2 Kolonien in einem Nest?????????

Archivbeitrage aus den Unterforen "Einsteigerfragen" und "Diskussion und Fragen allgemein" aus den Jahren 2003 bis 2008.

Beitragvon Markus » 3. Aug 2003 08:04

>Es handelt sich um zwei Kolonien, deren Königinnen ohne es zu merken unmittelbar nebeneinander ihre Gründungskammer errichteten. Da die ersten Ameisen das gleiche Nistmaterial und wahrscheinlich auch das gleiche Futter aus der direkten Umgebung gesammelt haben könnte es ja sein, dass ihr Kolonieduft (obwohl zwei Arten) so ähnlich ist, dass sie sich als eine Kolonie sehen???

Ich hab hier mal zwei Beiträge rausgesucht, einen zur Verschmelzung von Kolonien, hier wird eindeutig gesagt, dass sowas noch nichteinmal bei der selben Art bei Lasius niger gehen kann:

von Frank Mattheis: "Die Adoption adulter Arbeiterinnen aus dem Freiland durch in Gefangenschaft lebende Kolonien ist sehr schwierig. Gerade Arten mit einem ausgeprägten Territorialverhalten wie C. herculeanus oder ligniperda, die ihre Nist- und Jagdgebiete heftig gegen artgleiche Ameisen verteidigen, werden kaum fremde Arbeiterinnen der eigenen oder nahe verwandter Arten in Nestnähe dulden. Hinzu kommt, daß diese fremden Arbeiterinnen ihrerseits auf ihre eigene Kolonie geprägt sind und bleiben, so kann es passieren, daß die zu adoptierenden Ameisen versuchen, die Kolonie zu plündern und die Brut zu rauben. Gerade bei solchen „alten" Arbeiterinnen, die beim Fouragieren gefangen werden, spielt der Kolonieduft sicher nicht die einzige Rolle. Zweifellos spielt der Kolonieduft die wichtigste Rolle beim Erkennen der Angehörigen der eigenen Kolonie, bei solchen alten, erfahrenen Ameisen, die vielleicht bereits seit Jahren im Außendienst der Kolonie tätig sind, spielen jedoch noch andere Faktoren eine Rolle. Diese Ameisen haben u.a. gelernt, einzeln oder in Gruppen Beute zu machen und Nahrung zu beschaffen, sie kennen die Umgebung ihrer Kolonie sehr genau und haben gelernt, Gefahren aus dem Weg zu gehen oder sich ihnen zu stellen.
Bei anderen, weniger lebhaften und kriegerischen Arten ist eine Adoption leichter möglich. Ich habe vor einigen Jahren einen Versuch mit Camponotus fallax gemacht. Hierbei handelte es sich jedoch eher um die Verschmelzung zweier Kolonien. Ich habe im Spätwinter des Jahres 98 beim Suchen nach Leptothorax-Kolonien im Land Brandenburg versehentlich ein Nest von C. fallax geöffnet. Zwar war dies nicht das, was ich suchte, jedoch nahm ich die Kolonie mit nach Hause. Zu Hause ließ ich die Ameisen nach einer mehrstündigen Aufwärmphase in ein Beobachtungsnest einziehen, die fallax hatten, wie alle Camponotus überwinternde Larven. Leider stellte sich jedoch heraus, daß die Kolonie ohne Königin war. Diese hatte ich wohl nicht gefunden, fallax hat immer die Tendenz zu weit entfernten Zweignestern. Im Sommer des Jahres 97 hatte ich ein anderes, junges Anfangsnest von fallax gefunden, jedoch hatte ich die Tiere an ihrem Standort belassen. Die Kenntnis um diese Kolonie kam mir nun zugute. Ich holte auch diese Kolonie, fand hier auch eine Königin, um die Kolonien zusammen zu fügen. Anfängliche Versuche, in denen ich einzelne Arbeiterinnen der weisellosen Kolonie der jungen Kolonie zu setzte, scheiterten am Abwehrverhalten der Arbeiterinnen dieser Kolonie.
Ich erinnerte mich an einen Trick meines Onkels, dieser war Imker und ich hatte ihn oft bei seiner Arbeit zugesehen. So hatte mein Onkel weisellose und weiselrichtige Bienenvölker miteinander gemischt, um so starke und leistungsfähige Bienenvölker zu erhalten. Er besprühte die zu verschmelzenden Völker mit einen Duftstoff, der die unterschiedlichen Koloniedüfte überlagerte und die Bienen dazu brachte, einander ohne Aggression oder andere Zwischenfälle als Koloniemitglieder zu akzeptieren.
Bei meinen Ameisen mußte ich nun einen geeigneten Duftstoff finden. Nach einigen Versuchen schien eine hohe Konzentration aus Fenchel- und Pfefferminztee geeignet zu sein, sehr stark mit Zucker und Honig gesüßt. Tatsächlich duftete dieses Gebräu sehr stark. Sicher wären auch andere Duftstoffe geeignet, diese Duftstoffe jedoch erwiesen sich als ausgesprochen unschädlich.
Als erstes behandelte ich das Kunstnest mit diesen Duftstoff, ich besprühte es ausgiebig mit einen Haarlackzerstäuber. Anschließend war das restliche Inventar des Terrariums fällig. Alles sollte den künstlichen Kolonieduft verströmen. Nun waren die Ameisen dran. Ich setzte die kleine Kolonie mit ihrer Königin in ein Glas. Hier wurden sie nun ausgiebig mit dem Duftstoff bestäubt, und zwar so intensiv, daß sie regelrecht benetzt waren und in dem Glas zu ertrinken drohten. Diese Ameisen durften im Anschluß an diese Prozedur in das Kunstnest einziehen. Gleich darauf behandelte ich die weisellose, größere Kolonie auf die gleiche Art. Auch diese ließ ich sofort im Anschluß an diese Prozedur in das Kunstnest einziehen.
Die Ameisen der verschiedenen Kolonien zeigten keine feindlichen Reaktionen, vielmehr wurde sich gegenseitig geputzt, das süße Konzentrat gierig von den neuen Nestgenossen abgeleckt. Nach der langen Winterpause hatten die Ameisen ohnehin kaum noch Nahrungsreserven, und so wurde mit dem intensiven gegenseitigen Putzen und Ablecken viel neue Nahrung aufgenommen. Durch das gegenseitige Putzverhalten wurden die alten Koloniedüfte verwischt und vereinheitlicht, ein Übriges hat wohl der allgegenwärtige Geruch des künstlichen Duftstoffes getan.
Die Kolonie funktionierte fortan reibungslos, alle Ameisen der Kolonie akzeptierten sich von nun an als Mitglieder einer fallax-Kolonie.
Diese Methode wird nicht bei allen Ameisenarten erfolgreich sein, Versuche mit Lasius fuliginosus, Formica sanguinea u.a. schlugen fehl. Geeignet ist diese Methode bei den erwähnten C. fallax und bei anderen, relativ ruhigen Arten wie Lasius flavus, Leptothorax, eventl. bei einigen Myrmica-Arten."

Und dieser geht über verschiedene Arten zusammen:

von Joachim: "Es ist natürlich möglich ja, und da gibt es schon allein bei deutschen Arten so manche Kombinationsmöglichkeit. Sehr verträglich mit anderen Arten sind z.b. Leptothorax. Klein und unscheinbar fristen sie ihren Alltag neben ihren größeren Verwandten. Man kann das auch im Garten schön beobachten: Kommt eine aggressive Myrmica rubra, so zieht sich die Leptothorax zusammen und hält still, sodass die Arbeiterin unbekümmert ihrer Wege zieht.

Am interessantesten dürfte es sein, Arten zusammenzubringen die auch in der Natur eine Kopplung haben, wie Sklaven und Sklavenhalter, Kleptobionten und "Opfer", Sozialparasiten und ihre Wirte, oder Gastameisen.

Das kommt ganz auf die Größe der Kolonien an. Auf jeden Fall würde ich mindestens 2 miteinander verbundene Inseln machen. Bei den Camponotus hatte ich bei meiner kleinen Starterkolonie eine 30x15 Ytonginsel, das hat gut geklappt. Eine größere Kolonie ab 100 Arbeitern, da könnte ich mir schon die Größe der jetzigen Odontomachus Insel vorstellen, also 100x20.
Plagiolepis sind winzig, aber die Insel besser zu groß als zu klein machen

Ich könnte mir ein 3-Insel-System gut vorstellen. Also die beiden Nestinseln, und in der Mitte eine große Insel, auf der das Futter angeboten wird, jede nestinsel hat 1-2 Zugänge zur Futterinsel. Das habe ich damals bei Myrmica rubra gemacht (Futterinsel war 40x40) um die Nahrungskonkurrenz zu beobachten, da war natürlich schnell eine große Schlacht die Folge."



Hoffe, dass das nicht zu spät kommt.
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