Haltung während der Schwärmzeit

Archivbeitrage aus den Unterforen "Einsteigerfragen" und "Diskussion und Fragen allgemein" aus den Jahren 2003 bis 2008.

Haltung während der Schwärmzeit

Beitragvon Maenjul » 7. Mär 2007 15:46

Mich wundert es eigentlich dass das hier noch niemand gefragt hat denn
an die Stelle kommt ein jeder Ameisenhalter bei Artgerechter Haltung :lol:

Naja jedenfalls kommt ja irgendwann die Schwärmzeit und es ist ja gut möglich dass eine größere Kolonie Geschlechtstiere hat (klar logisch eigentlich)

Und wenn die jetzt schwärmen und im Haus rumfliegen wären meine Ameisen wohl geschichte XD
Ich hab meine Mama sowieso mit Müh und not doch noch überredet und ihr hoch und heilig geschworen dass keine rauskommt (ich hab auch doppelten ausbruchschutz) aber gegen fliegende ameisen kann ich dann halt doch nichts machen :cry:
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Beitragvon Philsen » 7. Mär 2007 15:53

Der magische Gegenstand nennt sich Deckel....

Bevor das aber soweit kommt werden noch ein paar
Jahre in Land gehn, in denen du auch Zeit hast dir
über das "Problem" hinreichent Gedenaken zu machen.

Die Geschlechtstiere kannst du dan entweder im Formi-
carium belassen oder bei einheimischen Arten sie entnehmen
und vom Balkon oder so abfliegen lassen.

Wenn es sich um Exoten handelt kann man diese
auch einfangen und beispielsweise an interessierte
Halter weitergeben oder wenn es nicht anders geht
diese überbrühen.
Zuletzt geändert von Philsen am 7. Mär 2007 16:19, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Haltung während der Schwärmzeit

Beitragvon jofausk » 7. Mär 2007 15:58

Maenjul hat geschrieben:Mich wundert es eigentlich dass das hier noch niemand gefragt hat denn
an die Stelle kommt ein jeder Ameisenhalter bei Artgerechter Haltung :lol:


Hi,

das wäre in der Tat verwunderlich, nur gut, dass dem nicht so ist, wie man zum Beispiel auf Anhieb mittels der Suchfuntion (http://www.antstore.net/search.php) bemerken kann:

http://www.antstore.net/viewtopic.php?t=4006&highlight=schwarmflug

Philsen hat geschrieben:Die Geschlechtstiere kannst du dan entweder im Formi-
carium belassen oder sie entnehmen und vom Balkon
oder so abfliegen lassen.


Letzteres sollte man tunlichst vermeiden, es sei denn, die Ameisenkolonie hast du selbst vor deinem Haus aufgesammelt. Siehe dazu auch: Hyperlinks sind nur für registrierte Nutzer sichtbar unter dem Stichpunkt "infraspezifische Homogeniosierung".

Ciao, JoFausK.
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Beitragvon Philsen » 7. Mär 2007 16:14

Oh, verdammt, das war wirklich ziemlich
unglücklich ausgedrückt. Das kann man
natürlich nur mit einheimischen Arten machen.
Und darf man auf keinesten Fall mit Exoten tun.

Ich halte halt keine Exoten, deswegen hab ich
gar nich soweit gedacht. :oops:
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Beitragvon jofausk » 7. Mär 2007 16:23

Philsen hat geschrieben:Das kann man
natürlich nur mit einheimischen Arten machen.
Und darf man auf keinesten Fall mit Exoten tun.


Sorry Philsen, aber das ist einfach falsch. Das gilt für ALLE Ameisenarten, die aus ihrem Heimatgebiet weggebracht werden, also auch für ALLE frei gehandelten Arten. Ausnahme ausschließlich die selbst vor der eigenen Haustür gesammelten Ameisen! Klingt blöd, ist aber so. Die Gene unterscheiden sich auch innerhalb einer Art und um den natürlichen Genpool aufrecht zu erhalten sollte man daran denken.
Dieser Punkt ist im Ameisenwiki vielleicht an einer unglückliche Stelle platziert, wurde aber auch hier im Forum bereits diskutiert.

Ciao, JoFausK.
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Beitragvon ShIeLa » 7. Mär 2007 16:55

halli hallo,

mich interessiert daran, was ist denn wenn man die geschlechtstiere alle

einsammelt und überbrüht. kann es passieren das auch die eigene

königin darunter ist und die arbeiterinnen somit alleine darstehen oder

haben geschlechtstiere nur einmal in ihrer zeit schwarmflug? und

desweiteren, haben lasius niger überhaupt schwarmflug?

entschuldigt bitte meine unwissenheit.. :(

lg shiela
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Beitragvon SimGee » 7. Mär 2007 17:14

Lasius niger haben auch Schwarmflug... Ende Juni bis Anfang September
Guckst du hier: http://www.ameisenhaltung.de/schwarmflug/

Schwärmen tun meines Wissens nach nur die Jungköniginnen, die "Muddi" sollte eigentlich in der Farm bzw. im Nest bleiben... die könnte ja selbst wenn sie wollte nicht mehr fliegen, so ohne Flügel... :)

Wenn man also nicht erst nen paar Wochen wartet, nachdem die Kleenen ausgeschwärmt sind, sollte man alle Jungköniginnen ohne Probleme rausfischen können... Die Männchen sterben nach der Begattung relativ schnell (glaube ich :)) und werfen im Gegensatz zu begatteten "Weibchen" ihre Flügel nicht ab.
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Beitragvon Philsen » 7. Mär 2007 17:50

jofausk hat geschrieben:
Philsen hat geschrieben:Das kann man
natürlich nur mit einheimischen Arten machen.
Und darf man auf keinesten Fall mit Exoten tun.


Sorry Philsen, aber das ist einfach falsch. Das gilt für ALLE Ameisenarten, die aus ihrem Heimatgebiet weggebracht werden, also auch für ALLE frei gehandelten Arten. Ausnahme ausschließlich die selbst vor der eigenen Haustür gesammelten Ameisen! Klingt blöd, ist aber so. Die Gene unterscheiden sich auch innerhalb einer Art und um den natürlichen Genpool aufrecht zu erhalten sollte man daran denken.
Dieser Punkt ist im Ameisenwiki vielleicht an einer unglückliche Stelle platziert, wurde aber auch hier im Forum bereits diskutiert.

Ciao, JoFausK.


Sry, aber scheinbar sind Gene nicht deine Stärke!
Für den Genpool ist es förderlich wenn sich Tiere der
gleichen Art aus unterschiedlichen Gebieten vermehren.
Nicht umsonst tauschen Wildparks aus der ganzen Welt
ihre Tiere untereinander aus. Um eben den Genpool frisch
zuhalten und nicht irgendwann Tiere zuerhalten die Praktisch
nur Klone des anderen sind. Denn wenn sich die Gene zu sehr
angleichen kann das für eine Population absolut tödlich sein,
da gleich alle Tiere sterben deren Gene gleich auf äußere Be-
dingung reagieren.

Wenn du mir allerdings begründen kannst, warum das schädlich
sein soll, dann lass ich mich gerne eines besseren belehren. Aber
vorerst werd ich da mal den Zoo-und Biologen vertrauen. ;)
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Beitragvon Bastian79 » 7. Mär 2007 19:15

Philsen hat geschrieben: ... Um eben den Genpool frisch
zuhalten und nicht irgendwann Tiere zuerhalten die Praktisch
nur Klone des anderen sind ...


Das Zauberwort heißt "Inzucht". Bei "Klone" rollen sich dem Genetiker in dem Kontext sämtliche Nägel hoch, es sei denn wir reden von einer Population, deren Individuen sich durch Mitose vermehren (Einzeller) ... [oder bestimmte Formen der Hyperlinks sind nur für registrierte Nutzer sichtbar ]

Das Einschleppen fremden Erbguts in eine Population ist per se niemals "gut" oder "schlecht". Es ist immer die konkrete Situation, die die Auswirkungen bedingt.

Warum es (wie von einem Vorredner erwähnt) für lokale Ameisen-Populationen schlecht sein kann, wenn geographisch fernes Erbgut in Form von schwärmenden Geschlechtstieren "eingeschleppt" wird, kann uns vielleicht einer der Leute vom Fach, die sich hier ja tummeln sollen (*zu earlant schiel*), erläutern.
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Beitragvon earlant » 7. Mär 2007 20:01

Bastian79
kann uns vielleicht einer der Leute vom Fach, die sich hier ja tummeln sollen (*zu earlant schiel*), erläutern.

Das hatte ich gerade vor!
Zu Philsen schiel:

Ich hoffe, den Unterschied an zwei Beispielen erklären zu können.

Beispiel 1: Der Große Pandabär kommt nur noch in einem relativ kleinen Verbreitungsgebiet in China vor. Alle Tiere in den Zoos der Welt gehör(t)en dieser Population an, sind sich genetisch sehr ähnlich.
Ein Zoo, der das Glück hat, 3 oder 4 Tiere zu besitzen, die auch züchten können, muss damit rechnen, dass es sehr schnell zu Inzucht-Schäden kommt. Um dem vorzubeugen, werden Tiere zwischen den Zoos zeitweilig ausgeliehen, damit ein wenig mehr genetische Vielfalt erhalten bleibt. Hier, und nur hier (!) macht die "Auszucht" Sinn!

2. Beispiel: In Deutschland gibt es noch ein paar Restpopulationen der Europäischen Sumpfschildkröte (Emys orbicularis). Dieselbe Art kommt auch z.B. in Marocco, Nordafrika vor. Dort ist sie an viel wärmeres Klima und mildere Winter angepasst als die in Deutschland.

Nun haben Händler massenhaft marokkanische E. orbicularis in Deutschland verkauft. Die Tiere wurden vielen Haltern zu groß oder zu langweilig. Man hat sie in die deutschen Gewässer ausgesetzt, auch in die mit echt einheimischen Schildkröten. Ergebnis der Verkreuzungen: Das an kaltes Klima angepasste Erbgut der heimischen Tiere wurde mit dem der Afriakner vermischt, die Bastarde waren weniger angepasst als ihre einheimischen Eltern. In einem ungewöhnlich kalten Winter starben nicht nur die reinrassigen Afrikaner, sondern auch ihre Bastard-Nachkommen, die ja auch die Nachkommen der einheimischen Tiere sein sollten!
So etwas schwächt die einheimischen Populationen, die ohnehin recht klein sind, so sehr, dass sie dem Aussterben wieder ein Stück näher gekommen sind.
Heute versucht man die deutschen Populationen biochemisch zu typisieren und die Afrikaner sowie die Bastarde herauszufangen. Das ist teuer und zumindest so lange nicht dauerhaft erfolgreich, wie immer wieder exotische Exemplare freigesetzt werden. Und es kostet viel Geld und Arbeit. Hier wird das Verkreuzen gefährlich!

Ähnliches wie mit den Schildkröten kann auch mit "europäischen" Ameisenarten geschehen, wenn etwa Camponotus ligniperda (um nur EIN Beispiel zu nennen) aus dem relativ warmen Süddeutschland nach Finnland verkauft werden. Ein "glücklicher" Halter produziert nach 2-3 Jahren plötzlich 500 Männchen, die er "in die Freiheit entlässt". Zum rechten Zeitpunkt verpaaren die sich mit einheimischen Jungköniginnen derselben Art, die ja dort auch vorkommt. Der Nachwuchs ist weniger gut an das kalte Klima in Finnland angepasst. Mit "Glück" (oder in dem Fall auch Pech) vermehren sich die Bastarde über ein paar Jahre mit relativ warmen Wintern beträchtlich und infiltrieren das Genom der finnischen C. ligniperda. Das Ergebnis wird wiederum eine schlechtere Anpassung der Mischpopulation sein, und dann in einem Extremwinter ein heftiger Einbruch in der Population.

Kälteanpassung habe ich jetzt nur als ein Beispiel genannt. Anpassungen an lokale Verhältnisse gibt es viele, an Nahrungsquellen, bevorzugte Nistgelegenheiten usw..

Hinzu kommt das Problem, dass Ekto- und Endoparasiten einer Art nicht notwendigerweise in deren gesamtem Verbreitungsgebiet vorkommen. Verschleppung von Parasiten in eine an diese nicht angepasste Population kann ganz erhebliche Schäden anrichten: Die nordamerikanischen Indianer sind zu Millionen an Grippe und Erkältungserregern gestorben, die von europäischen Siedlern dorthin mitgebracht wurden. Diese Menschenpopulation war eben nicht über Jahrtausende an die Erreger angepasst! Solche Infektionskatastrophen kann man mit ein paar wenigen freigelassenen Individuen auslösen!

Das alles stand schon mal im alten "Ameisenforum" und steht in Bruchstücken auch noch in den "Infektionsthreads" mehrerer Foren.

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Beitragvon Philsen » 8. Mär 2007 04:16

Ok, vielen Dank für die ausführliche Erklärung. :D

Wie gesagt, ich bin bestimmt niemand der stur
auf seiner - offensichtlich falschen - Meinung behart.
Ich hätte halt vermutet das es gerade andersrum der
Fall wäre. Das wie schon geschrieben, es die Population
eher stärken würde als schwächen. Da ist mir wohl aber
allerdings ein sehr grober Denkfehler unterlaufen.
Und ich bedanke mich nochmals für die Richtigstellung
und die schön anschaulichen Beispiele.

Jetz hab ich noch was zu sagen. Nämlich.....

Herr Buschinger, warum bemühen Sie sich immer wieder
den "Ameisenhaltern" zu erklären das Sie generell nichts
gegen die Ameisenhaltung einzuwenden haben!?

Ich find das halt so schade, weil bei den Leuten wo Sie
das erklären müssen fruchtet das halt scheinbar so gar nicht.
Jeder "normale" Mensch weiß wie man ihre Äußerungen zu be-
werten hat, nämlich das Sie nur etwas gegen unsachgemäße
Haltung einzuwenden haben. Aber scheinbar fühlen sich diese
Personen dann so angeriffen, das sie immer wieder mit diesen
haltlosen Unterstellungen kommen.

Naja ich wollt damit nur sagen, das ich es für vergebene Mühe halte
und jeder der dieser Meinung ist, wahrscheinlich auch bei dieser bleibt.
Und eben wer weiß wie Sie es meinen, es weiß. Also lassen Sie sich nich ärgern ^^ ;)

Schöne Grüße
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Beitragvon ripsys » 8. Mär 2007 10:48

oh, da lernt man ja richtig was! cool!

Aber jetzt trotzdem nochmal zu dem Thema: Ich habe ja soweit alles verstanden. Dass ein Unterschied von Finnland zu Deutschland besteht ist mir auch klar. Aber wie weit würdet ihr denn den Begriff "vor der Haustür" fassen?

Als Beispiel: Ich wohne in der Schweiz und habe Lasius niger bestellt im Antstore. Da fällt der Kälteunterschied eigentlich schonmal weg. Die Nistgelegenheiten sind sicherlich auch ähnlich. Was genau meinst du denn mit "lokalen Verhältnissen" earlant? Es würde mich einfach interessieren was GENAU nun in diesem Fall den Schaden verursacht. Die angesprochenen Parasiten? Fällt mir schwer zu glauben, dass in Germany und der Schweiz so unterschiedliche Bedingungen herrschen.

Also, natürlich werde ich nach diesem Thread meine Ameisen (die ich bald bekomme) und eben deren Jungkönniginnen keinensfalls vom Balkon fliegen lassen. Aber trotzdem bezweifle ich, dass es auf diese Distanz etwas ausmacht. Sollte man wohl eher als allgemeine Regel beachten, oder?

Danke nochmal für den guten Beitrag , das mit den Pandas etc. war schon sehr spannend :)
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Beitragvon jofausk » 8. Mär 2007 11:17

Hi,

@ripsys
auch innerhalb recht geringer Distanzen von wenigen 10 km kommt es in Deutschland schon zu recht beachtlichen Klima-Unterschieden. Nur als Beispiel: Gebirge kalt/Flachland warm, Rheintal überdurchschnittlich warm. ... Wenn man sich die Klimakarten ansieht wird das sehr deutlich.
Auch was Parsiten anbetrifft kann es zu solch räumlich stark begrenzten Erscheinungen kommen. (Abgeschiedene Täler?)
Allgemein gesagt: die Aussage "vor der Haustür" ruhig wörtlich nehmen, dann ist man immer auf der sicheren Seite. Eine genetische Anpassung auf einen ganz spezielle Umweltbedingung sieht man einer Ameise leider nicht an, auch nehme ich nicht an, dass der Großteil der Ameisenhalter hier über die Möglichkeit einer umfangreichen Genomanalyse verfügt.

Berlin (sofern die Ameisen überhaupt daher stammen) -> Schweiz sind 700 km?! Kann mir nciht vorstellen, dass das nichts ausmacht. (Südfinnland sind auch nur 1000 km...)

Ciao, JoFausK.
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Beitragvon earlant » 8. Mär 2007 12:29

Hallo ripsys:

Für die „tolerable“ Entfernung habe ich irgendwann mal so gegen hundert Kilometer genannt. – Aber nur als Faustregel! 100 km zwischen Alpensüdrand und Alpennordrand sind ein riesiger Unterschied im Klima, zwischen Bern und Zürich spielt das sicher kaum eine Rolle.
Es ist schlicht unmöglich, für jede denkbare Kombination von Herkunfts- und Freilassungsort, und für jede Art, genau anzugeben, ob das riskant ist oder nicht.

Es ist Ihnen sicher bekannt, dass alle Arten von Pflanzen und Tieren Verbreitungsgrenzen haben. Gerade heute im Zuge der Klimaerwärmung liest man fast täglich davon, dass die eine oder andere wärmeliebende Art (Bsp. die Blaue Holzbiene) sich „nach Norden ausbreitet“. Auch Parasiten sind Lebewesen, und auch sie haben Verbreitungsgrenzen, die nicht unbedingt mit denen ihrer Wirtsarten übereinstimmen müssen. In aller Regel haben Parasiten ein kleineres Verbreitungsgebiet als die Wirte (umgekehrt geht ja bei einem Parasiten nicht). Aber: Gelangen Parasiten in einen Bereich, in dem ihre Wirtsart nicht vorkommt, dann ist es absolut möglich, dass die Parasiten auf eine andere Wirtsart überspringen. Wie oft das bei Ameisen geschieht, wissen wir nicht.

Parasiten der Honigbiene sind besser untersucht: Die Varroa-Milbe wurde zunächst aus SO_Europa bei uns eingeschleppt und ruiniert die Bienenhaltung in Deutschland, sicher auch in der Schweiz. Der „Kleine Beutenkäfer“ stammt aus Südafrika (bin nicht ganz sicher), bedroht jetzt die Bienenzucht in Nordamerika. Das Aids-Virus lebte in Menschenaffen in Zentralafrika, die daran angepasst sind und nicht daran erkranken. Vermutlich bei der Verarbeitung geschossener Affen zu „Buschfleisch“ gelangte es mit Blut und durch kleine Schnittwunden über die Artgrenzen hinweg auf den Menschen.

Ich will und kann jetzt kein Lehrbuch mit Beispielen füllen. Es muss genügen zu wissen, dass das alles vorkommt. Nur bei Ameisen oder anderen Kleintieren würde eine solche tödliche Erkrankung weniger auffallen als beim Menschen: Kein einziger Mensch hat bei uns den Überblick, wie viele Kolonien pro Quadratkilometer von auch nur einer der in D 111 Arten leben. Der Bestand könnte unbemerkt auf 1 % und weniger sinken!

Wollen wir das riskieren?

Jofausk hat ja auch schon gesagt, dass wir nicht wissen, woher die Ameisen von Antstore in Berlin wirklich stammen, ebenso wenig wie bei Ameisen von irgendeinem der anderen Händler. Damit muss man als verantwortungsbewusster Mensch auf jeden Fall verhindern, dass Ameisen aus der Haltung irgendwann und irgendwie ins Freie gelangen!

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Beitragvon ShIeLa » 9. Mär 2007 15:02

halli hallo,

kann man nach dem schwarmflug die begatteten weibchen nicht einfach

im formicarium lassen. sie werden dann doch von der kolonie abgestoßen

oder nicht? werden sie umgebracht? könnten sie dann nicht als

füttermittel dienen :eat05: (klingt jetzt etwas makaber, ich weiß)? und

was passiert mit den männchen nach dem schwarmflug? alle fragen in

hinblick auf lasius niger..

danke für antworten.. gruß shiela :help:
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