Ein paar Denk- und Klick- Anstöße zum Thema:
Ich hoffe hier nicht gegen Forenregeln zu verstoßen, wenn ich ein paar links zum Ameisenschutz zur Verfügung stelle. Fragen wie die von ohrene
„Hey Göki, ich kann es allerdings nur wenig nachvollziehen den Rückgang der Waldameisen aufzuhalten wie es doch bei euch so heißt???
Die Waldameise hat sich mittlerweile weitflächig sehr gut verbreitet und ist keines Falls vom aussterben bedroht?!?!“
wären ohnehin besser im Forum der DASW angebracht, wo außer mir auch noch mehr aktive Ameisenschützer sie beantworten könnten:
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Die Startseite der DASW
Hyperlinks sind nur für registrierte Nutzer sichtbar kann man ebenfalls durchklicken.
Da gibt es zum Beispiel unter „Landesverbände“ die ASW Bayern e.V., und von dieser aus
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mit u.a. dem Ameisenschutzverein Tirschenreuth e.V.
Der ist z.B. für ohrene auch räumlich nicht so weit von Weiden weg, und auch nach Nabburg, wo es in einem Waldameisen-Museum eine riesige Sammlung von Ameisenliteratur gibt (ich wünschte, ich hätte das näher bei mir!):
Bayerisches Informationszentrum für Ameisenkunde „Prof. Dr. Karl Gößwald“ Naabweg 1, 92507 Nabburg, Tel.09433-6421 E-Mail: ameise.fleischmann-at-t-online-de
Die ASW Bayern mit angeschlossenen Vereinen gehört zu den aktivsten Landesverbänden. Es gibt reichlich Veranstaltungen, Lehrgänge, Bestimmung, Exkursionen und und und.
Nur kurz ein paar Fakten:
- Gegen 2.000 Mitglieder der DASW bundesweit sind anderer Meinung als Sie, ohrene! (bitte NUR als Denk-Anstoß auffassen!)
- Vom Aussterben der Waldameisen ist nirgends die Rede, es geht um deren zahlenmäßigen Rückgang, der bundesweit nachgewiesen ist. Dass örtlich Bestände auch zunehmen, ist höchst erfreulich, ist aber leider die Ausnahme.
- Es gibt noch recht viele Waldameisenvölker in D. Aber: Die gesetzlich geschützten „Waldameisen“ umfassen z.Zt. 12 Arten, von denen einige recht häufig, andere extrem selten sind. Formica (Coptoformica) bruni ist in ganz D nur von zwei Orten mit zusammen kaum mehr als 400 Nestern bekannt.
- Umsiedlungen: Es gibt zwei Alternativen:
A- Die Planierraupe walzt 500.000 Arbeiterinnen und ein paar hundert Königinnen platt, restlos. Und das, je nach Bauvorhaben, Autobahn, Eisenbahn-Neubaustrecke, Flughafen-Erweiterung, … mal 3 oder 30 oder noch mehr.
B- Die ASW siedelt das Volk zuvor um, wobei gewiss ein paar tausend Ameisen ums Leben kommen, aber für den größten Teil des Volkes besteht eine recht gute Überlebenschance.
Manche Planer und Bauunternehmer bevorzugen die Alternative A, denn B bedeutet u.U. Verzögerung der Baumaßnahmen, Zeit- = Geldverlust, und auch den ehrenamtlichen (!!!) Ameisenschützern muss man etwas für ihre Aufwendungen bezahlen (z.B. Fahrtkosten).
- Die meisten Waldameisenarten kommen auch in unseren Nachbarländern vor, besonders reichlich im Norden (Finnland!) und Nordosten. Von dort werden noch heute tonnenweise (!) Ameisenpuppen („Ameiseneier“) zu uns geliefert, eingefroren oder getrocknet, als Futter für Heimtiere (Zierfische, Ziervögel), aber auch für die Aufzucht von Rebhühnern und Fasanen, denen man dann die Freiheit schenkt, die Freiheit, sich abschießen zu lassen (ich habe prinzipiell nichts gegen die bei uns leider notwendige Jagd, bin nur gegen derartige Auswüchse). Ein Beispiel:
Hyperlinks sind nur für registrierte Nutzer sichtbar Ich habe auch schon Angebote gesehen, wo diese Puppen in Kilogramm-Gebinden angeboten wurden.
Google liefert auf „Ameiseneier“ über 600 Treffer…
Über Ameisenvölker in den Nachbarländern kann ich mich allenfalls im Urlaub freuen; vor der Haustür im Odenwald sind sie mir lieber.
- „Aussterben“: Das Aussterben einer Tier-oder Pflanzenart beginnt lange vor dem physischen Ende des letzten Exemplares (Volkes bei Ameisen). Zu Nashörnern oder Tigern kann man Informationen finden, wonach Bestände bereits bei 200 oder 300 Exemplaren genetisch degenerieren (der „Genpool“ wird zu klein), so dass das Ende in wenigen Jahren abzusehen ist. Habitat-Verinselung spielt dabei eine große Rolle; bei uns gibt es in weiten Bereichen nur noch kleinflächige Waldstücke inmitten von Äckern und Wiesen, in denen die Waldameisen keine Lebensmöglichkeit haben (Bayern mit Spessart, Bay. Wald, Fichtelgebirge usw. ist da gut dran!). Genaustausch über weitere Distanzen durch fliegende Geschlechtstiere ist bei Waldameisen nur eingeschränkt möglich.
So, das ist jetzt wieder recht viel geworden. Aber was tut man nicht alles für den Schutz der Ameisen (und nicht nur der Waldameisen!).
A. Buschinger
PS @ Phaidole: Deine Königin („ganz schwarz“, und nach der Größe) war sicher eine der Serviformica-Arten, vermutlich S. fusca. Die darf man halten. Allerdings gründen die monogynen Roten Waldameisen (F. rufa ) ihre Kolonien sozialparasitisch bei S. fusca. Es werden aber kaum so viele S. fusca-Völker in die Heimtierhaltung wandern, dass damit die Gründung von F. rufa entscheidend eingeschränkt würde.
Edit: Jetzt ist mir Cephalothorax mit sehr richtigen Bemerkungen zuvor gekommen
Macht nichts, doppelt genäht hält besser!
Und noch ein
edit zu Phaidoles letztem Beitrag: Die Einelnester lassen auf monogyne Formica rufa schließen.
Und zu Raptiformica sanguinea: Sie ist die einzige einheimische Waldameisenart, die nicht gesetzlich geschützt ist. Das hat sie ausgerechnet mir (!) zu verdanken

: Als die DASW aufgefordert war, die Liste der zu schützenden WA für die anstehende Revision der Artenschutzverordnung aufzustellen, habe ich als Vorsitzender des Wiss. Beirats dafür plädiert, die Raubameise wegzulassen. Es gab auch andere Meinungen. Aber Tatsache ist, dass sie nicht selten ist, und dass sie z.B. auf jedem Kahlschlag im Wald als Nummer 2 nach der S. fusca sich reichlich ansiedelt. Man soll solche Schutzinstrumente mit Augenmaß und Sachkenntnis handhaben.