Stiko hat geschrieben:Mal ehrlich.
Eine Exotenhaltung einer Ameise ohne Winterruhe die leicht zu halten ist, ist doch der Traum eines jeden Anfängers.
Jeder, der als Anfänger Pheidole pallidula hat, der ist froh, wenn die doppelt so grosse noda im Heim wohnt.
Und die wird aufgrund der Herkunft von Hiroshima als Exote vertrieben und ist aber erstaunlich robust.
Da ich nur über Pheidole sprechen kann können ja auch mal andere über leicht zu haltende Exoten berichten. Falls es diese noch gibt.
Ich kann mich da nur anschließen. Leicht/schwer mit einheimisch/exotisch gleichzusetzen wird der Realität nicht gerecht. Es hat sicher andere Vorteile mit einheimischen Arten anzufangen, z.B. die geringeren Kosten in der Anschaffung und Haltung. Dem gegenüber steht dann aber auch wieder die Winterruhe.
Bis auf ein paar kurze Versuche mit Lasius niger die man eigentlich nicht als Haltung bezeichnen kann, habe ich mit Polyrhachis dives als Spontankauf im Antstore angefangen. Das war vor etwa 4 Jahren und ich habe es bis heute nicht bereut. Allerdings scheine ich bei dieser Art eine Ausnahme zu bilden, da viele andere Halter von Problemen berichten.
Eine Art die ich bedenkenlos empfehlen kann ist Odontomachus (bauri), die sind groß und mit ihren Schnappkiefern und ihrem Stachel spannend bei der Jagd zu beobachten. Darüber hinaus sind sie auch noch sehr aggressiv und haben sich bei mir recht schnell zu einer großen Kolonie entwickelt. Das Beste aber ist, dass man keinen speziellen Ausbruchsschutz braucht, da sie keine Scheiben hochklettern können. Also einfach etwas Tesa über die Silikonfugen im oberen Bereich, einen Deckel (ohnehin wegen der Luftfeuchte benötigt) und das wars. Der Nachteil ist sicher der recht hohe Einstiegspreis, zu dem noch Kosten für ein
artgerechtes Becken kommen.
Hier sehe ich auch das Problem bei der ganzen Exoten-Thematik: "
artgerechtes Becken". Im Gegensatz zu anderen Haustieren, die eine Art Terraririum bewohnen wird bei der Ameisenhaltung vergleichsweise wenig getan. Hier sind die Becken im Allgemeinen kein Hingucker fürs Wohnzimmer wie bei anderen Terrarien oder Aquarien sondern vielmehr irgendwelche möglichst günstigen und oft zu kleinen Anlagen im Keller oder auf dem Schreibtisch. Diese bestehen dann aus vielen kleinen Becken, möglichst noch mit einem irgendwie dran geschmierten Ausbruchsschutz am Rand und deckellos. Allein ordentliche Deckelkonstruktionen mit Beleuchtung oder lebende Pflanzen sind schon eher eine Ausnahme in den Haltungsberichten.
Dieser Niedrig-Kosten-Ansatz bei der Haltung, der durch die Starterkits etc. auch von den Händlern gepflegt wird, da höhere Einstiegskosten sicher von der Haltung und damit auch vom Kauf abschrecken, führt dann letztlich zu Problemen bei der Haltung - und das vor allem bei exotischen Arten, da man hier halt auf Temperatur, Beleuchtung und Luftfeuchte achten muss. Um das hinzubekommen muss man aber keine einheimische Art gehalten haben, sondern nur lesen können und bereit sein ein passendes Becken einzurichten. Das macht man dann idealerweise bevor die Ameisen kommen und beobachtete Temperatur und Luftfeuchte über einige Zeit um nötigenfalls noch Änderungen vornehmen zu können.
Aus eigener Erfahrung kann ich nur raten, gleich ein ausreichend großes Becken zu bauen und ordentlich einzurichten, statt beim unvermeidlichen Platzmangel später auf ein größeres zu Wechseln. Das spart Arbeit und insgesamt auch Kosten, wobei letztere natürlich nicht so schön über längere Zeit verteilt auftreten.
Für lebende Pflanzen sind die 20 cm hohen Becken aus den Shops übrigens nicht zu gebrauchen. Noch viel weniger wenn man einen Deckel mit Beleuchtung und anderer Technik baut, so dass man nicht von oben, sondern von vorne ins Becken schaut, wie Terrarien/Aquarien üblich ist.
Obiges blendet natürlich ein wenig aus, dass es durchaus Arten gibt bei denen es sich anbietet mehrere kleine Becken zu verbinden, aber je nach Art muss man dann ebend pro Becken die richtigen Bedingungen bereitstellen.
Um das ganze noch quantitativ zu untermauern:
In meinem aktuellen 80x40x40 Becken für meine Odontomachus bauri sind neben den unzähligen Arbeitsstunden um die
500 € verschwunden, in den Kosten sind Becken, Einrichtung, Deckel etc. auch einige Werkzeuge enthalten, wie z.B. eine Silikonpistole. Hat man alle Werkzeuge kommt man etwas billiger.
Wer also Exoten halten will, sollte sich über artgerechte Haltung und ein entsprechendes Becken sowie die damit verbundenen Kosten Gedanken machen und sich nicht von irgendwelchen rastlos wiederholten Halbwahrheiten über die Schwere der Exotenhaltung abhalten lassen.