Einleitung:
„Anfängerart“, wenn man diesen Begriff zum ersten Mal hört, hat man manchmal das Gefühl, dass Neueinsteiger geoutet werden, doch da liegt die Vermutung ganz daneben.
Als was bezeichnet man nun Anfängerarten?
Nun, Anfängerarten sind Arten, die ein Neueinsteiger halten sollte, um sich einen Einblick in dieses Hobby, hier die Ameisenhaltung, zu verschaffen. Dazu gehören Arten, die einfach zu halten sind, aber auch keine großen Risiken bergen (wie einnehmen der Wohnung nach einem Ausbruch). Dabei ist letzterer Punkt nicht sehr unbedeutend, wenn z.B. Ameisen in dieser Anfangsphase ausbrechen, kann man sich ein Bild davon machen, was man alles dagegen tun kann und hat noch nicht viel verloren (sollte eine Art ausbrechen, die sich auch in Gebäuden ausbreiten kann, hätte man ein größeres Problem), denn es passiert weiter nichts Schlimmes und man wird sie leichter wieder los (oft sind Arten wie Pheidole nicht mehr aus dem Haus zu bekommen und darum keine Art für den direkten Anfang!).
In Hinsicht auf die Sicherheit beim Ausbruch sind die meisten der einheimischen Arten sehr pflegeleicht, jedoch sind viele in anderen Punkten sehr ernüchternd.
Die empfehlenswertesten Arten sind Lasius niger, Lasius flavus und Myrmica rubra.
Allgemeine Daten
Lasius niger:
Beheimatet: Fast überall in D. anzutreffen, besonders auf xermotermen bis mesophilen Gebieten sehr erfolgreich, auch ansonsten sehr anpassungsfähig. (Quelle: Seifert; Ameisen beobachten, bestimmen.)
Aussehen: Schwarzbraun, eher zu schwarz tendierend.
Körperlängen: Königin 8-9mm; Arbeiterin 3-5mm; Drohne 3,5-4,5mm
(siehe Lexikon Ameisendatenbank)
Kasten: Nur Arbeiterinnen, Königinnen und Drohnen.
Anzahl der Königinnen: Streng monogyn (nur eine)
Nestbau: Bauen ihre Nester oft unter der Erde und mit Nesthügel. Nesthügel ist oft zur Befestigung an Grashalmen o.ä. befestigt.
Nahrung: Zucker-/Honigwasser und Insekten, hält in der Natur oft Blattläuse. Temperatur: Den Außentemperaturen anpassen, hält Winterruhe (welche einzuhalten ist).
Feuchtigkeit: Nicht besonders anspruchsvoll, kann auch etwas trockener gehalten werden (natürlich nicht knochentrocken!).
Platzbedarf: Der Koloniegröße anpassen, junge Kolonien können ohne Arena in Reagenzgläsern gehalten werden.
Formicarienzubehör: Eventuell eine Lauszucht, ansonsten keine besonderen Ansprüche.
Haltungsklasse: Sehr gut für den Anfang der Ameisenhaltung geeignet!
Winterruhe: Oktober bis März. (siehe Lexikon Ameisendatenbank)
Lasius flavus:
Beheimatet: Fast überall in D. anzutreffen, diese in D. häufigste gelbe Lasiusart kommt besonders in frischtrockenen bis feuchten Gebieten vor.
(Quelle: Seifert; Ameisen beobachten, bestimmen.)
Aussehen: Bräunlich rot.
Körperlängen: Königin 7-9mm; Arbeiterin 2-4mm; Drohne 3-4mm (siehe Lexikon Ameisendatenbank)
Kasten: Nur Arbeiterinnen, Königinnen und Drohnen.
Anzahl der Königinnen: Streng monogyn (nur eine)
Nestbau: Bauen größtenteils Erdnester, mit einer oft lange vorhandenen Kuppel.
Nahrung: Zucker-/Honigwasser und Insekten, ernährt sich in der Natur zum großen Teil von den Ausscheidungen von Wurzelläusen.
Temperatur: Den Außentemperaturen anpassen, hält Winterruhe (welche einzuhalten ist).
Feuchtigkeit: Feucht, nicht nass und auch nicht trocken wäre zu empfehlen.
Platzbedarf: Der Koloniegröße anpassen, junge Kolonien können ohne Arena in Reagenzgläsern gehalten werden.
Formicarienzubehör: Eventuell eine simulierte Wurzellauszucht, ansonsten keine besonderen Ansprüche.
Haltungsklasse: Sehr gut für den Anfang der Ameisenhaltung geeignet!
Nur durch die versteckte Lebensweise sehr vorsichtig.
Besonderheit: Lebt versteckt unter der Erde, daher ist der Sehsinn mehr oder weniger verkümmert.
Winterruhe: Oktober bis März. (siehe Lexikon Ameisendatenbank)
Myrmica rubra:
Beheimatet: In D. die häufigste Myrmica, fehlt nur in extrem xermotermen, oder sehr vegetationsarmen Gebieten.
(Quelle: Seifert; Ameisen beobachten, bestimmen.)
Aussehen: Rotbraune Färbung Kopf etwas schwärzer und Hinterleib etwas gelbbräunlicher.
Körperlängen: (Wird noch nachgetragen) Königin;
Arbeiterin; Drohne
Kasten: Nur Arbeiterinnen, Königinnen und Drohnen.
Teilweise jedoch geringe Größenunterschiede und auch kleinere Königinnen können vorkommen, vermutlich hängt dies mit der Versorgung der Larven zusammen.
Anzahl der Königinnen: Polygyn (mehrere können vorkommen)
Nestbau: Gerne werden die Nester bzw. Nestteile unter Steine gelegt, kann auch Nesthügel bauen.
Nahrung: Zucker-/Honigwasser und Insekten, hält in der Natur oft Blattläuse. Temperatur: Den Außentemperaturen anpassen, hält Winterruhe (welche einzuhalten ist).
Feuchtigkeit: Mag es eher feucht (aber nicht nass!).
Platzbedarf: Der Koloniegröße anpassen, junge Kolonien können ohne Arena in Reagenzgläsern gehalten werden.
Formicarienzubehör: Eventuell eine Lauszucht, ansonsten keine besonderen Ansprüche.
Können aber mehrere Nester mit Königinnen besiedeln -> Zweignester.
Haltungsklasse: Sehr gut für den Anfang der Ameisenhaltung geeignet!
Winterruhe: Oktober bis März.
Ein Vergleich zur Entscheidungshilfe:
Bei diesen Arten würde ich eher zu Lasius niger als Einsteigerart tendieren, da sie nur wenige Ansprüche an die Feuchtigkeit stellen, recht aggressiv sind und die Königinnen sehr leicht nach dem Hochzeitsflug einzusammeln sind.
Zum Vergleich, Lasius flavus ist eine Art, die meist ein verborgenes Leben unter der Erde führt und sich dort meist vom Honigtau von Wurzelläusen ernährt, dadurch sind sie eher wenig aggressiv. Ansich ist die Tatsache der Wurzelläuse zwar sehr interessant, jedoch ist es kaum möglich, dies so zu gestalten, dass man alles sehen kann.
Dagegen ist Myrmica rubra eine relativ agressive Art (dies kann aber auch nur eine Illusion sein, wegen der Größe), welche größere Arbeiterinnen hat, als Lasius niger und flavus. Sie stellen jedoch höhere Ansprüche an die Feuchtigkeit als viele andere Lasiusarten. Auch ist die Eierlegezahl geringer, als bei Lasius niger, da die Königinnen kleiner sind. I.d.R. kann man sagen, dass 3 Myrmica rubra-Königinnen die Legeleistung einer Lasius niger-Königin haben. Dies kann jedoch durch die Polygynie der Myrmica rubra ausgeglichen werden.
(Siehe FAQ.)
Auch sind die Königinnen schwerer von den Arbeiterinnen zu unterscheiden und so schwerer aus Nestern zu sammeln, obwohl man sagen muss, dass dies bei den monogynen Lasius niger, oder flavus nicht ginge. Ein anderer relativ interessanter Aspekt bei M.rubra ist, dass sie Nacktpuppen haben und man so die Entwicklung besser beobachten kann. Um gleich auf Lasius niger zu kommen, diese sind aggressiv und können Blattläuse halten (was auch Myrmica rubra können, um diese nicht gleich auszuschließen), dies ist einfacher zu beobachten, da Blattläuse ja außerhalb des Nestes, auf Blättern, oder an Blattachseln oder Stielen vorhanden sind. Sie stellen auch keine sehr großen Bedürfnisse an die Feuchtigkeit (ich habe schon Ytongnester vergessen, so dass diese wochenlang trocken waren und dennoch hatten die Tiere überlebt).
Es ist zwar nur eine Königin in einem Nest vorhanden (Monogynie), dafür zeichnet sich diese jedoch durch eine lange Lebensdauer (bis zu 30 Jahre, im Gegensatz zu den ca. 10 Jahre alt werdenden Myrmica rubra recht viel), viele Reserven und eine große Robustheit aus.
Auch lässt sie sich gut von den Arbeiterinnen unterscheiden und ist mit ihrer (sehr grob gerundet) Länge bei 1cm leicht nach Hochzeitsflügen aufzusammeln.
Auch legt sie eine Menge Eier, was schon (s.o.) die (sehr) ungefähr dreifache Menge an Eiern, wie bei M. rubra ergibt. Nach diesen Punkten würde ich also eher zu Lasius niger raten.
Dennoch lieber Leser/zukünftiger Ameisenhalter, ist es jedermanns eigene Entscheidung nach Vorzügen zu handeln, diese drei Arten wären nur die Besten für den Anfang, wegen der schon genannten Pflegeleichtigkeit und Sicherheit.
...