Die nervigen Neulinge

Archivbeitrage aus den Unterforen "Einsteigerfragen" und "Diskussion und Fragen allgemein" aus den Jahren 2003 bis 2008.

Die nervigen Neulinge

Beitragvon Mudder » 11. Dez 2007 11:39

Hallo,
nachdem ich Ameisen schon als Kind interessant fand und nun seit 15 Jahren darauf warte das mal Sim Ants 2 auf den Markt kommt bin ich nun ehr durch Zufall in euer "Milieu" geraten. :wink:
Ich war schon mehrmals am überlegen ob ich mir so eine Ameisenfarm zulegen soll doch ich hatte mich nie intensiv damit beschäftigt. Doch nachdem ich mir nun mehrere Tage diverse Foren (mehr oder weniger) durchgelesen habe, möchte ich mir zum Frühjahr doch mal eine Kolonie zulegen.

Aber auch wenn ich mir nun viele Threads und Beiträge durchgelesen habe, so möchte ich doch noch einige Dinge wissen.

Tag/Nachtwechsel
Wie intensiv reagieren die Ameisen auf den Tag/Nachtwechsel. Damit meine ich nun nicht die Nachruhe die (die meisten) Ameisen einlegen sondern wie reagieren sie dabei auf Licht. Gehen die Tiere schlafen sobald es dunkel im Raum wird oder verlassen sie sich auf Ihren Instinkt? Frage ist eben weil ich fast immer bis 1 Uhr oder länger aktiv bin und entsprechende Beleuchtung an habe. Stört das die Tiere, (Ok im Bau mit der roten Folie dürfte es ja dunkel sein) oder verlegen sie Ihren Schlafzyklus sogar nach hinten?

Nesttyp
Es gibt ja schon fast kleine Wettbewerbe wer das schönere Formicarium hat. Ich schwanke ja zwischen einer Farm wo die Tiere natürlich buddeln können und einem Ytong-Appartement. Frage ist, kann man das nicht auch kombinieren? In Bauanleitungen findet man ja schon Ytong-Nester wo mit Schiebereglern die Größe nachträglich erweitert wird. Aber kann man diese Ausbauflächen nicht z.B. mit Erde/Sand füllen damit die Tiere nachträglich das Nest erweitern können. Ok man müsste wohl mit Sichteinschränkungen rechnen doch da ich noch nirgends solch eine Methode im Forum finden konnte möchte ich einfach mal fragen ob das überhaupt Sinn macht.

Ytong-Bewässerung
Ich habe zwar nun mitbekommen das man mit dem Ytong und deren Poren-System offenbar ein Nest "bewässern" kann. Doch wirkliche Infos habe ich darüber nicht gefunden. Dient das wirklich als Trinkquelle für die Tiere wenn die Wände feucht sind oder wie funktioniert das?

Geruchsentwicklung
Wenn man ein Deckel oben drauf hat dürfte das sicher das kleinste Problem sein, doch wie schaut das allgemein mit der Geruchsentwicklung der Tiere aus? Wenn ich mir die ins Wohnzimmer stelle möchte ich nicht unbedingt eine kleine Armee aus "Alten Socken"-Trägerinen haben - auch wenn ich fast immer das Fenster offen habe.


Mir fallen auf Eure Antworten sich noch ein paar Fragen ein doch aktuell möcht ich erst mal Eure Antworten abwarten.
Mudder
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Beitragvon Dr.House » 11. Dez 2007 12:19

Naja, scheinst dich ja ganz gut eingelesen zu haben soweit ^^ Insofern, gehörste nicht zu den nervigen unter den Neulingen ^^

Für die meisten Fragen ist es wichtig zu wissen für welche Arten du dich entschieden hast ... die sind alle so verschieden ^^
Aber wir gehen mal von einer einheimischen Art aus, denn jeder sollte mit so einer Art anfangen um die Grundlegende Haltung kennen zu lernen und auch Anfängerfehler lieber bei so einer Art machen.

Als zum Tag/Nacht wechsel ... hmm, ich habe noch keine wissenschaftliche Arbeit gesehen, die das erforscht hätte und ob z.B. Mondzyklen Simulationen nötig sind (gibt in der Aquaristik und Terraristik viele Tiere die das benötigen z.B. zum brüten)
In der Haltung wird soweit man hier im Forum sehen kann, kaum Wert darauf gelegt und es zeigen sich zumindest keine offensichtlichen Probleme.

Das Nest kannste gestalten wie du willst ... aber wenn du den Ytong mit Erde füllst, dann haste im Endeffekt ja sowieso nen Erdnest ... du verlierst also die Vorzüge der besseren Sicht. Die Tiere verkleben dir halt u.U. die Scheibe. Prinzipiell ist es aber durchaus möglcih das zu machen, wird auch im Ameisenwiki teils empfohlen. Die Erdnester in farmen sind z.B. sehr schmal und beidseitig einsehbar ... bei größeren Kolonien bekommste dann sogar sehr gute Einblicke ... .

Der Ytong soll im Endeffekt ein feuchtes Millieu für Larven und Eier schaffen. Die Puppen benötigen es meist trocken ... so versucht man in der Haltung immer bestimmte Bereiche feucht und andere Trocken zu halten. Wasser sollte man dennoch auch extern anbieten ... die Tiere können auch teils selber sich um das nötige Klima Kümmern wenn man extern Wasser zur Verfügung stellt. Dennoch sollte man im nest auch etwas nachhelfen.

Die wenigsten Arten riechen. Lasius fulginosus soll nach Essig riechen, die Polyrhachis dives können in größeren Gruppen auch nach ihren Kampfstoffen riechen. Einige exotische Arten versprühen ihr Abwehrsekret bei Störung, dies kann natürlich auch riechen. Machen auch z.B. einheimische Waldameisen. Aber generell riecht man von den Tieren nichts, selbst die Exkremente von Lasius niger (auch wenn schwarz und irgendwie *bäh*) riechen nach garnichts. Es gibt dann sogar Wohlriechende Arten wie die Blattschneider ... liegt sicher auch daran, daß sie Rosenblätter und damit ätherische Stoffe über die Nahrung bekommen.
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Beitragvon Purifier » 11. Dez 2007 12:40

Also der Doc hat dir ja schon fast alles beantwortet. Ich will nur noch etwas auf den Tag/Nacht wechsel eingehen.
Bei meinen Diacamma rugosum kann ich beobachten das sie sehr aktiv sind wenn es dunkel ist. Sobald ich Mittags oder Abends nach Hause komme sind so 11 Arbeiterinnen (hab noch eine kleine Kolonie) im Becken unterwegs. Sobald ich allerdings das Licht anschalte rennen alle in das Nest.
Ich möchte jetzt allerdings auch nicht das gesamte Becken abdunkeln wegen der Luftzirkulation....

Naja ich werde mal beobachten ob es negative Auswirkungen hat auf die Kolonie.
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Beitragvon Mudder » 11. Dez 2007 12:45

Schon mal Danke für die schnelle Antwort.
Wenn ich mir nächstes Jahr eine Kolonie zulege dann wird es wohl die lasius niger werden. Die hab ich als Kind schon immer geärgert, wenn ich in ihre Sandtürme zwischen den Gehwegplatten Blumen gesteckt hab.
Nein aber das sind offenbar die bekanntesten und offenbar auch Neulings gerechtesten.

Wie das nun mit der Bewässerung bzw. der Feuchthaltung des Ytongs ist habe ich nun auch verstanden. Wobei mich hier noch interessieren würde in welchem Radius die "Wasserröhre" ausstraht. Die Wasserquelle sollte ja offenbar am "Rand" untergebracht werden, nur welches Gebiet bewässert sie hier noch?

Das mit der Erde im Bau werde ich mir dann noch einmal überlegen. Erst einmal will ich ein wenig rum experimentieren und schauen was sich aus den Steinchen machen lässt.
Gibt das die Acryl-Platten eigentlich auch normal im Baumarkt? Weil die Größen die hier im Shop angeboten werden finde ich etwas "unpassend".

Und dann noch eine Frage mit dem Wegebau.
Man sieht in diesen Kasten-Systemen die Schlauchanbindungen immer in recht luftiger Höhe (für Ameisen). Klettern die den Weg am Glasrand immer rauf und runter um z.B. vom Bau zur Arena und zurück zu kommen? Find ich persönlich recht "blöde" und als Ameise würde ich mir wohl auch zwei mal überlegen ob ich da was erkunde wenn diese komische Hand auch vor der Haustür füttert.
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Beitragvon Purifier » 11. Dez 2007 12:54

Ja Lasius niger ist perfekt für den Einstieg.
Wie weit das Wasser in den YTong einzieht hängt davon ab wie viel Wasser du in das Reservoir füllen kannst und ob du kleine Löcher gebohrt hast damit das Wasser auch tief in den YTong kommt. Aber unter normalen Umständen kann man so sagen das ca 1/4 des Y-Tongs befeuchtet wird. Ist aber wie gesagt abhängig von deinem Reservoir.

In der Farm schüttest du ja eh normal so viel Sand/Lehm ein das es bis kurz vor den Deckel geht, somit müssen sie nicht all zu hoch klettern. In der Arena kannst du ja einen kleinen Hügel basteln. Sie gehen zwar auch die Wände ohne Probleme entlang aber es ist wesentlich einfach für sie wenn sie einen Hügel oder einen Ast haben.....
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Beitragvon Dr.House » 11. Dez 2007 13:29

... bzw. die sollen sich erstmal garnicht angewöhnen auf meiner Scheibe rum zu tanzen ^^
Die Farm übrigens nicht sooo voll machen. Die schaufeln ja den ganzen Abraum nach oben und türmen immer weiter auf. Da hatten dann schon Leute ein Problem, daß der Deckel nicht mehr abnehmbar war oder die Bewässerung schwer wurde.
Im übrigen konnte ich schon sehen, wie sie solche Abstände zu den schlauchverbindungen überbrückt haben. meine Lasius niger haben eine Brücke aus Watte und exkrementen gebaut (sie hatten noch nichts anderes als Baumaterial) und ein 2tes mal haben sie einige Millimeter Müll (also Reste von Puppenhüllen und Futter) zu einer Rampe aufgeschüttet. keine Ahnung ob sowas absicht war, oder ob der Aufstieg zum Schlauch einfach zu beschwerlich war und sie deshalb einfach den Müll zufällig da abgeladen haben. Aber als die Rampe fertig war, haben sie diese auch benutzt und nichts mehr dort abgeladen ^^

Aber wie gesagt, gibt kaum Arten die es nicht über eine Glasscheibe schaffen würden ^^

Was den Ytong angeht ... also da sagt man so zwischen 1/4 und 1/2 der Länge sollte das Wasserreservoir sein. Es sollte aber noch nach außen und zu den Kammern ca. 2cm rum Platz sein, damit das Wasser nicht rausdrückt. Ist auch ne Ausprobier Sache ... man sieht ja recht gut beim Ytong wo es feucht ist und wo nicht ... einfach mal nen Probelauf machen.
Den Ytong gibt es ja in glaub 5 verschiedenen "Qualitäten", also wie groß die Porung ist ... die weichen also auch ziemlich voneinander ab. Eine Empfehlung kann ich dir da nicht geben. ich glaube, da hat bisher noch keiner so drauf geachtet und selbst hab ich mich da nicht durchgetestet ^^ Hab halt den genommen den ich am "schönsten" fand :D
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Beitragvon Mudder » 11. Dez 2007 14:32

Mit dem nicht so voll machen..
Ich werde mir wohl für das erste Nest ein Glas Apartment 30x20x20 cm holen. Da kann ich dann erst einmal schauen wie das alles funktioniert und wie die Tiere zu halten sind.

Da muss man der Königin dann nur beibringen das Sie nur am Rand buddeln darf/kann.

Ähm.. wie sieht das eigentlich mit der Bewässerung dieser Farmen aus? Hier reicht dann gelegentliches "bespritzen" um die Lehmmischung feucht zu halten?
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Beitragvon Stefan86 » 11. Dez 2007 14:44

die Königin wird schon wissen wo sie graben muss.

Zu dem Spritzen und der Befeuchtung des Beckens würde ich auch eine tränke anbieten, als Zusatz zur Wasser Aufnahme.
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Beitragvon Dr.House » 11. Dez 2007 15:10

Apartement ist so ne Sache ... keine Sorge, ist ansich nix falsch damit. Aber für die winterruhe musst du das komplette Becken frostsicher verpacken und in der Kälte aufbewahren. Da sind separate Nester etwas handlicher ... die kannst einfach abstöpseln. Kommt halt drauf an wie man es machen möchte.

hier mal ne anleitung zur Bewässerung einer Farm: viewtopic.php?t=4015

und die Königin buddelt vorallem dort wo es dunkel ist. Also kannste z.B. eine Seite der Farm offen lassen und die andere mit roter und darüber schwarzer(undurchsichtiger) Folie abdecken. So sollte sie ihre Gänge mehr in Richtung der Abdunkelung graben ... die Folien kannste mit Klettfüßchen ran machen und bei bedarf schnell ab und wieder hin machen.

das kannst auch noch lesen: http://ameisenforum.de/vbseiten.php?page=3

greetings
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Beitragvon Mudder » 11. Dez 2007 15:45

Das mit den getrennten Nestern und diesen Kabelverbindungen finde ich jedoch doof. Diese Schläuche erinnern mich irgendwie mehr an den Chemie-Unterricht damals in der Schule. Und ich will das Nest eben auch verwenden um ein wenig Abwechslung und auch "Grün" in meine Wohnung zu bekommen.

Das mit dem Einwintern dürfte aber wohl bei den kleinen Apartments nicht das Problem darstellen. Wenn ich die Tiere im Keller einlagere dann dürften das um die 5°C sein (je nach Außentemperatur) und da die Temperaturen sowohl das Fensterglas als auch mein Basteltisch da unten aushalten wird sicher auch das Becken nicht zerspringen.
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Beitragvon Dr.House » 11. Dez 2007 16:31

Ja genau, das ist es ^^ Wenn du nen kalten und frostfreien keller hast, dann kannst es bequem da runterstellen. Andere, die nur eine Wohnung haben, ohne Keller. Die müssen alles abdichten und auf den Balkon stellen oder z.B. einen Ytong im Kühlschrank lagern ... . Aber du hast den Platz, dann ist ein Appartement auch kein Problem.
Übrigens, um die Schläuche kommste dennoch nicht rum ... auch wenn Lasius niger recht klein sind, dein Becken wirste nach 2, evtl. 3 Jahren dennoch erweitern müssen. Kannst ja nen grünen Schlauch wählen und Efeu drum rum machen oder irgendwas ... dann merkst es garnicht ^^ Oder schiebst 2 Becken ganz nah zusammen, dann kannst nen winzigen Schlauch nehmen ^^
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