Hallo NuEM,
Unseriös ist allenfalls, mir etwas zu unterstellen, was ich gar nicht gesagt habe! Mit keinem Wort habe ich das aktuelle Bienensterben mit dem Ausmaß der Gefahr für unsere Ameisen „gleichgesetzt“. Zurück zum Startpost und „Mensch ärgere Dich nicht“! Lesen Sie nach, was ich geschrieben habe.
Was Sie mit „Seuchenpotential“ meinen, erschließt sich mir nicht so ganz.
Bei der Varroa reicht im Prinzip ein einziges infiziertes Volk, um die Infektion z.B. auf die Hawaii-Inseln zu bringen. Den Rest erledigen die Bienen selbst, indem sie fliegend den Parasiten ausbreiten. Analog können fliegende Ameisen-Geschlechtstiere ein Virus oder ein Bakterium ausbreiten, das ihnen selbst vielleicht gar nicht schadet, das aber auf andere Arten übergeht, die ja gerne fremde Jungköniginnen fressen.
In Deutschland gibt es keine Bienen-Trucks, dennoch hat es die Varroa binnen weniger Jahre geschafft, sich über ganz Deutschland und die Nachbarländer auszubreiten. Sicher hat hier der Handel mit Bienenvölkern kräftig nachgeholfen.
Bei freilebenden Tieren wie Ameisen würde, nach Infektion einer begrenzten Population, die Ausbreitung langsamer gehen, einige Jahre, evtl. Jahrzehnte dauern (auch die Ansiedlung invasiver Arten wie der Fire Ant in Nordamerika hat bekanntlich eine „Anlaufphase“ von z.T. mehreren Jahrzehnten). Der Verkauf von evtl. infizierten Ameisenvölkern gleichzeitig an viele Orte in Europa vergrößert sowohl das Risiko, dass hie und da eine Infektion freigesetzt wird, als auch bei mehrfacher „erfolgreicher“ Freisetzung die Geschwindigkeit der Ausbreitung eines Erregers.
Wir sollten aber als denkende und vorausschauende Menschen doch auch überlegen, dass unsere Kinder und Enkel auch noch einen Anspruch auf eine möglichst (so weit überhaupt möglich) lokal intakte Natur haben, und sei es nur noch in Naturschutzgebieten. Diese Möglichkeit rauben wir den folgenden Generationen, wenn wir leichtsinnig die jetzt hier existierende Fauna gefährden. Das betrachte ich als verantwortungslos.
Über 100 verschiedene Arten, von denen jeweil nur ein Bruchteil von einer solchen "Seuche" betroffen werden würde, anstatt nur einer einzigen Art, die überall auf der Welt praktisch gleich empfindlich auf Parasiten reagiert.
- Hier haben Sie, glaube ich, etwas missverstanden:
Wir haben in D rund 110 freilebende, einheimische Ameisenarten. In Europa sind es gegen 190.
Von Händlern sowie Urlaubern wurden ausweislich der Angebote und Haltungsberichte bisher ca. 100-120 exotische Ameisenarten nach Deutschland gebracht, zum Teil „nur“ aus den Mittelmeerländern, viele aber aus weit entfernten Regionen.
Die Honigbiene hat ca.ein halbes Dutzend bekannte Krankheitserreger. Diese gehen nicht auf andere Arten über, so weit man weiß, denn hier gibt es keine anderen Apis-Arten.
Wenn jede ausländische Ameisenart im Durchschnitt auch nur halb so viele, sagen wir 3, Krankheitserreger und Parasiten mitbringt, so sind das insgesamt 300 Erreger-Arten. Ihnen stehen nicht null, sondern 110 potentielle Empfängerarten gegenüber, allein bei uns in Deutschland. Das ergibt rechnerisch 33.000 Übertragungsmöglichkeiten.
Hinzu kommt noch die Möglichkeit, dass z.B. ein Parasit einer exotischen Ameise aus Argentinien auf eine exotische Ameisenart aus Indonesien übergeht, etwa im Lager eines Händlers. Das würde allerdings nur die Halter schädigen, nicht die heimische Fauna, kann somit in dieser Diskussion außen vor bleiben.
Selbstverständlich können schon aus biologischen Gründen nicht alle diese Übertragungsmöglichkeiten realisiert werden. Aber es reichen schon ein paar wenige, um heimische Arten schwer zu schädigen. Und das auch noch kaum bemerkbar, anders als bei einem „neuen“ Bienenschädling.
So, ansonsten ko..-regurgitiert es mich inzwischen an, wie hier jedes kritische Thema zerredet und jedes Risiko, das man aufzeigt, so lange kleingeredet wird, bis jeder sein Gewissen wieder eingeschläfert hat. Es ist ja nicht die erste derartige Diskussion.
Earlant
PS: @ Waldläuferin: Die Institute in Deutschland, an denen über Ameisen geforscht wird, sind an den Fingern einer Hand abzuzählen! Biozentrum Uni Würzburg; Prof. Heinze an der Uni Regensburg; Frau Prof. Foitzik an der Uni München. Bis vor wenigen Jahren gab es noch die Arbeitsgruppe Maschwitz an der Uni Frankfurt und meine an der TU Darmstadt.
Hinzu kommen ein paar Institute, an denen Ökologie betrieben wird, und wo auch manchmal faunistische Untersuchungen über Ameisen eine kleine Rolle spielen. An keinem einzigen Ort wird derzeit über Parasiten/ Erkrankungen von Ameisen geforscht.