Pheidologeton diversus- Erfahrungen

Hier kann diskutiert und gefragt werden.

Pheidologeton diversus- Erfahrungen

Beitragvon Nazghoul » 10. Jun 2003 21:00

Ich habe mich entschlossen meine Erfahrungen mit meinen Pheidologeton diversus und intressante Beobachtungen hier in diesem Threat festzuhalten.
Sicher wird es den einen oder anderen intressieren.

Zunächst möchte ich einige allgemeine Infos erleutern:

Von den 45 bezeichneten Subspezies ist Pheidologeton nur mit einer im asiatischen Raum vertreten: Pheidologeton diversus. Sie sind in Südostasien beheimatet. Sie kommen für gewöhnlich in Malaysia, Singapur, Thailand und Indonesien vor. Sie sind in Japan in Ogasawara und den Nansei Islands zu finden. Die meisten Unterarten sind jedoch in den tropischen Breiten Afrikas, Australiens und Indiens beheimatet. Pheidologeton gehört zur Unterfamilie "Myrmicinae",
Knotenameisen (mit 2 knotehförmigen Stielchengliedern).

Pheidologeton diversus (P.d.) ist eine recht agressive Ameise, insbesondere die Soldaten. Gegenüber Brut und Königin haben sie einen außergewöhnliche starken Beschützerinstinkt.
Die Minor-Arbeiterinnen sind überraschend klein, zwischen 2 und 4 mm. Die Soldaten hingegen sind gewaltige und massive Tiere deren Größe zwischen 0,5 und 1,9 cm liegt. Ein Super-Major erreicht sogar Längen von über 2 cm. Die Königin schlägt jedoch selbst diese Kaste locker, mit einer Länge von bis zu 3,2 cm.

P.d. gehört nicht zu den Heeres-, Armee- oder Treiberameisen. Zwar führt diese Art auch Raubzüge durch, doch leben sie in permanenten Nestern. Diese werden auch nur verlassen wenn es unumgänglich ist. Also wie bei anderen Ameisen auch. P.d. legt Erdnester an die sich über 200 Quadratmeter erstrecken können. Diese Nester gehen jedoch nicht weit in die Tiefe. P.d. legt keine lebenden Nester (Biwak) an. Sollte das Nest gewechselt werden, erkunden Scouts die Umgebung. Haben diese einen geeigneten Unterschlupf gefunden beginnen die Arbeiterinnen die Brut und unverbrauchte Nahrung in das neue Heim zu bringen. Die hierzu gebildeten Straßen werden an bestimmten Stellen von Soldaten bewacht. Ist alles verstaut begibt sich die Königin ebenfalls zum neuen Nest. Sie wird dabei von mindestens 20 Super-Major Soldaten und einer Flut von Arbeitern geschützt. Diese reiten sogar auf der Königin um den Schutz noch zu erhöhen. Es wurde sogar schon beobachtet, das der Weg der Königin mit Sandwällen gesichert wurde.

Die Nester bestehen meist aus 2 - 3 gigantischen Kammern und unzähligen kleinen Kammern.
In der größten Kammer lebt die Königin extrem scharf bewacht von vielen Soldaten. Diese Kammer befindet sich meist nahe der Oberfläche um die Wärme zu nutzen. Weitere Hauptkammern sind die Brutkammer, Vorratskammer und eine Art Wachsaal in denen sich die Soldaten wie auch Geschlechtstiere aufhalten und ausruhen.

P.d. bildet auf der Suche nach Nahrung große Straßen aus tausenden Tieren, gesäumt von Soldaten. Auf dem Speisezettel steht fast alles. In Gefangenschaft ernähren sie sich buchstäblich aus dem Kühlschrank.
Sie nehmen Fliegen, Würmer, Schnecken, Grillen, Mehlwürmer, Haferflocken, Würstchen, Kekse, fettige Kost (besonders gerne!) tote Spinnen und Körnerfutter. Einiges von dem was diese Tiere vertilgen würde man mit Ameisen garnicht in Verbindung bringen. Die Kost muß auf jeden Fall abwechselungsreich sein. Immer das gleiche Futter kann Komplikationen verursachen.

Kleine Kolonien gehen zunächst nur mit 100 bis 200 Tieren auf Nahrungssuche. Meist am späten Nachmittag und in der Nacht. Wird die Kolonie nun mit vielen Insekten gefüttert wächst sie sehr schnell und sollte innerhalb von 5 bis 6 Monaten die 1000 überschreiten. Jetzt werden auch Soldaten produziert. Kurze Zeit später folgt der erste Super-Major. Nach 3 Jahren sollte die Kolonie 50 000 Tiere zählen. In dieser Zeit erreicht die Kolonie die "sexuelle Reife", d.h. es werden Geschlechtstiere produziert.

So, das war schon eine Menge Stoff. Nun zu meinen persönlichen Erfahrungen:

Ich halte die Kolonie in einem großen Aquarium, 1,30 m lang, 50 cm hoch und 40 cm tief. Steppenartige Einrichtung (Felsengestein, Zierhölzer und etwas Grün)mit einem trockenen Bodengemisch aus sehr feinem Kies und Aquariumssand. Außerdem kleine und grobe Steine. Durchscnittliche Temperatur beträgt 26 Grad. Wärend der Heizphasen (eine groß Heizschlaufe liegt im Sand eingebettet) steigt die Temperatur auf 28 Grad. Der Rand des Aquariums ist mit Pflanzenöl bestrichen. Ich konnte beobachten das die Tiere diese Barriere meiden. Sie tun sich allerdins sowieso sehr schwer an Glas zu klettern. Seit ich die Ameisen eingesetzt habe ist auch kein Tier mehr an der Scheibe hinaufgeklettert. Nur am Boden daran entlang gelaufen. Die linke Seitenscheibe wird von einem großen Gipsnest ausgefüllt das zur Hälfte unter der Erde liegt. Die Kammern des Nestes sind mit Sand ausgestrichen und etwas angefüllt. Das Aquarium ist zusätzlich mit einem feinen Netz überspannt. Links und rechts decken jeweils zwei angepasste Glasscheiben die Öffnung zu je einem drittel ab. Ein drittel bleibt zum Luft- und Wärmeaustausch frei. Auf den beiden Scheiben liegt eine Abdeckung mit Leuchtstoffröhre auf.

Ich bekam eine kleine Kolonie die aus einer Königin einem Super-Major und ca. 40 - 50 Minor Arbeiterinnen bestand.
Als ich das Reagenzglas öffnete und in das Aquarium legte begannen die Arbeiter sofort aufgeregt die Gegend zu erforschen. Ich bot sofort ein totes Heimchen an. Etwa eine Stunde später hatte sich die Aufregung gelegt und die Aufgaben waren klar verteilt. Einige Arbeiterinnen erkundeten das gesamte Becken, andere schafften Steine in das Reagenzglas. Eine kleine Straße hatte sich zum Heimchen gebildet und Abfall sowie tote Artgenossen wurden aus dem Reagenzglas entfernt. Der Major kam 3 mal ganz kurz zum Eingang, kehrte jedoch immer schnell zur Königin zurück.

Die Soldaten verfühgen nicht über diese imposanten zangenartigen Mandibeln die man bei Treiberameisen so oft sieht. Sie haben sehr große und massive Köpfe mit sehr kleinen Augen und sehr starke und breite aber nicht lange Mandibeln. Zwar sind sie starke und große Tiere, jedoch auch recht unflexibel und langsam.

In der Nacht hatte sich eine weitere Straße zu einem großen Stein mit vielen Löchern, Höhlen und tiefen Gängen gebildet. Die Arbeiterinnen trugen Eier und Larven in die Tiefe des Steines. Am nächsten Morgen blieb nur noch wenig zu tun. Etwa 15 Tiere versuchten mit viel Mühe eine riesige Larve (sicher ein Soldat) in das neue Heim zu verfrachten. Der Soldat wechselte wärenddessen schon hinüber. Als letztes begab sich die Königin hinüber. Begleitet von vielen Arbeiterinnen die auf ihr ritten.
Seit dem ist es recht ruhig. Einige Arbeiterinnen schaffen Sand und Kies in den Stein und eine Straße führt zu den toten Insekten und anderen Leckereien die ich anbiete. Ich teste derzeit aus was die Tiere nehmen und was nicht. Futter das nicht sofort abtransportiert wird, bedecken die Arbeiterinnen mit Sand. Den Soldaten habe ich seitdem nur einmal gesehen. Da brachte er etwas Abfall hinaus, besuchte kurz die Futterstelle und verschwand wieder.

Wow.....wer es bis hier geschafft hat ist echt tapfer!! :-)

Das war`s erst mal. Wenn sich wieder was intressantes tut werde ich hier sofort davon berichten.

Bis denne! :-)
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Beitragvon gonzobey » 11. Jun 2003 08:56

Hallo Nazghoul!

Ist schon BEINDRUCKEND!!!!!! Da schlägt doch das Ameisenliebhaberherz gleich höher, wenn man sowas liest.

Ich habe aber gleich einige Fragen:
1) Seit wann hast Du Deine Kolonie nun?
2) Ist sie sehr viel größer geworden (insofern man das "zählen" kann)?
3) Hast Du ein Foto von Deinem Formicarium, das wär die Krönung?
4) Wenn Du irgendwelche Quellen noch weisst - ist das ganz nett, wenn diese Info immer bei einem solchen Bericht steht. Dann können alle anderen, die auch diese Tiere irgendwann halten wollen oder sich nur so in das Thema einlesen wollen, hier und da mal nachschlagen und ihr Wissen vertiefen....
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Beitragvon Nazghoul » 11. Jun 2003 12:05

Also gonzobey, hier die Antworten:

1. Ich habe die Kolonie seit dem 05.06.2003.

2. Ich denke das sich die Kolonie in der kurzen Zeit natürlich noch nicht nennenswert vergrößert hat. Es ist allerdings auch sehr schwer zu beurteilen da ich nur die Aktivitäten außerhalb des Steines beobachten kann.

Im Moment liegt die Nahrungszone sehr nahe am Nest. Ich habe vor, wenn die Nahrung hier abtransportiert ist, das Futter wesentlich weiter weg zu deponieren. Wenn die Ameisen eine deutlich längere Straße anlegen bekomme ich unter Umständen einen besseren Überblick über den Zuwachs. Ich hoffe insgeheim natürlich auch darauf, das bei einer längeren Straße der Major zur Bewachung eingesetzt wird. Aber ich befürchte der wird weiter die Königin schützen. Vielleicht wenn der zweite Major geschlüpft ist. Das müßte dann grob in 19 Tagen sein.

3. Ja, ich fände es auch toll wenn ich Bilder zeigen könnt, nicht nur vom Formicarium sondern auch von den Tieren. Da hab ich nur zwei Probleme:
Zum einen ist mein Scanner im Moment kaputt. Aber ich könnte bei einem Freund einscannen.
Das zweite Problem ist schlimmer: Ich habe echt keinen Schimmer wie ich die Bilder hier im Forum zeigen kann!!!!
Bin leider kein großer PC-Kenner. :-(

4. Meine Quelle ist kein Geheimnis. Ich habe meine Infos im Internet zusammengesucht. Wenn man "Pheidologeton" in die Suchmaschiene gibt bekommt man eine ganze Menge teils sehr wissenschaftliche Berichte. Mit dem Zusatz "diversus" kann man es etwas auf diese Subspecies verdichten. Allerdings sind gut 98% der Seiten englisch oder in anderen Sprachen. Da ich gut Englisch spreche ist das kein Problem für mich. Aber man findet sehr viele Informationen. Kann jeder versuchen. Eine sehr intressante Page war da übrigends "Army Ants Online". Hier hat ein Halter ( Jonathan Yong ) sein umfangreiches Wissen über diese Tiere niedergeschrieben. Ich habe noch einige Bücher aus der Bücherei gehabt aber die Infos (wenn überhaupt vorhanden!) sind sehr allgemein und nicht sehr "erleuchtend". Ich bemühe mich im Moment noch um speziellere Literatur.
Ich habe mir also die wichtigsten Daten zusammengesucht und hier gebündelt wiedergegeben.


So gonzobey, ich hoffe ich konnte deine Fragen zu deiner Zufriedenheit beantworten.

Bis denne:-))
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Beitragvon Trajan » 11. Jun 2003 13:20

Also:1.Der bericht ist voll gelungen!(Ich will mehr!)
2.Hält deise Art denn keine Wanderzüge,denn das
würde dann doch zu Komplikationen führen,oder?
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Beitragvon Nazghoul » 11. Jun 2003 14:58

Die Raubzüge gehen vom Nest aus und reichen soweit wie es nötig ist um Nahrung zu finden. Die große Zahl von Ameisen dieser Gattung ist eine Anpassung an die Notwendigkeit bei einem festen Nest eine große Reichweite bei der Nahrungsbeschaffung zu erreichen. Zumeist werden erst Scouts ausgeschickt. Sind Nahrungszonen bekannt und reicht diese Nahrung aus, so führen die Straßen auch nur zu diesen Zonen. Ein weiterer Raubzug ist somit ein unnötiger Aufwand (zumindest theoretisch).
Da eine Nahrungszone im Formicarium "unerschöpflich" ist wird es mit großer Wahrscheinlichkeit nicht zu groß angelegten Raubzügen kommen. Es kann jedoch passieren das die Kolonie irgendwann aus dem Stein in das viel größere Gipsnest zieht.


Soweit die Theorie! :-))
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Achso

Beitragvon Trajan » 11. Jun 2003 18:41

Ich habe das deshalb gefragt weil ich gelesen habe das
es Ameisen gibt die eben ständig den Platz wechseln!




Übrigens:Wie wäre es wenn man diesem Thread den Status wichtig verleiht.
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Beitragvon Nazghoul » 11. Jun 2003 22:10

Da hast du auch richtig gelesen insoweit als es Treiberameisen betrifft. Hierzu zählt P.d. aber nicht. Pheidologeton diversus erwägt nur komplette Ortswechsel bei umweltbedingten Störungen oder anderen ungünstigen Veränderungen der Umstände im Bereich des Nestes, wie ganz normale Ameisen auch.
Allgemein gilt nur für Treiberameisen, je größer die Kolonie, desto größer der Nahrungsbedarf. Folglich erschöpfen die natürlichen Ressourcen schneller und die Tiere müssen früher weiterziehen. So kommt es das Kolonien die in die Millionen gehen kaum zum stehen kommen.

Mein Formicarium ist jedenfalls dreifach gesichert. Nur für den Fall! Ich mache mir aber nicht wirklich Sorgen. :-)

Na ja, ob dieser Threat wichtig ist weiß ich nicht. Ich schreibe ja praktisch nur meine Erfahrungen auf. Das mag manchen garnicht intressieren.

:-)))
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Beitragvon Andi » 12. Jun 2003 21:08

Hallo Nazghoul,
echt super dein Bericht!!
Wie sieht es bei dieser Art mit Parasieten aus ?
Das hatte mich eigentlich abgeschreckt .
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Beitragvon gonzobey » 13. Jun 2003 09:10

Hallo Nazghoul!!

Meine Fragen konnten zur vollsten Zufriedenheit beantwortet werden - ich würde aber vor Freude an der Decke kleben, wenn das mit den Fotos klappen könnte.

Apropos Fotos einhängen - ich werde mich in den nächsten Tagen mal darum kümmern, und Dir erklären wie das hier bei Antstore funktioniert (muss ich selber erst mal gucken). Dazu dann aber mehr in einem Extra-Thread, könnte ja auch andere interessieren.

Natürlich ist dieser Thread wichtig, danke für den indirekten Link und ein Interesse besteht sicherlich bei jedem, der sich mit Ameisen beschäftigt. Auch wenn er/sie diese Art nicht zu hause hält :o)
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Beitragvon Nazghoul » 13. Jun 2003 09:49

Nun Andi, ich habe mich wegen dieser und anderer Fragen an Prof. Buschinger gewendet.

Als Fazit kann gesagt werden:

1. Es sind keine übertragbaren Krankheiten oder Parasiten bei dieser Art bekannt. Was nicht heißt das es sie nicht gibt!!!!!!!!!!!!
Die Gefahr besteht auch nicht für den Menschen sondern für unsere heimische Flora und Fauna. Zwar können Pheidologeton nicht in Deutschland überleben doch bei einer Anzahl von verschiedenen Milben, Bakterien etc. besteht schon die Gefahr des Übersprungs. Diese Gefahr besteht ( theoretisch ) nur wenn P.d. in ihrer heimischen Erde angeliefert oder gar gehalten werden. Meine P.d. wurden in einem Reagenzglas ohne Erde geliefert. Aber eine Garantie ist das nicht!

2. Jeder der sich Exoten hält muß sich im klaren sein:

Diese Tiere gehören nicht hierher. Sie können unseren heimischen Gefahren sehr leicht erliegen da sie nie gelernt haben sie abzuwehren. Andersrum können sie hier etwas freisetzen mit dem unsere Umwelt aus den gleichen Gründen nicht fertig wird.

Somit müssen Kolonien, sollten sie stark erkranken mit heißem Wasser vernichtet werden. Auch dürfen sie ( wohl selbstverständlich!!!!!!!) nicht in unsere Natur entlassen werden!! Eventuelle Geschlechtstiere müssen, soweit man sie nicht an einen verantwortungsvollen Halter abgeben kann vernichtet werden!

Es ist mir bewußt das all dies die unschöne Seite unseres Hobbys beleuchtet, doch sie ist nun mal ein unbestreitbarer Teil des Ganzen. Insbesondere da es oft gerade die Exoten sind die auf Grund von Größe oder Verhalten unser Intresse wecken. Schon alleine weil sie durch die Gegebenheiten in ihrem Land ganz andere Strategien anwenden müssen.

Also Andi, wenn auch keine (der Wissenschaft bekannte ) Gefahr von P.d. ausgeht, so doch die allgemeine Gefahr aller Exoten. Wenn man diese aber isuliert von unsere Umwelt hält kann man trotzdem viel Freude an den Kleinen haben. Nur wie gesagt: Garantien gibt es keine.
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Bericht von der Pheidologeton-Front

Beitragvon Nazghoul » 15. Jun 2003 12:44

Die Tiere vertilgen im Moment viele tote Insekten. Das läßt vermuten das es im Moment eine große Zahl an Larven zu versorgen gibt. Pflanzliche Kost nehmen sie im Moment sehr wenig.
Es werden des öfteren Scouts ausgeschickt die die nächste Umgebung des Nestes erkunden. Der Major, der anfänglich selten bis garnicht zu sehen war taucht nun öfter auf. Wenn Straßen länger bestehen ( z.B. weil außerhalb des Nestes Insekten zerlegt werden ) läuft er regelmäßig die Wege ab. Er führt auch ab und an selbstständige Ausflüge durch, entfernt sich dann aber nicht sehr weit vom Nest. Auch der Bedarf an Wasser ist in den letzten Tagen stark gestiegen. Zur Wasserquelle hat sich nun eine permanente Straße gebildet. An die 10 Tiere sind nur mit Wassertransport beschäftigt.

Ich konnte feststellen das die Tiere nur ungerne Heimchen oder Grillen nehmen. Mehlwürmer und Stubenfliegen verweigern sie im Moment sogar völlig. Tote Spinnen hingegen scheinen extrem beliebt zu sein. Körner scheinen zwar ihr Intresse zu erwecken, es sieht jedoch so aus als ob sie damit noch etwas überfordert sind.

Der Vogelsand hat Komplikationen hervorgerufen. Es sind drei Arbeiterinnen gestorben. Prof. Buschinger vermutet das dieser Sand die Wachsschicht der Cuticula ankratzt und so die Tiere vertrocken läßt.

Insekten werden nach außen hin vollständig durch eine Körperdecke, die Cuticula (Haut, Integument) bedeckt. Es bildet das sogenannte Exoskelett, welches dem Körper Form und Stabilität bringt. Sie stellt ein Sekretionsprodukt der Epidermiszellen dar und ermöglicht den Arthropoden überhaupt erst ein Landleben. Die Cuticula kann entweder hart sein, wie im Falle der Skleriten (Platten) oder weich, wie bei den biegsamen Membranen, die die Sklerite verbinden.

Die Cuticula setzt sich aus 2 Komponenten zusammen:

- Chitin: Beim Chitin handelt es sich um ein monomeres
Acetylglucosamin.

- Inkrusten: Die Inkrusten setzen sich zusammen aus:
- Arthropodin (ein Protein, welches
Chitinmicellen verkettet),

- Sklerotin (ein Eiweiß, daß sehr dehnbar ist
und sich besonders in mechanisch stark
beanspruchten Teilen findet),

- Schwefel

- und manchmal Kalk. ( Nachzulesen bei Hyperlinks sind nur für registrierte Nutzer sichtbar - 9k )

Ich habe mitlerweile den Vogelsand entfernt und durch Aquariumssand ersetzt. Die Tiere fühlen sich nun sichtlich wohl. Der Sand wird sehr gerne zur Austattung des Nestes benutzt.

Bis denne :-)


Ich habe übrigends einige meiner Beiträge hier editiert und einige Infos ergänzt, hinzugefügt und korrigiert. Lesen lohnt sich durchaus. :-))
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Mist!!!!!

Beitragvon Nazghoul » 18. Jun 2003 09:06

Heute ist der Soldat durch einen Dummen Unfall eingegangen.
Er ist wohl irgendwann in den letzten Tagen bei einem Erkundungsgang vom oberen Rand des Nestes in eine Spalte zwischen Nestglas und Aquariumsglas gerutscht. Da die Soldaten unmöglich an Scheiben klettern können (das ist nun sicher), war eine selbstständige Befreiung nicht möglich.
Da die Scheibe an der das Nest liegt mit einem roten Tuch abgedeckt ist, habe ich von diesem Unfall nichts bemerkt. Habe mich nur gewundert das die Straßen nicht mehr bewacht wurden.
Nur durch einen Zufall habe ich mal hinter das Tuch geschaut und den Soldaten entdeckt. Er war noch am leben als ich ihn befreite. Die Arbeiterinnen bemühten sich ihn zu säubern und zu füttern aber er wahr schon zu schwach. Er kam selbstständig aus dem Nest und verendete bald.

Ich war echt sauer. Zwar hat der Tot des Tieres keinerlei Einfluß auf die Entwicklung der Kolonie aber es war immer sehr intressant wenn der Soldat auftauchte.

Na ja, ich weiß ja das noch eine Soldatenlarve gepflegt wird (es sei den die ist gestorben). So wird es wohl bald einen neuen Soldaten geben.

Sämtliche gefährliche Spalten habe ich abgedichtet, das passiert mir nicht noch mal!!!


Bis denne :-(
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Beitragvon Markus » 18. Jun 2003 17:27

Zunächst auch von mir Glückwunsch zu dieser FAQ, sie ist echt gelungen und ich finde es gut, welchen Einstz du inwestierst, um anderen Beobachtungen und Informationen zu bieten.
Doch nun mal eine Frage, wenn du das Tuch vor dem Nest abnehmen kanst, warum siehst du dann nicht selbst nach der Puppe?
Und noch der Tipp, Rote Folie zu verwenden, du kannst die Tiere im Nest besser sehen und erkennst es auch schneller, wenn z.B. etwas zu Trocken ist.
Wenn du die Folie anehmen können möchtest, nimm einfach eine nichtklebende.
Und noch ein Forschlag, wenn du mit der Funktion "Bearbeiten" deine Beobachtungen in den Text editierst, bleibt die FAQ übersichtlicher, aber das bleibt dir überlassen. ;-)
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Ups Markus! Nicht aufgepasst?

Beitragvon Nazghoul » 18. Jun 2003 21:59

Ich hatte geschrieben das die Tiere zunächst mal in ein größeres Lochgestein gezogen sind. Dort sind sie noch immer. Vermutlich werden sie dort auch bleiben bis die Kolonie wesentlich angewachsen ist. In diesen Stein habe ich natürlich keinen Einblick, so bleiben mir nur Spekulationen was in den Höhlen vorgeht.

Das mit der roten Folie habe ich nie aus den Augen verlohren. Habe aber noch keine gefunden die mir zusagt. Habe allerdings auch nicht so viel Zeit zu suchen. Bis es so weit ist tut es das Tuch auch.

Das Editieren hatte ich mir am Anfang auch überlegt. Dann dachte ich mir es wäre schöner und weniger umständlich wenn Forumsmitglieder auf neue Berichte direkt eingehen können und man sofort sieht was wohin gehört. Ohne erst die leidigen Zitate zu bemühen.
Aber im Grunde ist es mir egal. Wenn es die Leute oder der Server lieber in einem Stück haben möchten kann ich das auch so machen.

Bis denne :-)
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Doch aufgepasst ;-)

Beitragvon Markus » 19. Jun 2003 08:08

>Da die Scheibe an der das Nest liegt mit einem roten Tuch abgedeckt ist, habe ich von diesem Unfall nichts bemerkt.

>Ups Markus! Nicht aufgepasst?
Ich hatte geschrieben das die Tiere zunächst mal in ein größeres Lochgestein gezogen sind. Dort sind sie noch immer. Vermutlich werden sie dort auch bleiben bis die Kolonie wesentlich angewachsen ist. In diesen Stein habe ich natürlich keinen Einblick, so bleiben mir nur Spekulationen was in den Höhlen vorgeht.

Doch, ich habe aufgepasst, ich bezog mich aber auf den hier oben zitierten Satz, ich ging in der Annahme, dass sie ungezogen seien oder meintest du damit das Formicarium und nicht das Nest?

>Das Editieren hatte ich mir am Anfang auch überlegt. Dann dachte ich mir es wäre schöner und weniger umständlich wenn Forumsmitglieder auf neue Berichte direkt eingehen können und man sofort sieht was wohin gehört. Ohne erst die leidigen Zitate zu bemühen.
Aber im Grunde ist es mir egal. Wenn es die Leute oder der Server lieber in einem Stück haben möchten kann ich das auch so machen.

Man kann sehen, ob etwas in einem Beitrag editiert wurde, denn dieser wird nach meiner Erfahrung auch nach oben gesetzt, und wenn dann noch kein "neu-Pfeil" vorhanden ist, ist klar, dass etwas editiert worden ist.

>Das mit der roten Folie habe ich nie aus den Augen verlohren. Habe aber noch keine gefunden die mir zusagt. Habe allerdings auch nicht so viel Zeit zu suchen. Bis es so weit ist tut es das Tuch auch.

Wenn ich das jetzt richtig verstanden habe, verdeckst du nicht das Nest, da es im Boden ist und nicht abgedeckt werden muss, dann brauchst du aber auch nichts anderes abzudecken, dies ist eigentlich nur bei Nestern nötig.
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