von Markus » 11. Jun 2004 07:22
@Scooby, ich muss dich leider Korrigieren, hier mal eine Erklärung zum Thema Minor, Major und Soldaten (und noch einige andere interessante Punkte):
(Von A.Buschinger):
>Soldaten gibt es weder bei Lasius noch bei Myrmica oder Camponotus ligniperda bzw. C. herculeanus. Die einzige einheimische Art mit echter Soldatenkaste ist die "Stöpselkopfameise" Camponotus (Colobopsis) truncatus , bei der die Soldaten im Unterschied auch zu den größten Arbeiterinnen - ohne Übergangsformen - einen spezialisierten, vorn abgeplatteten und hart chitinisierten Kopf haben.
Die meisten Arten haben m.o.w. unterschiedlich große Arbeiterinnen, wobei fließende Übergänge die größten und kleinsten verbinden. Die Begriffe "minor" und "major" sind nicht festgelegt, werden somit ziemlich willkürlich verwendet, und mancher Autor bezeichnet auch schon die größten Camponotus -Arbeiterinnen als Soldaten. Bei Myrmica , ebenso auch bei Formica, kommen ganz beträchtliche Größenunterschiede vor. Das hängt davon ab, ob die Larven in Zeiten guter oder schlechterer Futterversorgung heranwachsen. Bei Myrmica entstehen oft im Frühjahr größere Arbeiterinnen (aus Larven, die es gerade nicht mehr zur Königin geschafft haben?), gegen den Herbst schlüpfen immer kleinere.
Pygmäen oder Zwergarbeiterinnen entstehen bei Arten mit klaustraler Koloniegründung (also ohne Futterzufluss in geschlossener Gründungskammer) aus den ersten Eiern der jungen Königin. Ursache ist allerdings nicht die schlechte Futterversorgung der Larven. Das hat man bei Lasius niger experimentell untersucht: Gibt man die ersten Eier einer Gründerkönigin in ein kleines Volk, das bereits normal große Arbeiterinnen produziert, so entstehen nach entsprechender Zeit doch Pygmäen aus diesen Eiern. Es ist also schon im Ei festgelegt, dass sich daraus nur Pygmäen entwickeln können. Mit einer Aphaenogaster subterranea- Königin habe ich das im letzten Sommer etwas anders probiert, gab ihr zu den ersten kleinen Larven ein paar Puppen aus einem anderen Nest. Trotz der nach dem Schlupf der Puppen besseren Nahrungsversorgung schlüpften weiterhin erst mal nur Pygmäen aus der Brut der Königin!
Aufgabe der Soldaten ist nicht immer die Verteidigung der Kolonie. Bei Messor ist eine wesentliche Funktion der "major"- (engl. für "große") Arbeiterinnen das Zerkauen harter Samen. Ganz extrem haben wir das bei einer malaysischen Acanthomyrmex erlebt: Die nur jeweils 2-3 Soldaten der winzigen Kolonien (1 Königin, 15-20 Arbeiterinnen) dienen NUR dem Zerbeißen harter Samen. Bei Störung verkrümeln sie sich "feige" irgendwo im Nest. Aber als lebende Mühlsteine sind sie für die Kolonien viel zu wertvoll um sie in den Krieg zu schicken (A. Buschinger & U. Maschwitz 1998: Die faulsten Ameisen der Welt. Ameisenschutz aktuell 4/98, S. 110-114, mit Abb.).
Die Soldaten haben hier so riesige, mit Muskeln erfüllte Köpfe, dass sie im englischen Schrifttum treffend als "walking heads", wandelnde Köpfe, bezeichnet werden (vgl. Hölldobler & Wilson 1990 "The Ants"). Leider gelang es uns nicht, die netten Tierchen im Labor zu halten.
Oligogynie (griech., mit wenigen Königinnen) wurde von B. Hölldobler für Camponotus ligniperda und herculeanus beschrieben. Das geht aber nur in sehr großen Kolonien, die z.B. mehrere benachbarte Baumstämme besiedeln. Die Königinnen leben getrennt in verschiedenen Nestbereichen, nur die Arbeiterinnen laufen durcheinander. Wenn sich zwei Königinnen begegnen, kämpfen sie miteinander. Ansonsten sind unsere Camponotus- Arten monogyn.
Macro- und Microgyne bei Myrmica rubra : Die kleiner Weibchenform wurde von Seifert 1993 als eigene, sozialparasitische Art Myrmica microrubra beschrieben. Bei anderen Myrmica , z.B. M. ruginodis, gibt es ebenfalls unterschiedlich große Königinnen, wobei man bisher davon ausgeht, dass es sich nicht um getrennte Arten handelt. Das Ganze verdient noch weiter untersucht zu werden. (Achtung: M. rubra heißt in älteren Arbeiten und leider auch noch in einigen neueren M. laevinodis. Und M. ruginodis wurde für einige Zeit als M. rubra bezeichnet. Wissenschaft soll ja auch nicht ZU einfach werden!)
Was es mit den kleinen Lasius- Weibchen (welche Art???) von Slaine auf sich hat, kann ich nicht sagen. Bei den üblichen, selbständigen Arten sind die Königinnen jeder Art untereinander ziemlich gleich groß. Sehr kleine Königinnen haben die sozialparasitisch ihre Kolonien gründenden Lasius carniolicus und L. reginae; das sind gelbe, wie Lasius flavus unterirdisch lebende Arten. Neuerdings breitet sich in Ost- und Südeuropa eine Lasius neglectus aus, mit sehr kleinen Weibchen und hoch polygyn, Aussehen etwa wie L. niger. Einschleppung oder Zuwanderung dieser Schadameise bei uns ist nicht auszuschließen. Im Freiland (Spanien) vernichtet sie fast alle dort heimischen anderen Arten.<