Ist dieses Verhalten schon bekannt?

Archivbeitrage aus den Unterforen "Einsteigerfragen" und "Diskussion und Fragen allgemein" aus den Jahren 2003 bis 2008.

Ist dieses Verhalten schon bekannt?

Beitragvon Frico » 29. Jul 2007 13:54

Hallo allerseits,

Ich melde mich hier, da ich ein verhalten meiner Camponotus herculeanus Kolonien beobachtet habe, dass ich noch nicht kannte.
Womöglich ist es schon bekannt, dennoch werde ich meine Beobachtung und dazu folgende Theorie vorstellen.

Beobachtung:
Ich musste 2 C.herculeanus Kolonien, aufgrund platzmangel in einem Formicarium setzen.(30x20)
Dies ging sehr gut, bis Sie rund jeder 6 Arbeiter hatten.
Ich beobachtete heute morgen wie eine fremde Arbeiterin in das Nest der anderen Kolonie ging.Die fremde Arbeiterin zuckte beim Kontakt kurz zurück, danach liess sie sich von den Arbeitern füttern.Sie brach dies nach 5-10 Sec. ab und untersuchte das Nest; als sie auf die Brut stoss, trug sie eine Larve zu ihrem eigenen Nest.
Weder ihre Kolonie zu hause, noch die Kolonie des geschehens schien davon beeindruckt.
Nach einiger zeit war fast die ganze Brut "geklaut",(eine Arbeiterin hielt jedoch an einer Larve fest und Sie rungen leicht darum.Sie gab aber kurz danach auf und die fremde Arbeiterin konnte die Larve mitnehmen.
Als es keine Brut mehr gab, zerrte die fremde arbeiterin, Mandibel in Mandibel eine Arbeiterin vom geklauten Nest in ihr eigenes.
Dort angekommen wollte die geklaute Arbeiterin raus, fand aber auch draussen offentbar keine Pheromonenspur, sie blieb im neuen Nest und wurde auch gefüttert.
So ging es weiter bis die andere Kolonie selber brut klaute, noch einiger zeit musst ich sie einfach trennen, da sonnst eine Kolonie womöglich am ende nur eine Königin haben würde.

Theorie:
Alle Arbeiterinnen waren Pygmäen, wie man weiss sind Pygmäen nich nur kleiner, sondern benehmen sich anders.(Scheuer, weniger aggressiv.)
Offenbar sind Pygmäen gegenüber Pygmäen/Arbeiter ihrer eigenen Art nicht aggressiv.
Das ganze macht auch Sinn, da nur wenige Jungkolonien es zu einer reproduktiven schafft.
Wenn sich nun Konkurierende Jungkolonien von Anfang an bekämpfen, dann gibt es auf beiden seiten tode.Wahrscheinkeit wird grösser nicht zur reproduktiven Kolonie heranzu wachsen.
In einem Wald mit vielen Jungköniginnen/Jungkolonien ist es einfach eine vorteilhafte Konkurrenz wenn sie sich bestehlen, anstatt bekämpfen.Da die chance sich bei den Kolonien erhöht, die stehlen(verdopplung-verdreifachung der Brut)
In einem grösserem Gebiet ist es auch wahrscheinlicher, dass sich 2 Kolonien nicht gegenseitig finden, sondern nur die eine die andere.
Selbst die schon geschlüpften Pygmäen scheinen geraubt werden zu können, was auch vorteilhaft ist, ich denke dies ist nur alles wegen den Pygmäen möglich, sonnst wäre solch ein verhalten nicht zu sehen.
Wir kennen Oligogyne Arten wie Camponotus ligniperda, ich denke dies könnte eine andere Form davon sein.

Ich weiss nicht ob dieses verhalten schon bekannt ist, wenn hab ich es für mich selber entdeckt, dass ist auch schön.
Sonnst hoffe ich das es euch gefallen hat, ich denke man müsste diesen versuch öfters testen, auch mit Kolonien die ihre ersten Minoren bekommen haben, um sich völlig sicher zu sein.

Mit freundlichen grüssen,

Frico
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Beitragvon HeldGoP » 29. Jul 2007 14:45

ich glaube nicht das man ein verhalten unter solchen umständen als allgemeingültig ansehen kann.

zwei kolonieen in einem 30x20 becken ist sehr unnatürlich, evtl hat sich ja der kolonieeduft durch das enge zusammenleben vermischt? dann hat die arbeiterin einfach die brut zu dem besseren platz gebracht, als ein bewustes "stehlen" würde ich das nicht werten.


mfg
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Beitragvon Frico » 29. Jul 2007 14:49

Ich habe eine dritte Jungkolonie dazu getan, dass verhalten ist hier auch zu sehen.Mit der neuen Kolonie wurde kein Duft vermischt.
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Beitragvon NuEM » 29. Jul 2007 15:05

Stammen beide Kolonien von unabhängig gründenden Jungköniginnen, oder wurden erwachsene Tiere oder auch Brut aus einem Nest genommen, und damit "gepusht"?
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Beitragvon Raimund » 29. Jul 2007 15:14

Wenn er von Pygmäen spricht ja wohl nicht. ;)
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Beitragvon Frico » 29. Jul 2007 15:16

Alle Kolonien stammen von eigen gegründete Jungkolonien, ich habe nichts gepusht.Wenn ich gepuscht hätte, wären es wohl kaum die rede von Pygmäen.
Ich kenne das verhalten wenn Ameisen Brut für einen besseren Platz legen.
Doch hier liefen ununterbrochen eine Arbeiterin jeder Kolonie hind und her, mit Brut zwischen den Mandibeln, ausserdem brachten sie es oft nur 1-3 cm ins Rg.Andere Arbeiterin brachten sie dann an einem geigneteren Platz.
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Beitragvon K Kris » 29. Jul 2007 16:16

Das ist eigentlich ein relativ normales Verhalten von dem du da berichtest. Ich kenne es persöhnlich zwar nur von Lasius niger her aber ich habe Berichte darüber auch schon desöfteren in verschiedenen Artikeln und auch für andere Arten gelesen.

Bei L. niger ist dieses Verhalten leicht in Gefangenschaft zu beobachten. Es handelt sich praktisch um eine mehr-oder-weniger freundliche Übernahme, die bei L. niger nur selten zu Todesfällen führt. Den Artikeln zu Folge ist deine Hypothese also recht zutrefflich.

Ausserdem passiert es in der Natur nicht so ausgesprochen selten wie wir annehmen, dass vereinzelte Jungköniginnen relativ nahe beianander eine Kolonie zu gründen versuchen.
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Beitragvon Frico » 29. Jul 2007 16:42

Ich bin erfreut, mir wurde es in Foren nur noch nicht berichtet und ich glaube das es in hier nicht wirklich diskutiert wurde.
Mich würde es interessieren ob das alle Arten machen, oder ob es nur einige praktizieren.
Ich finde diese Tatsache sollte auch in Artenverzeichnisse zugefügt werden, doch nur wenn es einige Arten durchführen.
Gibt es dafür einen Begriff?

mfg,

Frico
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Beitragvon K Kris » 29. Jul 2007 17:36

Ich würde eher bezweifeln, dass es dafür extra einen Begriff gibt, kann aber durchaus sein. Ich wäre nicht verwundert falls sehr viele Arten so etwas praktizieren. Es ist ja sogesehen eine Art natürliches "Puschen" der Kolonie.
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Beitragvon Moglie » 29. Jul 2007 23:20

Sind ja auch oligogyn und gründen teilweise durch Adoption, also nichts neues.
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