ReHi,
zwei Dinge sollten dabei beachtet werden:
- Ameisen haben eine vollkomen andere Wahrnehmung als wir Menschen
- alle Fähigkeiten und Instinkte werden nach Aufwand/Nutzen entwickelt
Wir Menschen können Behinderungen und einige Krankheiten der Ameisen "sehen" und entsprechend auswerten, weil wir um die Symptome wissen, und auch nur WENN wir sie kennen! Selbst wir mit unserer Wahrnehmung würden evtl. sagen "Ui, die Ameisen ist ja klasse bunt gefärbt", der Wissenschaftler aber "das ist die doppeltgerillte, tibetanische Regenbogen-Milbe, hoch gefährlich":D Will sagen, Du kannst Dein jetziges Wissen nicht mit der Wahrnehmung und Auswertung der Ameise vergleichen.
Selbst wir Menschen haben extrem eingeschränkte Fähigkeiten zur Erkennung von Krankheiten, nicht umsonst gibt es Ärzte mit mühsam erlernter Diagnostik, teils mit hochentwickelter technischer Hilfe. Instinktiv jedoch erzeugen wenige Krankheiten zB "Ekel" (Form des Selbstschutzes).
Behinderungen erscheinen aus unserer Sicht als "Kostenfaktor" für die Kolonie, der ihre Effizienz beeinträchtigt. Aber selbst Ergatomorphe ohne Beine können noch für die Kolonie einen Zweck erfüllen, und sei es nur Speicherung von Nahrung und/oder Vorverdauen dieser. Ich hab zB im Moment eine 4beinige Arbeiterin, die sich brav zum Honig schleppt und diesen in die Kolonie trägt.
Nun könnten ja zumindest einige Krankheiten und "schwere Behinderungen" von der Kolonie erkannt und eliminiert werden. Das Erkennen wäre aber eine zusätzliche Fähigkeit, die erst entwickelt werden müsste. Und die Frage ist dann: lohnt es sich für ein Volk von zB 10..000 Individuen, ein oder zwei kranke/behinderte Tiere zu erkennen?
Es gibt recht deutliche Beispiele, wo sich eine Schutzfunktion als "Vorteilhaft genug" oder gar Notwendig erwiesen hat, hier zB die Sekrete der Metathorakal-Drüse mit antiseptischer Wirkung: ein Bakterien- oder Pilzbefall der Ameisenhaut (Cuticula) würde sich auf den dichtgedrängten Individuen der Kolonien rasend schnell vermehren und die Völker komplett dahinraffen. Hier erweist sich eine Anpassung so vorteilhaft, das sich der Aufwand lohnte und durch Selektion durchsetzen konnte. (Wobei die Wirkung der Metathorakal-Drüse einen Ameisenstaat eigentlich erst "Gesundheitlich" ermöglichte.)
gibt es über das Verhalten zu kranken Tieren wissenschaftliche Arbeiten?
Da muss ich passen...
Lesenswert ist auf jeden Fall der Beitrag "Behinderte Ameisen" von BUSCHINGER (ASa 3/99), hier finden sich auch weitere Quellen wie "Mißbildungen bei Waldameisen" von WISNIEWSKI (Die Waldameise 3, 1990) . Die entsprechende Ausgabe der
Ameisen
Schutz
aktuell müsste über die DASW erhältlich sein.
Bestimmt kann "earlant" (bei Gelegenheit) die ein oder andere lesenswerte Quelle aus dem Ärmel zaubern...