Versuch etwas autarkes zu schaffen

Archivbeitrage aus den Unterforen "Einsteigerfragen" und "Diskussion und Fragen allgemein" aus den Jahren 2003 bis 2008.

Versuch etwas autarkes zu schaffen

Beitragvon Timae » 26. Feb 2007 22:23

Hallo,

ich bin seit längerem nach einem etwas anspruchsvollerem Biologieprojekt und habe dabei an ein quasi autarkes einfach strukturiertes Ökosystem gedacht... Da ein Flaschengarten mir allerdings zu einfach ist (quasi eine autarke Pflanze in einer Flasche ;) ) will ich versuchen dies mit Lasius Niger und einer Drosophila Population dazu zu schaffen. Ich meine damit dass die Drosophila die "Eiweißlieferanten" für die Ameisen darstellen. Allerdings fällt mir nichts ein was die fehlenden Kohlenhydrate ersetzen könnte, ich habe gelesen dass die Ameisen sich diese auch aus Blütenpollen holen können, allerdings gibt es keine mir bekannte Pflanze die das ganze Jahr lang blüht und zusätzlich für dieses projekt geeignet wäre... Meine Frage wäre deshalb ob jemand eine idee hätte wie man dieses Problem lösen könnte?
Würde mich sehr freuen wenn jemand einen Rat hätte ^^

PS: ums vorher mal zu sagen ich bin kein Tierquäler, sollte das Projekt auch nur das kleinste anzeichen eines Fehlers zeigen werde ich es sofort abbrechen... Will mich halt nur mal ein bisschen fordern ;)
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Beitragvon Fabian » 26. Feb 2007 22:27

Ameisen züchten ja auch Blattläuse, das wäre eine Möglichkeit, allerdings auch schwer zu realisieren, erstmal die Blattläuse bekommen, dann darf die Pflanze davon nicht eingehen und zu guter letzt ... wovon sollen die Drosophila leben? Die brauchen auch Kohlenhydrate, am besten in Form von Obst würd ich sagen .. nur wo soll das herkommen?
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Beitragvon Gaster » 26. Feb 2007 22:45

Hallo Timae und wilkommen im Forum!
Also ich glaube nicht, dass du es schaffen wirst, ein vollkommen selbstständiges System aufzubauen... Soll natürlich nicht bedeuten, dass du es nicht versuchen sollst. Hier also ein Tipp: Du könntest zur Versorgung mit Kohlenhydraten beispielsweise Macarange-Pflanzen anbieten. Diese haben auf den Blättern extraflorale Nektarien, an denen die Ameisen Nektar "abschlürfen" können.
Blattläuse würden glaube ich eher nicht funktionieren. Die Gründe dafür hast du ja schon selbst genannt, Fabian.
Was für eine Größe hast du dir eigentlich vorgestellt, Timae? Möchtest du das in einem kleinen Becken, einem ganzen Raum, oder sogar vielleicht in einem Gewechshaus machen? Falls du Platz dafür hast, könntest du größere Pflanzen einsetzen und an diese Rindenläuse setzen. Diese Verbindung hält in der Regel länger, als bei einer kleinen Pflanze.
Auf das Problem mit der Ernährung der Nahrung für die Ameisen habe ich auch keine Antwort. Du könntest es mit dem Pflanzen eines Apfelbaumes versuchen (@ Fabian :lol: ), aber ich glaube nicht, dass du soviel Platz opfern möchtest.
Wie du siehst gibt es da einige Probleme, die zu meistern wären. Aber lass dich davon nicht abschrecken, vielleicht schaffst du es ja doch anders.


MfG Jan
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Beitragvon Timae » 26. Feb 2007 23:14

Die Drosophila ernähren sich nicht ausschließlich von früchten sondern auch von abgestorbenen Pflanzenresten und jene mikroorganismen die diese pflanzen zersetzen --> im humus vermutlich ausreichend vorhanden ^^
ihr habt schon recht es gehört sehr viel glück dazu ^^ aber versuch macht klug (ch ausgesprochen ;)) und nein ein Gewächshaus steht mir leider nicht zur verfügung aber ein relativ großes Terrarium (700 liter).
@ gaster von den Pflanzen die du erwähntest habe ich noch nie etwas gehört und bei Wikipedia findet sich auch nichts:) haste nen paar speziefischere Infos über die ? Also Standort Wasser- und Lichtbedarf?
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Beitragvon earlant » 27. Feb 2007 10:00

Hallo Timae,

Vorab: Ich bin von Beruf Biologe, genauer Zoologe und Entomologe mit Spezialisierung auf Ameisen. Ich möchte Sie eigentlich nicht völlig entmutigen, aber meine Prognose ist schlicht: Es geht nicht!

Was verstehen Sie unter „autark“? – Die kommerziellen Fischgläser mit 1 Wasserpflanze und 2-3 Garnelen etwa sind luftdicht abgeschlossen. Der Sauerstoff soll von der Pflanze abgegeben werden. Energie fließt in das System ausschließlich in Form von Licht, das die Pflanze zur Synthese von Kohlenhydraten nutzt, zum Aufbau pflanzlicher Biomasse, die dann von den Garnelen wieder verwertet werden kann. Ein Spielzeug mit lebenden Bewohnern, das kaum mehr als ein paar Monate funktioniert.

Ein autarkes terrestrisches System dieser Art hat meines Wissens bisher niemand geschaffen. Es wäre auch zweifellos sinnvoller, mit nur ganz wenigen, 2 oder 3 ganz einfachen, Organismen zu beginnen, also beispielsweise einem Moos und ein paar Springschwänzen (Kleinstlebewesen wie Amöben und wahrscheinlich auch Milben wären im lebenden Moos zusätzlich zu erwarten).

In vergleichsweise gigantischem Ausmaß hat man vor Jahren in den USA das Projekt „Biosphere II“ durchgeführt, mit Millionenaufwand, mit „Meer“ und „Savanne“ und „Regenwald“ usw.. Es ist kläglich gescheitert! Nicht zuletzt haben sich auch Schadameisen eingenistet und erhebliche Probleme geschaffen.
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Auch für „Macaranga“ findet sich viel im Netz, unter genau diesem Stichwort, z.B.:
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Es sind tropische Bäume oder zumindest mannshohe Sträucher. Ein Gewächshaus wäre also schon von daher unabdingbar!

Schließlich müsste man beachten, dass für einen solchen Versuch die beteiligten Arten sehr genau ausgesucht werden müssten, man müsste über ihre Lebensgewohnheiten und Ansprüche sehr exakt Bescheid wissen!

Ameisen stehen fast 12.000 Arten zur "Auswahl". Die Gattung Drosophila umfasst mehrere Tausend Arten (Allein auf den Hawaii-Inseln gab es einst gegen 800 Arten. Durch dort eingeschleppte Ameisen - inzwischen fast 50 Arten - wurde ihre Zahl auf einige wenige reduziert; die meisten wurden von den Ameisen ausgerottet). Und auch die Pflanzenwelt umfasst nicht gerade wenige Arten.

Ich denke, unter Berücksichtigung dieser Fakten ist ein solches Projekt doch eher als Utopie zu betrachten.

mfG,
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Beitragvon Timae » 27. Feb 2007 12:00

Hallo,
Danke für ihren sehr ausführlichen und Fachkompetenten Post. Ich bin nun allerdings auch zu dem Entschluss gekommen das es schlicht unmöglich ist (unter autark verstehe ich im übrigen genau ein solches "system" wie sie unter der Frage beschrieben haben, also soetwas hatte ich vor) vorallem aufgrund von Schädlingen und Pilzen usw.
Ich bedanke mich trotzdem für den regen Andrang und werde dennoch alles so aufstellen wie geplant nur mit notwendigen Eingriffen von aussen also meinerseits :)
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Beitragvon kellogz » 27. Feb 2007 17:25

Weiss nicht ob es zum Therma passt, aber ich habe diesen Link letztens von einem Bekannten erhalten!

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MfG Kellogz
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Beitragvon HeldGoP » 27. Feb 2007 21:20

earlant hat geschrieben:........Die kommerziellen Fischgläser mit 1 Wasserpflanze und 2-3 Garnelen etwa sind luftdicht abgeschlossen. Der Sauerstoff soll von der Pflanze abgegeben werden. Energie fließt in das System ausschließlich in Form von Licht, das die Pflanze zur Synthese von Kohlenhydraten nutzt, zum Aufbau pflanzlicher Biomasse, die dann von den Garnelen wieder verwertet werden kannt.........
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Beitragvon delirium » 27. Feb 2007 21:43

Diese "Ecosphere" ist meines erachtens aber nur ein teurer Staubfänger. Über kurz oder lang stirbt das aus, wohl eher schneller als kürzer. Von daher keine Investition wert.

Auch wenn ich sowas gerne mal sehen würde...
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Beitragvon HeldGoP » 28. Feb 2007 00:02

immerhin gibt es in den ersten 6 monaten garantie falls alle viecher sterben.

ich find die dinger schon interessant seitdem es die gibt, aber der preis ist nicht wirklich gesunken.....
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Beitragvon Bastian79 » 1. Mär 2007 22:28

Ein (etwas zum oben genannten abgewandeltes) Schulbeispiel für ein solches System ist auch folgendes:
Luftdichtes Glas mit Wasser befüllt und besetzt mit Wasserpest und einigen wenigen(!) Wasserschnecken (evtl. Posthornschnecken oder Schlammspitzschnecken). Die Wasserpest liefert den Sauerstoff, die Schnecken fressen allerdings eher wuchernde Algen als die Wasserpest und der Scheckenkot wird durch Destruenten abgebaut und so die Pflanzen im Miniaquarium gedüngt.

Alles in allem nichts neues. Ich habe auch keine Ahnung was die "Lebensdauer" eines solchen Systems anbelangt. Auf jeden Fall wird es früher oder später zur Todesfalle für die beteiligten Organismen werden.
Sollte das nicht schrecken, könnte man sich auch Versuchsreihen bezüglich Dauer und Intensität der Lichteinstrahlung denken, wenn das ganze ein Biologieprojekt werden soll.

Fazit: Der "wässrige" Ansatz ist (wenn überhaupt) wohl dem "trockenen" Vorzuziehen. Dann gibts aber auch keine Ameisen.
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Beitragvon robert » 5. Mär 2007 13:45

na ja, was funktionieren würde wäre azteca und cecropia oder ähnlich ameise pflanzen kombinationen, wo beide in einer extremen symbiose miteinander stehen ...
wenn man es komplett isoliert macht, dann könnte man evtl. noch bodenorganismen einfügen (destruenten), die die abgestorbenen pflanzenteile wiederverwerten.
über eine stelle wo wasser kondensieren kann, kann dann aus der luftfeuchtigkeit "regen" gemacht werden.

das ist dann ein sehr einfaches system ohne räuber.

aber auf dauer funktioniert das auch nicht ... und außerdem kommt man auch an die azteca nicht besonders gut ran.
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Beitragvon earlant » 5. Mär 2007 15:50

Zum Thema Cecropia und Azteca steht hier etwas:

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Vielleicht für "Biosphere II" geeignet?

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