Hallo ihr alle!
Ich habe folgende Beobachtung gemacht, aus der sich mir ein paar Fragen stellen. Aber ich fange mal von vorne an.
Seit März 2009 halte ich Messor barbarus und die Königin "Emma" hat seitdem fleißig Nachwuchs bekommen. Es sind bis Anfang November ca. 50-60 Arbeiterinnen, darunter eine Handvoll Media und sogar zwei Major-Arbeiterinnen, geschlüpft. Einige Pygmäen sind schon verstorben. Alles normal soweit.
Da ich meine Verantwortung als Ameisenhalter sehr ernst nehme, habe ich mir viele Gedanken um die Winterruhe gemacht und viel hier im Forum gestöbert. (Danke an alle, die hier ihre Erfahrungen teilen! Ich will dies auch gern verstärkt tun, auch wenn mir die Zeit dafür oft fehlt.) Da wir in einer Wohnung ohne Keller und mit nicht isolierten Dachboden wohnen, habe ich versucht, durch Entfernen der Wärmelampe und sparsamen Gebrauch der Heizung die Temperatur Mitte November auf unter 18°C zu bekommen. Jetzt im Dezember sind es immer unter 15°C, manchmal auch 18 oder 19 Grad im Becken. Das Formicarium - bisher nur Arena mit RG als Nest - steht im Schlafzimmer/Arbeitszimmer. Gegen Ende November fütterte ich nur noch wenig bis keine toten Insekten mehr und alles deutete auf Winterruhe: nur eine oder zwei fouragierende Arbeiterinnen, Regungslosigkeit im Nest, alles kuschelt sich in die Ecke. Dementsprechend habe ich gar nicht mehr gefüttert und mich darauf eingestellt, bis Ende Februar nur ab und zu zu schauen, ob noch alle da sind.
In der letzten Woche habe ich mich dann entschlossen, die schon vorbereitete, sandgefüllte Farm von der Arena wieder abzustöpseln, da a) bisher keine Meise den Weg dorthin auch nur annähernd gefunden hat und b) wir demnächst umziehen und ich lieber alle Ameisen in EINEM Behälter transportieren will, solange das noch geht. Alternativ habe ich Dank Ernes Homepage und formicaria.de (wessen HP ist das doch gleich?) erfolgreich ein stehendes Gipsnest konzipiert, vorbereitet und gegossen. Etwas ungeduldig wie ich bin, habe ich es drei Tage nach dem Guss in das Arenabecken gestellt. Ich habe dabei sehr behutsam gearbeitet und es war "nur" der gewöhnliche Tumult im RG wie ich es von Erschütterungen gewöhnt bin. Um zu sehen, ob die Ameisen auch in der Winterruhe Insektenfutter nehmen, habe ich außerdem aus dem frisch bestellten Futtermix-Set von antstore einen (?) kleinen Gammarus vor das RG gelegt. Dieser war innerhalb von 10 Minuten gefunden und sofort ohne großes "Befühlern" abtransportiert worden. Glücklich, dass ich meinen Kleinen wohl einen netten Leckerbissen geben konnte und sie nun ein tolles großes Nest im Becken haben, habe ich mir keine Gedanken mehr gemacht.
Jetzt kommts. Seit gestern Abend passierte Folgendes: Durch die Restfeuchte im Gips stieg die Luftfeuchtigkeit in der Arena laut Hygrometer auf über 80%. Ich habe also den Lüfter, welcher auch dem Deckel liegt (Antstore Starter Set, ihr kennt die Deckel), im Dauerbetrieb laufen. Was mich aber viel mehr wunderte, war eine stark gesteigerte Aktivität der Ameisen! Mehr als fünf Arbeiterinnen gleichzeitig räumten den bisher so akribisch verschlossenen RG-Eingang aus, Sandkorn für Sandkorn, Seramissteinchen für Seramissteinchen. Vor einer Woche passte eine Pygmäe durch, jetzt ist der Eingang komplett offen. Gleichzeitig erkundeten - schon etwas zu meiner Freude - mehrere Arbeiterinnen den neuen Nestblock. Mich machte dies stutzig aber auch , denn die sollten doch eigentlich in Winterruhe sein, was ich bisher immer mit "Rumsitzen und warten dass es wieder warm wird" verband. Als ich dann etwas neugierig das RG ein bisschen auf die Seite drehte, und durch die rote Folie zu schauen, ob im Nest vielleicht auch etwas "Ungewöhnliches" zu sehen sei, entdeckte ich mindestens 17 winzige Larven und ein Eipaket!
Folgende Fragen habe ich nun an Euch Leser:
1. War das vielleicht gar keine Winterruhe und das trotz Temperaturen zwischen 14 und 17°C im Mittel und Einstellen des Insektenfutters?
2. Überwintern bei Messor barbarus die Larven mit? Ich konnte keine Puppen entdecken, was ja eigentlich für eine Legepause der Königin spricht. Es sind allerdings auch ein paar sehr winzige Pygmäen dabei. Hat die Königin vielleicht doch "durchgelegt" und wegen des mangelnden Eiweißfutters sind dann nur Winzlinge geschlüpft? (Oh, Graus!)
Und die alles entscheidende Frage:
3. Soll ich die Temperaturen weiter so gering halten oder wieder langsam auf 25°C gehen? Ich weiß, dass eine Kolonie ohne Winterruhe auf lange Sicht eher Schaden nehmen kann (habe da schon die dollsten Dinger hier gelesen). Oder kann ich mir sagen: Nächsten Winter mache ich es noch kälter (vielleicht haben wir dann einen Keller) und dann machen sie die erste "richtige" Winterruhe durch?
Ich würde mich sehr freuen, wenn hier diejenigen etwas zu sagen könnten, die schon länger als ich Messor barbarus halten. Es ist zwar sehr nett, wenn man fürsorgliche Posts hier im Forum liest wie "Ich halte zwar Lasius niger (oder Myrmica rubida/Formica fusca/etc.) und das auch noch nicht so lange, aber ich denke/glaube/könnte mir vorstellen...", aber das hilft mir eher wenig. Wenn ihr also Erfahrungen mit eben dieser Art habt (Erne!? Bitte!), dann gebt mir doch ein paar Hinweise, ob ihr Ähnliches erlebt habt oder was ich nun machen kann. Ich möchte gerne eine gesunde Kolonie großziehen.
Danke und Viele Grüße!
GwaihirAnt




