ich habe euch einige Bilder vom vier tägigem Ausflug nach Istrien (Kroatien) mitgebracht.
Eigentlich ist Istrien an vielen Stellen, vorallem im Norden nicht ganz unseren Wäldern unähnlich, also feucht und relativ kühl.
Phil und ich hielten uns jedoch kaum in solchen Wäldern auf, unser Hauptziel waren Steppen mit vielen Steinen und niedrigen Bäumen.
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Die Artenvielfalt auf solchen steinigen Steppen ist überraschend.
Obwohl diese Steppen nach nicht viel Leben aussehen und die niedrige Wuchshöhe kaum arboricole Arten vermuten lässt.
Allerdings ist die Anzahl der verschiedenen Arten und besonders der arboricolen Arten sehr überraschend.
Die kleinen Bäume, vorallem Eichen, hatten massig Totholz und andere gute Nistplätze auf sich und beherbergten eine Vielzahl an Ameisen.
Diese Arten wurden aber von der Zahl der Ameisenarten im Boden übertroffen.
Wir haben auf unserer kurzen Reise vorallem diese Steppen besucht und kaum feuchtere Wälder, da wir dort viel weniger Arten finden konnten, also werde ich mich hier auf die auf den Steppen vorkommende Arten konzentrieren.
Gattung Crematogaster
Gleich bei unserem ersten Halt entdeckten wir wie sich später herausstellte drei von vier der dortigen Crematogaster Arten, die vierte (Crematogaster iona) haben wir garnicht gefunden.
-Crematogaster scutellaris
Crematogaster scutellaris war die Art die am öftesten von uns gesichtet wurde.
In jedem Baum lebte mindestens eine Kolonie. Dabei wurde sogar die kleinsten Ästchen bewohnt und unglaublich mit Arbeiterinnen vollgestopft. Einige male haben wir auf der suche nach einer gründenden Königin ein Ästchen aufgebrochen und hunderte oder sogar tausende Arbeiterinnen mit weit aufgerichtetem Gastern ergossen sich wie auf Kommando auf uns.
Die jüngeren und wohl weniger angriffslustigen hielten sich an ihren Beinchen fest und bildeten Klumpen von Ameisen, die wohl das Nest zusammenhalten sollten, das ist wohl eine Anpassung an den Lebensraum.
Leider waren kaum Straßen erkennbar, da wir sehr spät im dawaren.
Einige Fotos zu dieser Art konnten wir trotzdem machen.

Manchmal waren die Nester auch in solchen Eichengallen (siehe Bild), vorallem außen auf Bäumen wo sie gut von der Sonne beschienen wurden.
Es sah manchmal so aus als wenn die Arbeiterinnen an diesen Eichengallen saugen würden, allerdings stellte sich später auf den Bildern heraus, dass sie ihre Läuse zwischen den Gallen und den Ästen ansetzen.

Oft fanden wir in solchen Gallen und in Ästen zich tote Crematogaster Königinnen, deren Gründung wohl schiefgelaufen ist.
Nicht selten waren es bis zu drei oder sogar fünf tote, manchmal zusammen mit einer lebendigen, was wohl eine Gründung in Pleometrose ausschließt. Die meisten Toten schienen aber an Schimmel oder außtrocknung gestorben zu sein.
Da wir oft Crematogaster Königinnen ohne Brut und Arbeiterinnen fanden und daneben auch kleine Kolonien mit einer oder zwei Arbeiterinnen vermuten wir, dass diese Art entweder in zwei schüben schwärmt oder einen Winter ohne Brut überwintert.
-Cremater schmidti
Crematogaster schmidti lebt wie die sehr ähnliche Crematogaster scutellaris in totholz und bildet wohl recht große Kolonien.
Wir haben sie allerdings im Gegensatz zu C. scutellaris nur im Norden Istriens, einige Kilometer vor Umag gefunden und dort ebenfalls nicht so oft wie C. scutellaris. Über die Unterschiede zu Crematogaster scutellaris lässt sich an dieser Stelle nicht viel sagen, der offensichtlichste und wohl auch einer der wenigen optischen Unterschiede ist wohl der rote Thorax von C. schmidti.
Die Größe und das Verhalten beim Behelligen (auch hier reicht eine Berührung zur Massenpanik) sind gleich.

Da es uns aber gelungen ist ein kleines Volk zur näheren Erforschung dieser Art mitzubringen werden wir, genauer Phil bei dem die Tiere zur Zeit sind, euch berichten können was an dieser Art dran ist.

-Crematogaster sordidula
Crematogaster sordidula ist die einzige Erdbewohnende Crematogaster Art in Istrien und auch die kleinste der vier Arten.
Wir haben sie oft unter Steinen gefunden, oft mit anderen Ameisen unter einem Stein.
Zunächst hielten wir C. sordidula wegen der geringen Größe für eine andere kleine Art, erst als wir es durch zufall geschafft haben sie zu erzürnen und dann bemerkten, dass sie wie für Crematogaster typisch ihre Gaster emporstreckten fiel uns auf was wir da gefunden haben.
Die Tiere erinnern im Verhalten sehr an Meranoplus, sie sind sehr langsam und scheinen sich nicht besonders für andere Ameisen zu interessieren, scheinen sich ganz auf ihre chemische Abwehr zu verlassen. Selbst als wir Steine umdrehten unter denen Nester waren gerieten die Tiere nicht in Stress oder Panik, sie griffen uns auch kaum an.
Wegen diesem Verhalten waren sie eigentlich meine liebste Crematogaster Art.
Die Art sollte auch polygyn sein, dazu kann ich allerdings nichts sagen, da ich nie auch nur eine Königin zu gesicht bekommen habe.
Sie sind auch sehr hübsch.

Einige Male fanden wir diese Art auch auf Feldern ohne Steine.
Die Ameisen haben Grashalme und kleine Ästchen als Straßen benutzt und sogar überdacht, was dann äußerst interessant aussah.
Diese Crematogaster verstehen es einfach Nester zu bauen.

Der Sinn dieser Türme ist mir allerdings nicht klar geworden, da dort keine Brut gelagert wurde oder ähnliches, es war einfach nur eine übertunnelte Straße.

Gattung Camponotus
In den Steppen Istriens konnten wir einige Camponotus Arten finden, allerdings seltener als wir gehofft haben.
Viele Arten haben wir auf Bäumen gefunden. Wenn ich mich nicht irre haben wir außer Camponotus vagus alle für Istrien nachgewiesenen Arten gefunden. Camponotus vagus kommen leider kaum bzw garnicht in Steppen vor.
-Camponotus truncatus
Camponotus truncatus war in Istrien um ein vielfaches öfter anzutreffen als hier, so große Kolonien wie in Istrien habe ich hier auch noch nie gesehen. Die Kolonien hatten einige hundert Tiere und zahlreiche Filialnester.
Es war außerdem eine der wenigen Arten die neben großen Crematogaster Kolonien gelebt hat.
Interessant war auch zu sehen, dass einige Filialnester nur Stöpselkopfmorphen hatten.

Eine sehr schöne Ameise mit sehr unauffäliger Lebensweise.
Diese Art haben wir wenn ich mich nicht irre viel häufiger im Süden gefunden als im Norden, dies ist aber wahrscheinlich ein bedeutungsloser Zufall und liegt wahrscheinlich an den von uns aufgesuchten Orten.
-Camponotus fallax
Camponotus fallax ist eine rein Baumbewohnene Art, wir haben sie selten angetroffen.
Wenn ich mich richtig erinnere haben wir die nur zwei mal im Süden gefunden, allerdings größere Kolonien mit einigen Filialnestern.
Die Art hat eine einheitlich schwarze Färbung und war in den Steppen nicht vertreten, wir haben sie auf einer Lichtung in einem etwas feuchterem Wald gefunden, dieser war beinahe mit unseren Wäldern zu vergleichen.

Da diese sehr flinken Ameisen leider nur schwer zu knipsen sind haben wir nur ein einziges gutes Foto aus einer Fangbox machen können.
-Camponotus dalmaticus
Camponotus dalmaticus ist eine rein holzbewohnende Art, sie kommt zwar ab und zu auch im Boden vor, allerdings fanden wir sie nur in Totholz, ich vermute, dass sie nicht garkeinen reinen Erdnester haben.
Im Gegensatz zu Camponotus fallax war C. dalmaticus deutlich öfter anzutreffen und ist nicht wie C. fallax trist schwarz sondern hat einen auffallend schönen rot-schwarzen Thorax.

Wie für Camponotus typisch haben sie schon Geschlechtstiere für den nächstjährigen Schwarmflug gehabt

Wie hier zu sehen ist die Königin im Gegensatz zu den Arbeiterinnen komplett schwarz.
Camponotus dalmaticus haben wir öfters auf Steppen gefunden, allerdings auch in einem feuchteren Wald.
-Camponotus lateralis
Camponotus lateralis ist eine eher seltene aber auch eine der interessanteren Camponotus Arten Istriens.
Bei dieser Art wurde beschrieben, dass sie die Straßen von Crematogaster scutellaris nutzen und deren Futterstellen nutzen.
Dies konnten wir leider nicht beobachten, da kaum Crematogaster scutellaris Straßen vorzufinden waren, außerdem haben wir Camponotus lateralis nur ein oder zwei mal finden können, einmal davon im Boden, deswegen nehme ich an, dass sie nicht wie C. dalmatius an Holz gebunden sind. Sie kommen aber ebenso in Holz vor.
Kopf und Thorax von den Arbeiterinnen ist rot, Gaster ist schwarz. Damit ahmen die Arbeiterinnen wohl Crematogaster scutellaris bzw schmidti nach, um auf deren Straßen schlechter erkannt zu werden, oder aber um mit ihnen verwechselt zu werden und so für andere Ameisen und andere Tiere unatraktiv zu wirken.

-Camponotus piceus
Leider fanden wir keine wirklichen Nester von C. piceus, da diese wohl lose in der Erde sind und nicht unter Steinen wie die der meisten Ameisen in der Steppe. Das macht die Nester dieser Art ungemein schwer zu finden, vorallem wenn der ganze Boden dicht mit Gebüsch und Gras bewachsen ist.
Arbeiterinnen haben wir allerdings ein paar mal gesehen.
Hier ein Foto einer Arbeiterin von einer unserer nächtlichen Wanderungen, wegen dem Blitz scheint sie etwas blau, in Wirklichkeit ist sie allerdings schwarz.

Einmal haben wir wohl auch durch zufall ein Nest getroffen und ein Männchen zum Nestverlassen gebracht, ein Nachzügler kann es um diese Jahreszeit nicht mehr sein.

Zum Abschluss von Teil eins meines Berichtes hier eine Aussicht aufs Meer die man von unserem Zeltplatz aus hatte.
Bild wegen Löschung durch externen Hoster nicht mehr vorhanden.




















Danke an J. Trager aus dem Antfarm-Forum.
Danke, dass Du uns auf diesem Wege mit auf Eure Reise genommen hast. Das Foto mit der Gottesanbeterin ist Euch toll gelungen - netter Schnappschuss! War bestimmt eine tolle und für euch als Ameisenhalter eine spannende Reise. Bei Eurer nächsten Reise sind wir auch gerne wieder mit dabei! 

<3 
