Pheidologeton diversus -- meine Erfahrungen

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Pheidologeton diversus -- meine Erfahrungen

Beitragvon Thomas M » 9. Feb 2005 00:31

Hallo @ all,

dies sind nun meine (bisherigen) Haltungserfahrungen mit o.g. Ameisenkolonie. Ich habe dazu mal frecherweise einen neuen Thread eröffnet, da die Haltungserfahrungen von Nazghoul zwar ohne Frage sehr interessant sind, durch viele Beiträge allerdings die Übersichtlichkeit etwas "flöten" ging. Falls dieser Beitrag von den Mod´s aber als "besser aufgehoben in Nazghouls Thread" empfunden wird, könnt ihr ihn ja einfach dorthin verschieben. In jedem Fall verweise ich nochmal auf diesen, da er sehr präzise Grundlagen (zur Einordnung von Ph.diversus) sowie wirklich interessante Erfahrungen enthält: Nazghoul´s Haltungs-Thread ! So sich wichtige Dinge ereignen und/oder ich dazu komme, wird hier bestimmt auch mal ge-updatet.
Sollten mal Dinge besprochen / diskutiert / kritisiert / gefragt / angeregt werden, kann dies in folgendem Thread geschehen:


Diskussion zu "Pheidologeton diversus -- meine Haltungserfahrungen"

Hier bitte nicht reinposten, um die Übersichtlichkeit zu wahren!

Und los geht´s:


Der erste Versuch vor ca. 6 Monaten scheiterte. Grund dafür waren böse kleine braune Parasiten in Form von Milben, die tatsächlich innerhalb kürzester Zeit (4 Wochen nach Erhalt der Kolonie) die gesamten Haltungsaussichten für diese Art zunichte machten. Die Königin ging in einem Filmdöschen (tot) zu Gerhard K. auf ihre letzte Reise :( , der dann eben o.g. Parasiten diagnostizierte. Aufgrund der Menge stellte er ebenso fest, daß die Milben wohl schon beim Verschicken der Kolonie anwesend gewesen sein mussten. Also bot er mir Ersatz an. Das fand ich wirklich nett, bat mir aber eine kleine Karenzzeit aus, in der ich alles (wirklich ALLES!) kochte, röstete, mit 60° heißem Wasser reinigte.


[ :idea: Anmerkung zu den Symptomen Milbenbefall: Die Königin ist mit einem ganz feinen "Goldstaub" überzogen, welcher rein optisch keinesfalls bedrohlich wirkt. Dies sind die Milben. An den Beinen der Arbeiterinnen bilden sich winzige "Knubbel", das Gaster wirkt leicht deformiert ("verbeult"). An der Verhaltensweise sowohl der Königin als auch der Arbeiterinnen konnte ich keine Auffälligkeiten feststellen! Ebenso war die Todesrate der Arbeiterinnen nicht über die Gebühr hoch, was wohl die Vermutung zuläßt, daß diese Milben einen schleichenden Tod der Kolonie herbeiführten. Lediglich an der nur spärlich vorhandenen Brutentwicklung, wie ich nun weiß, ließen sich Rückschlüsse auf eine Fehlentwicklung der Kolonie schließen. Übrigens waren die Milben in Form von winzigstens, staubähnlichen Pünktchen in der Brutkammer des RG ebenfalls optisch auszumachen! Jetzt kann jeder mal seine Tiere auf Milbenbefall prüfen... Eine schöne Erfahrung war dies zwar nicht, aber aus meine jahrelangen Haltung von Vogelspinnen kenne ich solche Verluste bereits.

Nicht unerwähnt lassen möchte ich auch, daß die Milben, welche ich an den Ameisen gefunden habe, KEINESFALLS aus ihren Ursprungsländern (hier: Indonesien) eingeschleppt worden sein müssen! Genauso ist es möglich, daß die gerade seeehr milbenanfällige Gattung Pheidologeton von einheimischen Milben befallen worden ist. Dies nur als Ergänzung für all diejenigen, die glauben, nur für die Ameisen "einheimische" (=exotische) Milben würden an dieser Gattung schmarotzen. Dem ist keinesfalls so. Deshalb ist es wichtig, die Ameisen immer im Auge zu behalten und Futtertiere nach Möglichkeit IMMER abzukochen!!!!!!!]



Nach einiger Zeit (zwischenzeitlich schickte ich noch meine nicht von Milben befallene L.niger in den Winterschlaf) beschloß ich, auf Gerhard´s Angebot zurückzukommen. In einer Styroporbox gut verpackt, trifft 24 Stunden nach Versendung ein Express-Päckchen am 30.12. bei mir ein. Darin ein Reagensglas mit Königin, (noch) ohne Brut sowie ca. 20-30 Arbeiterinnen. Diese beschließe ich nun zunächst minimalistisch zu halten, um eine bessere Beobachtung und Kontrolle zu gewährleisten. Bei der 1.Kolonie hatte ich den "Fehler" gemacht, diese gleich in ein fertig vorbereitetes Formicarium (Bild des leeren Formicariums ganz unten) zu geben, und dort natürlich nicht perfekt überwachen zu können, was im RG eigentlich vorgeht. Außerdem erhöht natürlich ein größeres (Start-)Formicarium erheblich die Verlustgefahr der Arbeiterinnen, die sich tatsächlich regelrecht verlaufen können!

Also, Plastikgefäß vorbereitet und rein mit dem RG. Noch ein Filmdosen-Boden mit ein paar Körnchen (Nachtkerze, Haselnuss, div.Körner aus Vogelfutter/"geknackt") rein und zugucken, was so geht. Neugierig sind sie ja, die Ameisen. Alles wird inspiziert und genauestens untersucht. Wenn das erledigt ist, so 1-2 Stunden später, kehrt Ruhe ein. Die ersten Nachtkerzensamen werden eingetragen, die Haselnuss stößt auf kein maßgebliches Interesse. Einen Tag später gibt es dann den ersten Mehlwurm (abgekocht, ich koche ALLE Futtertiere ab, und zerteilt). Hui, das gibt ein echtes Hallo! Es vergehen keine 20 Minuten und alle Teile des (halben) Mehlwurms sind eingetragen. Zu diesem Zeitpunkt (31.12.) ist keine erkennbare Brut vorhanden, weshalb eben zunächst bloß ein halber Mehlwurm zur Stillung des ersten Hungers zum Einsatz kommt. Später wird sich das ändern.

Die Temperatur liegt nach ausführlichen Testläufen tagsüber bei 26-28,5° , nachts bei 22-24°. Beleuchtung erfolgt von 8:30 Uhr bis 22:00 Uhr, Nachtbeheizung in Intervallen. Wie das ganze aufgebaut ist, seht ihr an folgendem Bild:

Die gesamte Anlage ist folgendermaßen aufgebaut:

Bild

1. Das Plastikgefäß. In den Deckel habe ich ein Loch geschnitten, und selbiges mit 2 Lagen Damenstrumpfhosen bespannt (mit Tesafilm an der Deckelunterseite befestigt). Zusätzlich dazu habe ich innen und außen eine trockene, dünne Talkumschicht aufgetragen. Die innere dient als Sicherheitsmaßnahme zur Ausbruchssperre (auch wenn die Arbeiterinnen nie klettern), die äußere als Einbruchsperre :twisted: : ein Tip von Gerhard, um z.B. störende Parasiten am Erklimmen des Gefäßes zu hindern. Im Gefäß: siehe Bild...

2. Ein Ersatz-RG.Siehe dazu 31.01.05 !

3. Die Nachtheizung. Ein stinknormales Terraristik-Heizkabel, zur besseren Wärmeverteilung zw. 2 Glasscheiben geklebt. Die Küchentücher feuchte ich ab und zu mal zur Regulierung der Luftfeuchtigkeit an. Die nächtliche Beheizung sorgt dann für eine Verdunstung.

Das alles steht nochmal in einem (Glas-)Schrank, Gesamtansicht (mit Beleuchtung) hier:

Bild



15.01.05

Die erste Brut ist erkennbar :D . Größe entspricht ungefähr einer Erbse, mittlerweile füttere ich in der Größenordnung eines ganzen Mehlwurms alle 2 Tage. Das Futterverhalten ist sehr unterschiedlich: wird in der ersten Woche alles eingetragen, was essbar ist, so ist anschließend für 3-4 Tage komplettes Fasten angesagt. Dieser Trend läßt sich in den kommenden Wochen weiter feststellen. Dann sind Ph.diversus regelrechte Futterverweigerer. Daran habe ich mich mittlerweile gewöhnt und mache mir auch keine Gedanken darüber, wenn mal 1 Woche lang überhaupt nichts Essbares angerührt wird.
Ebenfalls alle 2 Tage gibt es ein paar Wassertropfen mit Pipette direkt auf die Erd-Lehm-Mischung, welche von den Ameisen als "Vorbau" vor der RG-Öffnung platziert wurde. Diese Flüssigkeit zieht sich dann hervorragend in das RG hinein und befeuchtet damit den gesamten vorderen Bereich des RG.

Ein nicht unerhebliches Arbeitersterben hat eingesetzt, nach Rücksprache mit Gerhard K. durchaus nichts ungewöhnliches nach Versenden einer (Start-)Kolonie. Für mich ist dies allerdings wenig beruhigend, schrumpft mein Arbeiterinnen-Bestand doch auf 10 Arbeiterinnen! Dies versteht Gerhard und schickt mir Verstärkung: ein Schwung von ca.30-40 "neuen" Arbeiterinnen. Diese sehen etwas anders aus als mein "Grundbestand": ein bißchen heller und kleiner. Dies liegt nach Aussage Gerhards daran, daß sie aus einer großen Kolonie Ph.diversus stammen, die in Deutschland "nachgezogen" wurde. Mir soll es recht sein, und ich lege gleich nach Eintreffen das neue RG mit den Hilfs-Arbeiterinnen zur Startkolonie dazu.
Interessantes Verhalten: zunächst wandert eine 5 Arbeiterinnen starke Delegation der Neuen zum Eingang des anderen RG, wo sie von 3 Arbeiterinnen der Erstkolonie empfangen werden. Kurzes gegenseitiges Betrillern, kurzer Moment der Angst bei mir (werden sie sich töten? werden sie integriert? usw.), dann laufen 2 der Neuen zurück in ihr RG, mobilisieren kurz die restliche Truppe, und die Hilfsaktion zur Rettung der Kolonie läuft an. Die meisten der Neuen sind nun im RG bei der Königin und packen mit an. In jedem Falle eine interessante Erfahrung meinerseits, daß alles so reibungslos funktionierte. Dies fand übrigens auch Gerhard, mit dem ich zur Entwicklung in regelmäßigem Kontakt stehe.

31.01.05

Die Brut hat erheblich zugenommen. Mittlerweile erreicht sie die Größe einer Haselnuss (mit Schale... :shock: ), das Arbeitersterben hat sich weitgehend stabilisiert. Der Tod von 2-3 Arbeiterinnen pro Woche erscheint mir eher normal, zumal die Brutentwicklung sichtbar gut voranschreitet. Irgendwann in den nächsten 2 Wochen dürften die ersten "echt"-geborenen Arbeiterinnen zur Verstärkung erscheinen, davon gehe ich aus. Das Futterverhalten ist weiterhin exakt so, wie zuvor beschrieben: gieriger Fraß wechselt mit Diätpausen.

Bild
Das Reagensglas-Nest mit gut erkennbarer Brut (unterhalb der Erd-Lehm-Tapete), die Königin ist das große Dunkle in der Bildmitte.


Allerdings taucht nun ein neues potentielles Problem auf: das RG mit der Königin enthält (von Gerhard K. bestückt) hinten 2 Wattepfropfen (gut erkennbar im Bild, rechte Hälfte): einer, etwas gröber, direkt am Wasser, der andere, feiner, davor. Aufgrund der Wasserverdunstung "saugt" sich nun der wassernahe Pfopfen nach hinten, der vordere bleibt. Folge: zwischen beiden entsteht eine Lücke, die die Wasserzufuhr zum vorderen Pfropfen (und damit zur Königinnen-Kammer!) unterbricht. Also bereite ich ein 2. RG vor: Wasser, Watte (nur 1 Pfropfen!) sowie eine Sand-Lehm-Mischung (im ca.-Verhältnis 4 Teile Sand/1 Teil Lehm-Pulver), mit der ich ungefähr 1/4 des RG befülle. Zur Akklimatisierung, Ausdünstung und Kondenswasser-Abtrocknung lagere ich dieses im Terrarium, direkt vor dem Plastik-Zuhause der Jung-Kolonie (oben im Bild der Anlage die Nummer 2.) .

06.02.05

Jetzt ist es soweit: das neue RG findet seinen Platz neben dem "alten", auch wenn es rein optisch noch immer feucht wirkt. Einfach nur zur Sicherheit. Das hätte ich dann allerdings doch nicht gedacht: die Arbeiterinnen inspizierten schon 10 Minuten nach Hineinlegen ausführlich das neue "Ding"! Ohne Furcht dringen 5 Arbeiterinnen bis zur Watte vor und scheinen etwas von der Flüssigkeit aufzunehmen. Zusätzlich dazu dekorieren sie den Eingang des Brut-RG mit Sandkörnchen. Jetzt bin ich mal gespannt, ob und wann sie das RG wechseln. Anbei mal ein kleiner visueller Eindruck des Ganzen:

Bild
Die Arbeiterinnen erkunden sofort, was da neues erschienen ist!


Bild
Die erste mutigste Arbeiterin ist am "Wassertank" des neuen RG angelangt.


Bild
Und so liegen die beiden RG nun nebeneinander.

Zur Fütterung: mittlerweile gibt es ca. 1 1/2 Mehlwürmer alle 2 Tage. Alternativ füttere ich: Schaben (ganz kleine), Fliegenmaden, Heimchen (Micro). Dazu sind immer Körner in verschiedenster Zusammenstellung da. Zuckerwasser hab ich auch probiert, aber das interessiert sie überhaupt nicht. Das hatte ich zwar vermutet, aber Versuch macht kluch.





Und jetzt noch:
Mein (zukünftiges) Formicarium:

Bild

In diesem habe ich im letzten Jahr oben erwähnte Kolonie gehalten, bis zum bitteren Milbentod. Es ist eine Handanfertigung, die mir den "Streß" mit der Ausbruchsicherung erspart: obenauf befindet sich ein schließender Deckel mit feinster Metall-Draht-Gaze, durch diese paßt definitiv nicht mal die kleinste Arbeiterin! Der Glaskranz um den Deckel ermöglicht das Auflegen der Beleuchtung. Links und rechts befinden sich 20-mm-Bohrungen, falls die Kolonie, die dann dort einzieht beschließen sollte, zu expandieren: dann nämlich kann ich das Becken erweitern. Auf halber Höhe ist ein Zwischenboden, der, im Fall der Fälle, auch z.B. als Arena(-Erweiterung) nutzbar wäre. Das Glasteil, welches oben drauf liegt, wird der zukünftige "Wasserteich", welcher dann entsprechend (variabel) auf dem Boden des Formicariums platziert werden kann. In diesem könnte dann beispielsweise ein (schon vorbereitetes) Ytong-Nest Platz finden. Zusätzlich schafft es natürlich eine gewisse Luftfeuchtigkeit.
Die Einrichtung erfolgt erst, wenn die Kolonie ihre Startphase bewältigt hat und ich davon ausgehe, die Haltung erfolgreich in diesem Formicarium fotsetzen zu können.
Abschließend die Maße des Beckens: 50 x 36 x 37 (B x H x T, in cm). Damit wird es später hervorragend in den (Glas-)Schrank passen, der eine gute Klimastabilisierung bietet.
Thomas M
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März-Update

Beitragvon Thomas M » 8. Mär 2005 23:30

Hallo ihr Lieben,
hier mal ein kleines Update! :D


16.02.05

Das neue RG hat seinen Reiz verloren. Zwar wandert ab und zu auch mal eine Arbeiterin ´rüber, aber nur mal so zum gucken und hier und da mal ein Sandkörnchen in das "richtige" Zuhause tragen. 2 Arbeiterinnen sind im neuen RG gestorben, ihre Kolleginnen haben sie dort liegen lassen und nicht raustransportiert. Mir will scheinen, sie benutzen das neue RG lediglich als Baumateriel-Beschaffungsstelle.

Die Brutmenge hat sich mittlerweile fast explosionsartig um das Anderthalbfache vergrößert! Dementsprechend enorm ist auch der Eiweißbedarf: jeden Tag 1 Mehlwurm (oder Insekten in etwa der gleichen Menge) werden verputzt (allerdings füttere ich jeden 2. Tag die entsprechende Menge). Und- ich traute meinen Augen kaum- bei der Brut ist eine recht fette Larve dabei! Das wird dann wohl, der Größe nach zu urteilen, ein schöner Media-Worker. Auch die Anzahl der Arbeiterinnen hat sich in etwa verdoppelt, schwer zu zählen: ich schätze mal so um die 60-80 Arbeiterinnen tummeln sich überwiegend im RG. Außenmissionen sind eher eine Seltenheit, nur wenn es Futter gibt, dann sind so ca. 20 Arbeiterinnen am Start, die wahrlich blitzschnell die Futterinsekten eintragen.

Die Watte, an der kein Wasser mehr ist (siehe oben, 31.01.) ist mittlerweile optisch erkennbar trocken, da ich aber täglich auf die Erde vor dem RG Wasser träufel, welches aufgrund der Kapilarität das vordere Viertel des RG bewässert, sehen die Ameisen wohl keinen Grund, ihr geliebtes Heim aufzugeben. Sie haben eben nun ihre Brutlagerungs-Strategie geändert: Eier und Larven kommen nach vorn, Puppen bleiben hinten an der Watte. Aufgrund der Verteilung der Brut kann ich nun alles ziemlich gut sehen. Und noch einen Vorteil hat diese "Frontalbewässerung" für die Tiere: da dort auch die Futtertiere gelagert werden, tragen die Arbeiterinnen die Larven zum Fressen direkt zu selbigen. Da habe ich dann auch die Media-Larve entdeckt.


01.03.05

Mit wachsender Arbeiterzahl wächst nun auch wieder die Menge der Todesfälle: 3-6 Arbeiterinnen in 2 Tagen kommen da schon vor. Allerdings sind mir die Ursachen nicht so ganz klar. Nahrungsmangel kann es nicht sein, ich füttere immer so viel, daß ich nach 2 Tagen ein paar nicht ganz vertilgte Reste entferne. Körner sind auch immer in verschiedener Zusammensetzung verfügbar. Vielleicht ist die Luftfeuchtigkeit zu niedrig? Im RG ist das sicher kein Problem, die Brutentwicklung schreitet noch immer voran, aber außerhalb dieses herrschen nicht mehr als 40-50% max.

Also habe ich 2 kleine Plastikschälchen mit nassen Küchentüchern in das "Formicarium" platziert sowie die recht große Lüftungsöffnung partiell abgedeckt:

Bild

Auf dem Bild ebenfalls schön zu erkennen: die "Bauarbeiten" am Eingangsbereich des Heimat-RG! (Bereits mit "frischem" RG, siehe 07.03. !!!)

Jetzt bildet sich zwar an den Wänden hin und wieder (besonders in der "Abkühlungsphase" nachts) ein klein wenig Kondenswasser, aber ich weiß nun auch, daß die rLF höher ist. Mal sehen, ob das die Todesrate senkt. (Kennt eventuell jemand noch andere mögliche Ursachen? Wenn ja, dann bitte hier: Diskussionsthread zu Ph.diversus hineinschreiben !!!)
Trotz dieser kann ich noch immer einen Zuwachs an Arbeiterinnen verzeichnen, so an die 100 sind es ganz bestimmt!

Im neuen RG, welches, wie oben beschrieben, momentan eher selten frequentiert wird, hat sich an der Watte ein klein wenig Schimmel gebildet. Nichtsdestotrotz haben die Ameisen beschlossen, dieses RG nun doch als ihre 2. Baustelle anzuerkennen und habe es kurzerhand "eingebaut". Man muß sich das so vorstellen: die Ameisen haben vom Eingangsbereich ihrer Heimat eine "Erdbrücke" zum Eingangsbereich ihres "Baumarktes" gebaut, indem sie die Wand des Formicariums vom alten zum neuen RG mit Erde verkleidet haben. Sollte der Schimmel sich nicht weiter ausbreiten, lasse ich ihnen ihre Konstruktion. Anderenfalls müßte ich das neue RG nochmal bestücken.
Wenn die Entwicklung allerdings weiter so voranschreitet, werde ich in ca. 4 Wochen sowieso ihr eigentliches Formicarium vorbereiten, da sonst die Kolonie für ihr jetziges Zuhause wahrscheinlich zu groß wird.


07.03.05

Mittlerweile habe ich aus Angst vor zu starkem Schimmel doch lieber das nicht bewohnte RG neu angesetzt. Diesmal habe ich etwas weniger Sand/Lehm-Gemisch genommen sowie einen kleinen Abstand zwischen Watte und Sand gelassen. Wie zuvor schon haben die Ameisen das RG als ihre Bau-Sandgrube entdeckt und benutzt. Dadurch, daß der Sand nicht bis zur RG-Öffnung reicht, wird bei Bewässerung des Heimat-RG auch nicht unnötig der Sand im neuen RG mitbewässert, wie das zuvor der Fall war.

Abschließend noch ein Bild zur aktuellen Brutentwicklung (Stand: 07.03.05, ca. 5 Wochen nach dem obigen Foto v. 31.01.):

Bild

Grün umrundet ist die Brutmenge, Blau ist die Königin. Zu erkennen sind ebenfalls die massig herumwuselnden Arbeiterinnen. Die etwas verschwommenen dunklen Fleckchen rechts an der Brut sind ebenfalls Arbeiterinnen, die am 31.01. noch vorhandene "Erdtapete" wurde komplett beseitigt.

(An der Stelle möchte ich die punktuell miserable Bildqualität entschuldigen, die Bilder entstanden bei funzeligem Kunstlicht im Makromodus. Ich hoffe, man erkennt trotzdem das Notwendige... :grin: ) )
Thomas M
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März-Update, die 2.

Beitragvon Thomas M » 22. Mär 2005 23:23

So, jetzt gibt es mal so richtig was zu lesen (und zu sehen 8) )
War aber auch echt was los in den letzten knapp 2 Wochen...


14.03.05

Die Ameisen haben nun eine Entscheidung getroffen, mit der ich ja fast gerechnet habe. Insofern trifft sie mich nicht ganz so unvermittelt.

Aber von vorn:
Zunächst möchte ich erwähnen, daß die vordere Watte im RG, die ja schon aufgrund der Lücke zwischen den beiden Watteteilen im Januar keine Wasserversorgung mehr bekam, mittlerweile ganz getrocknet ist. Da ich regelmäßig (sprich: täglich) ein paar Wassertropfen auf den "Erdvorbau" an der RG-Öffnung tröpfel, ist dieser Eingangsbereich natürlich immer gut befeuchtet. Also haben die Ameisen beschlossen, erstmal nicht ins neue RG einzuziehen, sondern vielmehr ihre komplette Brut direkt an die RG-Öffnung zu verfrachten. :?

Dies taten sie natürlich erst, nachdem sie die gesamte Öffnung mit der Erde aus dem RG "umbaut" haben und nun ein regelrechter kleiner Erdhügel den Eingangsbereich verdeckt. An dieser Stelle befindet sich nun auch die Brut. Ansich habe ich damit ja kein Problem, doch da ich beschlossen habe, auch aufgrund der wachsenden Population, nun das große Formicarium herzurichten, weiß ich nicht so ganz genau, wie ich die Tiere dann am besten in das neue Formicarium bugsiere ohne die Brut aus dem RG zu verlieren. Aber da wird mir schon etwas einfallen (müssen :shock: ).

Die Entscheidung, das neue Formicarium schneller als geplant einzurichten, hat nun 2 Hintergründe: 1. laufen die Ameisen mittlerweile auch an der Gefäßwand (deutet für mich auf Platzmangel hin), 2. hat das Sterben der Arbeiterinnen (zwischen 5-8 täglich!) nicht nachgelassen, so daß ich ihnen einen naturnaheren Lebensraum einrichten möchte. Dies halte ich auch deshalb für sinnvoll, da der allererste Anfang der Kolonie nun hoffentlich auch überstanden ist.

Brutmenge ist da, trotz vieler toter Ameisen wächst die Population (ich habe nur mal spaßeshalber durchgerechnet: würden alle toten Arbeiterinnen noch leben, hätte ich jetzt mit Sicherheit so um die 200-300 Ameisen, und das innerhalb von ca. 10 Wochen !!!), da diese Art offensichtlich wirklich wenn auch sehr anfällig so doch sehr produktiv zu sein scheint.




16.03.05

Jetzt wird es ernst: das neue Formicarium wird hergerichtet! Und damit ihr voll mit dabei sein könnt, unterstreiche ich meine Worte mit ein paar visuellen Eindrücken.


Bild

Zunächst das Gefäß, welches ihr euch in der Gesamtansicht schon mal im ersten Beitrag oben (ganz am Ende) ansehen könnt.
1. Dies ist einer von 2 "Anschlußstutzen" für spätere eventuelle Erweiterungen. Hier noch abgedichtet, um ungewollte Abwanderungen zu vermeiden.
2. Der Glaseinsatz, der dann für Pflanze und Ytong-Nest als "Teich" dienen wird. Am linken Rand sieht man eine Abdichtung, da zwischen Glasbecken und Formicarienwand ein für Ameisen begehbarer Zwischenraum ist. Abgedichtet habe ich mit Gips, welches diese Lücke wunderbar füllt.
3. Ein mit Erde auf Holzleim dekorierter und zurechtgesägter Ytong-Stein, an dem (siehe weiter unten) das Erdnest Ameisenfarm-ähnlich entsteht.




Bild

Es geht voran! Die vordere Lücke am Glaseinsatz habe ich mit sehr grobem Aquarienkies (ca 3-6 mm Körner) aufgefüllt, welcher nicht gerade zum Graben für Ph.d. einlädt. Zur Strukturierung des Bodens habe ich noch 2 kleinere Ytong-Blöcke eingesetzt (hier mit 1. markiert) und den gesamten Boden zusätzlich knapp 1 cm hoch mit Seramis befüllt.
Dies dient der späteren Feuchtigkeitsaufnahme, falls das Erdnest mal "überbewässert" werden sollte ;-) . Außerdem sorgt das Seramis dafür, daß keine Staunässe entsteht (ich nenn das mal "Bodenbelüftung"), weshalb es auch als Drainageschicht den untersten Bodengrund für das Erdnest bildet. Komplett mit Seramis gefüllt ist der Glaseinsatz (= "Teich")




Bild

So, das Erdnest ist nun auch fertig (1.). Im Vordergrund ist es ca. 2,5 cm breit, weiter hinten, an der Abgrenzung, ca. 3,5 cm. Befüllt ist selbiges mit einer Mischung aus feinem Aquarienkies (Körnung 0,2-1,5 mm) gemischt mit Lehmpulver. Das Mischverhältnis beträgt ca. 1:5, so daß bei eventueller Abtrocknung einzelner Gebiete die ganze Struktur nicht "knochenhart" wird. Trotzdem hat das Ganze noch eine gute Grunfestigkeit.
Dazu habe ich ein paar Seramiskrümel mit reingemischt, als Auflockerung um ein "Stocken" des Bodens zu vermeiden. Ein erster Bohrtest mit einem Stöckchen zeigte dann auch eine brauchbare Festigkeit des Bodengrundes. Diese beiden (auf dem Bild auch zu erkennenden) Bohrungen helfen den Kleinen eventuell, einen besseren Zugang zum Nest zu finden. Mal sehen, ob die Ameisen das auch so empfinden....
Im Hintergrund mit der Beschriftung 2. steht übrigens der Ytongstein im "Teich".




Bild

Fertig! Alles ist an seinem Platz, auf das Seramis habe ich noch eine dünne Schicht hellen Aquarienkieses aufgetragen, der sich aufgrund seiner groben Struktur nicht zum Graben eignet.
Dazu noch eine kleine Pflanze in den "Teich", noch ein paar Steinchen zum Dekorieren bzw. Fixieren der Pflanze mit hinein, alle begehbaren Lücken noch mit Kies befüllt und schon ist das Formicarium bezugsbereit! :D




Bild

Und noch eine Ansicht von der anderen Seite. Hier ist dann der Ytong (wird später noch mit roter Plastikscheibe versehen) sowie der gesamte Teich gut zu sehen. Erkennbar auch die optisch nicht ganz perfekte aber unheimlich praktische Begrenzung des Erdnestes mittels zurechtgeschnittener (transparenter) Plastikschiene, die unten zwischen Glaseinsatz und Sand-Lehm-Gemisch festgesteckt ist.

Nun können -endlich!- die neuen Bewohner einziehen. Das werde ich allerdings erst übermorgen machen, da es mittlerweile schon sehr spät geworden ist. Das Einrichten des Formicariums hat mit "Rösten" von Sand und Seramis ca. 8 Stunden gedauert! Für heute also genug..... :sleepy:




19.03.05

Es ist soweit: der Umsetz-Tag!
Rückblickend, nachdem alles vollbracht ist, merke ich mal an, daß es schwieriger war als ich angenommen hatte, ich aber heilfroh bin, es so einigermaßen hinbekommen zu haben.

Aber der Reihe nach:

Zuerst mal sichte ich die allgemeine Situation: Erde immer noch am Eingang des RG, ein bißchen Brut liegt da mit drin, ein paar Arbeiterinnen flitzen im "neuen" RG ´rum, die meisten sind aber im Heimat-RG. Okay, also Ärmel hochgekrempelt, und die gesamte Plastikdose vor den Glasschrank mit Formicarium (siehe unten, Gesamtansicht) platziert. Nocheinmal tief durchgeatmet, und los gehts.

Du lieber Gott, das gibt ein Hallo im Ameisenvolk, als ich das RG anhebe :shock: ! Und das ist noch freundlichst untertrieben: im Nu habe ich die Hand voller Ameisen!!! Bei der Gelegenheit revidiere ich mal eben schnell meine Angabe zur Volksstärke: jetzt, wo alles rumwuselt, überblicke ich erstmals das wahre Ausmaß der Bevölkerungsdichte: das sind mal so locker 200 Tiere! Und sogar ein schöner, bisher von mir nicht entdeckter, Media-Soldat (ca.1,5 cm groß) ist mit von der Partie.

Viel Zeit zum Staunen bleibt mir allerdings nicht, denn die Arbeiterinnen, so gar nicht erfreut über diesen Eingriff, lenken ihre gesamte Aufmerksamkeit auf meine Hand. Tatache ist, auch diese winzigen Tierchen können ganz gut beißen! Auch wenn es nicht wirklich weh tut- wenn einen so 50-100 Arbeiterinnen "anfallen", so merkt man dies :eat03: ! Ich habe allerdings keine Zeit, die Wirkungsweise von Ameisenbissen näher zu studieren: in Windeseile, bevor die Ameisen meinen ganzen Arm bevölkern, befördere ich das Brut-RG ins neue Zuhause und packe es so schnell es geht oben auf das (künftige?) Erdnest. Mittels eines Pinsels streife ich ein klein wenig panisch ob eventueller Verluste von Arbeiterinnen diese von meiner Hand irgendwohin im neuen Formicarium ab.

Ein paar Verluste allerdings muß ich hinnehmen: einige Arbeiterinnen fallen in den "Teich" und ertrinken dort. So schnell kann ich diese nicht retten, da habe ich eher andere Sorgen. Von den ca. 200 Arbeiterinnen befinden sich nun ungefähr 50 im Brut-RG, so um die 100 Tiere rennen überall verstreut im Formicarium rum (auf dem Boden, auf der 2.Glasebene, auf dem Ytong...), die restlichen ca.50 Tiere sind noch im alten (Plastik-)Formicarium. Praktischerweise laufen diese allerdings auf dem anderen, frischen RG, welches sich noch in der Plastikdose befindet, herum. Also packe ich dieses kurzerhand gleich komplett mit ins neue Formicarium (entfernen kann ich es ja immer noch später), und zwar auf den Boden am Fuße des Erdnestes.
Nun schütte ich die noch in der Plastikdose befindlichen letzten Arbeiterinnen ins Formicarium, aus praktische Gründen direkt auf den Zwischenboden aus Glas. Mit einen Eierlöffel schaffe ich dann noch vorsichtig die Reste der Brut (die vor dem RG lag) mit ´rüber, auch das kommt auf den Glasboden.

In den nächsten Minuten nimmt das Gewusel keineswegs ab, ist doch fast die komplette Kolonie auf das gesamte Formicarium verteilt. Das wird nie wieder gut, denke ich mir, hoffentlich halten sich die Verluste in Grenzen. Und hoffentlich finden sich alle wieder....

Gesamtansicht der Anlage:

Bild

1. Das Brut-RG auf dem Erdnest
2. Halogen-Leuchten, welche auf dem Formicarium liegen
3. Das Heizkabel zwischen 2 Glasplatten (Nachtheizung)
4. Ein Spiegel hinter dem Formicarium (zum besseren Durchblick ;-))
5. Der mit Wasser und Seramis gefüllte "Teich"
6. Eine rote Scheibe vor dem Erdnest (außerhalb des Formicariums angebracht)


Ein paar weitere Bilder, blau umrandet sind die "verstreuten" Arbeiterinnen nach dem Umsetzen:

Bild

Bild


Nachdem 2 Stunden vergangen sind, sehe ich das Wunder: alle Arbeiterinnen haben das Heimat-Nest (=RG mit Königin und Brut) gefunden! da ist jetzt richtig Action: die Brut wird sortiert, der Eingang wird verbaut und das Revier gesichert. Ich kann immer noch Massen von Arbeiterinnen erkennen, mehr als 10-15 Arbeiterinnen habe ich bei der, zugegebener Maßen, sehr kniffeligen Aktion nicht verloren. Wirklich faszinierend finde ich die Tatsache, daß alle verstreuten Arbeiterinnen wieder ins Nest gefunden haben! Ein paar Arbeiterinnen, so um die 20, sind im anderen RG, aber auch dieses wissen, wo das Nest ist. Eine "lockere" Strasse hat sich nämlich zwischen Brut-RG und neuem gebildet.

Weitere 2 Stunden später sehe ich auch, warum: die Kolonie schickt sich an, umzuziehen!!! Das "alte" RG ist nun, ohne Eingangsbewässerung, für die Brut zu trocken (siehe auch oben, Stichwort "Trockene Watte"), also muß ein neues, feuchtes Zuhause her: das neue, nur aus Notgründen mit umgepackte RG! Eine umfangreiche Straße hat sich zwischen beiden RG gebildet: den "Berg" runter laufen haufenweise Arbeiterinnen mit Brut, wieder hoch kommen von der Last befreite Arbeiterinnen. Im neuen RG sind während des Umzuges ständig 20-50 Arbeiterinnen, ebenso im alten, die anderen pendeln zwischen altem und neuem RG. Weitere 2 Stunden dauert die gesamte Aktion, dann ist das alte RG ratzeputz leer geräumt, nur ein paar Erdreste zeugen noch davon, daß hier mal Ameisen gelebt haben. Das neue Zuhause (weder Ytong noch Erdnest!) wird mit der darin befindlichen Sand-Lehm-Mischung noch hübsch im und am Eingangsbereich dekoriert, und dann, nach langer Zeit, kehrt langsam Ruhe ein.

Bilder vom Umzug:

Bild

Bild


Das neue Zuhause "am Fuße des Berges":

Bild

Nach einem aufregenden Tag für beide Parteien, Ameisen und mich, ist nun alles vollbracht. Sicher mit ein paar Schwierigkeiten aber dennoch erfolgreich, so resümiere ich diesen bisher ohne Frage aufreibensten Tag in meiner Ameisen-Haltungs-Erfahrung!

(P.S. Noch mal zur Erinnerung: eventuelle Anmerkungen [glow=red]-HIER-[/glow] !!!)
Thomas M
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Beitragvon Thomas M » 3. Apr 2005 23:29

21.03.05

Dies ist nun die Auflösung zu der spannenden Frage, welche Nestvariante meine Pheidolgeton diversus nun wohl bevorzugen würden.
Eigentlich habe ich ja angenommen, daß ihnen die Bedingungen im 2. RG eine Zeitlang zusagen würden, doch dem ist wohl nicht so.

Ich komme also abends von der Arbeit nach Hause und werfe, wie immer, einen schnellen Blick ins Formicarium. Anschließend gleich noch einen etwas längeren, denn--- die Ameisen sind WEG ! :shock:
Naja, natürlich nicht wirklich weg, wie ich gleich darauf feststelle, denn..... um den YTONG herum stelle ich ein ungewöhnlich hohes Aufkommen an Arbeiterinnen fest!
Und- richtig, sie sind im Ytong eingezogen!

Und so sieht das ganze jetzt aus:

Bild



Und von Nahem:

Bild


Ich denke, man kann trotz roter Scheibe sehr gut erkennen, wie sich die Kleinen dort einquartiert haben! Die Königinnen-Kammer ist die unterste, der Ytong-Eingang (Durchmesser gut 1 cm) ist mit Sand/Lehm/Steinchen auf ca.3-5 mm verkleinert worden. Darüber ist die Brutkammer mittlerweile eingerichtet (auf dem oberen Foto ist diese noch leer, mittlerweile aber prall gefüllt! Foto davon in einem der nächsten Beiträge...), die oberste Kammer ist noch "abgeriegelt", die Ameisen haben den Durchgang mit Sand verschlossen und werden diese wohl später nutzen.

Diese Entscheidung der Ameisen erscheint mir dennoch ungewöhnlich, denn sie widerspricht ganz eindeutig den bisher getätigten Aussagen zwecks Grabtätigkeiten. Nach mehreren Temperaturmessungen konnte ich auch feststellen, daß sowohl am Ytong als auch am Erdnest etwa 26-27° (tagsüber) herrschen. Leider bin ich kein Ameisenpsychologe, und so wird mir die in meinen Augen eher ungewöhnliche Entscheidung auf ewig ein Rätsel bleiben!


Im Übrigen haben sich die Ameisen nun auch einen festen "Friedhof" ausgesucht:

Bild


Hier lagern sie alle toten Arbeiterinnen. Wenn ich den Müllberg gegen Ende dieser Woche entfernen werde, lasse ich ein paar Arbeiterinnen-Reste dort liegen, da mir Stelle als Abfallhaufen ganz praktisch erscheint, sie ist für mich zur Entsorgung nämlich sehr gut zu erreichen. Zum Entfernen habe ich mir einen Plastikschlauch vorbereitet, an dessen einem Ende mit Strumpfhose ein Filter angebracht wurde. Somit werde ich die Reste einfach "absaugen" können.

Da ich nach der Umsetzaktion nur einmal gefüttert habe, gab´s dann auch zum Abschluß des Tages noch 3 kleine Grillen. Hier die Bilder von der Fütterungsaktion:

Bild

Kaum entdeckt, schon kommen die mobilisierten Massen...



Bild

... und transportieren das leckere Abendbrot ´gen Heimat...



Bild

... und dann rein in die gute Stube! Aus dem Eingang hängen gerade noch die Fühler der einen Grille heraus. (Übrigens ist hier auch schön einer der Media-Soldaten zu sehen! :D )



Abschließend noch eine interessante Beobachtung, die mir zwar schon oft aufgefallen ist, ich mir aber nicht erklären kann. Immer mal wieder kommt es vor, daß die Arbeiterinnen diese "Drohstellung"(???) einnehmen:

Bild

Meist tun sie das nur kurz, hin und wieder sitzt eine aber auch schon mal 1-2 Stunden in dieser Haltung! Allerdings ohne für mich ersichtlichen Grund. Dies ist aber noch nicht das Interessanteste an dieser Beobachtung: vielmehr finde ich es merkwürdig, daß in fast allen Fällen dieser mehrstündigen Drohhaltung die Arbeiterin nach dieser Zeit einfach tot ist!
Ich beobachte das sehr regelmäßig, kann mir aber keinen Reim darauf machen. Mir ist das schon vor längerer Zeit aufgefallen, aber ich konnte diese Stellung erstmals im Bild festhalten. Prompt ist diese Arbeiterin, wie auch vorher schon andere, nach ca.2 Stunden tot gewesen. Merkwürdig, oder? :?:

:idea: Vielleicht weiß jemand, warum, und kann es [glow=red]an dieser Stelle[/glow] kundtun. :idea:



Bei der Gelegenheit kann ich schon mal meinen nächsten Eintrag "anteasen": ein schreckliches Ereignis hat meine Kolonie heimgesucht, welches sich aber, verbunden mit einigen der interessantesten Beobachtungen, gottseidank am Ende zum Guten gewendet hat. Dazu aber an einem anderen Tag mehr......
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Beitragvon Thomas M » 12. Apr 2005 22:25

So, nun zum angekündigten tragischen Ereignis:

22.03.05

Nach geglücktem vollzogenem Umzug und bei meiner täglichen Beobachtung fällt mir etwas sehr Beunruhigendes auf: die Königin liegt auf der Seite in ihrer Kammer! Bereits 2 Tage zuvor, als die Kolonie noch im RG lebte, bemerkte ich, daß die Königin sich nicht bewegte. Darüber machte ich mir alledings keine sehr ernsthaften Gedanken, da ja, aufgrund der wirklich hervorragenden Entwicklung der Kolonie, auch kein Anlaß dazu bestand.
Ich beobachtete die Königin nur seit diesem Zeitpunkt etwas intensiver. Und dabei mache ich dann heute die eingangs erwähnte Sichtung. Ich werde sie in den nächsten Tagen sicherheitshalber weiter im Auge behalten, aber was ich sehe, gefällt mir nach meinen Erfahrungen ganz und gar nicht...



24.03.05

Ich bin mir nun sicher, daß die Königin tot ist. Nicht, daß sich die Arbeiterinnen nicht um sie kümmern würden-- ganz im Gegenteil! Die Königin wird genauso geputzt, als wäre sie noch am Leben. Würde die Königin sich erheben und herumlaufen, wundern würde es mich nicht. Einzig an der Tatsache, daß sie seit 2 Tagen an ein und derselben Stelle im Ytong liegt (ja, genau, liegt! Sie liegt seitlich in der untersten Kammer, übrigens auch einigermaßen gut auf dem Ytong-Bild im vorigen Beitrag zu erkennen) und die Beine angewinkelt hat kann ich erkennen, daß sie die ihren verlassen hat.
Fragt mich jetzt nicht nach der Ursache, ich habe nicht die geringste Ahnung! Entwicklung der Kolonie ist top, Nahrung wird ohne Ende angenommen, äußerliche Verletzungen (im Ytong ja ganz gut zu sehen) gibt es keine, ebensowenig wie äußere Parasiten. Der Chitinpanzer glänzt frisch wie am ersten Tag. Die einzig mögliche Ursache in meinen Augen könnte Streß sein. Vom Plastikgefäß ins Formicarium, aus dem alten RG ins neue, aus dem neuen in den Ytong... Aber ich bin kein Ameisenpsychologe.

Tja, das ganze ist mehr als bedauerlich. Bleibt mir eigentlich nur noch eine kleine Chance: irgendwie muß ich eine neue Königin besorgen. Aber selbst dann ist da noch die alles entscheidende Frage: würde eine Verbindung zwischen neuer Königin und bestehender Kolonie funktionieren? Viele Praxisbeispiele verneinen diese Frage ja, aber was kann ich in der Situation schon verlieren.

Okay, aber erstmal müsste ja sowieso eine neue Königin her. Wenigstens kenne ich ein paar Leute, bei denen ich zumindest mal anfragen kann.....



26.03.05

Na, manchmal kann man aber auch Glück haben! Mir ist es heute tatsächlich gelungen, eine Königin zu organisieren! Wenn alles klappt wie geplant müsste sie Mitte nächster Woche bei mir sein. Am Horizont zeigen sich schon mal vorsichtig erste Hoffnungsschimmer. Überstanden ist es damit zwar noch lange nicht, die bange Frage nach der anstehenden "Verbrüderung" bleibt, zumal die Neue ohne Arbeiterinnen anreisen wird.

Das Kolonieleben geht weiter wie gewohnt, alle Arbeiterinnen kümmern sich fleißig um die Brut und -interessanterweise!- um die tote Königin! Scheinbar haben die Ameisen den Tod ihres "Oberhauptes" noch nicht in aller Konsequenz registriert, denn diese wird weitergepflegt, als wäre sie noch am Leben. Das finde ich zwar seltsam, aber so scheint das Kolonieleben zumindest noch intakt zu sein.

Jetzt bange ich der nächsten Woche entgegen und hoffe inständig, daß alles klappt!


Fortsetzung folgt --GARANTIERT!--
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Beitragvon Thomas M » 16. Apr 2005 00:04

Hier folgt nun die versprochene "Fortsetzung" zum vorigen Beitrag, alles zum Thema "Ankunft der neuen Königin".
Wenige Bilder, aber dafür um so interessantere Lektüre erwarten euch. Dies ist quasi der *minutiöse* Bericht einer echt spannenden Aktion, das kann ich schon mal ankündigen. Viel Spaß beim Lesen....




30.03.05

08:50 - Es ist soweit: der Postmann klingelt. Zwei mal. :wink:
Ich nehme das kleine Päckchen in Empfang. Draußen herrschen seit 2 Tagen wieder relativ kalte (Nacht-)Temperaturen, entsprechend kalt fühlt sich das Päckchen an. Vorsichtig geht´s ans auspacken des RG, in dem sich die Königin mit 2 Arbeiterinnen und einem winzigst kleinen Bruthäufchen befindet. Mein erster Schreck: im RG ist nicht die kleinste Bewegung! Die beiden Arbeiterinnen (wo kommen die eigentlich her???) und die Königin liegen wie --- tot im RG! Allerdings ist selbiges auch wirklich ziemlich kalt. Okay, erstmal beruhigen, die Tiere werden (hoffentlich) schon noch leben.
Also wandert das mit Watte verschlossene RG erstmal ins Formicarium auf den Zwischen(Glas-)boden zwecks Akklimatisierung.


10:00 - Im RG ist Bewegung zu erkennen!!! Richtig, die Arbeiterinnen laufen munter umher, ebenso wie die Königin, welche sich gerade ordentlich putzt. Meine Freude ist übergroß, scheint also alles gut gegangen zu sein. Wer konnte auch ahnen, daß nach den letzten milderen Nächten es noch einmal so kalt werden würde? Zumindest bin ich mir sicher, daß jedes Lebewesen kurze Kälte besser übersteht, als Hitze, zumindest wenn diese die Wärme des natürlichen Habitats übersteigt.
Also, noch habe ich die Chance und Wahl: Lasse ich die neue Königin ihre eigene Kolonie gründen? Soll ich versuchen, Brut und einige, wenige Arbeiterinnen aus dem Ytong zu sammeln als "Starthilfe"? Sinnvoller wäre es vielleicht, aber andererseits weiß ich a.) nicht ob ich die Brut sicher aus dem stark bevölkerten Ytong herausbekomme und b.) nicht, ob ich die gut entwickelte Kolonie opfern sollte.
Schließlich wäre da noch c.), nämlich meine mir eigene Neugier, ob wohl so eine Verbrüderung aus Start-Kolonie und (im Verhältnis) großer Kolonie klappen kann. Also entschließe ich mich, heute nachmittag das RG in das Formicarium zu packen und gut zu beobachten, um im Notfall noch eingreifen zu können.


14:30 - Los geht´s: Ich entferne den Watteverschluß am Eingang ohne Probleme, bei 2 Arbeiterinnen -- nein, halt, da laufen noch 2 herum! Also: bei 4 Arbeiterinnen behält man ja leicht die Übersicht. Ab mit dem RG ins Formicarium, schön weit weg vom Ytong, hinten links auf die kleine Plattform rauf, und die wilde Fahrt kann beginnen! (Um gleich mal der Frage vorzubeugen: nein, ich habe keine Fotos gemacht! Erstens hätte man da sowieso nicht viel gesehen und zweitens war ich, ehrlich gesagt, viiiel zu aufgeregt!)
Drei von den 4 Arbeiterinnen beginnen sofort, die unmittelbare Umgebung des RG zu erkunden, eine bleibt als "Wache" bei der Königin. Die Arbeiterinnen der Kolonie sind alle noch weit entfernt und ahnen nichts von ihrem, na sagen wir mal, Glück.


15:45 - Alles beim alten: noch immer erforschen die 3 Arbeiterinnen die nahe Umgebung, sollten sie ihren Aktionsradius allerdings kontinuierlich erweitern, so werden sie demnächst wohl auf die Kolonie-Arbeiterinnen stoßen (müssen). :discus02:


16:55 - Erstkontakt!
Nach knapp 2 1/2 Stunden ist eine Kolonie-Arbeiterin (ab jetzt: KA) auf eine der "Neuen" (ab jetzt N) gestoßen! Jetzt wird die Sache wohl allmählich ins Rollen kommen. Im Ytong herrscht absolute "Ruhe" (insofern man bei einer Ameisenkolonie von Ruhe sprechen kann...), seltsamerweise wird die tote Königin immer noch vollständig umsorgt, und die KA machen keine Anstalten, den Tod der Königin zu akzeptieren. Möglicherweise könnte dies natürlich den Zusammenschluß verhindern, sollte für die KA die eigene Königin nicht als tot gelten! Aber gut, warten wir es ab.
Der Erstkontakt jedenfalls verläuft friedlich, jedoch haben es sowohl die KA als auch die N sehr eilig, in ihr jeweiliges angestammtes "Heim" zurückzukehren.


17:10 - Langsam kommt Bewegung in die Angelegenheit. 5-10 KA sind unterwegs zum RG, der Heimat der N (sorry für die Abkürzungen, aber so schreibt es sich leichter). Sie erreichen es und treten ein. Die Königin wird neugierig "beschnuppert", feindliche Handlungen sind bislang nicht zu erkennen.
Möge es so bleiben....


17:30 - Eine große Abordnung KA (20 weitere + 2 Media-Soldaten, ca 1 cm Körperlänge) sind unterwegs. Ein bißchen mulmig wird mir schon, weiß ich doch nicht, was da jetzt im RG passieren wird! Gottseidank habe ich einen guten Einblick, so daß ich ständig sehen kann, was mit und bei der Königin passiert. Die KA "stürmen" in das RG und mir wird Angst und Bange! :fight:
Drei der KA klettern auf der Königin herum und beißen in die Antennen, zumindest sieht es aus meiner Perspektive so aus. Ein ganz schlechtes Zeichen, bedeutet dies doch, daß sie die "Neue" wohl nicht akzeptieren (Entfernen der Antennen = Entfernen der "Identität"). Nach 2-3 Minuten sind die Antennen der Königin aber nach wie vor sichtbar unbeschädigt, was immer die Arbeiterinnen da gemacht haben. Mittlerweile weiß ich auch nicht mehr, was nun KA und was N sind, abgesehen natürlich von der Königin ;-)
Zwischenzeitlich haben auch Bauarbeiten am mit Sand verkleinerten Eingang des Ytong eingesetzt, wobei mir noch nicht ganz klar ist, was die Ameisen dort vorhaben.


18:15 - Es scheint, als würden die KA die neue Königin (NK) irgenwie aus dem RG haben wollen. Millimeterweise wird die Königin in Richtung RG-Öffnung bewegt, dazwischen wird aber noch ein ca. 4 cm breites Stück "Erdpfropfen" (befindet sich im RG) kommen. Mal sehen, wie sich das noch entwickelt...


18:40 - Die Königin ist nun nicht mehr zu sehen. Sie befindet sich wohl offensichtlich innerhalb des oben beschriebenen Erdstückes und entzieht sich somit meinen Blicken. Immer wieder laufen die beiden Soldaten ins RG, nur kann ich leider nicht erkennen, was da vorgeht. Aber für eine Rettungsaktion für die NK wäre es jetzt eh zu spät, also warte ich geduldig (?????) weiter.
Es hat sich eine rege Straße zwischen RG und Ytong gebildet, und die Bauarbeiten am Eingang des Ytong schreiten voran. Offensichtlich versuchen die Ameisen, den Eingang zu vergrößern!!!
Die Frage ist nun: warum tun die das? Für den Fall, daß sie die NK akzeptieren, können die Tiere so etwas planen? WISSEN sie, daß sie gleich eine Königin in ihr Nest bringen werden? Können die Ameisen im Vorfeld bereits Größe und Umfang des Tieres messen und entsprechend ihren Eingang planen? Und wenn dem so ist, wäre nicht eine Planung mit anschließender Umsetzung des Ergebnisses ein Zeichen von --INTELLIGENZ ???
Warten wir mal ab, was daraus nun wird...


21:00 - Langsam mache ich mir Sorgen: noch immer befindet sich die NK im Erdstück des RG, noch immer kann ich nichts sehen. Da aber keine Stücke der NK heraustransportiert werden, habe ich die große Hoffnung, daß sich alles gut entwickelt.....


22:15 - Die Königin ist noch am Leben!!!
Und nicht nur das: gerade eskortiert eine Gruppe von 20 KA mit den beiden Soldaten die NK zum Ytongstein!!!!!!! Damit ist nun wohl sicher: die Kolonie hat eine neue Mama! :queen:
Ebenso sicher ist auch die zuvor beschriebene Tatsache, daß die Ameisen BEWUSST den Ytong-Eingang auf EXAKT die Maße der NK erweitert haben, denn diese kommt genau jetzt, 22:24, in ihrem neuen Zuhause an!!!!
Faszinierend dabei: noch immer kümmern sich eine Menge Arbeiterinnen um die tote Königin und machen nicht die geringsten Anstalten, diese aus dem Nest zu befördern. Da die gestorbene Queen für die Ameisen wohl noch lebendig erscheint, ist dies ebenfalls ein schöner Beweis für 1.) Polygynie und 2.) selbiger auf engstem Raum, hier in einem kleinen Ytong.
Die NK ist nun im Nest, dort wird sie gleich ordentlich untersucht und geputzt, den winzigen Brut-Klecks (ein paar Eierchen) tragen gerade noch Arbeiterinnen ein, es kehrt allmählich wieder Alltag in die Kolonie ein.
Der Zusammenschluß ist damit geglückt! :musik04:



Zusammenfassend kann ich sagen, daß, so tragisch der Tod der Königin für die Kolonie (und mich!) erst erschien, mir durch diesen Umstand einige der wohl spannendsten Beobachtungen vergönnt war! Insbesondere die echte Planung des Umzugs inklusive der Vorbereitungen am Ytong lassen mich vermuten, daß gerade die Ameisen nicht nur genetisch gesteuerte Lebewesen sind sondern tatsächlich strategisch kommunizieren, planen und umsetzen können! Diesen Umstand finde ich mehr als faszinierend, und wer möchte, der kann seine Meinung dazu gern IN DIESEM THREAD kundtun, ich würde mich sehr auch über andere Sichtweisen freuen (respektive ähnliche Beobachtungen). Vielleicht mögen die Tiere aus unserer menschlichen Sicht nicht als klassisch "intelligent" gelten, aber ich glaube, da gibt es noch weit mehr als wir Menschen uns vorstellen können!


Abschließend noch 2 Bilder, die nach erfolgreichem Umzug entstanden sind:

Bild

Der Ytong in der Gesamtansicht mit Brutkammer (Mitte) und Wohnung der neuen Königin (unten)



Bild

Detailaufnahme:
1. neue Königin
2. ein eindrucksvoller "Leibwächter" (=Media-Worker)
3. die dahingeschiedene Königin
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Beitragvon Thomas M » 29. Apr 2005 22:32

03.04.05

Nach den letzten, sehr ereignisreichen Tagen und Wochen ist nun Normalität eingekehrt. Zumindest sieht es so aus, und das finde ich, ehrlich gesagt, ganz gut. Ich habe die NK natürlich weiter im Auge, beobachte jede Veränderung in ihrem Verhalten und in ihrer Bewegung. Es ist allerdings nichts feststellbar, zumindest nichts, worüber ich mir Sorgen machen müsste. Im Gegenteil, das Gaster der Königin ist ordentlich angeschwollen, mag das Eierlegen nun beginnen. Momentan sieht die Brutmenge nicht nach deutlich mehr aus, aber es sind ja auch mal gerade erst 4 Tage seit dem erfolgreichen Umzug vergangen. Die Kolonie hat auch ordentliche Reserven, so daß ein Brutausfall für wenige Wochen sicher nicht gleich den Untergang der Kolonie herbeiführt.

Mittlerweile sind auch schon die ersten Mitbewohner im Formicarium aufgetaucht: kleine, gelblich-weiße Milben, ca. 0,5-1 mm groß, welche überaus aktiv im Formicarium spazieren gehen. Sorgen mache ich mir allerdings keine, scheinen diese Milben doch eher typische Raubmilben zu sein, da sie viel zu aktiv für Ameisen-Parasiten sind. Außerdem finde ich sie vorrangig an eventuellen Futterresten sowie in den feuchten Regionen des Seramis. Ich denke mal, dort fressen sie andere Kleinstlebewesen, welche ich nicht sehen kann, weg und verhindern so möglicherweise z.B. Schimmelbefall an Futterresten.

Ein kleines Experiment habe ich dann zwischenzeitlich auch gewagt: einen Versuch, wie die Ameisen wohl zu Katzenfutter stehen. Also, ich muß sagen, Insekten sind viiiel beliebter! Sie haben das Katzenfutter mit kleinen Steinchen bedeckt und nichts eingetragen, und nach 2 Tagen mußte ich es entfernen, da es komplett eingetrocknet war. Also füttere ich weiterhin mit Mehlwürmern, Heimchen und Fliegen (-Puppen).

Die tote Königin wird im Ytong immer noch umsorgt, mal sehen, wann die Arbeiterinnen der Meinung sind, daß diese nun unattraktiv genug zum Entsorgen ist. Hoffentlich nicht in zu ferner Zukunft, denn ehrlich gesagt habe ich ein wenig Angst, daß sich eventuell Schimmel bilden könnte, der dann die gesamte Kolonie gefährdet. Aber ich denke mal, so selbstmörderisch werden die Kleinen nicht sein. Bisher sieht die tote Königin immer noch glänzend aus, ich kann keinen Schimmel entdecken. Natürlich frage ich mich schon ernsthaft, warum nach mittlerweile fast 2 Wochen und mit neuer Königin die Ameisen die "Alte" immer noch in irgendeiner, mir nicht erklärbaren, Art und Weise interessant finden!




12.04.05

Die Ameisen haben ihre Vorliebe für Bautätigkeiten nun doch entdeckt. Es hat sich eine kolonnenartige Ameisenstraße zum Erdnest hin gebildet, von dem fleißig Sand zum Ytong getragen wird. Es ist sehr faszinierend, diese konsequenten Baumeister zu beobachten. Jede Ameise in der Kolonne trägt jeweils ein Sandkrümelchen zum Ytong, und aufgrund des stetigen Flusses der Arbeiterinnen hat sich am Ytong schon ein schönes Häufchen gebildet:

Bild

Auch hält der Frühling im Formicarium Einzug: die ersten (Zufalls-)Pflänzchen sprießen! Diese stammen wohl von Körnerresten, welche an der Stelle entsorgt wurden.Ich finde das nicht weiter tragisch, eignet sich doch das Seramis hervorragend als Wachstumsstätte für Pflanzen! Und ein bißchen Grün hat noch niemandem geschadet. Wenn es weiterhin so sprießt, kann ich in ein paar Monaten eigene Nachtkerzen-Samen ernten :grin:

Ebenfalls sehr beliebt ist die von mir seit neuestem eingebrachte Zuckerwasserquelle:

Bild

Und das ganze aus der "Vogelperspektive":

Bild

Es hat zwar 3 Tage gedauert, bis sie diese entdeckt haben, aber mittlerweile hat sich eine richtige Straße dorthin gebildet. Die Ameisen scheinen das Zuckerwasser tatsächlich aufzunehmen, ich kann das an den Gastern der Zurückkehrenden sehen, selbige sind nämlich bis zur Durchsichtigkeit gefüllt. Überhaupt erscheinen mir die Ameisen recht wohlgenährt, auch bei den Media-Soldaten kann ich das sehr schön erkennen!
Ein weiteres Ereignis führt zu meiner Beruhigung: die Ameisen beginnen einen langsamen Abtransport der toten Königin! Und "langsam" trifft den Nagel auf den Kopf: das ganze dauert bereits mehrere Stunden, warum auch immer. Gegen Abend, nach ca 6 (!) Stunden, haben sie die Königin schon mal am Nesteingang "deponiert", allerdings machen sie nicht die geringsten Anstalten, ihr totes Oberhaupt komplett zu entsorgen.

Bild

Also beschließe ich, kurz vor Erlöschen des "Tageslichtes" (sprich: der Halogenlampen) Hand anzulegen. Schließlich weiß ich ja nicht, wo sie die tote Königin nachts im Dunkeln hinschleppen (begraben?????), mir ist das Risiko einfach zu groß. Mit einer Pinzette "klaue" ich die Königin vor den Fühlern der Ameisen weg. Diese attackieren natürlich ganz artgerecht die Pinzette, aber die 4 Arbeiterinnen, die sich festhalten, sind schnell zurück ins Formicarium befördert.
Mit dem Entfernen der Ex-Königin ist nun auch der letzte Schritt getan, eine (hoffentlich!!!!) positive Kolonieentwicklung fortzuführen!
Hier noch Impressionen der Verblichenen:

Bild

Bild

Dafür, daß die Gute nun schon vor ca. 3 1/2 Wochen das zeitliche gesegnet hat, sieht sie echt noch erstaunlich fit aus! Äußerlich sind (mit meinen Augen zumindest) keine Todesursachen zu entdecken.
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Beitragvon Thomas M » 4. Jul 2005 22:33

Hallo @ all,

nur damit keiner denkt, ich hätte a.) euch vergessen oder b.) keine Ph.diversus-Kolonie mehr--- beides weit gefehlt!


Meiner Kolonie geht es blendend, nur habe ich momentan aus beruflichen Gründen akuten Zeitmangel.
Deshalb gibt es hier & heute nur ´mal so ein kleines Zwischendurch-Update: die oberen beiden Ytong-Kammern sind komplett brutgefüllt, die Kolonie explodiert förmlich in ihrer Individuenzahl! Irgendwann in wahrscheinlich naher Zukunft gibt es auch wieder ein paar Bilder.

Mittlerweile ist der Expansionswille der Kolonie ebenso gewachsen wie sie selbst, so daß auch schon das "Erdnest" an der Frontscheibe kräftig durchgetunnelt wurde. Futter gebe ich in größeren Mengen jeden 2. Tag, und falls ich das mal eben vergesse (oder aus Zeitmangel nicht schaffe), gibt es eine massive Völkerwanderung. Und wenn ich massiv sage, dann meine ich das auch so! Das ist dann schon eine fast beängstigende Menge, die jede Ecke des Formicariums erkundet! Da ist dann auch schon mal eine seitliche Scheibe regelrecht schwarz von Ameisen!!! Der Futterbedarf ist tatsächlich, vorsichtig ausgedrückt, enorm. Mittlerweile tragen die Tiere alles ein, was auch nur irgendwie nach Eiweißhaltigem aussieht (oder riecht :grin: ).

Dummerweise hat sich im Zuge der Wanderungen ein im Vorfeld nicht berechenbares Problem aufgetan: obwohl die Tiere normalerweise nicht gern an den Glaswänden klettern, kommt dies nach 3 Tagen Nichtfütterung wie oben beschrieben schon mal vor. Dann wird auch die Decke des Formicariums okkupiert, inkl. Metallgaze-Deckel. Und vor ca. 2 Wochen haben es ein paar kleine Arbeiterinnen doch tatsächlich geschafft, sich durch den feinen Gazedeckel, respektive die Maschen, zu quetschen! Dies war natürlich so nicht vorgesehen, also habe ich die Formicarien-Decke mit einer feinen Talkumpuder-Schicht bestäubt. Jetzt kommen die Tierchen nicht mehr bis zum Deckel, bis sie irgendwann mal eine Stelle entdecken, die doch begehbar ist. Ganz schön beängstigend, die Beharrlichkeit dieser Tiere, aber auch seeehr faszinierend.
Ca. 20 getürmten Arbeiterinnen habe ich wiedergefunden, allzu viele werden mir wohl nicht entkommen sein.

Ich halte euch weiter auf dem Laufenden.....
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Beitragvon Thomas M » 19. Jul 2005 23:02

Und nun folgt das angekündigte Update, diesmal auch mit ein paar (Beweis- :grin: ) Fotos!

Allerdings verlasse ich an dieser Stelle mal die bisherige Tagebuchstruktur, schlichtweg deshalb, weil es keine taggenauen Ereignisse gab (und gibt), vielmehr entwickelt sich die Kolonie über einen gewissen Zeitraum hinweg, der einen exakten Zeitpunkt überflüssig, ja sinnlos, macht.




Hier zunächst einmal der aktuelle Entwicklungsstand in Bildform:

Bild

Der Ytong in der Übersicht




Bild

Die mittlere (der 3) Kammern




Bild

Die oberste Kammer



Auch wenn es wegen der roten Lichtschutzscheibe a.) schwer zu fotografieren und b.) möglicherweise schwer zu erkennen ist: Beide Kammern sind gut gefüllt! In der untersten Kammer (hier nicht im Detail) befindet sich das "Lager" der Futtervorräten, ab und zu werden hier auch mal größere Larven zwischengeparkt.
Die gesamte Individuenzahl kann ich unmöglich schätzen, aber irgendwo zwischen 300 - 500 liegt wohl die Wahrheit.
Das hohe Bevölkerungsaufkommen sorgt, wie schon im vorherigen Beitrag erwähnt, für ein hohes Maß an Außenaktivitäten. Dies hat ebenfalls zur Folge, daß mittlerweile auch schon mal die Seitenscheiben in Beschlag genommen werden:

Bild

Temporäre Ameisenstraße an der rechten Seitenscheibe



Das Problem mit dem Gazedeckel und der Ausbruchsfreudigkeit habe ich mittlerweile auch gelöst: Talkumpuder rund um den Deckel (an der Scheibe) ca. 2 cm im Umkreis aufgetragen wirkt Wunder! Dabei habe ich nur eine ganz feine, trockene Schicht aufgetragen, über die selbst die kleinsten Arbeiterinnen kopfüber nicht ´rüberkommen. Das sieht dann echt lustig aus: die Tiere tasten sich vor, versuchen sich zu halten und fallen dann runter. Wenn sich dann mal eine Ameisenstraße nach oben bildet, sieht das aus wie bei den Lemmingen: Ameise kommt an die Talkumschicht und fällt, nächste Ameise hinterher - dito! Und so weiter... :D

Irgendwann haben die Tiere wohl festgestellt, daß sich der Spaß- und Effektivitätsfaktor doch sehr in Grenzen hält und beschlossen, sich stattdessen eher mal um das Erdnest zu kümmern, welches sie übrigens bis vor ca. 4 Wochen (d.h. ungefähr 3 Monate!) komplett links liegen gelassen haben. Innerhalb kürzester Zeit setzten dort größere Grabaktivitäten ein, welche mittlerweile in ein Tunnelsystem mündeten:

Bild

Erdnest (ohne rote Scheibe) in der Frontal-Übersicht




Bild

Das Ganze mit Markierungen zur besseren Erkennbarkeit. Der Kreis ganz rechts ist unten noch einmal im Detail zu sehen




Bild

Hier mal ein Detailausschnitt mit Markierung der äußerlich erkennbaren Gangsysteme




Bild

Ein weiterer Detailausschnitt des Zugangs (Kreismarkierung oben) an der ganz rechten Seite des Erdnestes



Die Ameisen sind daran aber nicht immer zu Gange, aber wenn, dann gleich in Kompaniestärke, d.h. zwischen 20-100 Individuen beackern das Feld gleichzeitig. Irgendwann wird ihnen der Ytong bestimmt zu klein, und dann werden wir mal sehen, ob das Erdnest als Hauptnest oder nur als "Zweigstelle" der Kolonie bezogen wird.



Zum Schluß dieses Beitrages habe ich mal eine kleine Fotoserie erstellt, die verschiedene Futtergewohnheiten der Pheidologeton diversus darstellt. Dabei wurde alles von dem, was hier aufgeführt ist, innerhalb kürzester Zeit eingetragen. Jedenfalls solange es durch den Nesteingang passte. :grin: Wenn nicht, dann wurde es eben so lange bearbeitet, bis es passte!!!

Bild

Bienenlarven aus dem Anglerladen um die Ecke. Habe ich als "Delikatesse" (schweineteuer!) mal getestet




Bild

Wer das erkennen kann ist gut... Genau, das war mal ein Nachtfalter! 8)




Bild

Und noch ein schönes Ratebildchen. Das ist ein Junikäfer (gewesen :twisted: )




Bild

Sind keine Insekten da, tut´s auch Putenbrust




Bild

Ein Klassiker: zerteilte Zoophobas




Bild

Angerichtet von Mutter Natur: ein leckeres Menü aus Ohrenkneifern, Kellerasseln, 2 undefinierten Käfern, einer kleinen Spinne...




Bild

... und Menü 2 aus Hundertfüßern, Tausendfüßern, nochmals Kellerasseln, Grashüpfer




...Bild

Zum Schluß noch der Versuch, eine (kleine) Schabe ins Nest zu bugsieren (PS. Sie haben es tatsächlich nach ca. 30 Minuten geschafft!)


Auch sonst fressen die Tiere alles, was annähernd ins Futterschema paßt.


Das soll´s erstmal gewesen sein......


Nochmal zur Erinnerung: Anmerkungen etc. bitte nicht hier hinein, sondern [glow=red]hierher[/glow] (klick mich) !
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