was ihr so davon haltet??Ameisenforum zur Haltung von Ameisen in einer Ameisenfarm, Formicarien
was ihr so davon haltet??

Prof. Dr. A. Buschinger, 1972: Kreuzung zweier sozialparasitischer Ameisenarten, Doronomyrmex pacis KUTTER und Leptothorax kutteri BUSCHINGER (Hym., Formicidae). Zool. Anz. 189, 169-179












Amanda hat geschrieben:die ganzen hunde sind doch auch gekreuzigt^^ wurden.


Amanda hat geschrieben:warum sollte man nicht ameisen kreuzen dürfen?
1956 hatte der Genetiker Warwick Estavam Kerr im Auftrag der brasilianischen Regierung einige Bienenköniginnen aus Afrika importiert. Um die Honigproduktion zu steigern, kreuzte er die sehr produktive, jedoch angriffslustige afrikanische Art mit der in Südamerika bereits vor Jahrhunderten eingeführten europäischen Honigbiene.
Die so entstandenen "afrikanisierten Bienen" waren vitaler, aber aggressiver als andere Honigbienen. Ein Jahr später geriet das Experiment außer Kontrolle. 26 der neu geschaffenen Hybridvölker entkamen in die Wildnis. Mit rasanter Geschwindigkeit vermehrten und verbreiteten sie sich - bis nach Nordamerika. Dort griffen sie Menschen und Tiere an und verdrängten einheimische Bienenarten.
Kreuzung (= Hybridisierung) von Ameisenarten kommt in freier Wildbahn vor und kann experimentell im Labor durchgeführt werden. Z.B. Seifert (1999: Interspecific hybridisations in natural populations of ants by example of a regional fauna (Hymenoptera, Formicidae). Insectes Sociaux 46, 45-52) listet eine Anzahl von Beispielen aus der mitteleuropäischen Fauna auf. Von den seinerzeit bekannten 164 Arten hybridisieren 17 von Natur aus, für zwei weitere wird es vermutet. Zu den natürlicherweise sich verkreuzenden Arten gehören: Lasius jensi mit L. umbratus, Temnothorax albipennis mit drei weiteren Temnothorax-Arten; Temnothorax nylanderi mit T. slavonicus; Formica bruni und F. pressilabris; nicht zuletzt Formica rufa und F. polyctena.
Im Labor wurden v.a. Arten verkreuzt um herauszufinden, ob es sich wirklich um Arten oder evtl. nur um Rassen handelt. Im Labor des Verfassers wurden insbesondere sozialparasitische Arten verkreuzt, ganz einfach deshalb, weil das bei diesen Arten problemlos möglich war und weil das Ergebnis interessant zu sein schien.
Im Forum eines Ameisenhändlers wurde kürzlich unterstellt, dass dabei irgendwelche Monsterameisen hätten entstehen können, „Was wäre wenn diese Kreuzungen nun polygyn und ausbruchsfreudig wie Pheidole sind? Kann das jemand sagen? Ein Wissenschaftler bestimmt nicht“. In der einzigen in dem thread zitierten Arbeit (Buschinger, A., 1972: Kreuzung zweier sozialparasitischer Ameisenarten, Doronomyrmex pacis KUTTER und Leptothorax kutteri BUSCHINGER (Hym., Formicidae). Zool. Anz. 189, 169-179.) handelt es sich jedoch um zwei arbeiterinlose (!) Parasiten, und Hybride entstanden in nur geringer Zahl. Selbstverständlich wurden diese weder ins Freie entlassen noch in den Handel gebracht.
Im Sexualverhalten sind diese Arten dadurch gekennzeichnet, dass sie keine Hochzeitsflüge machen, sondern am Boden kopulieren. Die beiden Arten unterschieden sich nur darin, dass sie zu verschiedenen Tageszeiten aktiv wurden. In zwei Brutschränken mit verschobenen Tageszyklen konnte ich sie synchronisieren. Die Erkenntnis: Weitere Kreuzungsbarrieren gibt es nicht! – Die Kritiker haben aber ganz offensichtlich diese Arbeit nicht gelesen.
Ähnliches gilt für eine Reihe von Arten der ehemaligen Gattung Epimyrma, jetzt Myrmoxenus. In einer Arbeit von 2001 beschreibe ich die Verkreuzung von nicht weniger als vier Arten aus fünf Populationen. Dabei hatte eine Population von M. kraussei ein paar Arbeiterinnen, eine andere Population derselben Art war völlig arbeiterlos. Die Frage war also: Ist diese Arbeiterlosigkeit genetisch begründet, erblich? - Antwort: Wahrscheinlich ja. Die folgenden Einkreuzungen weiterer arbeiterloser Arten erfolgten eher deshalb, weil ich sehen wollte, wie weit so etwas überhaupt möglich ist. Nachlesen kann man die Geschichte hier: Buschinger, A. (2001): Multiple Hybridisierung von Arten der Ameisen-Gattung Epimyrma (Hymenoptera: Formicidae), und Beobachtungen zur Ausbeutung der Wirtsarten durch die Parasiten. Myrmecologische Nachrichten 4, 25-35.
Da in diversen Foren immer wieder die Frage nach der Kreuzbarkeit von Ameisenarten auftaucht, habe ich hier etwas ausführlicher dazu geschrieben. Um die Angelegenheit wirklich verstehen und beurteilen zu können, muss man allerdings unbedingt die zugrunde liegenden Veröffentlichungen gelesen haben.
Als Fazit lässt sich nur sagen: Grundsätzlich können Ameisenarten verkreuzt werden, ja einige verkreuzen sich gelegentlich sogar freiwillig in der Natur. ABER: Das betrifft keinesfalls alle Arten, sondern einen nur geringen Bruchteil der in einer Region vorkommenden Spezies. UND: Von neu in eine Lokalfauna eingeschleppten Arten kann niemand vorhersagen, ob sie sich mit ansässigen Arten verkreuzen können. Unter anderem deshalb warne ich vor der Einfuhr und dem evtl. Freikommen von Ameisen aus mehr oder weniger weiter entfernten Regionen, einer Gefahr, die man erst erkennen konnte, indem der Beweis für mögliche Hybridisierung erbracht wurde.
A. Buschinger
Ergänzung: Im Forum der Deutschen Ameisenschutzwarte können ernsthaft Interessierte mich kontaktieren. Dort kann ich auch Hinweise geben, wie man an die eine oder andere Veröffentlichung kommt (nicht nur meiner Arbeiten), so dass man sie lesen kann.


Gaster hat geschrieben:Hoffentlich hier im forum...




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