Arbeiterinnen übernehmen aus anderer Kolonie

Archivbeitrage aus den Unterforen "Einsteigerfragen" und "Diskussion und Fragen allgemein" aus den Jahren 2003 bis 2008.

Arbeiterinnen übernehmen aus anderer Kolonie

Beitragvon codenascher » 27. Mär 2005 18:02

Ich habe mir eine Lasius Niger Gründerin bestellt und da sind dann ca. 5 Arbeiterinnen bei. Dazu habe ich jetzt folgende Frage:

In unserem Garten ist eine Lasius Niger Kolonie mit mehreren Tausend Tieren, kann ich mir da 20 schnappen und sie zu meinen setzten?

Also würden sie meine Kolonie arbeitstechnisch unterstützen?
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Beitragvon afridelle » 27. Mär 2005 18:10

Ich glaube eher nicht denn sie riechen nach der anderen Kolonie die würden sich gegenseitig killen, tun die in der Natur doch auch
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Beitragvon codenascher » 27. Mär 2005 18:53

Das ist die Frage...

Ob die Lasius Niger ein solch feindliches Volk sind und ob sie immernoch andere Gründerinnen umbringen, wenn sie keine eigene mehr haben! Weil es gibt bei den Wanderameisen auch eine Unterordung, bzw Sklavenhaltung, wenn die gegnerische Gründerin tot ist....
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Beitragvon Pagodin » 27. Mär 2005 19:51

Das mit den Sklaven ist richtig, bezieht sicher aber mehr auf die Brut. Sklavenhalter dringen gerne in ein feindliches Nest (zu meinst einer Unterart der eigenen Art) ein und rauben dort die Brut die dann aufgezogen wird. Raptiformica sanguinea (meine kleinen Lieblinge) sind solche Sklavenhalter und rauben gerne bei Serviformica. Nur als Beispiel.
Bei Lasius niger ist dies nicht der Fall und da jede Kolonie die Düfte der eigenen Königin trägt, ist die Wahrscheinlichkeit hoch das deine dazugebenen Ameisen...umgebracht, ermordet, getötet, erschlagen, erstochen, zerbissen, ertänkt, erstickt usw werden.
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Beitragvon codenascher » 27. Mär 2005 20:53

Ok genau das wollte ich wissen....wobei ich sagen muss, dass in der Reportage von WDR davon die Rede ist, dass sie das Nest ausrauben und die Königen töten und alles was sich in den Weg stellt auch. Die restlichen Arbeiter, nicht nur die Larven, werden versklavt. Wenn du willst, schick ich die Reportage mal, bzw lege sie auf einen FTP zum saugen.
Ich glaube es waren die Honigtopfameisen....aber das ist jetzt eher geraten....ich kann aber gerne nochmal nachschauen!

Und wegen deiner genauen Ausführung wie sie sich killen...LOL



mfg

PS: Email habe ich dir geschickt!
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Beitragvon Pagodin » 27. Mär 2005 21:05

Ja stimmt, bei Honigtopfameisen werden selbst ausgewachsene Arbeiterinen versklavt, habe diesen Bericht. Aber danke.

Habs bekommen. Schicke die Bilder Heute noch raus.
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Beitragvon codenascher » 27. Mär 2005 21:08

Ich danke....

Wobei ich noch sagen will, dass wenn alles gut mit den Lasius Niger läuft...das die Honigtopfameisen mein Ziel sind.

@all
Nicht das ihr denkt wir beide haben lange Weile und sind deshalb in ein Gespräch vertieft!! NEIN...
Ich lerne nebenbei für meine Abschlußprüfung und außerdem ist es ja kein Mist was wir hier erzählen, sondern informativ.
Weil in anderen Forenteilen wurde sich über Spaming beschwert! Also will damit keinem auf den Fuß treten... ich wollte das bloß mal gesagt haben!
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Beitragvon gonzobey » 28. Mär 2005 09:09

Hallo Codenascher,

jede Kolonie, seinen sie auch von der gleichen Art, habe ihren eigenen Kolonieduft. Dieser wird z.B. durch das Nistmaterial und anderen Faktoren beeinflusst. In diesem Sinne ist eine Adoption von Arbeiterinnen stets riskant. Es gab aber mal Experimente dazu, wie man den Kolonieduft angleichen kann. In der "kleinen Ameisenbibel" von Hölldobler und Wilson "Ameisen - Die Entdeckung einer faszinierenden Welt" stand was dazu. Habe das Buch nur gerade vieliehen, kann nicht daraus zitieren.

Habe es aber mal versucht: Zielkolonie und zu adoptierende Arbeiterinnen wurden für einige Stunden ins Eisfach gelegt, dann zusammengefügt und noch weitere Tage im Kühlschrank gelagert. Bei mir hatte es geklappt. Die zu adoptieren Arbeiterrinen waren jedoch auch Weisenkinder und schon einige Zeit ohne Königin. DENNOCH viele andere berichteten von Misserfolgen. Ein Restrisiko bleibt also immer.

Noch ein paar Informationen zu den Honigtöpfen: Diese Ameisenart ernährt sich hauptsächlich von einer bestimmten Nektarquelle. Diese Pflanzen blühen jedoch nur zu einem bestimmten Zeitfenster, Honigtöpfe müssen in diesem Sinne längere "Dürrezeiten" überstehen. Mutter Natur hat sich als ANpassung etwas ganz spezielles ausgedacht: Speichertiere (Replenten), die als lebender Nahrungsvorrat dienen. Ihr überdimensional angeschwollener Kropf macht sie weitestgehend bewegungsunfähig, sodass sie einfach an die Decke des Nestes gehängt werden, um den emsigen Betrieb nicht zu stören. Sie geben bei Bedarf die gespeicherte Nahrung an Nestgenossinnen ab. Etwa 100 Arbeiterinnen können sich 14 Tage lang von einem Honigtopf ernähren (Quelle: Gößwald, 1954). Dieser kann nach seiner „Abspeckkur“ wieder normale Aufgaben erledigen.

Viele Grüsse
Bianca
:wink:
Zuletzt geändert von gonzobey am 28. Mär 2005 22:10, insgesamt 2-mal geändert.
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Beitragvon codenascher » 28. Mär 2005 09:30

Für die Info mit dem Arbeiterinnenaustausch...danke und wegen der Honigtopfameisen, dass wusste ich schon aus der Reportage von WDR, die haben das dort recht ausführlich beschrieben....aber dafür auch danke!

Die Frage ist für mich nur, ob diese Art von Süßstoff, die in den"Hinterteilen" dieser Auserwählten ist. Ist das, wie du sagst, nur möglich, wenn er von dieser bestimmten Pflanze kommt. Weil dann wär eine Haltung bei mir zu Hause schwer! Oder speichern die dort ein Brei-Gemisch aus verschiedenen Fressensteilen, also wenn sie zB eine Made zerlegen, werden dann bestimmte nahafte Stoffe verdaut und lagern sich in den Hinterteilen ab.

Wäre interessant dazu mal eine Internetseite oder ein Buch zu haben.


mfg
Zuletzt geändert von codenascher am 28. Mär 2005 09:35, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitragvon nr.103683 » 28. Mär 2005 09:34

Werden bei honigtopfantskämpfen nicht nur die honigtöpfe mitgenommen und in die siegerkolonie integriert und alle anderen arbeiterinnen gekillt?So stand es doch auch in ameisen-die entdeckung einer faszinierenden welt, oder.Würde mich mal intteressieren... :-k
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Beitragvon codenascher » 28. Mär 2005 09:38

Ich schaue mir gleich nochmal die Reportage an und editiere nachher genau diesen Beitrag nochmal und schreibe hier rein, was ganau im Film dazu gesagt wird!

mfg


So also, die haben das etwas umständlich formuliert, Ich zitiere:

Einer der beiden Kolonien muss weichen. Es kann sich über einige Tage, sogar Wochen ziehen, bis der Sieger ermittelt ist. Der Sieger dringt schließlich in den Bau der Besiegten ein, tötet die Königin und jede der Ameise, die sich ihr in den Weg stellt. Dann werden die lebenden Vorratsgefäße der Honigtopfameise, die Honigtöpfe, aus den tiefen des Baus gezerrt. Es hilft kein wehren und festklammern, die Honigtöpfe werden ins eigene Nest gezerrt und hier zu neuen Futtersklaven erzogen. Das gleiche geschieht mit den Puppen und Larven.
Und jetzt der Schlüsselsatz:
Die Mitglieder der besiegten Kolonie, werden zu Leibeigenen der Sieger.

[shadow=red]Aber wie ich jetzt feststelle, haben sie nicht gesagt, dass sie die Arbeiterinnen auch übernehmen![/shadow]
codenascher
 

Beitragvon gonzobey » 28. Mär 2005 22:02

Hallo Codenascher,

kannst Du mir die Reportage mal per mail schicken oder auf nem Server zum download anbieten (Martin bindet die Datei sicher gerne hier im Downloadbereich ein), würde mich mal interessieren...

So nun wieder zu den Honigtöpfen: Wurde auch das mit den 14 Tagen und 100 Arbeiterin in der Reportage erwähnt? Würde mich sehr wundern, da in der Regel nicht solch umfangreiche Literaturrecherchen betrieben werden und der Gößwald ist ja nun doch eher ein "alter Schinken" auch wenn sehr empfehlenswert.

Soweit ich mich noch erinnern kann werden nur die Brut und Replenten übernommen. Die Brut wächst in den "Gedanken" auf in ihrer "richtigen Familie" geboren geworden zu sein, denn den Kolonieduft ihrer eigentlichen Familie kennen sie ja nicht. Die Replenten sind für jede andere Ameisenart so begehrenswert (erklärt sich ja aus der enormen Speicherkapazität), dass sich im Kampf ums Überleben jeder Krieg gegen die Honigtöpfe lohnt (rein biologisch betrachet). Junge Honigtöpfe müssen jedoch erst an ihre Funktion gewöhnt werden. Dies hat anatomische Hintergründe, der Kropf muss sich an diese extremen Dehnungsausmaße erst gewöhnen, ein Prozess der nicht von heute auf morgen geht.

Abschließend noch zu Deiner Frage bezüglich der Futterquelle: Nein Du musst jetzt nicht den einheimischen Spermatophyt (Blütenpflanze) besorgen, sie nutzen auch jede andere Form von Nektar bzw. Honigwasser. Es ging nur darum, dass die evolutive Entstehung dieser Anpassung auf Umstände beruht, wo den Ameisen ihre Hauptfutterquelle nur kurzzeitig zur Verfügung steht. In einer Region, wo hauptsächlich ein Pflanzentypus wächst, ist diese Hauptfutterquelle schon ein antreibender Evolutionsfaktor.

Ich hoffe das war jetzt nicht zu kompliziert formuliert, ansonsten einfach nachfragen, was ich wohl gemeint haben könnte (ist ne allseitsbekannte Lehrerkrankheit :)
Viele Grüsse
Bianca :wink:
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Beitragvon Witzman » 28. Mär 2005 23:28

Lasius kolonien lassen sich nur mit Brut "pushen". arbeiter greifen sich an. Am besten sind Puppen, da diese nicht mehr versorg werden muessen.
Ich habe meine gefangene Grundungskolonie innerhalb einer Woche von 20 auf ca 500 Arbeiterinnen "gepusht".

cu
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Beitragvon codenascher » 29. Mär 2005 20:39

Also ich habe jetzt "schon" 2 Filme ....beide 350MB groß, da wird es mit der Mail schwer, aber wenn mir einer einen FTP nennt, schiebe ich es gerne drauf!

Und wenn einer privat einen FTP auf macht, da natürlich auch......ich schau mal schnell was unser FTP an max Kapazität hat! ABer ich denke nicht das da noch 350MB frei hat.....


mfg
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Beitragvon Pagodin » 29. Mär 2005 20:53

Heißt der Film zufällig Ameisen, Weltmacht der Natur?
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