Haltungsbericht: Lasius flavus

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Haltungsbericht: Lasius flavus

Beitragvon Mocap » 24. Feb 2008 16:43

LOGBUCH LASIUS FLAVUS - 2008

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Vorwort - Da ich hier im Forum keinen Lasius flavus Haltungsbericht gefunden habe - vermutlich da diese Art eher als "langweilig", "unter der Erde lebend" und "wenig aggressiv" beschrieben wird - habe ich mich kurzer Hand entschlossen selber einen zu schreiben. Und erkläre mich hiermit zum stolzen Besitzer der vielleicht "langweiligsten" Ameisenart der Welt, wer kann das schon von sich behaupten :wink:.

Als ein nachträgliches Geburtstagsgeschenk erhielt ich am 2.2.2008 eine Ameisenfarm. Die Schenker versicherten mir, dass die Königin und ein paar Arbeiterinnen schon drin seien. Zu sehen war zwar nichts und es war ja noch Winterruhe, so dass das ganze Ding mit potentiellen Lebewesen drin erst einmal auf dem Balkon, bei den in NRW üblichen Wintertemperaturen von 5-10C° landete. Aufgrund eines rapiden für NRW eher unüblichen Temperatursturzes auf -5C° Außentemperatur beschloss ich letzten Sonntag, die Ameisenfarm in mein ungeheiztes Schlafzimmer zu stellen (ca. 13-16C°), welches mein kältester Raum ist. An jenem Tag sah ich dann auch die erste Arbeiterin. Von der Königin weiterhin keine Spur.


1. - 5. Tag (N.W. = nach Winterruhe :wink: )

Formicarium - Mit einer Spritze 20ml Wasser in der Behausung verteilt. 1 Tropfen Proteinpaste & 1 Tropfen Honig zur Verfügung gestellt (beides wird nach einem Tag klar und flüssig, weil es scheinbar die Feuchtigkeit anzieht).

Ameisen - Die ersten zwei Tage lief eine Ameise ab und an scheinbar planlos durch die Arena, aber die meiste Zeit befand sie sich irgendwo im Sand. Ansonsten geschah nichts (zumindest nichts sichtbares). Nahrungsaufnahme konnte ich nicht beobachten.

Am 3. Tag sah ich das erste Mal eine zweite Ameise und die beiden fingen (leider) in der Arena an ein Loch zu graben, indem sie Sandkorn für Sandkorn bewegten. Die Höhle reichte am 5. Tag bis zum Plexiglasboden. Nahrungsaufnahme konnte ich nicht beobachten.

6. - 7. Tag (N.W)

Formicarium - Nahrung erneuert. Alles noch feucht genug.

Ameisen - \:D/ Am Grund der Höhle ist deutlich ein Eipaket zu erkennen. Der Eingang der Höhle wurde mittlerweile verschlossen und alle Ameisen (2 Arbeiterinnen + Königin) befinden sich in der Höhle und kümmern sich um den Nachwuchs. In der Arena konnte ich keine der Arbeiterinnen beobachten. Gibt ja auch Untertage genug zu tun ... (s. Bilder). Heute am 7. Tag konnte ich das erste Mal das Hinterteil der Königin bewundern, welch eine Ehre.

Leider ist die Qualität der Bilder nicht allzu berauschend, da ich in einer Hand die Farm und in der anderen Hand meine schon etwas ältere Digicam halten musste und das möglichst ruhig, damit nicht alles verwackelt.
Dateianhänge
Erste Brut (2c).jpg
Zwei Arbeiterinnen, Königin & Nachwuchs.
Erste Brut(1).jpg
Überblick der Höhle.
Erste Brut (3).jpg
Eier oder schon Larven? I don't know?
Behausung (1).jpg
Das Anwesen.
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Tag 8. - 13.

Beitragvon Mocap » 1. Mär 2008 19:00

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8. - 9. Tag (N.W)

Formicarium – Feuchtigkeit zufriedenstellend. Futter genügend vorhanden.

Das „eigentliche Nest“ (das Plexiglaslabyrinth) sollte von mir mal mit roter Folie beklebt werden, vielleicht ist die Königin dann irgendwann bereit aus ihrem Erdloch in die vom Hersteller vorgesehene deluxe PVC-Behausung zu wechseln, schließlich ließen sie sich dort auch besser beobachten und fotografieren. Wobei natürlich die viel diskutierte Frage im Raum steht: Können Lasius flavus rotes Licht sehen oder nicht?
Eine andere Idee ist, die Arena austrocknen zu lassen und nur das „eigentliche Nest“ durch die dafür vorgesehenen Öffnungen zu befeuchten, um einen positiven Anreiz für einen Umzug zu setzen. Allerdings habe ich beschlossen solch brutale Methoden der Maßregelung erst anzuwenden, wenn die Kolonie eine gewisse Größe erreicht hat.

Könnte es nicht auch sein, dass die Kolonie ab einer gewissen Volksstärke von alleine dorthin umsiedelt, weil ihr die Arena zu ungemütlich wird? Ich frage mich, ob die Königin überhaupt durch die schmalen Gänge (Ø 4-5mm) passen würde? Hat schon einmal jemand eine Lasius flavus-Kolonie in solch einer Ameisenfarm gehalten und die Königin in das „eigentliche Nest“ bekommen? Wenn nein, für welche Arten sind solche Ameisenfarmen eigentlich gedacht? Viel kleiner als Lasius flavus geht doch kaum. Für weitere Vorschläge der Ameisenerziehung bin ich dankbar.

Ameisen – Es ist jetzt fast immer eine Arbeiterin Übertage. Keine Ahnung was sie dort tun, denn am Futter habe ich immer noch keine beobachten können. Die haben sicher alle noch genug Fette aus der Zeit der Winterruhe in ihrem Körper gespeichert. Frei nach dem Motto: Wer nicht will, der hat schon!

Königin und Larven sind wohl auf und eine Arbeiterin ist ununterbrochen zu ihren Diensten, um sich um den Nachwuchs zu kümmern. Mir ist nebenbei aufgefallen, dass sie die Larven kurzfristig weggeräumt haben, als ich ein ca. 2minütiges Blitzlichtgewitter auf ihre Nesthöhle los ließ, welches wiedereinmal zu eher bescheidenen Fotos geführt hat. Mittlerweile liegen die Larven aber wieder am Grund der Nesthöhle, dem gut sichtbaren Pelxiglasboden.

10. - 11. Tag (N.W)

Formicarium – 5ml Wasser in der Arena mit einer Spritze verteilt. Das alte Futter entsorgt, den Napf heiß ausgespült und wieder mit einem Tropfen Honig-Zuckerlösung und einer Messerspitze Proteinpaste gefüllt. Auf dem Plexiglas waren lauter Fingerabdrücke, so dass ich diese mit einem Küchentuch sauber gewischt habe, um wieder einen besseren Blick auf die Kolonie zu haben.

Ameisen – Wenn ich (ca. 3-5mal am Tag für etwa 5-10min) meine Halogenlampe auf die Ameisenfarm richte, ist meist eine der beiden Arbeiterinnen in der Arena unterwegs. Sobald das Spotlight auf sie strahlt verschwinden sie recht schnell irgendwo im Sand. Ich kann jedem, der plant sich eine Lasius flavus-Kolonie zu zulegen nur empfehlen: :director: Nehmt schwarzen Sand! Orange-gelbe Ameisen auf orange-gelbem Sand geben keinen allzu starken Kontrast. Am Futter habe ich immer noch keine Arbeiterin beobachten können.

Die Königin sitzt immer noch in Ihrem Nest und eine Arbeiterin ist immer bei ihr. Die Königin selbst bewegt sich recht wenig. Kurz dachte ich sogar sie sei nicht mehr unter uns, aber dann hat sie doch Ihr pralles Hinterteil ein bisschen gedreht. Dafür haben die Larven angefangen sich selbstständig zu bewegen, was sie vor ein paar Tagen noch nicht getan haben, demnach gehe ich davon aus, dass es beim Nachwuchs derzeit keine Komplikationen gibt.

12. - 13. Tag (N.W)

Formicarium – Am 13. Tag 10ml Wasser in der Arena mit einer Spritze verteilt.

Ameisen – Volkszählungen bei Lasius flavus sind kein einfaches Unterfangen. Nach Betrachtung der neuen Fotos muss ich die erste Volkszählung korrigieren :o :

► ca. 7 Arbeiterinnen

► 1 Königin

► min. 12 Larven
Dateianhänge
Behausung (2).JPG
Wie kriege ich die Kolonie nur ins "eigentliche Nest"?
Nest 13. Tag (a).jpg
Nesthöhle am 13. Tag.
Nest 13. Tag (b).jpg
Nesthöhle inkl. neuem Ausgang rechts am 13. Tag.
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Beitragvon Mocap » 4. Mär 2008 12:19

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14. - 16. Tag (N.W)

Formicarium – Im Formicarium selber war die Tage alles bestens. Es genügt wohl alle 4-5 Tage 10-15ml Wasser in der Arena zu verteilen und das Futter auszutauschen.

Ameisen – Die Ameisen haben ihr unterirdisches Nest weiter vergrößert und wenn ich das Licht anknipse sind mittlerweile etwas mehr Arbeiterinnen (ca. 3-4) überirdisch zu sehen. Mir ist aufgefallen, dass sich die Larven immer an unterschiedlichen Punkten des Nests befinden. Nach welchen Kriterien sie den Nachwuchs umschichten ist mir unklar.

:detectiv: Heute (16. Tag) habe ich eine seltsame Beobachtung (s. Bild) gemacht. Einige Arbeiterinnen haben einen Wassertropfen mit Sandkörnern gefüllt. Dieses Phänomen habe ich auch schon einmal in einem anderen Haltungsbericht gelesen, leider weiß ich nicht mehr wo, aber es war jedenfalls keine Lasius-Art. Ob sie damit die Oberflächenspannung des Tropfens reduzieren, um besser an das Wasser zu gelangen?
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Wassertropfen.jpg
Ein mit Sand gefüllter Wassertropfen. Was hat das wohl zu bedeuten?
Arbeiterin outdoor.jpg
Eine Arbeiterin mal überirdisch unterwegs.
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Beitragvon Mocap » 8. Mär 2008 13:15

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17. - 21. Tag (N.W)

Formicarium – Heute (21. Tag) habe ich wiedereinmal 10ml Wasser verteilt und die Nahrung erneuert. Da ich die letzten Tage außer Haus war, wurde meinerseits im Formicarium nichts getan. Die Kolonie scheint dies jedoch nicht weiter gestört zu haben. Im Gegenteil es wurden diverse neue Gänge gegraben, die vor 3 Tagen noch nicht da waren. :-) Ich frage mich nur, wie die Arbeiterinnen die neuen „Stollen“ so schnell ausbauen - schließlich wird nach meinen Beobachtungen jedes Sandkorn einzeln bewegt?

Dann wollen wir mal rechnen:

1 Arbeitstag (24h) = 86400 sec
Sandkorngewicht = 0.0055 g
a FASA = ca. alle 30 sec
b DSTD = 3 sec
c DSTG = 3 mm/sec

a Frequenz der Aufnahme eines Sandkorns pro Arbeiterin
b Durchschnittliche Sandkorntragedauer
c Durchschnittliche Sandkorntragegeschwindigkeit

Nach Adam Riese kann meine Kolonie am Tag theoretisch 126.72 g Sand 9 mm weit bewegen.

In meiner Arena sind 200g Sand also könnte meine Kolonie an einem Tag einen 1cm breiten Gang durch meine 13.5cm lange Arena bauen, wenn sie wollten und manchmal wollen sie das sogar! Sollte irgendjemand Zweifel an meinen Berechnungen haben, kann er/sie dies gerne hier äußern ;-)

Ameisen – Da ich, wie bereits erwähnt, die letzten Tage nicht da war kann ich zum Verhalten der Kolonie nicht viel sagen. Generell fällt mir auf, dass immer mehr Arbeiterinnen draußen sind und auch das Licht meiner Halogenlampe scheinen sie nicht mehr so stark zu meiden. Am Futter habe ich sie immer noch nicht beobachten können, aber ich denke sie fressen wenn niemand zuschaut, denn es ist meiner Meinung nach noch etwas Nachwuchs hinzugekommen.

Mit anderen Worten der Kolonie scheint es gut zu gehen! :D
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Beitragvon Mocap » 12. Mär 2008 16:37

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22. - 25. Tag (N.W)

Formicarium – 10ml Wasser scheinen doch ein wenig zu viel Befeuchtung gewesen zu sein, denn wenn meine Halogenlampe nicht auf das Formicarium gerichtet ist und das ganze Ding abkühlt, bildet sich unschönes Kondenswasser an den Plexiglasscheiben. In Zukunft werde ich wieder nur 5-7ml Wasser zur Befeuchtung nehmen, sonst sieht das Ganze mehr nach Gorillas im Nebel aus, als nach einem Formicarium. Heute (24. Tag) habe ich wieder neue Nahrung (1 Tropfen Honigzuckerlösung + ein Klümpchen Proteinpaste) zur Verfügung gestellt, da ich unbedingt dieses Schwämmchen, das ich mir für den Futternapf bestellt habe ausprobieren musste. Ich habe den Schwamm übrigens nicht befeuchtet, denn die Zuckerlösung und die Proteinpaste ziehen nach meinen Beobachtungen von alleine genug Feuchtigkeit an.

Ameisen – Ich weiß nicht, ob es an der leicht erhöhten Feuchtigkeit liegt, oder ob es mein subjektives Empfinden ist, aber ich habe das Gefühl, dass weniger Ameisen überirdisch unterwegs sind als in den Tagen zuvor. Die erste Königinnenkammer ist quasi leer. Larven sehe ich keine mehr und die Queen oder deren Hinterleib habe ich auch schon länger nicht mehr gesehen. Hin und wieder bewegt sich schon einmal eine einzelne Arbeiterin durch die Arena, aber sonst herrscht eher Ruhe. Ich hoffe meiner noch kleinen Kolonie geht es gut. Zumindest sind keine Toten zu verzeichnen, also gehe ich mal davon aus, dass die Königin irgendwo im inneren des Nests einen Unterschlupf gefunden hat, in dem sie vor Blitzlichtattacken meinerseits geschützt ist. Positives Denken ist angesagt ... :-)

Andererseits ist jedoch deutlich zu erkennen, dass die vorhandenen Arbeiterinnen das Gangsystem erweitert haben, so dass es sich über die ganze Arena verteilt. Sie haben nur noch wenige Gänge, die direkt an der Plexiglasscheibe entlang führen, aber man kann genau sehen, wo sich die Ausgänge befinden (s. Achtecke im Bild). Anhand des nach Oben beförderten Sandes kann man auch erahnen, wie das Gangsystem verläuft. Ich habe versucht das Gangsystem entsprechend seiner Entstehung chronologisch in die Vogelperspektive der Arena einzuzeichnen (gestrichelte Linie = vermuteter Gang).

Einen kleinen Zwischenfall gab es noch ... Bei meiner Fütterung wäre mir fast eine Arbeiterin ausgebüchst, aber ich konnte sie noch gerade schnell genug mit einer Pinzette zurück in die Arena schubsen. Und da soll noch einmal jemand behaupten Lasius flavus würden überwiegend unterirdisch leben ... ;-)
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Gangsystem.jpg
Achtecke = Ausgänge
gestrichelte Linie = vermuteter Gang
Oval = 1. Königinnenkammer
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Beitragvon Mocap » 17. Mär 2008 22:39

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26. - 30. Tag (N.W)

Formicarium – In den letzten 4 Tagen habe ich im Prinzip gar nichts am Formicarium machen müssen. Die Feuchtigkeit war zufriedenstellend und die Nahrung sah auch noch in Ordnung aus. Das Plexiglasnest werde ich auch nicht mehr mit roter Folie abkleben, da ich in Erfahrung bringen konnte, dass dieses Nest zu klein für alle Lasius-Arten ist. Nun gut, da kann man nichts machen, außer geduldig bleiben. Wobei „Geduld“ sowieso eine der wichtigsten Tugenden bei der Ameisenhaltung zu sein scheint ... Sie haben sich nun mal bereits „häuslich“ in der Arena niedergelassen und ich vermute, dass die Arena von der Größe her für die nächsten Monate auch noch reichen sollte. Ich werde einfach versuchen intuitiv den geeigneten Zeitpunkt für die Einleitung eines Umzugs zu erahnen. Falls jemand konkrete Vorschläge dafür hat, woran man merkt, dass ein Formicarium für eine Kolonie zu klein geworden ist, dann immer her damit.

Ameisen – Der Kolonie selber scheint es bestens zu gehen. Ich habe den Eindruck, dass Lasius flavus nicht nur unterirdische Gänge baut, sondern auch eine Art überirdischen Tunnel. Im ersten Bild habe ich eine Draufsicht auf die Arena zu drei unterschiedlichen Zeitpunkten (1.Woche-3.Woche-4. Woche) und es ist deutlich zu erkennen, dass die Kieselsteine immer mehr im Sand verschwinden. Ich konnte die letzten Tage beobachten, wie meist eine Arbeiterin Sandkorn für Sandkorn eine Art Gewölbe bzw. Tunnel gebaut hat. Auch unterirdisch sind ein paar neue Kammern und Gänge hinzu gekommen.

Die erfreulichste Beobachtung war jedoch der neue Riesenberg Larven (ca. 14 Stück, s. Bild) :-)

Endlich habe ich auch mal wieder die Königin zu Gesicht bekommen und sie machte einen lebendigen Eindruck. Die momentane Größe der Kolonie ist nicht wirklich abzuschätzen, da ich keinen besonders guten Einblick in das gesamte Nest habe, aber es müssen ein Minimum von 7 Arbeiterinnen sein, denn das war die Anzahl, die ich am Anfang in der ersten Nesthöhle zählen konnte und Tote sind bisher noch keine zu verzeichnen. Draußen sind maximal immer 2 Arbeiterinnen zu sehen und das nur phasenweise.

Eine kleine Sorge habe ich jedoch ...

... seit Beendigung der Winterruhe, also seit 30 Tagen, habe ich noch nie auch nur eine Arbeiterin an der Futterschale (Proteinpaste & Honig-Zuckerlösung) beobachten können. Ich weiß, dass Ameisen sich vor der Winterruhe eine Art „Speck“ an fressen und von diesem in der Gründungsphase zäheren können, aber für wie lange reicht der? Eine andere Möglichkeit besteht natürlich darin, dass sie einfach fressen, wenn ich nicht zu sehe und da ich nicht stundenlang am Tag ins Formicarium glotze ist dies wahrscheinlich die plausiblere Erklärung oder sie nehmen Nachts die Nahrung auf, während ich in der Regel schlafe. Ich habe mir sowieso ein kleines Experiment überlegt, wie man die Außenaktivität von Lasius flavus in Abhängigkeit von der Tageszeit erfassen könnte. Schließlich kursieren einige Theorien zum Tag-Nacht-Rhythmus von Ameisen ... dazu beim nächsten Mal mehr.
Dateianhänge
30. Tag Gewölbe.jpg
Die Entstehung eines Mini-Ameisenhügels ...
30. Tag Queen.jpg
Die Queen, Arbeiterinnen und Nachwuchs ...
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Beitragvon Mocap » 24. Mär 2008 22:50

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31. - 37. Tag (N.W)

Formicarium – Heute am (31. Tag) habe ich wie üblich die Nahrung erneuert und vorher die Futterschale und den Schwamm kurz mit kochendem Wasser überbrüht, um alles möglichst steril zu halten. Auf den diesmal leicht angefeuchteten Schwamm habe ich wie immer 1 Tropfen Proteinpaste und 1 Tropfen Honig-Zucker-Lösung gegeben. Die Feuchtigkeit im Formicarium ist noch immer in Ordnung. Sobald sich die Plexiglasscheiben abkühlen, bilden sich kleine Kodenswassertröpfchen. Also habe ich jetzt 10 Tage nicht mehr gegossen. Es scheint der Kolonie jedoch nicht zu schaden. Heute (33. Tag) habe ich meinen Lasius flavus das erste mal überbrühte „lebend“ Nahrung zur Verfügung gestellt. Es waren zwei kleine Mücken mit puscheligen Fühlern. Die habe ich in ein großes Teesieb gescheucht, mit kochendem Wasser übergossen und anschließend 3 min ziehen lassen. Jetzt liegen sie beträufelt mit 2 Tropfen Wasser auf dem Futterschwamm. Ich bin gespannt, was passiert! Den ersten Kurzurlaub (34.-37. Tag), ohne mein Zutun, hat das Formicarium auch gut überstanden.

Ameisen – Wow ich glaube meine Lasius flavus haben telepathische Kräfte!!! Machte ich mir gestern noch Sorgen, dass sie quasi einen Monat noch nichts gegessen haben, konnte ich am 31. Tag das erste mal miterleben, wie sich eine Arbeiterin ca. 5 min so richtig den Bauch voll schlug, dabei drückte sie die Feuchtigkeit mit dem Hinterleib aus dem Schwamm und saugte kräftig, um dann wieder gerade ein Stückchen weiter zu gehen. Machen das alle Ameisenarten so bei dem Futterschwamm? Es sieht etwas seltsam aus, aber dennoch eine schlaue Taktik um besser an die Nahrung zu kommen. Auch das Blitzlicht meiner Digicam störte sie nicht. Mehr als eine Arbeiterin ist selten überirdisch unterwegs. Den Larven geht es soweit zu beurteilen gut.

Rückblick auf den ersten Monat

Ich dachte mir, dass ein kurzer monatlicher Rückblick auf einen Haltungsbericht Sinn machen könnte, da dies noch einmal die wesentlichen Geschehnisse und Erkenntnisse für den schnellen Leser kurz und prägnant zusammenfasst und gleichzeitig kann man die Zeit selber noch einmal revue passieren lassen ...

Lasius flavus die langweiligste Ameisenart aller Zeiten? Nach anfänglichen Zweifeln, ob überhaupt etwas im Formicarium lebt, haben mir die Königin und ihre derzeit mindestens 7 Arbeiterinnen, sowie der Nachwuchs fast täglich etwas Neues geboten. Zu Beginn wurde die erste Königinnenkammer gegraben, dann waren recht bald die ersten Larven und 2 Wochen später wieder Neue zu sehen und zeitweise verschwanden sie wieder irgendwo an einer unsichtbaren Stelle im Nest. Dafür wurden mehrere neue unterirdische Kammern und Gänge errichtet. Mit Sand gefüllte Wassertropfen befanden sich am Futternapf und ab und an sah man auch mal ein oder zwei Arbeiterinnen überirdisch durch die Arena laufen – in der Regel mit einem Sandkorn zwischen den Mandiblen, also den Mundwerkzeugen. Neben den unterirdischem Gangsystem schufen die fleißigen Arbeiterinnen einen gewölbeähnlichen Tunnel der quer durch die Arena verläuft und vermutlich so etwas wie ein Miniameisenhügel ist. Darüber hinaus pendelte sich mein Gefühl für Befeuchtung (alle 6-8 Tage 5ml Wasser) und Nahrungswechsel (alle 5-7 Tage erneuern) immer mehr ein. Meinen Wunschtraum, dass sie irgendwann in das vom Hersteller vorgesehene Plexiglasnest ziehen muss ich mir wohl abschminken, da wie ich in Erfahrung bringen konnte die Gänge zu klein für alle Lasius-Arten sind. Einmal wäre mir beim Nahrungswechsel fast eine Lasius flavus-Arbeiterin abgehauen, wenn ich sie nicht schnell genug mit der Pinzette zurück in die Arena gekickt hätte. Das war auf jeden Fall der hektischste Moment, der ersten 31 Tage. Geduld ist scheinbar eine der Schlüsselfähigkeiten, die man bei der Ameisenhaltung besitzen sollte. Sorgen nach dem Motto: „Hilfe! Habe gestern eine Made in den Futternapf gelegt und sie fressen immer noch nicht!“ sollte man schnell vergessen. Ich durfte unglaubliche 31 Tage warten, bis ich die erste Arbeiterin bei der Nahrungsaufnahme beobachten konnte, aber dafür machte sie trotz Blitzlichtgewitter meiner altersschwachen Digicam für 5min ungestört weiter. In diesem Sinne hoffe ich, dass die Kolonie auch die nächsten Monate weiter wächst und bald ein Umzug in ein beobachterfreundliches Formicarium möglich wird ... aber vielleicht dauert es ja auch noch bis nächstes Jahr.
Dateianhänge
Tag 31. Arbeiterin.jpg
Arbeiterin (31. Tag) auf Futterschwamm
Tag 31. Arbeiterin gekrümmt.jpg
Arbeiterin (31. Tag) presst mit dem Hinterteil die Zuckerlösung nach Vorne.
Tag 31. Abreiterin gerade.JPG
Arbeiterin (31. Tag) wieder gerade ...
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Beitragvon Mocap » 6. Apr 2008 19:45

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38. - 50. Tag (N.W)

Formicarium – Nach einer Woche (38. Tag) war es mal wieder nötig den Futternapf zu reinigen. Die beiden kleinen Mücken, die seit einigen Tagen der Kolonie neben der gewohnten Honig-Zuckerlösung als Nahrungsquelle zur Verfügung standen, blieben unberührt und mussten einen unnötigen Tod im Teesieb sterben - ein bisschen Kollateralschaden gibt es wohl immer zu verzeichnen. Wobei ich mich frage, ob Lasius flavus überhaupt überbrühte „Lebendnahrung“ zu sich nimmt, denn in der freien Wildbahn ernähren sie sich ja von dem zuckerhaltigen Sekret der Wurzelläuse? Die Feuchtigkeit des Formicariums ist immer noch in Ordnung, denn vor 25 Tagen habe ich 10ml Wasser in die Arena geträufelt. Da ich mein Plexiglasformicarium nur selten öffne, um überflüssige Störungen der Kolonie zu vermeiden, scheint sich die Feuchtigkeit ewig zu halten. Ich sollte den kleinen Gummistopfen, der sich am einen Ende der Arena befindet wohl besser durch einen Wattestopfen ersetzen, damit die Luft wenigstens ein bisschen zirkulieren kann.

Dank einer Nachfrage im Disskusions-Thread habe ich heute (45. Tag) eine furchtbare Erkenntnis gewonnen: Ich dachte, bei dem weißen Futterbrei handelt es sich um eine Proteinpaste, aber es ist lediglich eine mit Mineralien angereicherte Zuckerlösung. Mit anderen Worten meine Kolonie hat seit über einem Monat noch keine Proteine erhalten. Das könnte eine Erklärung dafür sein, dass ich so gut wie nie (bzw. erst einmal) eine Arbeiterin an der Futterschale beobachten konnte. Ich habe mir daher umgehend Protein-Jellies bestellt. Die Larven sind momentan nicht zu sehen ... Und ich habe eine grausame Vermutung:

Vielleicht deckt die Kolonie ihren Proteinbedarf auf kanibalistische Weise, indem sie ihre Brut verspeist!!! :evil04:

Heute (49. Tag) ist das Päckchen mit den Protein-Jellies angekommen und meine Kolonie hat einen großen Brocken Proteine und Zucker-Mineralien-Paste bekommen. Dann habe ich noch 2 ml Wasser zur Befeuchtung in der Arena verteilt. Die Öffnung der Arena ist jetzt auch mit einem Wattestopfen verschlossen in der Hoffnung, dass die Feuchtigkeit ein bisschen schneller verdunstet. Somit habe ich alle aktuellen Probleme so gut es geht beseitigt, jetzt heißt es abwarten ... :sun01:

Ameisen – Insgesamt war in der letzten Woche wenig los. Es war hin und wieder eine Arbeiterin in der Arena zu sehen. Die Brut ist mittlerweile nicht mehr zu sehen. Dies stützt meinen Verdacht, dass Lasius flavus bei akutem Proteinmangel (> 1 Monat) ihren Proteinbedarf auf kannibalistische Weise deckt. Falls jemand etwas zu diesem Thema weiß, würde es mich interessieren.

Heute (49. Tag) nach der Befeuchtung habe ich seit langem mal wieder zwei Arbeiterinnen gleichzeitig in der Arena sehen können. Es schien so als ob ihnen die kleine Dusche bekommen ist. In Zukunft werde ich regelmäßiger kleine Mengen (1-2ml) Wasser in der Arena verteilen. Die Königin ist mal wieder verschwunden und ich habe keine Ahnung, wie es ihr geht.

Eine Weltpremiere es waren heute (50. Tag) das erste mal vier Arbeiterinnen zur selben Zeit in der Arena und eine hat ein bisschen Zuckerlösung geschleckt. Am Protein-Jelly konnte ich leider noch keine beobachten. Aber wenn sie Proteine wollen dann haben sie jetzt wenigstens welche ...
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49.Tag Arena.jpg
49. Tag Protein-Jelly als Futter
50. Tag Arbeiterin.jpg
50. Tag Vollgesaugte Arbeiterin verlässt die Futterschale
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Re: Haltungsbericht: Lasius flavus

Beitragvon Mocap » 16. Sep 2008 14:01

Da in einigen Threads bemängelt wurde, dass Haltungsberichte nicht weitergeführt werden bzw. einfach abreißen, möchte ich der Form halber hier die traurige Mitteilung machen, dass dieser Haltungsbericht an dieser Stelle leider beendet werden muss ...

Die Königin ist tot!

Es lebe die Königin ... :wink:
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