dies sind nun meine (bisherigen) Haltungserfahrungen mit o.g. Ameisenkolonie. Ich habe dazu mal frecherweise einen neuen Thread eröffnet, da die Haltungserfahrungen von Nazghoul zwar ohne Frage sehr interessant sind, durch viele Beiträge allerdings die Übersichtlichkeit etwas "flöten" ging. Falls dieser Beitrag von den Mod´s aber als "besser aufgehoben in Nazghouls Thread" empfunden wird, könnt ihr ihn ja einfach dorthin verschieben. In jedem Fall verweise ich nochmal auf diesen, da er sehr präzise Grundlagen (zur Einordnung von Ph.diversus) sowie wirklich interessante Erfahrungen enthält: Nazghoul´s Haltungs-Thread ! So sich wichtige Dinge ereignen und/oder ich dazu komme, wird hier bestimmt auch mal ge-updatet.
Sollten mal Dinge besprochen / diskutiert / kritisiert / gefragt / angeregt werden, kann dies in folgendem Thread geschehen:
Diskussion zu "Pheidologeton diversus -- meine Haltungserfahrungen"
Hier bitte nicht reinposten, um die Übersichtlichkeit zu wahren!
Und los geht´s:
Der erste Versuch vor ca. 6 Monaten scheiterte. Grund dafür waren böse kleine braune Parasiten in Form von Milben, die tatsächlich innerhalb kürzester Zeit (4 Wochen nach Erhalt der Kolonie) die gesamten Haltungsaussichten für diese Art zunichte machten. Die Königin ging in einem Filmdöschen (tot) zu Gerhard K. auf ihre letzte Reise
, der dann eben o.g. Parasiten diagnostizierte. Aufgrund der Menge stellte er ebenso fest, daß die Milben wohl schon beim Verschicken der Kolonie anwesend gewesen sein mussten. Also bot er mir Ersatz an. Das fand ich wirklich nett, bat mir aber eine kleine Karenzzeit aus, in der ich alles (wirklich ALLES!) kochte, röstete, mit 60° heißem Wasser reinigte.
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Anmerkung zu den Symptomen Milbenbefall: Die Königin ist mit einem ganz feinen "Goldstaub" überzogen, welcher rein optisch keinesfalls bedrohlich wirkt. Dies sind die Milben. An den Beinen der Arbeiterinnen bilden sich winzige "Knubbel", das Gaster wirkt leicht deformiert ("verbeult"). An der Verhaltensweise sowohl der Königin als auch der Arbeiterinnen konnte ich keine Auffälligkeiten feststellen! Ebenso war die Todesrate der Arbeiterinnen nicht über die Gebühr hoch, was wohl die Vermutung zuläßt, daß diese Milben einen schleichenden Tod der Kolonie herbeiführten. Lediglich an der nur spärlich vorhandenen Brutentwicklung, wie ich nun weiß, ließen sich Rückschlüsse auf eine Fehlentwicklung der Kolonie schließen. Übrigens waren die Milben in Form von winzigstens, staubähnlichen Pünktchen in der Brutkammer des RG ebenfalls optisch auszumachen! Jetzt kann jeder mal seine Tiere auf Milbenbefall prüfen... Eine schöne Erfahrung war dies zwar nicht, aber aus meine jahrelangen Haltung von Vogelspinnen kenne ich solche Verluste bereits.Nicht unerwähnt lassen möchte ich auch, daß die Milben, welche ich an den Ameisen gefunden habe, KEINESFALLS aus ihren Ursprungsländern (hier: Indonesien) eingeschleppt worden sein müssen! Genauso ist es möglich, daß die gerade seeehr milbenanfällige Gattung Pheidologeton von einheimischen Milben befallen worden ist. Dies nur als Ergänzung für all diejenigen, die glauben, nur für die Ameisen "einheimische" (=exotische) Milben würden an dieser Gattung schmarotzen. Dem ist keinesfalls so. Deshalb ist es wichtig, die Ameisen immer im Auge zu behalten und Futtertiere nach Möglichkeit IMMER abzukochen!!!!!!!]
Nach einiger Zeit (zwischenzeitlich schickte ich noch meine nicht von Milben befallene L.niger in den Winterschlaf) beschloß ich, auf Gerhard´s Angebot zurückzukommen. In einer Styroporbox gut verpackt, trifft 24 Stunden nach Versendung ein Express-Päckchen am 30.12. bei mir ein. Darin ein Reagensglas mit Königin, (noch) ohne Brut sowie ca. 20-30 Arbeiterinnen. Diese beschließe ich nun zunächst minimalistisch zu halten, um eine bessere Beobachtung und Kontrolle zu gewährleisten. Bei der 1.Kolonie hatte ich den "Fehler" gemacht, diese gleich in ein fertig vorbereitetes Formicarium (Bild des leeren Formicariums ganz unten) zu geben, und dort natürlich nicht perfekt überwachen zu können, was im RG eigentlich vorgeht. Außerdem erhöht natürlich ein größeres (Start-)Formicarium erheblich die Verlustgefahr der Arbeiterinnen, die sich tatsächlich regelrecht verlaufen können!
Also, Plastikgefäß vorbereitet und rein mit dem RG. Noch ein Filmdosen-Boden mit ein paar Körnchen (Nachtkerze, Haselnuss, div.Körner aus Vogelfutter/"geknackt") rein und zugucken, was so geht. Neugierig sind sie ja, die Ameisen. Alles wird inspiziert und genauestens untersucht. Wenn das erledigt ist, so 1-2 Stunden später, kehrt Ruhe ein. Die ersten Nachtkerzensamen werden eingetragen, die Haselnuss stößt auf kein maßgebliches Interesse. Einen Tag später gibt es dann den ersten Mehlwurm (abgekocht, ich koche ALLE Futtertiere ab, und zerteilt). Hui, das gibt ein echtes Hallo! Es vergehen keine 20 Minuten und alle Teile des (halben) Mehlwurms sind eingetragen. Zu diesem Zeitpunkt (31.12.) ist keine erkennbare Brut vorhanden, weshalb eben zunächst bloß ein halber Mehlwurm zur Stillung des ersten Hungers zum Einsatz kommt. Später wird sich das ändern.
Die Temperatur liegt nach ausführlichen Testläufen tagsüber bei 26-28,5° , nachts bei 22-24°. Beleuchtung erfolgt von 8:30 Uhr bis 22:00 Uhr, Nachtbeheizung in Intervallen. Wie das ganze aufgebaut ist, seht ihr an folgendem Bild:
Die gesamte Anlage ist folgendermaßen aufgebaut:
1. Das Plastikgefäß. In den Deckel habe ich ein Loch geschnitten, und selbiges mit 2 Lagen Damenstrumpfhosen bespannt (mit Tesafilm an der Deckelunterseite befestigt). Zusätzlich dazu habe ich innen und außen eine trockene, dünne Talkumschicht aufgetragen. Die innere dient als Sicherheitsmaßnahme zur Ausbruchssperre (auch wenn die Arbeiterinnen nie klettern), die äußere als Einbruchsperre
: ein Tip von Gerhard, um z.B. störende Parasiten am Erklimmen des Gefäßes zu hindern. Im Gefäß: siehe Bild...
2. Ein Ersatz-RG.Siehe dazu 31.01.05 !
3. Die Nachtheizung. Ein stinknormales Terraristik-Heizkabel, zur besseren Wärmeverteilung zw. 2 Glasscheiben geklebt. Die Küchentücher feuchte ich ab und zu mal zur Regulierung der Luftfeuchtigkeit an. Die nächtliche Beheizung sorgt dann für eine Verdunstung.
Das alles steht nochmal in einem (Glas-)Schrank, Gesamtansicht (mit Beleuchtung) hier:
15.01.05
Die erste Brut ist erkennbar
. Größe entspricht ungefähr einer Erbse, mittlerweile füttere ich in der Größenordnung eines ganzen Mehlwurms alle 2 Tage. Das Futterverhalten ist sehr unterschiedlich: wird in der ersten Woche alles eingetragen, was essbar ist, so ist anschließend für 3-4 Tage komplettes Fasten angesagt. Dieser Trend läßt sich in den kommenden Wochen weiter feststellen. Dann sind Ph.diversus regelrechte Futterverweigerer. Daran habe ich mich mittlerweile gewöhnt und mache mir auch keine Gedanken darüber, wenn mal 1 Woche lang überhaupt nichts Essbares angerührt wird.
Ebenfalls alle 2 Tage gibt es ein paar Wassertropfen mit Pipette direkt auf die Erd-Lehm-Mischung, welche von den Ameisen als "Vorbau" vor der RG-Öffnung platziert wurde. Diese Flüssigkeit zieht sich dann hervorragend in das RG hinein und befeuchtet damit den gesamten vorderen Bereich des RG.
Ein nicht unerhebliches Arbeitersterben hat eingesetzt, nach Rücksprache mit Gerhard K. durchaus nichts ungewöhnliches nach Versenden einer (Start-)Kolonie. Für mich ist dies allerdings wenig beruhigend, schrumpft mein Arbeiterinnen-Bestand doch auf 10 Arbeiterinnen! Dies versteht Gerhard und schickt mir Verstärkung: ein Schwung von ca.30-40 "neuen" Arbeiterinnen. Diese sehen etwas anders aus als mein "Grundbestand": ein bißchen heller und kleiner. Dies liegt nach Aussage Gerhards daran, daß sie aus einer großen Kolonie Ph.diversus stammen, die in Deutschland "nachgezogen" wurde. Mir soll es recht sein, und ich lege gleich nach Eintreffen das neue RG mit den Hilfs-Arbeiterinnen zur Startkolonie dazu.
Interessantes Verhalten: zunächst wandert eine 5 Arbeiterinnen starke Delegation der Neuen zum Eingang des anderen RG, wo sie von 3 Arbeiterinnen der Erstkolonie empfangen werden. Kurzes gegenseitiges Betrillern, kurzer Moment der Angst bei mir (werden sie sich töten? werden sie integriert? usw.), dann laufen 2 der Neuen zurück in ihr RG, mobilisieren kurz die restliche Truppe, und die Hilfsaktion zur Rettung der Kolonie läuft an. Die meisten der Neuen sind nun im RG bei der Königin und packen mit an. In jedem Falle eine interessante Erfahrung meinerseits, daß alles so reibungslos funktionierte. Dies fand übrigens auch Gerhard, mit dem ich zur Entwicklung in regelmäßigem Kontakt stehe.
31.01.05
Die Brut hat erheblich zugenommen. Mittlerweile erreicht sie die Größe einer Haselnuss (mit Schale...
), das Arbeitersterben hat sich weitgehend stabilisiert. Der Tod von 2-3 Arbeiterinnen pro Woche erscheint mir eher normal, zumal die Brutentwicklung sichtbar gut voranschreitet. Irgendwann in den nächsten 2 Wochen dürften die ersten "echt"-geborenen Arbeiterinnen zur Verstärkung erscheinen, davon gehe ich aus. Das Futterverhalten ist weiterhin exakt so, wie zuvor beschrieben: gieriger Fraß wechselt mit Diätpausen.
Das Reagensglas-Nest mit gut erkennbarer Brut (unterhalb der Erd-Lehm-Tapete), die Königin ist das große Dunkle in der Bildmitte.
Allerdings taucht nun ein neues potentielles Problem auf: das RG mit der Königin enthält (von Gerhard K. bestückt) hinten 2 Wattepfropfen (gut erkennbar im Bild, rechte Hälfte): einer, etwas gröber, direkt am Wasser, der andere, feiner, davor. Aufgrund der Wasserverdunstung "saugt" sich nun der wassernahe Pfopfen nach hinten, der vordere bleibt. Folge: zwischen beiden entsteht eine Lücke, die die Wasserzufuhr zum vorderen Pfropfen (und damit zur Königinnen-Kammer!) unterbricht. Also bereite ich ein 2. RG vor: Wasser, Watte (nur 1 Pfropfen!) sowie eine Sand-Lehm-Mischung (im ca.-Verhältnis 4 Teile Sand/1 Teil Lehm-Pulver), mit der ich ungefähr 1/4 des RG befülle. Zur Akklimatisierung, Ausdünstung und Kondenswasser-Abtrocknung lagere ich dieses im Terrarium, direkt vor dem Plastik-Zuhause der Jung-Kolonie (oben im Bild der Anlage die Nummer 2.) .
06.02.05
Jetzt ist es soweit: das neue RG findet seinen Platz neben dem "alten", auch wenn es rein optisch noch immer feucht wirkt. Einfach nur zur Sicherheit. Das hätte ich dann allerdings doch nicht gedacht: die Arbeiterinnen inspizierten schon 10 Minuten nach Hineinlegen ausführlich das neue "Ding"! Ohne Furcht dringen 5 Arbeiterinnen bis zur Watte vor und scheinen etwas von der Flüssigkeit aufzunehmen. Zusätzlich dazu dekorieren sie den Eingang des Brut-RG mit Sandkörnchen. Jetzt bin ich mal gespannt, ob und wann sie das RG wechseln. Anbei mal ein kleiner visueller Eindruck des Ganzen:
Die Arbeiterinnen erkunden sofort, was da neues erschienen ist!
Die erste mutigste Arbeiterin ist am "Wassertank" des neuen RG angelangt.
Und so liegen die beiden RG nun nebeneinander.
Zur Fütterung: mittlerweile gibt es ca. 1 1/2 Mehlwürmer alle 2 Tage. Alternativ füttere ich: Schaben (ganz kleine), Fliegenmaden, Heimchen (Micro). Dazu sind immer Körner in verschiedenster Zusammenstellung da. Zuckerwasser hab ich auch probiert, aber das interessiert sie überhaupt nicht. Das hatte ich zwar vermutet, aber Versuch macht kluch.
Und jetzt noch:
Mein (zukünftiges) Formicarium:
In diesem habe ich im letzten Jahr oben erwähnte Kolonie gehalten, bis zum bitteren Milbentod. Es ist eine Handanfertigung, die mir den "Streß" mit der Ausbruchsicherung erspart: obenauf befindet sich ein schließender Deckel mit feinster Metall-Draht-Gaze, durch diese paßt definitiv nicht mal die kleinste Arbeiterin! Der Glaskranz um den Deckel ermöglicht das Auflegen der Beleuchtung. Links und rechts befinden sich 20-mm-Bohrungen, falls die Kolonie, die dann dort einzieht beschließen sollte, zu expandieren: dann nämlich kann ich das Becken erweitern. Auf halber Höhe ist ein Zwischenboden, der, im Fall der Fälle, auch z.B. als Arena(-Erweiterung) nutzbar wäre. Das Glasteil, welches oben drauf liegt, wird der zukünftige "Wasserteich", welcher dann entsprechend (variabel) auf dem Boden des Formicariums platziert werden kann. In diesem könnte dann beispielsweise ein (schon vorbereitetes) Ytong-Nest Platz finden. Zusätzlich schafft es natürlich eine gewisse Luftfeuchtigkeit.
Die Einrichtung erfolgt erst, wenn die Kolonie ihre Startphase bewältigt hat und ich davon ausgehe, die Haltung erfolgreich in diesem Formicarium fotsetzen zu können.
Abschließend die Maße des Beckens: 50 x 36 x 37 (B x H x T, in cm). Damit wird es später hervorragend in den (Glas-)Schrank passen, der eine gute Klimastabilisierung bietet.


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. Außerdem sorgt das Seramis dafür, daß keine Staunässe entsteht (ich nenn das mal "Bodenbelüftung"), weshalb es auch als Drainageschicht den untersten Bodengrund für das Erdnest bildet. Komplett mit Seramis gefüllt ist der Glaseinsatz (= "Teich")
! Ich habe allerdings keine Zeit, die Wirkungsweise von Ameisenbissen näher zu studieren: in Windeseile, bevor die Ameisen meinen ganzen Arm bevölkern, befördere ich das Brut-RG ins neue Zuhause und packe es so schnell es geht oben auf das (künftige?) Erdnest. Mittels eines Pinsels streife ich ein klein wenig panisch ob eventueller Verluste von Arbeiterinnen diese von meiner Hand irgendwohin im neuen Formicarium ab.