ANTSTORE World of Ants

[earlant]

Rindenläuse und Wespen noch Ende November/ Anfang Dezember!

Das ungewöhnlich warme Wetter in diesem Herbst 2006 hat offenbar zur Folge, dass man noch immer Insekten sehen kann, die eigentlich längst ihren Jahreszyklus abgeschlossen haben sollten.

Doch bis heute beobachte ich fast jeden Tag an einer Waldkiefer (Pinus silvestris) im Garten regen Flugbetrieb von mehreren Fliegenarten, Schwebfliegen und Wespen! So notierte ich am 26. November.

Die Bestimmung ergab, dass es sich um die Deutsche Wespe (Paravespula germanica) handelt. Für diese sind lange Flugzeiten bis in den Herbst bekannt, aber bis Anfang Dezember?
Sie fliegen ab etwa 8 Grad C, an der Hauswand gemessen, bereits in der Morgendämmerung. Bei 6 Grad C und bei Regen sind sie nicht zu sehen.

Ziel der Wespen und auch der Dipteren sind einige Zweige auf der windgeschützten Ostseite der Kiefer. Dort sitzen zahlreiche Rindenläuse an 2- und 3-jährigen Trieben (der Austrieb 2006 als „einjährig“ gerechnet). Es sind verschiedene Larvenstadien und Nymphen (mit Flügelscheiden) (Bild 1), sowie geflügelte Tiere, bei denen es sich wohl um Männchen handelt (Bild 2, bei tief stehender Morgensonne fotografiert)

Honigbienen sieht man keine, und auch die Ameisen (Lasius niger), die sonst den Baum beherrschen, wagen sich nicht mehr heraus. Unter einem Stein am Fuß des Baumes allerdings krabbeln sie noch recht munter umher, zusammen mit zahlreichen Ameisenfischchen (Atelura formicaria).

Am 01. Dez. 2006 um 12:00 Uhr fiel beim leichten Schütteln eines Astes der Kiefer eine etwas taumelige Wespe heraus!
Es war ein paar Tage kühl und regnerisch gewesen; in der Nacht zuvor gab es den ersten Raureif des Jahres. ab dem Morgen schien die Sonne.
An der Kiefer flogen noch ein paar Fliegen und Schwebfliegen, aber ich sah keine fliegenden Wespen mehr.
Um 13:30 flog dann doch noch eine weitere Wespe an der offenbar noch immer lohnenden Futterquelle.

Man nähert sich einem Eintrag ins Guiness Buch der Rekorde!

Wir haben Samstag, den 02. Dezember 2006, und nach einer weiteren Nacht mit Frost (Raureif, Gartenteich hatte morgens ein paar Eisnadeln an der Oberfläche) sind es gegen 11:00 noch keine 10 Grad C, aber die Sonne scheint.
Mindestens ein Dutzend Wespen tummeln sich an der Waldkiefer und einer Zwergkiefer. Heute ist es mir gelungen, auch ein paar davon mit der Kamera "abzuschießen" (Bilder 3 und 4).

Hat jemand ähnliche Beobachtungen über derart späten Wespenflug?

Ja, und am Nachmittag, im Odenwald bei Fränkisch-Crumbach: Bild 5 -Wenn das nicht der Ameisen-Nikolaus ist, dann ist es eine Formica polyctena, die bei der Wärme auch noch nicht die rechte Ruhe findet!

mfG,
Earlant

P.S.: Das Ganze bringt mir einen seinerzeit im alten Ameisenforum gestarteten thread in Erinnerung: „Mein Freilandformikarium“. Ist noch einzusehen, aber dann mangels Beteiligung eingeschlafen:
http://www.das-ameisenforum.de/thread.p ... ormikarium

Vielleicht sollte man hier auch so etwas einrichten? Viele haben doch schöne Bilder mit mehr oder weniger Bezug zu Ameisen in der Natur!

[Sinthoras]

@ earlant,
ja ich konnte vor der Schule die ich besuche auch einige Wespen ( könnte die gleiche Art gewesen sein) beobachten . Sie flogen die Blätter eines Rododentrons hoch und runter und das auch bei 9 grad . Ich konnte zwar keine Läuse sehen , aber auch am Freitag liefen noch zwei Ameisenstraßen hoch in den Busch ( Lasius fuliginosus), bei 5 Grad Celsius! Auch so eine Rindenlaus habe ich bei mir zuhause gefangen (ein Weibchen ) . Lasius niger konnte ich noch Ende Oktober beim melken von Blattläusen an einer Brennessel beobachten .

MfG Sinthoras

[Tommi]

Hallo earlant,

ja auch ich kann ähnliche Beobachtungen machen.

Bei meiner Freundin ( nähe Rosenheim ) sind die Wespen, welche im Dachstuhl ihr Nest haben, nach wie vor aktiv. Es herrscht eingeschränkter Flugverkehr, abhängig von der Temperatur und dem Sonnenschein.
( Sehr zum ärgerniss meiner Freundin, denn die Wespen verirren sich auch gerne in ihr Zimmer. Kürzlich wurde sie von einer Wespe zweimal gestochen als diese sich in ihre Hose verirrte. )

Auch diverse Fliegen sonnen sich noch gerne auf den braunen Holzbalken der Terasse.

Lezte Woche konnte ich in München noch einige einzelne Arbeiterinnen einer Serviformica sp. und einzelen Lasius sp. beobachten als sie über das Pflaster vor meiner Ausbildungsstätte furagierten.

[Darkness]

@ earlant

Bei mir (Zentralschweiz) kann man nur noch vereinzelt Ameisen Aktivitäten beobachten, die meisten befinden sich schon in der Winterruhe und sind und lassen nicht einmal bei längerer Sonneneinstrahlung auf das Nest blicken.
Jedoch ist auch bei uns heute eine Wespe in der Wohnung gelandet.

[earlant]

Vielen Dank für die Rückmeldungen/ Bestätigungen!
Schön, dass auch andere sich in der Natur umsehen und solche Erscheinungen beobachten und im Forum dokumentieren.

"Meine" Wespen sind auch gestern (3.12.06) und heute morgen (bei 9 Grad C) geflogen.
Gestern habe ich bei einem Waldameisennest (Formica polyctena) auf dem Nest noch recht viele aktive Ameisen gesehen, und eine ca. 1 m neben dem Nestrand stehende Fichte war belaufen, wenngleich nur von relativ wenigen Ameisen. Ob sie in der Fichtenkrone noch Honigtau ernten können?

Solche Beobachtungen sind interessant, u.a. mit Blick auf die "Klimaerwärmung". Man darf gespannt sein, wie das dann in den kommenden Wintern aussieht.

mfG,
Earlant

edit: Ich packe mal hier noch ein paar weitere, neue Bilder herein.

[Benedikt]

Hallo,

Bei mir sind meine Myrmis sind nicht mehr aktiv.
Obwohl sie draußen in einen Schuppen
Überwintern der dazu noch am Haus gebaut ist,
also noch wärmer als ausserhalb des Schuppens.


@earlant
Ja, das mit der Klimaerwärmung ist so eine Sache.
Das kann ernste auswirkungen haben.

[TheSummiter]

Wenn jemand mal etwas über Klimawandel und so sehen möchte, dem kann ich den Film von Al Gore - "Die unbequeme Wahrheit" nur wärmstens empfehlen.
Die letzte Eiszeit hier in Europa hat sich nämlich wahrscheinlich innerhalb von 10Jahren gebildet.

Gruß

[earlant]

Update: Auch heute, 05.12.06, fliegen die Wespen wieder fleißig die Kiefer an, bei 12 Grad C.

- Jetzt muss Väterchen Frost dem doch bald ein Ende setzen, sonst wird noch der thread zu lang!

mfG,
Earlant

[steven3000]

für die tiere und insekten wird es wohl nicht so schlimm sein, die werden damit schon fertig werden, problematisch denke ich jedoch sind für bäume und pflanzen diese temperaturen.

gruss steven3000

[Purifier]

Naja für die Tiere ist es auch nicht gerade gut. Gerade die Arten die Winterruhe halten kommen mit ihrem Zyklus durcheinander.
Eventuell wird auch die Zeit der Winterruhe verkürzt....

[earlant]

Heute, 06. Dezember 2006, 8:30, bewölkt und 10 Grad C: Die Wespen fliegen wie gewohnt an der Kiefer!
Wie lange das noch so weiter geht?

Mir wird inzwischen klar, weshalb die "Deutsche Wespe", die von Menschen nach Neuseeland eingeschleppt wurde, dort ganzjährig aktiv ist, mehrjährige, polygyne Völker und gigantische Nester (1-2 Kubikmeter mit Millionen Individuen!!!) hat.
Sie gilt dort als eine der schlimmsten invasiven Arten, und ein Volk dieser Dimensionen reizt man auch nicht ungestraft.

Irgendwie ist es sehr lehrreich, wie eine kleine Änderung in den Temperaturbedingungen (bei uns jetzt ein hoffentlich ausnahmsweise zu warmer Herbst/ Winter; in Neuseeland dauerhaft solche Bedingungen) zu längerem Leben, und schließlich ganz schnell zu massiven Änderungen der Lebensweise und der sozialen Organisation führen kann.

"Nicht schon wieder" höre ich so manchen sagen. Trotzdem muss es erwähnt werden: Jede exotische Ameisenart, die in unsere Bereiche transplantiert wird, könnte eine ähnliche Entwicklung durchmachen. Es muss nicht sein, aber von der Deutschen Wespe hätte man das auch niemals erwartet. Bis es eben passiert ist!

@ Moderatoren: Könnte man die eher allgemeinen Beiträge zum Thema Klimaänderung, Weihnachtsstimmung und so in einen eigenen thread verschieben? Wir kommen etwas weit vom Thema ab, das nun hier die reine Beobachtung ungewöhnlicher Vorgänge betrifft.

mfG,
Earlant

[Purifier]

Ja das mit den Weihnachten war am thema vorbeigeschrammt.
Aber die Auswirkung auf die Tiere finde ich schon passend.....denn wie du ja selbst geschrieben hast macht sich das zb. auch drastisch bei den Wespen bemerkbar.

[robert]

also ich hab am 25.11.06, passend zur entomologentagung in düsseldorf, einen admiral (Vanessa atalanta) fliegen sehen. sehr zur freude der versammelten wissenschaft !

außerdem kann man an brombeeren (Rubus fructosus) auch noch reife beeren finden! und es kommen sogar noch neue dazu! (gruss an alle stabheuschreckenhalter )

was man ebenfalls massenweise beobachten kann, ist das auftreten des frostspanners (Operophtera spec.)! dabei ist nicht besonders DASS sie noch fliegen, sondern in welchen MENGEN!
und das hab ich sowohl in hessen, wie auch in NRW beobachtet. wenn der winter so mild bleibt, dann wird nächstes jahr bestimmt nen raupenjahr!

[Sinthoras]

Also das mit den Frostspannern ist bei uns dieses Jahr auch nicht anders als sonst . Jedes Jahr gibt es sie in Massen und sie dienen meinen Ants oft als letztes Futter vor der Winterruhe. Für die Pflanzen sind diese Temperaturen sehr schlecht . Bei uns im Ort ist schon ein Kirschbaum ( eine Zierkirsche ) am blühen und einige Ahornbäume zeigen schon Knospen die kurz davor sind aufzugehen . Wenns Frost gibt friert das alles ab.

MfG Sinthoras

[earlant]

Freitag, 8. Dezember 2006, 12:00, 11 Grad C, bewölkt, zeitweise Regen:
Die Wespen fliegen weiterhin meine Kiefer an!

Zum Frostspanner: In Südhessen fiel in 2005 weiträumig die Obsternte aus. Auch bei mir wurden alle Apfel- und Kirschbäume kahl gefressen.

In 2006 gab es regional eine Erholung, mein Obstgarten bei Fränkisch-Crumbach allerdings lieferte wieder keine Kirschen und keine Mostäpfel

Dr. Seifert berichtete, dass in der Gegend um Görlitz einige Völker von Waldameisen zurzeit eine herbstliche Geschlechtstieraufzucht machen.
Welche Folgen das haben wird, ist schwer abzuschätzen. Sicher verbrauchen die betroffenen Völker ihre für die Frühjahrs-Aufzucht notwendigen Reserven (sie ziehen ja im Frühjahr sehr bald Geschlechtstiere auf, zu einer Zeit, wo Honigtau und Beute noch nicht zur Verfügung stehen, also voll aus Körperreserven!).
Gewiss werden nun nach der unzeitigen Geschlechtstieraufzucht nicht auch neue Jungarbeiterinnen aufezogen und zu Speichertieren herangefüttert: Dazu reichen weder Zeit noch Nahrungsangebot.

mfG,
Earlant