele Milben sind übrigens parthenogenetisch, so dass EINE EINZIGE überlebende schon wieder eine Population aufbauen kann.

mfG,
Earlant
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Beitragvon Oberst Emsig » 2. Dez 2006 11:01

Mich erstaunt ja immer wieder, wie "markentreu" Laughing doch die Forenuser sind! Fällt mir öfter auf, dass in 2 oder 3 Foren über dasselbe Thema diskutiert wird, dass aber nur ganz selten mal einer aus Forum A ins Forum B schaut oder etwas daraus zitiert.


Ja, das trifft es sehr genau in meinem Fall. Vor Jahren als ich langsam anfing mit der Ameisenhaltung (2003) gab es ja eigentlich nur das AF und dieses Forum hier. Damals entschied ich mich für das AF.
Heute, nachdem ich mich mit einer Myrmica Kolonie rumgequält habe, die schließlich doch nicht mehr haltbar war (Ob es Milben waren? Habe keine gesehen), schaue ich wieder öfter in die Foren und diesmal auch wirklich in die verschiedenen Foren. Kann ich nur empfehlen.

@Milben
Danke für Ihren schönen Beitrag!

Zja, wirklich eine schwere Sache. Da müsste ich mir also ein Binokular beschaffen und dann auch noch sehr geschickt sein (mal von dem Stress für die Meise abgesehen).
Na mal sehen wie sich das weiterentwickelt. Werde die Milbenentwicklung gut beobachten (soweit es mir mit meinen Lupen möglich ist).
Berichte dann, falls sich was ergibt.

Meine Mehlwürmer werde ich wohl besser auch sorgfältiger beobachten.
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Beitragvon Ulrich_W » 2. Dez 2006 11:49

Na, dann waren und sind meine Aussagen doch richtig!
Und meine Bemühungen nicht erfolglos! :wink:

Ergo:
Das Überbrühen der Ameisen, ist nur der letzte oder auch der einfachste Weg Milben zu bekämpfen!

mfg

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