@Uta:
“Ja, es ist richtig - Sie sind auf die Shopbetreiber zugegangen, - das war auch ein Schritt in die richtige Richtung - aber leider nicht mit einem Kompromissangebot Ihrerseits im Gepäck!“
Sorry, aber ein Runder Tisch ist kein Räumungsverkauf: Mit dem Preis so lange runter gehen, bis einer Interesse zeigt? Was ich im Gepäck hatte, wissen Sie nicht.
An einem Runden Tisch legt jede der beteiligten Seiten zuerst mal ihre Position dar. Dann kann man sortieren: Was ist unstrittig; was ist verhandelbar; was ist nicht verhandelbar, weil Fakt.
So lange sich an einen Runden Tisch nur zwei von drei Parteien setzen (ich rechne mal die Halter, die sich gemeldet haben, als Vertreter der zweiten Partei) und die dritte, wichtigste, bleibt fern, geht gar nichts.
@ Sanguinius: Ich kann das nur bestätigen. Die Empfehlungen von Summiter habe ich im Startpost, Abschnitt 2, bereits abgehandelt; keiner hat widersprochen. Dass sie dennoch immer wieder auf den Tisch kommen, war in früheren Diskussionen (Ameisenforum) auch schon zu verzeichnen: Man ging im Kreis.
@ Pagodin:Auch Ihre Einwände (Atta, die bei uns nicht leben können etc.) sind bereits vielmals besprochen und widerlegt.
„Als Verkaufer, ob das nun Exotische Ameisen sind, Spinnen oder Schlangen, hat dieser eine Verantwortung und die Menschen die ich von Antstore kenne (persönlich) erfüllen diese voll und ganz.“
„Im Falle der Shops (ich kann hier nur aus eigener Beobachtung von Shop Boppard sprechen), weiß ich das der Betreiber die Tiere sehr gründlich untersucht und sollte er feststellen das diese Tiere eine Gefahr darstellen, wird er Maßnahmen ergreifen.“
- Dem muss ich widersprechen. Siehe z.B. den raschen Verkauf der von Antstore Boppard im September 2005 ganz frisch importierten australischen Ameisen. Da blieb wahrlich keine Zeit für eine „sehr gründliche Untersuchung“, noch nicht einmal für eine Bestimmung. Hat Herr Kalytta die Tiere in einem bakteriologischen Labor untersuchen lassen? Hat er Stichproben der Tiere seziert um sie auf Endoparasiten zu prüfen? – Vor wenigen Jahren auf Java war er noch sehr erstaunt, dass das geht, als ich ihm zum ersten Mal lebende Spermien aus der Spermatheca einer Ameise im Mikroskop vorgeführt habe.
@M. Sebesta:Meine Antwort möchte ich in zwei Teile gliedern. Zum ersten, wo es um Sachfragen geht:
„…Diskussionen, in denen wir unsere Stellungnahme zum Thema Exotenhandel erläuterten.
Unsere Argumentation war, dass Sie, Herr Buschinger, sicher recht haben, dass es ein gewisses Risiko geben kann.“
- Das „kann“ ist falsch. Das Risiko existiert ganz unbestreitbar. Wobei es keine Rolle spielt, wodurch die „Aliens“ eingeschleppt werden, es wurden hier schon zahlreiche Beispiele von durch solche ausgelösten Naturkatastrophen beschrieben.
„Doch das erstens die Verhältnismäßigkeit zu anderen globalen Risiken (Umweltkatastrophen wie Regenwaldzerstörung, Leerfischen der Meere, Überbevölkerung usw.) mehr als nur gering ist, und dass alleine in Deutschland täglich mehrere Tausend Organismen über den Containerhandel von Waren und Lebensmitteln unkontrolliert eingeschleppt werden.“
- Dieses Ihr Argument kenne ich aus den alten Diskussionen. Hier geht es um AMEISEN. Der Containerhandel, Luftfracht etc.
WIRD überwacht. Sie können sich auf einem der Berliner Flughäfen leicht davon überzeugen.
Dass dabei Fehler unterlaufen, ist unbestritten. Es ist aber falsch, wenn Sie es so darstellen, als fänden gar keine Kontrollen statt.
Überprüfungen von Personen und deren Gepäck werden ebenfalls vorgenommen, z.B. wegen der Einfuhr von CITES-Organismen oder Teilen davon. Auch da können Sie sich mal an einem Flughafen nach Zoll-Asservaten erkundigen.
Vielleicht haben Sie auch schon mal etwas über die Vogelgrippe und die deshalb jetzt verschärften Kontrollen gehört. Das ist eine andere Dimension, weil Wirtschaftsgüter (Hausgeflügel) bedroht sind, und möglicherweise sogar Menschen. Entsprechend sind die Anstrengungen, das Virus fernzuhalten, natürlich größer, als wenn es „NUR“ um etwas so
Unbedeutendes wie unsere heimischen Ameisen geht.
„Unser Vorschlag/Kompromiss war seinerzeit, dass wir auf freiwilliger Basis die ANTSTORE-Risikoklassenerklärung eingeführt hatten, die gerne als freiwilliger Standard von anderen Händlern mit unserer Absprache verwendet werden kann.“
- Auch hier steht ein „
kann“, das aber bestimmt nicht zum „
wird“ werden dürfte.
Zur Erinnerung nochmals:
Es geht hier nicht um irgendwelche zweiseitigen Absprachen zwischen Antstore und Buschinger. Es geht um die Eindämmung des wild wuchernden Imports ausländischer Ameisen und um die hierdurch ausgelösten Gefährdungen. Daran sind längst nicht nur Sie mehr beteiligt.
Allerdings haben Sie eine ganz besondere ethische Pflicht, dabei mitzuwirken, denn Sie haben den Exoten-Hype ausgelöst, und durch stetig neue Angebote „toller“ und „leicht zu haltender“ ausländischer Arten schüren Sie weiterhin die Begehrlichkeit der Ameisenhalter. (Ich mache hier keinen Unterschied zwischen Antstore Berlin und Antstore Boppard oder Mühlhausen: Wo „Antstore“ draufsteht, ist „Antstore“ drin).
Auch die Tatsache, dass hin und wieder exotische Ameisen mit Pflanzenlieferungen eingeschleppt werden, ändert nichts an der Tatsache, dass der Ameisen-Handel weit mehr Arten einführt, und auch zahlreiche Arten, die mit dem „Welthandel“ niemals zufällig eingeschleppt werden können. Vielleicht versuchen Sie mal den Nachweis zu erbringen, dass komplette, lebensfähige Kolonien (bzw. auch gründende Königinnen) von Myrmecia spp., von Atta spp., von Odontomachus spp., von Pheidologeton-Species usw. irgendwo ZUFÄLLIG eingeschleppt wurden!
Edit: Heute Morgen hatte ich einen wichtigen Hinweis vergessen zu erwähnen:
Hyperlinks sind nur für registrierte Nutzer sichtbarIm vergangenen Jahr hat der Zoll am Frankfurter Flughafen bei der Abfertigung von Reisenden, Fracht und Luftpost insgesamt 27.354 artgeschützte Exemplare, darunter 6.251 lebende Tiere bei 484 Aufgriffen beschlagnahmt.Hyperlinks sind nur für registrierte Nutzer sichtbarBetr. Flugzeug-Desinfektion gegen mitreisende Insekten.
Auch Frachtcontainer werden zur Verhinderung der Einschleppung von Schädlingen routinemäßig begast.
Es kann also keine Rede davon sein, dass täglich Tausendefremdländische Organismen durch den internationelen Handel bei uns eingeschleppt werden. Die Kontrollen können sich daher auch auf Stichproben beschränken.
Edit Ende.„Mein Vorschlag wäre, dass es ein Zertifikat von einer neutralen Stelle (z.B. Ameisenschutzwarte) für Händler gibt, die ihre Ameisen mit Risikoklassen kennzeichnen. Zu dieser Risikoklassenkennzeichnung sind wir für weitere Vorschläge offen!“
-
Ich mache Sie darauf aufmerksam, dass die Deutsche Ameisenschutzwarte sich dem
SCHUTZ der Ameisen verschrieben hat, nicht der wirtschaftlichen Ausbeutung durch Händler und der Gefährdung heimischer Arten durch fahrlässiges Freilassen der Tiere.
Ganz abgesehen davon, dass
kein Mitglied der DASW (auch nicht der Vorsitzende des Wissenschaftlichen Beirats)
Ihnen einen solchen Freibrief geben kann. Schließlich können wir nicht vorhersehen, welche Arten künftig durch den Antstore oder durch andere Händler und „Privatverkäufer“ eingeführt werden, und für die Einstufung der bereits eingeführten Arten fehlen fast alle Grundlagen.
Die Mitglieder der DASW werden auch nicht diese Grundlagen erarbeiten: Wir alle, auch ich, arbeiten völlig frei von eigenen finanziellen Interessen, ohne eigenen Gewinn, nur aus Idealismus. Und viele von uns geben dafür sogar noch eigenes Geld aus, z.B. für Reisen zu den Bundes-Naturschutzbehörden.
Es steht Ihnen aber offen, an das Präsidium der DASW einen solchen Wunsch heranzutragen, so dass Sie sich nicht nur auf meine Beurteilung verlassen müssen. Auch schlage ich vor, dass Sie sich an Herrn Dr. Seifert wenden (mail-Adressen sind auf der Webseite der DASW zu finden), und fragen, was er von den Ameisenimporten hält und von Ihrem Wunsch nach Unbedenklichkeitsbescheinigungen durch die DASW. Er ist Mitglied des Wiss. Beirats und ist schließlich der führende Ameisentaxonom für mitteleuropäische Ameisen und damit eher kompetenter als ich.
Der zweite Teil meiner Antwort betrifft eher ihre persönliche Einstellung. Ich beziehe mich nochmals auf folgenden Teil Ihres Beitrags:
„Doch das erstens die Verhältnismäßigkeit zu anderen globalen Risiken (Umweltkatastrophen wie Regenwaldzerstörung, Leerfischen der Meere, Überbevölkerung usw.) mehr als nur gering ist, und dass alleine in Deutschland täglich mehrere Tausend Organismen über den Containerhandel von Waren und Lebensmitteln unkontrolliert eingeschleppt werden. Auch reisende Menschen können an ihren Körpern eine Vielzahl an Erregern, Parasiten und Pilzsporen einführen“
Da schimmert die Einstellung durch: Es geht eh’ alles den Bach runter, da kommt es auf ein paar eingeschleppte Ameisen mehr oder weniger auch nicht mehr an.
Es ist bedauerlich, wenn Sie selbst eine solche hoffnungslose Einstellung zu unserer Umweltsituation haben. Obwohl mehr als doppelt so alt wie Sie, habe ich immer noch die Hoffnung, dass der „Weise Mensch“ (Homo sapiens) Lösungen für die großen Weltprobleme finden wird. Das Schaffen scheinbar kleiner Probleme, wie die Einschleppung ausländischer Ameisen aus Gewinnstreben, wird dabei zu einer höchst überflüssigen zusätzlichen Belastung (es ist ja bei weitem nicht das einzige „kleine“ Problem, das mit der Einstellung gerechtfertigt wird, es sei beim derzeitigen Zustand der Welt ohnehin nicht mehr von Belang).
Ihren oft jugendlichen Kunden sollten Sie eine solche Einstellung nicht vermitteln.
Vielleicht sollten Sie mal öfter im amerikanischen Forum stöbern: Wenn dort Halter immer wieder jammern, dass sie in ihrer Umgebung nur noch Fire ants (im Südosten) oder aber Argentinische Ameisen (im Südwesten) antreffen, so gibt mir dies zu denken. Ein Äquivalent solcher Ameisen bei uns in Mitteleuropa erscheint mir schon deshalb nicht wünschenswert, weil ich annehme, dass es auch in ein paar, in 50, oder in 100 Jahren noch Kinder geben wird, die sich für Ameisen interessieren, und zwar für die wunderbaren Arten, die wir jetzt noch vor der Haustür haben und von denen sie in Büchern wie dem „Seifert“ dann vielleicht nur noch Bilder anstaunen können!
Mein Appell: Sehen wir die Welt etwas optimistischer, retten und bewahren wir, was zu retten ist, verhindern wir zusätzlich drohende Schäden auch im scheinbar Kleinen, da, wo wir Einfluss darauf haben!
A. Buschinger
(PS: @ Phaidole: Bitte nicht enttäuscht sein, dass ich auf Deinen Beitrag jetzt nicht eingehe; es wird sonst noch länger!