Durch einen Arbeitskollegen wurde mein Interesse an diesen speziellen Tieren geweckt, von der Natur im Allgemeinen bin ich seit ich denken kann begeistert und studiere deshalb auch derzeit Biologie.
Seit mehreren Tagen wühle ich mich nun durch diverse Foren und Wikis, dazu jede Menge Videos und natürlich viel Kommunikation mit genanntem Arbeitskollegen - aber so ganz sicher bin ich mir bei einigen Dingen noch nicht. Vor allem, weil ich immer wieder auf widersprüchliche Meinungen zu diversen Themen stoße, die mich dann noch weiter verunsichern.
Ich möchte euch zu allererst meine Situation beschreiben:
Ich wohne im oberen Stockwerk einer kleinen Wohnung, Zimmertemperatur zwischen 22° (Winter) und 28° (Sommer).
Es steht mir leider KEIN Raum oder Kühlschrank zur Verfügung, in dem ich die 5-8° zur Einwinterung heimischer Arten reproduzieren könnte. Das Lagern im Freien stellt sich als problematisch dar, einerseits habe ich Angst vor Permafrost (Balkon steht nordseitig, teilweise -25°, da wird das dickste Styropor nicht helfen), andererseits gibt es neugierige Katzen in der Gegend, die sich möglicherweise an der Box zu schaffen machen, dafür aber gibt es einen Keller, der zwischen 10 und 15°hat (15° genau jetzt gemessen, bei einer Außentemperatur von -2°, die 10 sind ein geschätzter Wert). Somit spricht also alles für Südeuropäische Ameisen.
Generell möchte ich nicht zu viel Technik im Einsatz haben, also nach Möglichkeit auf Heizmatten und co verzichten. Eine warme Lampe mit Zeitschaltuhr ist das Maximum. Die Temperatur ist bei mir von Frühling bis Herbst auch nachts nie unter 24°, wie gesagt, oberes Stockwerk.
Kommen wir zu
Frage 1: Sind unter diesen Konditionen Camponotus cruentatus [Cruentatis] überhaupt zu halten oder gibt es eine ähnlich interessante Art, die möglicherweise bei den Temperaturen weniger Ansprüche stellt? Hier gleich zu
Frage 2: muss extern geheizt werden? Momentan plane ich eine Arena mit externem Nest, nur frage ich mich ob dieses geheizt werden muss? Die Arena würde ich gerne beleuchten, alleine schon der Optik halber, und diese Lampe kann ruhig eine wärmende Funktion haben, aber das Nest?
Natürlich habe ich mir auch schon viele Gedanken zum Aufbau der Anlage gemacht. Als Naturliebhaber sollte das ganze möglichst artgerecht sein, als Biologe will ich so viel wie möglich beobachten können, und als Freund der Ästhetik sollte das alles auch noch schön werden - steht immerhin mitten in meinem Zimmer (übrigens direkt neben einem Aquarium - Bio Student eben
Basteln kann ich, eine Werkstatt steht zur Verfügung, also wird das Nest vermutlich homemade werden. Ich denke derzeit an Ytong, wegen der gesenkten Schimmelgefahr, der guten Beobachtbarkeit und der Möglichkeit, das nach meinen Vorstellungen zu gestalten. Damit zuFrage 3: Wie groß soll das Nest wirklich sein? Dazu habe ich mittlerweile so viel widersprüchliches gelesen, dass ich beschlossen habe, das direkt anzusprechen. Meine momentane Idee des idealen Nestes ist die eines Ytong Blocks mit 10 bis 12 Kammern, von denen nur 3 oder 4 wirklich feucht, 3 oder 4 mittelfeucht und der Rest trocken gehalten werden. Dazu steht das ganze aufrecht und wird von links oben mäßig bewässert. Der Eingang befindet sich rechts oben und führt über einen Schlauch zur Arena. Anfangs sind nur die ersten beiden Kammern (vielleicht auch 3, darunter mindestens eine trocken und eine feucht) freigelegt, die übrigen mit einem Substrat gefüllt.
Frage 4: welches Substrat sollte ich dafür verwenden? Diese künstliche Keramikblumenerde, von der man immer wieder liest, dass sie Feuchtigkeit so gut bindet ohne zu schimmeln, scheint sich gut zu eignen.
Sand oder Erde möchte ich vermeiden, damit mir das Sichtfenster nicht verkittet wird - bin ja doch ein Beobachter.
Alternativ könnte ich auch ein kleines Nest für den Anfang anbieten und später ein größeres mit dem zweiten Anschluss an die Arena anbinden.
Frage 5: Ist das möglicherweise sogar besser?
Nach Plan wird der Ytong dann mit Plexiglas verschlossen, wobei ich überlege, die "Wände", also alle Kontaktstellen zwischen Ytong und Plexi, mit Moosgummi zu bekleben, um eine nahtlose Kontaktstelle zu bilden.
Frage 6: mit welchem Klebstoff soll ich das Plexi an den Ytong kleben? Immer wieder lese ich, dass sich Silikon durch die Befeuchtung des Ytong langsam löst. Gibt es gute Alternativen? Möglichst etwas klares, um das Ding nicht hässlich zu machen. Alternativ habe ich mir überlegt, überhaupt nicht zu kleben, sondern das Plexiglas mit Aluwinkeln seitlich festzuschrauben. Mit genug Druck und der Weingummischicht sollte das relativ dicht werden, und wenn ich sauber arbeite gibt es keine Höhlräume in die Brut oder Essen fallen könnte. Den Ytong gedenke ich übrigens mit einer Gipsmischung auszustreichen um die Poren zu verkleinern und dann noch fein abzuschmirgeln.
Momentan ist ja Winterruhe angesagt. Auch bei den südeuropäischen Arten. Entsprechend plane ich, meine Bestellung der Ameisen erst Anfang März abzugeben.
Frage 7: ist das ein geeigneter Zeitpunkt? Besser früher oder später? Laut Shop ist der Transport weniger stressig, wenn die Tiere noch in Winterruhe sind, und ich könnte sie dann selbst "auswintern".
Also noch eine zusammenfassende Beschreibung der ganzen Anlage:
Arena 30x20x20 mit entsprechendem Deckel http://www.antstore.net/shop/Formicarien---Nester/Glasbecken/Glas-Becken-Standard-Arena/Glasbecken-30x20x20-cm-mit-27mm-Bohrungen.html
Boden: Sand, ev. Knochen oder ähnliche Deko, genügsame Pflanzen (Kakteen, Flechten, Moose), trockene Wurzeln, eventuell große Steine
Verbindung: Silikonschlauch
Frage 8: wie lange sollte die Verbindung von Arena und Nest denn sein? Finden die überhaupt in das Nest, wenn ich das Reagenzglas in die Arena lege und von dort ein, sagen wir, 2m Schlauch in das Nest führt? Oder sollte die Verbindung anfangs kürzer sein und kann später erweitert werden?
Ameisenart: Camponotus cruentatus
Nest: Beschreibung siehe oben
Beheizung: nicht geplant (siehe oben)
Beleuchtung: Lampe, eventuell mit wärmendem Effekt.
Dann danke ich schon mal im Voraus für die Hilfe, tut mir leid, dass ich so viele Fragen stelle (obwohl es keine 100 wurden) aber die Anschaffung eines Tieres will gut überlegt sein.
Liebe Grüße und schöne Weihnachtstage,
Alex



