Koloniegröße - Entwicklung/Polymorphismus & Proteinnahrung?

Hier kann diskutiert und gefragt werden.

Koloniegröße - Entwicklung/Polymorphismus & Proteinnahrung?

Beitragvon BilderbergerKartell » 16. Jun 2014 09:54

Ave meine Brüder & Schwestern :D

Ich habe eine kleine Kolonie Camponotus barbaricus und festgestellt, dass sie erhöhten Fleischbedarf haben, aber auch Honig und Wasser wird vermehrt aufgenommen..
Es sind 1x Königin und ca. 8-10 Minorinnen - genau kann ich es ncht sagen, da die Ameisen in die Arena gezogen sind, sodass man nicht ins Nest schauen kann.

Bisher habe ich ihnen einfach alles ins Terrain gegeben was ich so im Garten und in der Wohnung gefangen habe, ohne es abzukochen denn sowas gibt es in der freien Natur auch nicht [-X !.
Und der Bedarf wird wie gesagt anscheinend mehr nachdem sich die Aktivität massiv erhöht hat. Am Anfang kamen immer nur 1-2 Minorinnen zur Nahrungsaufnahme raus, mittlerweile sind es oft sogar 3-5 die am rumwuseln sind :grin: .

Ich habe jetzt schon des öfteren gelesen, dass die meisten Ameisenarten das Fleisch ausschließlich nur für die Fütterung ihrer Larven benutzen und die bereits ausgewachsenen Ameisen fressen nur Zuckerhaltiges wie Honig, Zuckerwasser, Läusetau usw.
Stimmt das???

Aja gut ich weiss ja manche Ameisenarten machen Ameisenbrot, Atta-Arten ernähren sich von ihrem Pilz usw., aber Camponotus, wie Camponotus barbaricus oder C. ligniperdus sind das Thema.

Dann hat man mir gesagt, dass die Ameisen das Fleisch brauchen, um die Jung-Königinnen und die größeren Media- und Majorarbeiterinnen zu produzieren.
jetzt habe ich mir eine Dose mit lebendigen Fliegenmaden (ca. 6-8mm groß) im Angelshop gekauft und 3 Stück in eine Porzellanschale gelegt, damit die ned abhauen.
Der Witz ist, dass die Ameisen eher die Ausscheidungen der Maden schlecken als die Maden zu fressen :? ?
Dabei haben sie mit Maden kaum Arbeit, wie mit dem anderen Getier, das ich ihnen bisher gab.

Mögen die Fliegenmaden nicht? Sollte ich es mal vielleicht mit Mehlwürmerlarven probieren?
1.)Wozu brauchen die Ameisen denn das Fleisch? Fressen die das Fleisch selbst auch oder füttern die echt nur ihre Larven damit?
2.)Und stimmt es, dass sie mit mehr Fleisch schneller Soldatinnen bzw. die größeren Media- und Majorarbeiterinnen ausbilden?

3.)Also heisst das:
- wenn ich den Ameisen nur Zuckerwasser & Honig gebe gibt es keine großen Ameisen?

- sprich ohne Fleisch gibt es keine Kolonieentwicklung - keine Neugeborenen?
4.)Wann werden denn die größeren Arbeiterinnen und Soldatinnen geboren? Muss die Kolonie da erst eine bestimmte Größe erreicht haben oder hängt es nur von der (Fleisch)-Nahrung ab???

Ich wäre sehr dankbar für genauere Information bzw. bitte um Aufklärung in diesem Thema.
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Re: Koloniegröße - Entwicklung/Polimorphismus & Fleischnahrung?

Beitragvon Markus » 16. Jun 2014 15:12

Zwei Antworten auf Fragen, die nicht gestellt wurden:
a) Der Artname setzt sich aus dem Gattungsnamen und dem Artanhängsel zusammen,
Ersterer wird groß geschrieben, Letzteres schreibt man klein,
Ersterer kann auch ohne Artanhängsel stehen, dann ist es nur die Gattung; umgekehrt geht das aber nicht!

b) Ja, in der Natur wird die Nahrung nicht von möglichen Parasiten befreit,
jedenfalls nicht vom Menschen;
aber in der Haltung können weder die Ameisen ausweichen,
falls ihr Nest von Parasiten befallen ist,
noch können die Parasiten selbst ausweichen, indem das tote Insekt längere Zeit herumliegt und damit nicht mehr als Wirt dient.
Die Aussage ist eben so sinnig, als würde man sagen:
"ich koche mein Fleisch nicht, in der Natur macht das auch keiner!"

Jetzt zu deinen Fragen:
1.) Proteine werden für das Wachstum gebraucht, Kohlenhydrate dienen als Energieliferant - so ist die Regel.
Für das Brutwachstum braucht es also Proteinfutter wie Insekten,
damit die Ameisen am Laufen bleiben, brauchen sie Futter.
Natürlich gibt es da noch ein paar Spitzfindigkeiten,
so enthalten Insekten nicht nur Proteine, sondern natürlich auch Mineralien, Fette, Zucker und eine ganze Menge Wasser.
In manchem Zuckerfutter ist außerdem auch noch mehr drin,
Honig beispielsweise enthält auch ein paar Mineralstoffe und andere Ingredienzien.
Was den Bedarf anbelangt: auch Larven brauchen Energie zu Leben und für den Stoffwechsel allgemein,
auch Arbeiterinnen müssen sicherlich für den Erhalt ihrer Körpersubstanz auch Proteine konsumieren -
nur welche Aminosäuren bei Ameisen essentiell sind, das kann ich nicht sagen.

Aber das ist natürlich eine Frage des Anteils, im Groben stimmt die Regel sicherlich!

2.) Es gibt verschiedene Wirkmechanismen der Kastendetermination, vom Futterangebot über die Art der Futterdarreichung bis hin zu Pheromonen und der Festlegung im Ei selbst,
zu sagen: viel Protein bedeutet auch mehr große Arbeiterinnen,
das ähnelt der Aussage: mehr Hefe = mehr Brot.

3.) Keine bis kaum Kolonieentwicklung, ja.
Aber das kann auch an anderen Gründen scheitern, zum Beispiel können zu wenige Arbeiterinnen auf zu viel Brut kommen,
oder es ist ihnen schlicht zu kalt, oder zu trocken oder zu nass.
Pauschalaussagen helfen da nicht.

4.) Einfache Antwort: wenn ein Ei gelegt wird oder wenn es schlüpft.
Die zweite Hälfte lässt sich sicherlich mit einem "sowohl als auch" beantworten!


Geschrieben im Zug, also nicht wundern!
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Re: Koloniegröße - Entwicklung/Polymorphismus & Proteinnahrung?

Beitragvon BilderbergerKartell » 17. Jun 2014 09:13

Dankeschön das hilft mir schon weiter.

Aber wie soll ich das mit dem Abkochen machen?
Ich kann ja schlecht den Wasserkocher jeden Tag anwerfen nur um ne kleine Grille, Motte oder was auch immer abzukochern.

Und warum fressen die Ameisen die toten Fliegen, aber deren Larven nicht?

Gruß BBK
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Re: Koloniegröße - Entwicklung/Polymorphismus & Proteinnahrung?

Beitragvon Sojave » 17. Jun 2014 10:02

Wenn du eine Box im Tierladen kaufst, komplett abkochen und einfrieren. Hab das aber nur einmal gemacht und fand das nicht gut, auch haben meine die Heimchen nicht wirklich mehr angenommen.

Insekten aus dem Garten hab ich noch nie abgekocht.

Meinst du die Ameisenlarven oder die Maden der Fliegen, die manchmal zu Hauf aus der Fliege rauskriechen?
Bei den Ameisen gibts Arten, wo die Larven selber fressen müssen und die Beute rangelegt bekommen, bzw die Larve an die Beute getragen wird. Meistens ist es aber so, dass die Larven von den Arbeiterinnen gefüttert werden. So nehmen die Arbeiterinnen zwangsläufig auch andere Nährstoffe ausser Zuckerwasser auf.
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Re: Koloniegröße - Entwicklung/Polymorphismus & Proteinnahrung?

Beitragvon SigHunter » 18. Jun 2014 12:54

Habe bisher noch nie etwas abgekocht und meine beiden Kolonien entwickeln sich seit 1,5 Jahren bisher prächtig, solange ich es nicht selbst gesehen habe, mache ich mir wegen angeblichen Milben o. ä. keinen Kopf.
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Re: Koloniegröße - Entwicklung/Polymorphismus & Proteinnahrung?

Beitragvon mati » 19. Jun 2014 00:33

kleiner Tip am Rande:
Stell die Box erst in die Gefriertruhe, sammel die Tierchen dann ein und koch sie ab, wenn du fütterst.
So sparst du dir das Vergnügen, die Heimchen (oder was auch immer) aus der Papp-Brösel-Sch*#§& - Sabsche zu puhlen. ;)
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Re: Koloniegröße - Entwicklung/Polymorphismus & Proteinnahrung?

Beitragvon baumarkthammer » 19. Jun 2014 01:54

Ich habe ebenfalls seit Jahren nichts abgekocht. Weder für exotische Tiere, noch für einheimische.
Allerdings untersuche ich die Tiere stets auf Milben.
Es wird wohl so sein, dass eine gesunde und kräftige Kolonie nur schwer einen Milbenbefall bekommen kann. Hingegen kann eine einzelne schwache Königin in einem geschlossenem Reagenzglas sehr leicht Milben bekommen.

Leider gibt es wenige Spezialisten, welche sich wirklich gut mit Milben auskennen würden und in der Ameisenhaltung tätig wären, ich kenne keinen? So ist das meiste, was man hört dann doch nur Vermutung oder Gerücht.
Es bleibt also wie bei so vielem jedem selber überlassen, ob er seine Tiere abbrüht oder nicht.


Was die ursprünglichen Fragen angeht, so hat Markus diese schon beantwortet.
Natürlich haben sowohl Larven als auch adulte Tiere den Bedarf sowohl nach Proteinen, als auch nach Kohlehydraten. Man kann auch mit versuchen nachweisen, dass Larven auch mit Zuckerwasser gefüttert werden, wenn man das Zuckerwasser anfärbt nämlich. Ich glaube Erne hat das mal mit Camponotus substitutus gemacht und irgendwo Bilder hochgeladen, aber ich kann diese gerade nicht finden.
Der Bedarf an Kohlehydraten, Mineralien, Proteinen und Fetten wird sich wohl im Laufe der Larvenstatdien und mit voranschreitenden Häutungen auch stark verändern, oder zumindest kann ich mir das gut vorstellen.

Gruß
Kaj
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Re: Koloniegröße - Entwicklung/Polymorphismus & Proteinnahrung?

Beitragvon BilderbergerKartell » 21. Jun 2014 12:34

Weiss zufällig jemand was die Ameisen mit den Häutungen machen?

Tragen die die nach draussen?

Weil ich habe noch nie eine Ameisenhaut oder Hülle gesehen und irgendwohin müssen die die Häutungen ja hinbringen, sonst quirlt das Nest doch vor Müll irgendwann über.
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Re: Koloniegröße - Entwicklung/Polymorphismus & Proteinnahrung?

Beitragvon SigHunter » 21. Jun 2014 16:55

BilderbergerKartell hat geschrieben:Weiss zufällig jemand was die Ameisen mit den Häutungen machen?

Tragen die die nach draussen?

Weil ich habe noch nie eine Ameisenhaut oder Hülle gesehen und irgendwohin müssen die die Häutungen ja hinbringen sonst quirlt das Nest doch vor Müll irgendwann über.


Ameisen häuten sich? Das wär mir neu!
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Re: Koloniegröße - Entwicklung/Polymorphismus & Proteinnahrung?

Beitragvon Sojave » 22. Jun 2014 01:59

Ich dachte auch erst, er meint die Reste der Futterinsekten. Diese sind oft sehr gut zerkleinert, jedoch sichtbar.

Geschlüpfte Arbeiterinnen verweilen ein paar Tage oder weniger im Nest bis der Panzer gehärtet ist. Kokonreste hab ich selber eigentlich nur während der Gründungszeit gefunden. Wird wohl bei manchen Arten gefressen oder stark zerkleinert. Manche Arten haben auch nur Nacktpuppen.

Häutende Arten sind mir nicht bekannt, übernehme aber keine Verantwortung.
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