ANTSTORE World of Ants

[derameisige]

Die Frage richtet sich sowohl an das Team als auch an die User, welche sich letztlich in der Haltung an den im Shop verzeichneten Temperaturen orientieren.

Worauf begründen sich die Angaben im Shop?
Bsp. Messor barbarus shop/Ameisen-und-Wirbellose/Ameisen-aus-Suedeuropa/Messor-barbarus.html
Hier ist zu lesen:
Temperatur: Arena: 25 - 30°C Nestbereich: 21- 26°C
Winterruhe: ja, von Ende November bis Februar bei ca. 15°C

In einer Diskussion im Ameisenforum wird eine (gut gedeihende) Kolonie von Messor cf. barbarus "aus Nordafrika" vorgestellt.
Die im Haltungsbericht genannten Temperaturen führten zu einer eingehenden Suche nach Klimadaten an repräsentativen Orten, z. B. Tunis.
http://www.ameisenforum.de/messor-exoti ... frika.html
Es fragt sich eben, wie aus den im Internet zugänglichen Klimadaten die sehr knappen Shopangaben heraus destilliert werden?

Die Frage stellt sich selbstverständlich nicht nur für diese eine Art, sondern für alle im Handel angebotenen Ameisen, auch die in Deutschland heimischen.
Bsp. Lasius niger:
Temperatur: Arena: 18 - 28°C Nestbereich: 21 - 24°C
Winterruhe: ja, von Ende Oktober bis Ende März bei 5 - 8°C
Bekanntlich gibt es in Deutschland durchaus Minustemperaturen, an die einheimische Ameisen angepasst sind.

Ich wäre für eine eingehende Begründung dankbar. Ein Verweis auf evtl. vorliegende Angaben unbekannter Lieferanten wäre hingegen nicht hilfreich.

Besten Dank im Voraus,
derameisige

[Erne]

@derameisige Sie haben ja Vorstellungen!
Genaue Temperaturangaben, Feuchtigkeiten und dann auch noch die Dreistigkeit nach Winterruhezeiten und Temperaturen zu fragen, Angaben von Lieferanten geht es noch?

Genug der Ironie, ist ein Thema womit ich mich schon lange und (leider) immer wieder beschäftige.
Ist ja nicht neu das mit Derartigen universal Haltungsbedingungen Ameisenhalter mehr oder weniger ins Lehre laufen und zusehen müssen wie sie damit klarkommen oder krasser ausgedrückt,
zusehen müssen, wie ihre erworbenen Ameisenvölker genau so schnell eingehen, wie sie diese erworben haben.

Für mich durchaus auch interessant, was führt dazu das Ameisen mit breit gefächerten angebotenen Haltungsbedingungen, die nur selten passen können, gekauft werden?
Ist das jetzt Gutglauben, Blauäugigkeit, keine Ahnung, einfach nur mal so?

Für mich ist Ihre Fragestellung nicht präzise genug, jeder Händler kann nur Ameisen mit derartig ungenauen Haltungsbedingungen verkaufen, wenn diese auch gekauft werden.

Sind es nicht wir Halter/Käufer, die derartige Praktiken honorieren?

Ein anderer Aspekt, die Welt der Ameisenhalter ist geil auf alle neuen Arten, die ausgegraben werden.
Je eher ein Käufer/Halter über solche Arten berichten kann um so höher die Klicks in den Foren.
Für eine sorgsame Recherche entsprechende, passende Haltungsparameter zusammen zu tragen, bleibt keine Zeit.
Bis sich da Brauchbares ergibt, sind schon wieder ganz andere Ameisenarten in Mode.

Ein weiterer Aspekt, über den ich öfters nachdenke, geht es eigentlich noch um Ameisenhaltung oder eher um Modetrends?

Grüße Wolfgang

[Pi.Ag3]

Die "besten" Temperaturen für Haltung und Überwinterung zu finden, ist nicht leicht. Viele einheimische Arten halten zwar Minustemperaturen aus, aber sie gehen unter Umständen tatsächlich mit höheren Ausfällen einher als fast schon zu warme, normale Kellertemperaturen von 10°C, zumindest habe ich die Erfahrung gemacht.
Tatsächlich sind die Angaben von Händlern was die Temperaturen, und auch Luftfeuchtigkeiten, angeht, nicht wirklich hilfreich und manchmal aus der Luft gegriffen. Die besten Temperaturen zur Haltung findet der Halter durch ausprobieren, und jeder halbwegs erfahrene weiß, dass es gut ist, im Nest einige Differenzen mit Wärmespots anzubieten, zumal das sowieso durch die Art der Heizung ohnehin gegeben ist.
Genauso ist es mit der Luftfeuchtigkeit, diese konstant bei einem bestimmten angegeben Niveau zu halten ist für die meisten Arten eher blödsinnig. In der Natur ist auch mal trockener, mal feuchter, und das wechselt selbst am Tag über (genauso wie Temperaturen). Ausnahmen bestätigen die Regel.
Die festen angaben in Shops verleiten unerfahrene Halter dazu, Temperaturen und Luftfeuchtigkeit ständig unter der Kontrolle zu halten, völlig unnötige Messapparaturen zu installieren und sogar den Fehlschluss zu ziehen, dass dies die einzigen Parameter sind, die der Halter unter Kontrolle hat. Und daraus resultierend, dass die Schwierigkeit einer Art in der Haltung sich einzig darauf bezieht, wie empfindlich sie auf Schwankungen von Temp./Luftfeuchtigkeit reagiert. Völliger Schwachsinn! Zur guten Haltung braucht man weder Thermometer noch Hygrometer, sondern einen gesunden Menschenverstand um das Verhalten seiner Ameisen zu deuten.

In einem persönlichen Gespräch mit einem Händler (nicht Antstore), habe ich mal nachgeharkt, warum denn immer so komische Angaben wie Luftfeuchtigkeit oder Temperatur zu jeder Art in einem Steckbrief dabeistehen. Als Antwort kam, dass es sofort zu Beschwerden seitens der Käufer kommt, wenn diese Angaben nicht dabeistehen - obwohl man am Telefon/per Mail noch so oft betonen kann, dass z.B. wechselfeuchte Bedingungen und Temperaturgradient im Nest die besten Bedingungen bietet. Ebenso ist es übrigens mit der "Mindestformikariengröße".
Aber auch durch Klimadiagramme kommt man häufig zu falschen Schlüssen. Das Entscheidende ist doch das Mikroklima, und nicht das Makroklima, aber darüber sind sich wohl auch leider die wenigsten bewusst. Einheimische Arten zum Beispiel kann man sicherlich bei konstanter Zimmertemperatur halten, aber eine gute, schnelle Brutentwicklung sollte man dann nicht erwarten. Gerade einheimische Arten sind oft thermophiler als so mancher Tropenbewohner, und man kann ruhig mal ordentlich an Stellen des Nestes aufheizen und die Entwicklung befördert (Natürlich auch nicht unbedingt durchgängig).

Grüße, Phil