Vereinigung von Ameisenvölkern

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Vereinigung von Ameisenvölkern

Beitragvon Karsten Schmitt » 28. Mai 2005 11:32

Bei Bienen gibt es z.B. die Möglichkeit mit einem durchlöcherten feuchten und mit Honig bestichendes Papier welches zwischen zwei Zargen gelegt wird.
Die Bienen fressen sich dort dann durch und nehmen dadurch langsam den gleichen Geruch an.

Das Gleiche wird auch bei einer Ameisenart genannt Lasius mixtus angewand.
Der Unterschied zu den anderen Sozialparasiten besteht darin das die Weibchen nicht gleich nach dem Hochzeitsflug versuchen in ein fremdes Nest einzudringen sondern erst ab November bis Anfang April. Sie kann auch bei einer Lufttemperatur von 5°C noch laufen. Die um diese Jahreszeit noch kaum tätige Arbeiterschaft des fremden Nestes kann somit nur leicht oder sogar keinen Gewaltaktionen überrummbelt werden und die fremde Königin kann in Ruhe die Duftangleichung durchführen
Das ist aber immer ein riskantes Unterfangen soetwas selber zu versuchen.
Am besten geht es noch während der Überwinterungszeit, bei Temperaturen unter 6-8 °C. Die beiden Völker in ein Gefäß füllen, durchschütteln (die Tiere halten das schon aus) und für ein paar weitere Tage oder Wochen kühl halten. Die nestspezifischen Duftstoffe übertragen sich dabei langsam zwischen den Tieren. Nach Ende der Überwinterung kann es dann aber immer noch geschehen, dass die Königinnen sich bekriegen, oder dass einige Königinnen von Arbeiterinnen exekutiert werden!
Auch im Sommer ist es Möglich die Tiere aneinander zu "gewöhnen", aber Vorsicht, denn die erforderliche niedrige Temperatur ist oft für die Brut schädlich.

Da stellt sich doch die Frage ob es möglich sei, auch Kolonien verschiedener Art zusammenführen?

Die Antwort ist die, das es bei Artgleichen woll eher möglich ist als bei Artfremden nur in Aussnahmefällen wie bei den Amazonenameisen und andere auf Sklavenraub und Sozialparasitisch spezialisierten Arten wird eine Art Mischvolk entstehen.
Ein Beispiel das es nicht klappen kann ist z.B. Myrmica Arten und Schuppenameisen Arten zu vereinen zu wollen.
Allein das Myrmica schon Nacktpuppen hat und beispielsweise Lasius Kokons spinnt zeigt die Unmöglichkeit. ,
Tipp: Schaut mal ins Buch "Ameisen beobachten und bestimmen" den Bereich über Sklavenhalter und Sozialparasiten.
Auch sind die unterschiedlichen Anforderungen an die Nahrung sowie die Feuchtigkeit und Nesttemperatur von Ameisenart zu Ameisenart zu beachten.

Hier ein Zitat von Herrn Prof. Buschinger zu diesem Thema:
"So weit bekannt und untersucht, gelingt es nicht, adulte Ameisen verschiedener Arten oder gar Gattungen zu friedlicher Koexistenz zu überreden. Die Fragestellung wurde in jüngerer Zeit in Frankreich recht intensiv bearbeitet. Z.B.: C. Errard & A. Hefetz: Label familiarity and discriminatory ability of ants reared in mixed groups. Insectes sociaux 44 , S. 189-198, 1997. Darin ist weitere Literatur zitiert.

Die Autoren haben mit gemischten Arbeiterinnengruppen (also ohne Königinnen) von Manica rubida und Formica (Serviformica) selysi gearbeitet. Dazu wurden aus reinen Kolonien der beiden Arten jeweils ganz frisch geschlüpfte (weniger als 5 Stunden nach Schlüpfen) Arbeiterinnen zusammengesetzt. Die vertragen sich, obwohl sogar verschiedenen Unterfamilien angehörig (Myrmicinae & Formicinae), über Monate hinweg.

Sklavenhalter rauben gewöhnlich Arbeiterin-Puppen ihrer Wirte, weil die daraus schlüpfenden Jungarbeiterinnen dann auf das Volk der Sklavenhalter "geprägt" werden und sich so problemlos integrieren. Eine Ausnahme ist die von H. Kutter (1957, Eine neue Form der Sklavengewinnung bei Ameisen, Die Umschau in Wiss. u. Technik 57 ) so genannte "Eudulosis", von Coptoformica und Serviformica , bei der im Laborversuch u.U. adulte Arbeiterinnen der letzteren versklavt werden können (wobei aber viele auch ihr Leben lassen). Coptoformica sind normal keine Sklavenhalter, nur temporäre Parasiten.

Weitere Besonderheiten finden sich bei der Koloniegründung mancher Sklavenhalter. Harpagoxenus - oder Chalepoxenus- Jungköniginnen müssen zuerst alle adulten, Arbeiterinnen und Königinnen, eines Wirtsvolkes umbringen. Aus den zurück gelassenen Arbeiterin-Puppen schlüpfen ihre ersten Sklaven. Epimyrma -Jungköniginnen "ermorden" die Wirtskönigin(nen), werden aber von den Arbeiterinnen der Wirtsvölker akzeptiert. Warum das so ist, und wie die Parasitenweibchen das schaffen, haben wir noch nicht herausbekommen. Auch Polyergus -Jungköniginnen werden, nachdem sie die Serviformica -Königin(nen) umgebracht haben, von adulten Wirtsarbeiterinnen akzeptiert."
Zuletzt geändert von Karsten Schmitt am 28. Mai 2005 13:07, insgesamt 1-mal geändert.
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