Da noch niemand einen Haltungsbericht über Diacamma spec. geschrieben hat und ich auch in diese Richtung gefragt wurde, werde ich meine Erfahrungen mal zum besten geben.
Hier könnt Ihr diskutieren
Vorab an das Forenteam :
Auf Rechtschreibung und Grammatik achte ich, sollte hier aber was von meiner Seite falsch übertragen werden : bitte ändern und anpassen. Auch einen Link zur Diskussion bitte eintragen, Danke !
Da der Bericht schon ein paar Tage läuft gibt es jetzt gleich ordentlich zu lesen.
Diacamma spec.
Sehr interessante Ameisen, die ich jedem empfehle, der ihnen die entsprechenden klimatischen Verhältnisse bieten kann.
Meine Diacamma spec. Kolonie besteht zu Beginn dieses Berichtes aus einer Königin und ca. 25 Arbeiterinnen + 1 Eipaket.
Mein Becken sieht wie folgt aus :
Vollglasaquarium 80x35x40, den Nestbereich habe ich mittels einer eingeklebten Glasscheibe vom Becken abgetrennt. Der Boden der Arena besteht aus einer 2cm Schicht Seramis und einer 1-2 cm Schicht roter Wüstensand, der nach dem trocknen verhärtet. Der Nestbereich (ca. 35x30x10cm) ist mit einer 4-5cm Schicht Seramis aufgefüllt, der Rest mit gemischtem rotem Wüstensand befüllt. (der bleibt grabfähig und verhärtet nicht)
Der Deckel besteht zu 2/3 aus einer Glasplatte, 1/3 aus einem feinen Drahtgeflecht.
Die Rück- und Seitenwände sind mit einer Strukturrückwand verklebt ( wegen der Optik ), ein paar Kunstpflanzen, Honig- und Zuckerwasser…das war´s. Bilder habe ich angehängt.
Der Nestbereich wird seitlich mit einer 6Watt Heizmatte von außengewärmt. Beleuchtet wird das Becken von 2x 35Watt Halogenlampen, die bringen auch noch etwas Wärme. Ich habe die Heizmatte nachträglich installiert, Zimmertemeratur war definitv zu niedrig.
Im Becken herrscht ein Temperaturgefälle von ca. 35 Grad unter den Lampen bis ca. 24-26 Grad im Nestbereich. Die Luftfeuchte halte ich bei ca. 70 %, alle zwei Tage gieße ich die Arena und sprühe im gesamten Becken, dadurch erhöht sich die Luftfeuchtigkeit auf tropische 80-90 %.
Jetzt aber zu den spannenden Geschichten :
Ich habe das RG mit den Tieren auf den Nestbereich gelegt, eine Kammer hatte ich vorher schon in den Sand gearbeitet, Stopfen raus und warten.
Sofort kamen 4 Tiere aus dem RG und haben erst die nähere, dann das gesamte Becken inspiziert. Honig wurde direkt angenommen ( man kann gut beobachten, wie ein Tropfen von dem Tier getragen wurde ), Zuckerwasser wurde gar nicht angerührt. Ein mittelgroßes Heimchen wurde schlagartig erledigt und in das Nest transportiert. Die Überwältigung hat nicht mal 30 sec. gedauert und wurde auch nur von einer Arbeiterin durchgeführt : sie traf auf das Heimchen, ging sofort zum Angriff über, setzte den Stachel ein und das Heimchen war ein paar Sekunden später hinüber. Also : mal besser nicht stechen lassen !! Die Tiere sind auch überhaupt nicht ängstlich und erkunden den gesamten Bereich.
27.10.2006
Die Tieren fangen an Moos und Erde in das RG zu transportieren und den Eingang zu verkleinern . Morgens um 10.00 Uhr gehen die Lampen an, ca. 15 min. später sitzt eine Gruppe von 5-8 Tieren unter den Lampen um sich aufzuwärmen und zu putzen, überhaupt scheinen nach löschen der Lichtquellen fast alle Aktivitäten aufzuhören. Sind wohl doch recht tagaktive Tiere. Das Eipaket wird scheinbar nicht abgelegt, sondern immer rumgetragen ( sehr fürsorglich ). Das RG habe ich heute mit einer Schicht Moos abgedeckt, jetzt habe ich zwar nichts zum anschauen, aber den Tieren gefällst.
Heute habe ich auch zweimal den Tandemlauf der Tiere beobachten können, wie auf einer Schnur folgt ein Tier den anderen (aber immer nur zwei Tiere), sehr interessant!!
28.10.2006
Gestern hatten die Tiere noch eine weitere Grille erledigt und in das RG geschafft : die Grille lebt aber noch, ist scheinbar nur bewegungsunfähig. Da die Grille nahe am Eingang liegt, kann ich sehen, wie sie noch immer rhythmisch atmet. Na, so bleibt sie wenigstens länger frisch.
Jetzt habe ich das meiste verpasst: die Kolonie ist heute Nachmittag in die vorgefertigte Nestkammer umgezogen. Im RG sitzen nur noch 3 Tiere. Ich konnte aber erfreulicherweise beobachten, wie die „Eierträgerin“ mittels Tandemlauf in das neue Nest gebracht wurde.
Da ich von außen die Heizmatte angeklebt habe und kein Freund von „4x am Tag in das Nest schauen“ bin, lasse ich den kleinen erstmal ihre Ruhe. Es sind ja immer ein paar zum beobachten unterwegs.
29.10.2006
Mittags gegen 11.00 Uhr : Alle Ameisen sind wieder in das RG gezogen, wie toll !!
Nachmittags gegen 15.00 Uhr : Jetzt sind wieder alle in die Nestkammer gezogen, jetzt aber bitte etwas mehr Entscheidungsfreudigkeit.
Das war wohl der endgültige Umzug. Die Ameisen fangen an Moos und jede Menge Erde in die Nestkammer, bzw. vor den Eingang zu transportieren. Nach ca. 6 Std intensiver Arbeit ist der Eingang zur Kammer so gut wie dicht. Heute konnte ich auch keine Futtersuche oder Erkundungen beobachten. Na, vielleicht wollen sie erstmal ihre Ruhe haben ( evtl. sind auch die Eier geschlüpft ?)
Eine Ameise konnte ich beobachten, wie sie stundenlang am Eingang des RG saß, wie ein Wachposten. Erst dachte ich ein Verlust ( sah aus wie tot ), hat sich aber jetzt zu den anderen in das Nest begeben : war ja auch niemand mehr zu bewachen im RG.
01.11.2006
Heute wurde verstärkt „Eiweiß“ in das Nest transportiert, na vielleicht sind ja die Eier wirklich geschlüpft…morgen werde ich mal einen kurzen Blick wagen. Ansonsten ist nicht viel zu berichten. Scheint, dass die Tiere rein Tagaktiv sind, abends nach dem ausschalten des Lichtes ist keine Bewegung mehr auszumachen in der Arena. Am Nesteingang sitzen immer 1-2 Tiere und halten Wachposition. Eine Wachsmade wurde heute angegriffen und auch getötet, scheint aber nicht zu schmecken…..wurde direkt auf den Abfallhaufen transportiert.
03.11.2006
Heute habe ich mal einen kurzen Blick in das Nest gewagt, ich glaube die ersten kleinen Larven sind da. Die Ameisen fangen an von der Scheibe weg ihr Nest zu erweitern, d.h. ja wohl ich werde sie demnächst wenig zu Gesicht bekommen…..na, Hauptsache die Kolonie wächst.
04.11.2006
Jetzt war ich schon der Meinung, gibt heute nicht viel zu schreiben……., aber :
die Tiere sind wohl bereits den ganzen Tag am Erde befördern, erstaunlich wie viel Aushub sich da bereits angesammelt hat. Ich werde jetzt nicht in das Nest schauen und lass die Tierchen mal weitermachen. Als Nahrung gab es heute zwei kleine Heimchen und wie jeden Tag frisch Honig und Zuckerwasser.
06.11.2006
Seid meinem letzten Eintrag machen die Ameisen nur eines: Erdbewegung!!
Es ist fast nicht zu glauben, wie viel Aushub die Tiere an die Oberfläche schaffen, ich schätze allein in den zwei Tagen wurde ca. 500-600 Gramm Erde bewegt. Die Mädels beginnen sich häuslich niederzulassen. Da der Nestbereich 10cm breit ist und die Ameisen sich von der Frontscheibe weggraben, ist eine Nestbeobachtung momentan nicht möglich….
Damit werde ich wohl Leben können und müssen.
09.11.2006
Seid gestern Nachmittag passiert nichts mehr in Sachen Erdaushub….
Ich habe mal einen Blick in das Nest geworfen, sie haben tatsächlich von der Frontscheibe weggegraben und ich habe keinen Einblick mehr…..zu sehen ist der Tunnel (ca. 1cm im Durchmesser) der in das Innere führt. Gefüttert habe ich heute ein großes Heimchen, das wurde auch direkt in den Nestbereich transportiert.
Da ich jetzt keine direkte Beobachtungsmöglichkeit habe, kann ich nur mutmaßen: die Larven sind wohlauf und die Ameisen haben sich in einem Bereich verzogen der die bevorzugte Temperatur und Luftfeuchte bietet um die Larven aufzuziehen. An der Frontscheibe, dort ist ja auch die Heizmatte angebracht, ist die Erde trockener geworden. Ich bewässere zwar den Nestbereich, will aber direkt bei den Tieren kein Wasser einbringen, würde wohl zuviel Unruhe auslösen.
Zur Ernährung noch :
Bevorzugt werden Heimchen. Mehlwürmer oder Zophobas ( die töte ich vorher ab und schneide sie auf ) werden direkt auf den Abfallhaufen transportiert. Zuckerwasser und Honig biete ich jeden Tag frisch an, wird auch angenommen. Obst habe ich bis jetzt 4mal angeboten, aber weder für Apfel, Banane, Orange oder Feige interessieren sich die Tiere.
11.11.2006
Es sind definitiv Larven vorhanden, direkt an der Frontscheibe haben die Tiere eine Kammer gegraben und die Larven waren dort gut sichtbar. Gezählt habe ich nicht, erstens schaffen die Arbeiterinnen die Larven direkt aus dem Lichtbereich und zweitens will ich nicht solange stören.
Was mich vorgestern noch beunruhigt hatte, das Austrocknen der Erde, scheint doch einen positiven Effekt zu haben. Dadurch, dass der Nestbereich 10cm breit ist entwickelt sich ein gutes Verhältnis von warmen trockenen Bereichen zu kühlen feuchteren. Die Ameisen haben jetzt die Möglichkeit sich in bevorzugte Kammern zurückzuziehen.
Der Eingangsbereich zu den Nestkammern besteht jetzt nur noch aus einem runden Loch, ca 1cm in Durchmesser.
Viele Aktivitäten sind die letzten zwei Tage nicht zu beobachten. Ein bis Zwei Tiere sind mal auf Nahrungssuche, das war es.
Am Nesteingang steht immer wenigstens eine Arbeiterin als Wachposten, nur die Fühlerspitzen sind zu erkennen.
04.12.2006
Jetzt war ein paar Tage nichts mehr zu lesen, das lag erstens an dem Totalabsturz meines Rechners und zweitens ganz einfach : ist nicht viel passiert mit der Kolonie.
Die Ameisen haben sich tief in den Nestbereich eingegraben und ich konnte kaum etwas beobachten, Insekten und Honigwasser wurden täglich aufgenommen und über die Entwicklung der Brut konnte ich nur mutmaßen :
Heute Morgen habe ich aber den Beweis gesehen : Hinter der Heizmatte lagen ca. 18 Puppen , mehr konnte ich nicht zählen, bei Lichteinfall wurden die Puppen direkt in tiefere Regionen transportiert.
Das ist ja mal ein sehr positives Erlebnis, die Kolonie wird sich damit fast schlagartig verdoppeln.
05.12.2006
Die ersten drei „Neuen“ sind geschlüpft, ich habe heute drei Puppenhüllen auf dem Müll gefunden.
Bis jetzt hatte ich die Futtertier immer tot oder halbtot angeboten : heute habe ich mal ca. 10 kleine Heimchen ins Becken gegeben. Ist ja wie eine Jagdszene in Hollywood, 4 Stück haben wohl nicht mal richtig mitbekommen, was los ist.
Jetzt haben die kleinen mal was zu tun….
Leider sind zwei Tiere verstorben, das dies mal passiert war ja zu erwarten: schade ist es schon!
Aber es werden ja jetzt wieder mehr.
12.12.2006
Die Kolonie ist merklich angewachsen…das ist auch bei der Nahrungsbeschaffung zu bemerken : 3 Tage lang wurden Insekten in das Nest geschafft, immer waren 4-6 Tiere auf der Jagd, dann lässt die Aktivität wieder merklich nach.
16.12.2006
Futter ! Das ist momentan das scheinbar wichtigste für die Tiere. Unmengen an Heimchen und Fliegen werden in das Nest geschafft. Die Reste werden auch immer regelmäßig auf den Abfallhaufen gebracht. Reinigung ist also kein Problem. Unfairerweise habe ich heute Drosophila verfüttert, da braucht´es ja eine ganze Menge um satt zu werden. Die Ameisen sind aber recht erfolgreich bei der Jagd. Lebende kleine Heimchen werde ich nicht mehr verfüttern, die sind einfach zu schnell.
Obst habe ich immer wieder mal angeboten, ist aber nie angenommen worden.
So, das war es bis heute. Ich hoffe der Bericht hat euch gefallen und ihr konntet genug Informationen rausziehen.
Werde bei Interesse auch hier weiterschreiben.
Gruß