So, nachdem die Rhytidoponeras langsam auf dem Vormarsch sind, stelle ich euch mal meine Kleinen vor.
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Steckbrief: Rhytidoponera cf. metallica (Smith, 1858)
Taxonomie:
Unterfamilie: Ectatomminae
Tribus: Ectatommini
Genus: Rhytidoponera
Aussehen:
schwarz/braun, durch die unebene Panzerstruktur wird das Licht jedoch auf ihrem Körper gebrochen,
wodurch sie im richtigen Betrachtungswinkel grün/blau metallisch glänzen.
Größe:
Königin: 8-9 mm
Arbeiterinnen: 6-9 mm
Verbreitung:
Ganz Australien, Tasmanien
Bodenbeschaffenheit:
Steppenartig, Sand/Lehm-Gemisch
Nestbau:
Erdnester (keine Krater), Eingänge oft mit Zweigen o.ä. getarnt
Winterruhe:
vermutlich keine, aber ein Jahreszyklus ist je nach Herkunftsgebiet nicht auszuschließen.
Temperatur:
Tag: 25°-29°
Nacht: ca. 20°
Luftfeuchte:
Tag: 50-60%
Nacht: ca. 70%
Besonderheiten:
Größere Kolonien haben meist keine Königin.
Hier übernehmen Gamergate (begattete Arbeiterinnen) die Reproduktion.
In ihrer Heimat sind Rhytidoponera spec. auch als Pionier-Ameisen bekannt.
Nach Buschbränden sind sie die ersten Insekten die sich wieder an die Öberfläche wagen.
03.01.06
Heute sind die Antz angekommen. Königin, eine Arbeiterin und ca 5 kleine Larven. Alle sind wohlauf und machen einen gesunden Eindruck.
Für den Anfang hab ich sie in eine Antbox einquartiert, weil das 60*30*30
Becken noch nicht fertig ist.
Schon kurz nach dem einsetzen werden Königin und Arbeiterin aktiv, und erkunden neugierig die Umgebung.
Zur Begrüßung hab ich ihnen gleich mal ein stück Mandarine, Honigwasser und einen Mini-Mehlwurm zur Verfügung gestellt.
Nachdem beide einen kräftigen Schluck Honigwasser getrunken haben haben sie sich erstmal ins Neströhrchen zurückgezogen.
Kurze Zeit später ist die Königin aber schon wieder auf Erkundungstour,
und findet den Mehlwurm. Nicht lange zögernd hat sie sich von hinten nähernd an den Wurm angepierscht, mit weit geöffneten Mandibeln seitlich
an ihm vorbei (seitwärts gehend, den Kopf immer zum Wurm gerichtet), und als sie ihm Aug in Aug gegenüberstand hat sie ihn blitzschnell am Genick gepackt, hochgehoben und den Stachel in den Bauch gerammt.
Das alles ging so schnell, daß die hastig gezückte Kamera natürlich nur Müll ausgespuckt hat. Schade.
Auf jeden Fall war der Mehlwurm nach ca 10 sek Zucken steif wie ein Baguette, und wurde auch wie ein solches ins Nest gebracht und an die Arbeiterin übergeben, die sich gleich ans Zerteilen machte.
Damit aber nicht genug. Gerade mal aufgewärmt stürmte die Königin direkt nach der Übergabe zurück in die Arena, zielstrebig auf die Mandarine zu die sie sofort an Ort und Stelle komplett verspeiste.
06.01.06
Nachdem das alte Reagenzglas schon ziemlich verdreckt, und der Wassertank fast leer ist, habe ich ein neues Neströhrchen in die Arena gelegt. Aufgeschlossen wie meine Königin ist, hat sie das neue Nest sofort inspiziert und für gut befunden. Also auf ins alte Nest, die Arbeiterin an den Mandibeln gepackt, um 180° gedreht und so, über ihren eigenen Körper hinweg, huckepack auf ins neue Wohnzimmer.
Nachdem auch die Brut umgezogen wurde, unterstreicht die Königin ihre Autorität indem sie erstmal die Arbeiterin kräftig an den Antennen packt, und dann ihre Vorderbeine auf den Kopf der Arbeiterin stellt. Diese läßt das Ritual widerstandslos über sich ergehen, und nimmt eine Demutsstellung ein indem sie ihre Antennen ganz dicht an den Kopf anlegt, und sich ganz flach auf den Boden legt.
Nachdem geklärt ist wer hier das Sagen hat, verbringt die Königin den Rest des Tages damit am Nesteingang zu bauen.
07.01.06
Heute konnte ich beobachten wie die Arbeiterin am Honigwasser naschte. Dabei packte sie einen Tropfen zwischen ihre Mandibeln, und brachte diesen zurück ins Nest (Rhytidoponera metallica verfügen über keinen Sozialmagen).
Besonders lustig fand ich, dass die Arbeiterin später im Nest einfach 3 Larven an den Tropfen dranhängte, die so freischwebend daran saugten, während die Arbeiterin mit dem Honig zwischen den Mandibeln ausharrte.
08.01.06
Die Königin baut und baut und baut und baut und ……
09.01.06
Heute gabs nen Mehlwurmkopf zu essen der noch kräftig zappelte. Die Queen griff sofort an und stach zu, was jedoch keine Wirkung zeigte. Der Kampf war ziemlich heftig, und dauerte über 20 Minuten ohne Unterbrechung (ich hab auf die Uhr geschaut!). Während dessen hat sie so ca 30 mal zugestochen, was jedoch nur noch mehr Gegenwehr provozierte. Warum das Gift nicht gewirkt hat kann ich nicht sagen, entweder lag´s daran dass der Wurm durchgeschnitten war, oder sie hat es nicht geschafft zwischen die Körpersegmente zu treffen.
Nachdem sie den Mehlwurm schließlich doch erledigt und nach Hause gebracht hatte, machte sie erstmal ne Stunde Pause. Danach ging´s aber schon wieder mit dem Nestbau weiter.
Später demonstrierte sie noch eindrucksvoll die fehlende Haftfähigkeit ihrer Tarsen als sie versuchte quer über ein leeres Uhrmacherglas zu laufen. Sah aus wie ne Kuh auf Glatteis.
12.01.06
Die Arbeiterin trägt mal wieder einen Tropfen Honigwasser ein.
Diesmal legt sie ihn am Nestboden ab, und positioniert die kleinen Larven drumherum.
Wegen des fehlenden Sozialmagens scheint es so dass die Larven am Anfang ihrer Entwicklung nur flüssige Nahrung zu sich nehmen. Erst wenn sich die notwendigen Mundwerkzeuge gebildet haben (ich schätze so ab mitte der Larvenentwicklung),
werden sie an Insektenstückchen gehängt, die sie dann selbst zerkauen können.
23.01.06
Die Larven werden immer fetter, wobei eine besonders groß geworden ist, und ich konnte ein neues Eipacket entdecken.
Außerdem gabs heute mal wieder einen Mehlwurmkopf, wobei ich zum ersten, und bisher einzigen mal beobachten konnte wie Königin und Arbeiterin zusammen Jagten.
Normalerweise ist jede für sich alleine unterwegs.
25.01.06
Heute gab´s mal nen kleinen Käfer (Colon brunneum).
Diese kleinen Biester hatte ich schon letzten Sommer massenhaft in der Bude, und jetzt fangen sie wieder an zu fliegen. Hab sie mir wohl letztes Jahr mit Opa´s geerbten Perserteppich eingeschleppt.
Naja, wenigsten die Ameisen freuen sich über dieses “Wohnungsplankton“ , weil mit 3-5 mm Größe sind sie die perfekte Beute.
Nach einer kurzen Verfolgungsjagt wurde er auch sogleich von der Arbeiterin gestellt und erdolcht.
05.02.06
Hurra!! Ich habe die erste Puppe entdeckt.
Zur Belohnung gab´s gleich mal nen Mini-Mehlwurm der sofort von der Arbeiterin erlegt wurde. Überhaupt scheint es so als hätte sich die Arbeitsaufteilung geändert. Die Königin die Anfangs fast schon Hyperaktiv war hat sich zurückgezogen und kümmert sich jetzt hauptsächlich um die Brut.
Die Arbeiterin dagegen die Anfangs sehr schüchtern war, ist jetzt entweder draußen unterwegs, oder bewacht den Nesteingang.
10.02.06
Verdammt! Nachdem sich die 4 großen Larven verpuppt haben, ist die erste Puppe fast Zeitgleich abgestoßen und draußen abgelegt worden.
11.02.06-20.02.06
Der Alltag kehrt ein. Es wird Honigwasser getrunken, gejagt und Brut gepflegt.
Außerdem habe ich den Speiseplan um Fruchtfliegen erweitert.
(Drosophila hydei = flugunfähig)
21.02.06
Himmiherrgottsacklzementhallelujakreitzdeife!!! Eine der 4 Puppen ist nach draußen befördert worden und wird nicht mehr beachtet. Ansonsten ist die Brutentwicklung gut.
Status: 3 Puppen, 5 mittlere Larven, 1dickes Eipacket/kleine Larven
26.02.06
Heute sind sie ins neue 60*30*30 Formicarium umgezogen.
Dazu gibt es ein neues Neströhrchen, weil im alten das Wasser knapp wird.
28.02.06
Obwohl ich beim alten Nest die rote Folie entfernt habe, wollen sie nicht Umziehen.
(hab ich eigentlich schon erwähnt dass das mit der roten Folie ganz gut funktioniert, so zwecks Diskussion Rotblindheit ja/nein !?)
Auch das neue Territorium wurde bis jetzt kaum inspiziert. Zickenalarm!