In den Osterferien sind Phil und ich wieder nach Istrien aufgebrochen, dieses Jahr war unsere Gruppe noch bereichert durch Antfriend.
Wir haben wieder die Steppen Istriens ins Auge gefasst. Obwohl wir einige bekannte Orte aufsuchten bot sich uns ein anderes Bild als letztes Jahr im Herbst. Viele Arten die wir letztes Jahr nicht finden konnten, sind uns dieses Jahr extrem oft aufgefallen.
Allerdings waren Straßen von Crematogaster und Messor noch nicht zu sehen, obwohl es am Tag mindestens 21°C warm war, was mit der knallenden Sonne dort teilweise schon am Rand des Erträglichen ist.
Mit den Erfahrungen des letzten Jahres gelang es uns ein viel weiteres Artenspektrum zu finden und unsere Zeit einfach generell effektiver zu nutzen. Dies ist wohl einer der Vorteile, wenn man bekannte Orte aufsucht. Es gab weniger Probleme mit der Koordination und dank großzügiger Ausrüstung (Kühlbox, Handschaufel etc.) war der Aufenthalt nochmal viel angenehmer. Die angewachsene Gruppe hätte man sich glaube ich nicht besser wünschen können denke ich. Alles lief also ohne größere Komplikationen ab. Urlaub durch und durch eben.
Was die Ameisen angeht ist die Artenvielfalt im Frühling doch tatsächlich etwas größer als im Herbst.
Besonders interessant waren oft kleine Eichen mit sehr wachsigen Blättern. Sie scheinen das bevorzugte Ziel von Gallenwespen zu sein und haben viel Totholz auf sich, trotz ihrer geringen Größe. Dank ihrer vollsonnigen Lage bilden diese Bäumchen den perfekten Lebensraum für eine Vielzahl von termophilen Lebewesen, vorallem von einer vielzahl termophiler Ameisen.
Hier bei der Untersuchung einer dieser kleinen knochigen Eichen Antfriend und Phil. Man beachte die hier weit verbreiteten Eichen im Hintergrund, der Unterschied ist nicht von der Hand zu weisen.
Vorallem findet man auf solchen Bäumchen leider gigantische Crematogaster Kolonien.
Auf dem leider sehr ungelungenen Bild ist eine sehr hübsche Vertreterin der Wespen zu sehen, oft bot sich ein eben so lebendige Welt von Wespen wie von Ameisen.
Leider kenne ich mich mit Wespen absolut garnicht aus. Im Gegensatz zum Herbst war der Boden der meisten Steppen mit Aushüben verschiedener solitär Bienen und ähnlichem. Diese vielen winzigen Nesteingänge haben es oft unmöglich gemacht Nester von vielen Ameisen zu erkennen.
Mehr von "nicht-Ameisen" später.
Die Steppen sind in der Regel so wie auch im Herbst, viel trockenes Gras und Steine, wo kein harter Lehmboden ist. Manchmal auch Haufen von Totholz.
Die Ameisen Istriens in Frühlingslaune!
Pheidole pallidula
Im Gegensatz zu letztem Jahr haben wir diese kleinen Ameisen in verschiedensten Farben vorgefunden; von hell gelb bis zu einem sehr dunklem, fast schwarzem Rot.
An lokale Beschränkungen kann ich mich nicht mehr genau erinnern, meiner Meinung nach waren sie allerdings vorhanden.
Zu den Farbmorphen werde ich Fotos liefern wenn ich wieder an meinem eigenen Laptop sitze.
Zu dieser Jahreszeit ziehen die Tierchen gerade ihren kugelrunden Geschlechtstierlarven auf.
Wir haben an einer Stelle auch eine polygyne Kolonie finden können. Zu der Kolonie wird es mit etwas Glück auch einen Haltungsbericht geben.
Von der "Jagd"- bzw Tragemethode war Phil besonders angetan.
Die kleinen Ameisen tragen ihre Beute wenige mm Bruchteile über dem Boden um sie schneller ins Nest zu transportieren.
Der einzige Sinn, neben der Verteidigung, der Soldaten ist es Nahrung, in dem Fall Wurst, zu zerschneiden und in Transportgerechte Stückchen zu bringen.
Plagiolepis
Plagiolepis sind sehr kleine Ameisen, gerade mal einen mm lang und schwarz. Wegen ihrer geringen Größe kaum zu sehen, geschweige denn zu fotographieren oder genauer zu bestimmen.
Die Ameisen sind extrem passiv. Größere Ameisen nehmen sie kaum wahr, einmal fanden wir sogar eine Camponotus vagus Königin in einem Plagiolepis Nest.
Diese winzlinge hielten sich tatsächlich überall auf. Ob in Nestern von Camponotus vagus oder unter Kronkorken, die Nester dieser hoch polygynen Ameisen passen überall rein. Die kleinen Formicinen haben wir auch einige Male beim Pflegen winzigster Blattläuse beobachtet.
Auf diesem Foto nicht optimal erkennbar haben die Königinnen im Gegensatz zu den Arbeiterinnen eine etwas hellere Färbung.
Hier ist auf einer Blüte neben einem Camponotus fallax minor die geringe Größe gut zu erkennen.
Camponotus
-Camponotus vagus
Achja, Camponotus vagus, wie konnten wir sie im letzten Jahr übersehen?
Die riesigen haarigen und durch und durch schwarzen Vertreter der Formicinen lebten, so kam es mir vor, in wirklich jedem sonnenbeschienenem Stück Holz auf dem Boden. Allerdings am häufigsten riesige Kolonien.
In der Länge hinken sie Camponotus ligniperdus etwas hinterher aber die Bewegungen sind pfeilschnell.
Eine der schönsten Arten Istriens, wenn man mich fragt.
Man ahnt oft kaum wie viele Ameisen sich in so einem Baumstamm verstecken können.
Teil 2 des Frühlingsberichtes folgt wenn Zeit da ist!