Holznest-Ytongnest Kombi

Tipps und Ideen zum Formicarienbau

Holznest-Ytongnest Kombi

Beitragvon Scyza » 3. Jun 2008 20:44

So, ich wollte mal mein neu eingerichtetes Formicarium (für Formica sanguinea) vorstellen! Achtung, habe recht viel geschrieben zu den einzelnen Punkten, so dass andere Nestbauer sich evtl Anregungen holen können. Wer zu faul ist zu lesen kann sich auch einfach die Bilderchen anschauen ;)


Hintergrund

Ich hatte leider bei der ersten Einrichtung meiner Ameisenbehausung einige Fehler gemacht, die denke ich das Wachstum meiner Kolonie behinderten, daher hatte ich mich entschieden, das gesamte Becken nochmal auszumisten. Falls jemand wissen möchte, wie das alte Becken aussah und was im Detail die Gründe waren für den "Tapetenwechsel", kann in diesem Thread nachlesen:

http://www.antstore.net/viewtopic.php?t=8437


Zwangsumsiedlung

War nicht ganz einfach, die Ameisen erstmal überhaupt umzusiedeln - zur Neu-Einrichtung mußten sie ja schließlich aus dem Becken raus! Da es meiner Meinung nach aber notwendig war, bin ich recht radikal vorgegangen: Ich habe ein verdunkeltes RG ins Becken gelegt und die rote Folie des alten Nests abgenommen. Die Tiere zogen zunächst unter eine Schieferplatte, daraufhin habe ich das alte Nest komplett verstopft und die Schieferplatte herausgenommen, so dass sie dann notgedrungen in das RG zogen.

Für einen Tag mußten sie dann samt RG in Mutters gute Auflaufform ziehen, während ich ihr neues Zuhause eingerichtet habe. ;)


Holznest

Das neue Zuhause meiner Schützlinge wollte ich möglichst artgerecht einrichten, daher hatte ich mich für ein Holznest entschlossen. War einige Arbeit das gute Stück anzufertigen, da ich mir schlauerweise wohl ein recht hartes Stück Holz aus dem Brennholzvorrat meiner Nachbarin herausgekramt hatte und in unserem Werkzeugkeller auch nicht viel zur Bearbeitung von Holz da ist. Mein Vater war so nett mir beim Durchsägen des Holzblocks sowie dem Fräsen der Löcher zu helfen, hätte mit einem Holzmeißel wohl ein paar Jahre gedauert. Mangels passenden Werkzeugs wurden ein Fräsaufsatz für die Bohrmaschine, eine Schleifmaschine und Metallbohrer verwendet. ;)

Ist wirklich SEHR viel schwieriger als die Bearbeitung eines Ytongs, den man ja praktisch mit jedem spitzen Gegenstand bearbeiten kann.

Die 5 Kammern des Nests sind nicht besonders groß geworden (Durchmesser ~3cm), da wie gesagt passendes Werkzeug fehlte, jedoch sind sie zwischen 4-6cm tief, so dass dennoch einiges an Platz da sein sollte!

Anschließend habe ich noch eine Plexiglasscheibe mit einer Laubsäge zurechtgeschnitten und an die Vorderseite des Nests geschraubt - allerdings nachdem ich das Holz bei ca 170° für eine gute Stunde gebacken hatte, um sicherzugehen, dass sich nichts mehr verzieht durchs Trocknen und um eventuelles Viehzeug abzutöten. Da direkt rotes Plexiglas verwendet wurde, musste keine Folie angebracht werden.


Der Nachteil von Holznestern

Bei Internetrecherchen hatte ich festgestellt, dass man Holznester aufgrund der Schimmelgefahr nicht bewässern darf. Daher mußte ich noch eine ergänzende Nest-Alternative anbieten, die bewässert werden kann. Rein theoretisch sollten die Ameisen dieses für Königin und Eier nutzen, das trockene Holznest dann für Puppen.

Hier wollte ich zunächst, da es am natürlichsten ist, einfach ein Erdnest anbieten - also schlichtweg an einer Stelle im Becken genug Erde aufschütten, dass gebuddelt werden kann, und dort befeuchten. Diesen Ansatz habe ich jedoch wieder aufgegeben, da ich gern Waldboden verwenden wollte und gelesen habe, dass hier die Schimmelgefahr durchs Bewässern recht hoch ist. zudem sollten laut einiger Seiten die beiden Nester eine Verbindung haben, also hätte die zu befeuchtende Erde nah am Holznest sein müssen, so dass auch dieses womöglich schimmeln würde. Also mußte etwas anderes her:


Ytong-Nest

Anstatt des Erdnests beschloss ich ein kleines, unterirdisches Ytong-Nest anzubieten. Den Ytong habe ich mit einem Fuchsschwanz zurechtgesägt, es ist ca 25cm lang, 10cm breit und 6cm hoch. Die zwei Kammern des Nests sind ca 1,5cm tief, an manchen Stellen mehr. An einer Seite schnitzte ich einen Graben zur späteren Bewässerung ein. Zur Bearbeitung habe ich hauptsächlich Messer und eine grobe Raspel verwendet. Außerdem habe ich noch an einer Seite ein Loch zu einer der Kammern mit einem Handbohrer gebohrt (und mit verschiedenen spitzen Werkzeugen auf die richtige Größe erweitert), hier wurde dann später ein Gummischlauch als Verbindung zum Holznest angebracht.

Die Plexiglasscheibe zum Abdecken habe ich angeschraubt, habe aber wohl die falschen Schrauben genommen, sie sitzen recht locker (ich denke, es hätten welche mit größerem Gewinde sein müssen). Macht aber in meinem Fall nichts, da der Ytong ohnehin hingelegt wird.

PTFE

Dieses verfluchte Teufelszeug. Habe das komplette Becken mit Folie und Tonnen von Klebeband versucht dichtzukleben, so dass wirklich nur der oben freigelassene Rand PTFE abbekommt. Ist aber mal wieder nicht gelungen, konnte anschließend wieder das ganze Becken auswischen, da an einigen Stellen PTFE-Lösung heruntergelaufen war.

Das PTFE selbst hatte ich mit ca 100ml Wasser verdünnt und mit einer Spritze aufgetragen, da es ja in der Anleitung heißt es müsse hauchdünn und gleichmäßig aufgetragen werden.


Einrichtung

Um (hoffentlich mit Erfolg) zu verhindern, dass die Ameisen an irgendwelchen Stellen im Becken buddeln, habe ich unter der Erdschicht im ganzen Becken eine Schicht feinen Kies eingestreut. Da ich nicht wollte, dass diese außen am Beckenglas sichtbar ist, habe ich einen Papprahmen gebastelt, der ein wenig kleiner ist als der Beckeninnenraum, und zunächst aussen eine Erdschicht, innen im Papprahmen die Kiesel eingestreut. Dann die beiden Nester rein und miteinander verbunden, Erdschicht drüber, und den Papprahmen wieder herausgezogen. Hat mit mäßigem Erfolg geklappt, an der ein oder anderen Stelle sieht man die Kiesel noch.

So ziemlich alles, was sonst noch im Becken ist (Steine, Äste, Rinde, Erde, Wurzeln, Moos etc etc) habe ich aus dem Wald geholt, gerupft, ausgebuddelt und anschließend bei ca 170° für eine Stunde abgebacken.


Das Ergebnis

... könnt ihr unten betrachten!


Gruß
Stefanie
Dateianhänge
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Scyza
 

Beitragvon Deep-Thought » 3. Jun 2008 21:15

Wow, sieht wirklich toll aus.
Vor allem wie du die einzelnen Probleme umgangen hast.
Holz und Ytong als Kombi. Genial.
Und Ytong mit Waagerechen Nestern so das nirgendwo was in Spalten fallen kann.
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Beitragvon ogh35d0 » 4. Jun 2008 18:14

Ist das immernoch das 60x30x30 Formicarium, scheint mir etwas kleiner zu sein ? Aus welchem Material genau ist der Boden gemacht ? :>
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Beitragvon Scyza » 4. Jun 2008 21:05

@Deep-Thought: Danke :)

@ogh35d0: Ja, ist immernoch das 60x30x20 Becken, vielleicht wirkt es kleiner wegen dem großen Stück Holz? Wenn man davorsteht wirkt es allerdings eher geräumiger als vorher, finde ich, da nicht mehr alles mit Ytong gefüllt ist ;)

Der Boden ist einfache Erde, die ich ausm Wald ausgegraben habe, darunter ist eine Schicht Kies, damit den Ameisen keine zu guten Buddelmöglichkeiten geboten werden.
Scyza
 

Beitragvon [DWH] S13gfried » 12. Jun 2008 11:51

echt geil, dein anderes sah schon hammergeil aus, aber das toppt es ;-)


Lasius niger machen sich nicht viel aus holz, oda?
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Beitragvon Mikado » 23. Jul 2008 02:04

Ich bin auch noch Anfänger und Kämpfe seit heute mit meiner Königin aber anderen Berichten habe ich von der Milben-Gefahr gelesen, wobei ich Bedenken habe bei der Walderde oder hast du sie im Hofen oder mit kochendem Wasser bearbeitet oder braucht man sich sogar keine Gedanken machen?
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Beitragvon ronnie86 » 23. Jul 2008 08:56

Das ist wirklich ein schön gelungenes Nest,

Das mit der Ytong/Holz Kombi ist eine richtig gute Idee die ich mir mal im Hinterkopf behalte für meine Camponotus ligniperda ;)
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Beitragvon Scyza » 23. Jul 2008 11:59

@Mikado, ich habe die Erde und alles was sonst aus der Natur entnommen wurde bei 180° im Backofen abgebacken. Allerdings muss ich sagen, viel genützt hat es nicht, ich hatte trotzdem von Anfang an so kleine weiße Tierchen in der Erde. Diese sind aber scheinbar harmlos, zumindest tun sie den Ameisen nichts, ich sehe sie nur des öfteren an tierischen Futterresten.

Vielleicht hatte ichs auch einfach nur nicht lange genug im Backofen, obwohl ich echt nicht gedacht hätte, dass irgendwas 30 Minuten lang 180° überleben kann ;)


Ronnie, danke ^^ Im Nachhinein, gerade jetzt wo die Tiere vor ein paar Tagen endlich ins Nest umgezogen sind, wünschte ich mir allerdings, ich hätte die Kammern nicht an der Seite, sondern wie beim Ytong nach oben gemacht.

Wäre besser zu beobachten gewesen und hätte verhindert, dass sie Dreck zwischen Holz und Scheibe bekommen (ich weiß nicht wie sie das immer schaffen, das Plexiglas ist eigentlich bombenfest angeschraubt *g*)
Scyza
 


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