Welche Art für mich? Eigene Wünsche vs. Ansprüche der Tiere

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Welche Art für mich? Eigene Wünsche vs. Ansprüche der Tiere

Beitragvon DonErnesto » 21. Jul 2011 14:46

Hallo,
da ich neu hier bin will ich erst einmal kurz den weg hier her beschreiben. Nach einer mittlerweile ca. eineinhalbjährigen Orientierungsphase bei der Suche nach einem Hobby aus dem Bereich der Terraristik bin ich jetzt bei Ameisen gelandet. Ausgelöst und erkannt wurde mein Interesse durch Berichte, Filme, zwei Imkerinnen in der Familie und meiner Mitbewohnerin, welche mehrere Terrarien und Aquarien mit Fischen und Echsen besitzt. Grundsätzlich haben mich schon seit ich Denken kann vor allem Bienen, Hummeln, Hornissen, Spinnen und Ameisen fasziniert. Jedoch habe ich festgestellt, dass langsam aber sicher Ameisen, sowohl in freier Wildbahn als auch in Artikeln und Filmen das größte Interesse in mir wecken und ich mittlerweile ganz bewusst seit Beginn der warmen Jahreszeit immer wieder im Garten liege und sie beobachte. Zum einen faszinieren mich die einzelnen Tiere mit ihrem Körperbau und dem individuellen Verhalten und gleichzeitig aber auch das Verhalten als Schwarm bzw. Kolonie. Kurzum: auch wenn ich eigentlich was anderes im Auge hatte (Spinne) hat mein Bauchgefühl mich letztendlich zu den Ameisen gebracht, so dass ich mich entschlossen habe Ameisen zu halten.

Nun stellt sich die Frage welche Art. Natürlich habe ich schon zig Abende vor dem Computer verbracht und mich eingelesen, u.a. das Forum hier druchsucht und bin auch immer wieder auf sog. Anfängerarten gestoßen. Jedoch habe ich im Laufe der Zeit gemerkt, dass sich in mir doch konkretere Vorstellungen an die Tiere und das Hobby herauskristallisieren, die ich natürlich ansatzweise erfüllen möchte (vielleicht sind diese auch falsch oder unrealsitisch aber deswegen bin ich ja hier und durchaus lernbereit) die aber vielleicht auch etwas widersprüchlich sind. Es geht mir also darum eine Art zu finden die meine eigenen Interessen und Bedürfnisse befriedigt und für die ich gleichzeitig ein "guter" Halter sein kann.

Meine Wünsche an die Ameisen:
  • möglichst große Tiere um auch einzelne Tiere samt Körperbau und Verhalten beobachten zu können, jedoch habe ich keine Vorstellung wie große eine Ameise dafür sein sollte
  • Erdbewohner, da mich der Bau samt der "Infrastruktur" über- und unterirdisch interessiert
  • durchaus auch gerne Tiere welche einen tropisch feuchten oder trockenen warmen Lebensraum benötigen, da ich als Technik- und Naturfreak auch gerne einen solchen Lebensraum mit all seinen Bedingungen nachstellen möchte.
  • eher Tiere ohne Winterruhe, da ich gerne das ganze Jahr etwas von den Tieren haben möchte
  • durchaus auch eine agressivere Art, da ich es einerseits von Bienen gewöhnt bin, dass sie mit etwas vorsicht zu behandeln sind und es aber auch interessant finde in der Natur bei Ameisen das Erlegen von lebendiger Beute sowie Auseinandersetzungen mit anderen Ameisen zu beobachten (jedoch habe ich nicht vor zwei völker zu halten)
  • Als Lebensraum zu Verfügung stellen, würde ich gerne ein Becken (Basisbecken samt Eigeninnenausbau in Planung) in welchem Farm bzw. das Nest mittels Trennscheibe integriert ist und das evtl. zwei, drei verschiedene Ebenen hat. Die Größe, es soll auf einer Kommode stehen, kann für dieses eine Becken erst einmal max. 60x30 cm sein, Höhe egal

Folgende Arten haben beim Beschäftigen mit dem Thema Ameisen bis jetzt mein Interesse geweckt, wobei dies keine Auswahl sein soll aus der ich unbedingt eine Art haben muss.
  • Myrmecia pavida, Pachycondyla apicalis, Paraponera clavata, Harpegnathos venator, Megalomyrmex sp. (u.a. wegen ihrer beindruckenden und gleichzeitig filigranen Erscheinung, den faszinierenden Mandibeln, dem guten Sehvermögen..., jedoch erscheinen mir diese Arten so etwas wie die Luxusklasse der Armeisen zum einen was den Preis betrifft, aber auch wegen den Anforderungen an den Halter welche beschrieben werden)
  • Camponotus ligniperdus, Camponotus barbaricus, Camponotus cruentatus (u.a. wegen toller Größe, jedoch Winterruhe)
  • Cataglyphis rosenhaueri, Cataglyphis velox (u.a. wegen Sehvermögen, jedoch scheinbar eher kleiner)

Wenn ihr jetzt diesen ganzen Text hinter euch gebracht habt und noch noch Zeit, Geduld und Muse habt, würde ich nun gerne wissen welche Arten ihr mir vorschlagen würdet oder welche meiner Vorstellungen widersprüchlich, ungeeignet ...etc. sind. Vielen Dank schon mal im Vorraus
DonErnesto
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Re: Welche Art für mich? Eigene Wünsche vs. Ansprüche der Tiere

Beitragvon bossant » 21. Jul 2011 16:14

Hallo, DonErnesto ! :sign_welcome:

Ich würde dir Camponotus ligniperdus empfehlen, diese Art ist wie schon von dir groß. Diese Ameisenart hat auch Minor , Major und usw. Wenn du jedoch etwas mehr "Action" haben möchtest würde ich dir von Camponotus ligniperdus abraten, denn diese entwickeln sich ziemlich langsam.

Ich bin jedoch noch ein Anfänger, hoffe du bekommst auch noch Hilfe von "Experten" !

Mfg bossant
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Re: Welche Art für mich? Eigene Wünsche vs. Ansprüche der Tiere

Beitragvon Insekten Züchter » 21. Jul 2011 17:01

Auch wenn du dir diese Art nicht angeguckt hast würde ich Messor barbarus empfehlen.
Diese Art ist billig, hält nur eine kurze Winterruhe(2 Monate) entwickeln sich meiner Meinung nach recht schnell und hat Minor, Media und Major Arbeiterinnen in allen Übergangsformen.
Viel Action ist aber auch bei denen nicht drin, sie sind Körnersammler und keine Jäger(was ich aber auch sehr interessant finde). Sie fressen eher tote Insekten und ihre Hauptnahrungsquelle sind Körner.
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Re: Welche Art für mich? Eigene Wünsche vs. Ansprüche der Tiere

Beitragvon Markus » 21. Jul 2011 19:14

Schöne Einleitung, etwas textlastig für ein kurzes Überfliegen zwar, aber so bekommt man auch eine ungefähre Vorstellung von dir!

>Meine Wünsche an die Ameisen:
möglichst große Tiere um auch einzelne Tiere samt Körperbau und Verhalten beobachten zu können, jedoch habe ich keine Vorstellung wie große eine Ameise dafür sein sollte.<

Messor barbarus hat sehr große Königinnen und auch Media- und Majorarbeiterinnen sind nicht gerade klein, Camponotus ligniperda halte ich, jetzt so im Vergleich für schwieriger, insbesondere, da man bei Messor barbarus durch höhere Temperaturen das Wachstum doch deutlich beschleunigen kann, während das bei Camponotus ligniperdus eher zu einerverfrühten Winterruhe führt...

>Erdbewohner, da mich der Bau samt der "Infrastruktur" über- und unterirdisch interessiert<

Hier muss ich dich warnen, die meisten Ameisenarten sind Erdbewohner, jedoch bin ich in meiner Haltungslaufbahn mittlerweile davon abgekommen, Farmen zu verwenden, denn jedes Mal zeigt sich, dass die Beobachtung drastisch verschlechtert wird.
RGs, Ytongnester, Gipsnester und andere Möglichkeiten (besonders die Ytongnester bevorzuge ich persönlich aufgrund der Bearbeitbarkeit und relativ hohen Härte) mögen zwar unnatürlicher erscheinen, verbessern jedoch deutlich die Einsicht ins Nest (und seien wir mal ehrlich, da gibt es oft die interessantesten Einblicke).
Auch sollte man nicht glauben, dass Erdnester oder Farmen viel natürlicher wären, wichtige Faktoren, auf die die Ameisen auch bei deren Fehlen reagieren (hoher Kammerbau, weitestgehend zu großer Nestbau), fehlen schlicht, wie der Regen, der immer einen Teil insbesondere der oberen Kammern zerstört.

>durchaus auch gerne Tiere welche einen tropisch feuchten oder trockenen warmen Lebensraum benötigen, da ich als Technik- und Naturfreak auch gerne einen solchen Lebensraum mit all seinen Bedingungen nachstellen möchte.<

Messor barbarus bevorzugen hohe Temperaturen während der warmen Periode,
die Arena sollte am Anfang, das zeigen zumindest meine bisherigen Erfahrungen, leicht feucht sein,
später kann sie auch trocken stehen,
mit Licht und Temperatur kann man auch eine gewisse Umzugssteuerung bewirken, was ja auch ganz interessant sein dürfte.
Vielleicht wagst du dich auch an Experimente mit Zement!?
viewtopic.php?f=135&t=15304&st=0&sk=t&sd=a

>eher Tiere ohne Winterruhe, da ich gerne das ganze Jahr etwas von den Tieren haben möchte<

Knapp vier Monate Winterruhe sind weniger, als man glauben mag, außerdem hat man in dieser Zeit Ruhe und kann auch mal die Arena säubern, immernhin hat man etwa zwei Monate mehr zum Schauen, als bei den Einheimischen!

>durchaus auch eine agressivere Art, da ich es einerseits von Bienen gewöhnt bin, dass sie mit etwas vorsicht zu behandeln sind und es aber auch interessant finde in der Natur bei Ameisen das Erlegen von lebendiger Beute sowie Auseinandersetzungen mit anderen Ameisen zu beobachten (jedoch habe ich nicht vor zwei völker zu halten)<

Messor barbarus können Nahrungsquellen sehr schnell erschließen und nehmen totes Futter auch oft nach wenigen Minuten an, wenn denn Bedarf besteht,
Futteraufnahme kann da ganz gut beobachtet werden, ebenso das Zerkauen und Einspeicheln von Nahrung.
Ich weiß nicht, wieso immer wieder nach agressiven Arten gesucht wird, Ring- oder Gladiatorenkämpfe sucht man bei Ameisen ohnehin vergebens,
wenn du Kriege sehen willst, empfehle ich dir ohnehin wärmstens Waldspaziergänge, gerade bei uns sind ständig irgendwelche Waldameisenhügel im Krieg und zerfleischen sich gegenseitig (Individuen, selten ganze Kolonien).
Aufgrund von Parasiten- und Milbengefahr bietet sich ein Abbrühen von Futterinsekten ohnehin an, was auch die Haltung deutlich einfacher und sicherer gestaltet.

>Als Lebensraum zu Verfügung stellen, würde ich gerne ein Becken (Basisbecken samt Eigeninnenausbau in Planung) in welchem Farm bzw. das Nest mittels Trennscheibe integriert ist und das evtl. zwei, drei verschiedene Ebenen hat. Die Größe, es soll auf einer Kommode stehen, kann für dieses eine Becken erst einmal max. 60x30 cm sein, Höhe egal<

Ich möchte dir aufgrund der leichten Handhabung ein externes Nest nahelegen, also ein Nest, das außerhalb der Arena liegt und welches über Schläuche und/oder Rohre mit der Arena verbunden ist, so lassen sich
Arbeiten am Nest,
Umzüge und
auch die Beobachtung
wesentlich einfacher gestalten!


Meine Empfehlung (neben klassichsen Einheimischen Gattungen wie Lasius, Formica, Camponotus, Myrmica etc.) liegt also klar auf Messor barbarus!
Durch den Geringen Preis kann man auch erst einmal mehrere Königinnen bestellen und so das Risiko einer erfolglosen Gründung minimieren - überschüssige Kolonien kann man sicherlich anderen Interessenten schenken, oder sie hier im Marktplatz verkaufen.
Und eine Gründung möchte ich dir nahelegen, ist zwar etwas aufwändiger und schwieriger, aber dennoch lohnt es sich, für das Erlebnis, eine Kolonie von klein auf aufzuziehen, auch ein gewisses Risiko einzugehen.
(Ich habe mit drei Königinnen, jeweils in einem RG, angefangen und sie claustral gründen lassen.)
Ohnehin gründen sie dann oft recht rasch nach der Winterruhe (bei entsprechenden Temperaturen, so um 27°C würde ich bei einer Gründung im nächsten Frühjahr empfehlen).

>Wenn ihr jetzt diesen ganzen Text hinter euch gebracht habt und noch noch Zeit, Geduld und Muse habt, würde ich nun gerne wissen welche Arten ihr mir vorschlagen würdet oder welche meiner Vorstellungen widersprüchlich, ungeeignet ...etc. sind. Vielen Dank schon mal im Vorraus<

Also ich fand, dass er schön zu lesen war!
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Re: Welche Art für mich? Eigene Wünsche vs. Ansprüche der Tiere

Beitragvon Erne » 21. Jul 2011 19:44

Oje!

Also ich fand, dass er schön zu lesen war!

Ich auch.

Von mir gibt es jetzt nur Spam. :oops:
Ist selten das ein User hier einsteigt und umfangreich Informiert und detailliert seine Vorstellungen äußert. =D>

Und dann auch gleich noch einen kompetenten User mit Antworten findet. =D>
Das macht jeden Moderator arbeitslos.

Hallo und :sign_welcome: hier im Forum.

Grüße Wolfgang
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Re: Welche Art für mich? Eigene Wünsche vs. Ansprüche der Tiere

Beitragvon Muzzleloader » 21. Jul 2011 19:48

also ich rate dir ebenfalls zu Messor barbarus da es eine gute Anfängerart ist und ein viele deiner Anforderungen entspricht.. Ich halte diese Art selber seit diesem Jahr und ich bin sehr zufrieden damit... Die Media und Majoren( hoffe das ich jetz bald meine erste Major habe^^) sind die wahre Pracht :D
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