Ameisenhaltung, Futtertiere und Tierschutz

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Ameisenhaltung, Futtertiere und Tierschutz

Beitragvon earlant » 26. Nov 2006 16:00

Swagman hat im Antforum den folgenden Beitrag gepostet (@ swagman: Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen, dass ich diesen Beitrag hier ins Antstore-Forum übertrage. – Er ist auch hier von Interesse! Ich bin auch Mitglied der DGHT und Bezieher der "Elaphe").

Futtertiere und Tierschutz!

In der neuesten Ausgabe der elaphe, einer Zeitschrift der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde, befindet sich ein auch für Ameisenhalter interessanten Artikel
Anbei einige für uns Halter wichtige Auszüge;

Die Autoren dieses Artikels sind Privatdozentin Dr. Petra Kölle, ( Fachtierärztin für Reptilien und Fische ) und Dr. Johanna Moritz ( Fachgruppe Tierschutz Bayrisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit. )

Tierschutzrechtliche Aspekte im Zusammenhang mit Haltung, Transport und Verfütterung von Futtertieren in der Terraristik.

Die Terraristik ist ein Zweig der Heimtierhaltung, der im steten Zunehmen begriffen ist. Gehalten werden eine Vielzahl von Tieren, darunter nicht nur herbivore, sondern auch zahlreiche karnivore und omnivore Reptilien, sowie karnivore Amphibien und wirbellose Tiere wie Vogelspinnen und Skorpione. (und Ameisen)
Die artgerechte Ernährung dieser Tiere ist ohne die Verwendung von gemeinhin als „Futtertieren“ bezeichneten lebenden oder toten Tieren nicht möglich.(...)
(...) Die Halter von Terrarientieren stehen daher vor dem Problem, den von ihnen gehalten Tieren regelmäßig geeignete Futtertiere anbieten zu müssen. Zucht, Transport, Haltung und ggf. Tötung dieser Tiere führen in der Praxis zu erheblichen Tierschutzproblemen, da oft vergessen wird, dass auch diese Tiere zunächst Tiere und erst dann Futter sind.(...)

(...) Manche Terrarianer verfüttern auch „Wiesenplankton“, d.h. selbst gefangene Insekten. Diese Futtertierquelle muss aus verschiedenen Gründen jedoch kritisch gesehen werden. Viele Insekten stehen unter Artenschutz und dürfen nicht gefangen und der Natur entnommen werden. Es besteht auch immer die Gefahr, dass Parasiten direkt oder über Zwischenwirte in das Terrarium eingeschleppt werden, wie z.B. Zecken oder Würmer.
Eine Belastung durch Pestizide kann zudem nicht ausgeschlossen werden.(...)

(...) Nach der „Tierhalternorm“ in § 2 Tierschutzgesetz muss jedes Tier ( auch, wenn es sich um Wirbellose handelt ) seiner Art und seinen Bedürfnissen entsprechend angemessen ernährt, gepflegt und verhaltensgerecht untergebracht werden. Seine Möglichkeit zu artgemäßer Bewegung darf nicht so eingeschränkt werden, dass ihm Schmerzen oder vermeidbare Leiden oder Schäden zugefügt werden. Schließlich muss der Halter oder Betreuer über die für eine angemessene Ernährung, Pflege und verhaltensgerechte Unterbringung erforderlichen Kenntnisse und Fähigkeiten verfügen.(...)

(...) Für private Zuchten liegt eine angemessene Haltung deutlich über den Minimalanforderungen für Versuchstiere. Sie muss sich an den Anforderungen für die Heimtierhaltung orientieren. Dies umfasst neben einem deutlichen größeren Platzangebot eine Strukturierung der Haltungseinrichtung im Sinne eines „Environmental Enrichment“ also Rückzugsmöglichkeiten ( z.B. Häuschen, Papprollen, Korkrindenstücke ) (...)
(...) Futtertiere müssen hygienisch einwandfrei gehalten werden, d.h. die Einstreu ist in regelmäßigen Abständen, erfahrungsgemäß mindestens einmal wöchentlich, komplett zu wechseln und die Käfige sind zu säubern. Futtertierzuchten dürfen sich nicht schon von weitem durch den Geruch bemerkbar machen. Trinkwasser muss stets zur Verfügung stehen.(...)

(...) Die Lebendfütterung von Insekten ist tierschutzrechtlich unproblematisch.(...)

Es ist anzumerken das es in dem Artikel hauptsächlich um die Haltung und Zucht von Wirbeltieren (Mäuse, Ratten, Kaninchen usw.) geht, aber eben auch um Insekten.

Gruß, swagman.

Mit dem „Tierschutz“ (nicht zu verwechseln mit Artenschutz und Naturschutz!) bin ich selbst nicht immer ganz einverstanden.
So wird Höheren Krebsen (z.B. Flusskrebse, Langusten, Hummer…) ebenso wie Tintenfischen ein Schmerzempfinden und Leidensfähigkeit zugestanden. Tierversuche unter Verwendung solcher Tiere unterliegen daher strengen Regelungen, die dem Zoologen, Neurophysiologen usw. die Arbeit nicht gerade erleichtern.

Demgegenüber ist das Einwerfen lebender Krebse in den kochendheißen Sud in der Küche ohne Einschränkungen gestattet.

Diesen „Niederen Tieren“ unterstellt man Schmerzempfinden, wie gesagt, und darauf muss Rücksicht genommen werden, jedenfalls von den Wissenschaftlern, wenn sie damit experimentieren.
Demgegenüber dürfen „Höhere Tiere“, etwa Fische, die ja zu den Wirbeltieren gehören und zweifellos ein höher entwickeltes Nervensystem besitzen, bedenkenlos von „Sportanglern“ mit Köder und Haken malträtiert werden. Angelsportvereine verleiten sogar Jugendliche und Kinder zu solchem Tun.
Was ist davon zu halten?

Mit freundlichen Grüßen,
Earlant
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Beitragvon Ulrich_W » 27. Nov 2006 17:09

Hallo zusammen,

wenn man diese Zusammenfassung ließt, dann wird einem wieder mal bewußt, welche unterschiedlichen Maßstäbe beim "Tierschutz" angesetzt werden.
Es rückt immer erst der Nutzen in den Vordergrund und dann erst werden die Folgen bewertet! Auch wird unterschieden ob dies jetzt eine private Zucht ist, oder ob mit den Tieren Tierversuche gemacht werden!

Absolut fraglich m. E. ist auch, dass der vermeintliche Tierschutz sich immer an humanem Schmerzempfinden und leiden mißt.
Wenn ein Fisch an einem Haken hängt, dann ist es doch fast schon trivial ob er dabei Schmerzen empfindet, da er sich im "Todeskampf" befindet und sein Organismus Höllenqualen durchläuft bis hin zum letzten aufbäumen!
Ich hab mich schon immer gefragt was daran sportlich sein soll!?
Aber ist das bei dem Fisch in der Dose anders?

Ohne dies bewerten zu wollen, ist nicht die propagierte "kochendes Wasser" Methode die "humanste" Art Krebse zu töten? Oder will man uns dass nur glauben machen, da ja Krabben z.B. direkt nach dem Fang schon auf den Kuttern ins heiße Wasser kommen und kurz gekocht werden? Wie sonst?

Und ebenfalls ohne Bewertung, wie schaut das bei Ameisen aus, wenn sie mit Milben befallen sind, überbrühen? Oder doch lieber zur späteren Inspektion in Alkohol werfen und dem langsamen Erstickungstod zuführen?

Wie soll ich z.B. Grillen töten? Erst muß ich sie abkühlen, damit ich sie überhaupt erwische und dann werden sie überbrüht?

Es ist relativ schwierig hier eine vernünftige Grenze zu ziehen!

Gruß

Ulrich
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Beitragvon Radon » 28. Nov 2006 17:46

Wie schon gesagt, es ist schwer die Grenze zu ziehen. Da wir, was Empfindsamkeit anbelangt, nur unseren eigenen Organismus als direkte Vergleichsmöglichkeit besitzen, ist es z.B. schwer zu beurteilen, ob sich ein Wurm am Angelhaken vor Schmerzen windet, oder ob dies nur die gewöhnliche Reaktion eines "primitiven" Nervensystems auf dessen Unterbrechung ist.

Man kann theoretisch nicht nur Hummer und Ameisen (o.Ä.) schnell in kochendem Wasser töten, sondern auch Säugetiere bis hin zum Menschen, da die Hitze körpereigene Eiweiße ab 42,6 °C denaturieren und bei höheren Temperaturen stocken lässt. Es ist nun müßig darüber nachzudenken, wie schnell sich der jeweilige Organismus auf die für ihn lethale Temperatur erwärmt hat und welcher diesen Exitus qualvoll empfindet und wer nicht, ich maße mir nicht an darüber zu endscheiden. Allerdings bin ich einem guten Hummer oder anderen Schalentieren nicht abgeneigt was den Verzehr betrifft :)

Was den Tierschutz betrifft stimme ich dem Arterhalt bei bedrohten Arten zu, hingegen das militante Schützen vor Arten, die sich durch Einwirken des Menschen zu Schädlingen endwickeln (z.B. übermäßige Taubenpopulation in den Großstätten, die durch ihre Exkremente der Bausubstanz schaden und durch das Fressen von Abfällen gefährliche Krankheitserreger aufnehmen) finde ich höchst unangebracht, schließlich maßt sich der Mensch ja auch sonst überall an etwas zu maniplieren oder es auszurotten.

Womit wir dann beim letzten Absatz währen; der Wissenschaft.
Ich mache es kurz und schmerzlos: Der Zweck heiligt die Mittel. Wenn Tierversuche für eine sinvolle Forschung nötig sind, und man die "Probanten" nicht mehr quält als nötig, finde ich sie in Ordnung.
Vergleicht man das Werk "Dr." Mengeles mit Tierversuchen, so wird klar warum man den evtl.Tod mehrerer Laborratten in Kauf nehmen sollte, um z.B ein neues Medikament zu testen.

Gruß Radon
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