Von einer Lasius niger Kolonie, die nicht umziehen wollte

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Von einer Lasius niger Kolonie, die nicht umziehen wollte

Beitragvon NexD » 16. Jul 2008 09:14

Haltungsbericht Lasius niger
In diesem Haltungsbericht will ich euch etwas über meine kleine Lasius niger Kolonie erzählen. Da ich die Kolonie bereits seit Anfang des Jahres besitze werde ich euch zunächst einen kleinen Rückblick geben. Insgesamt versuche ich mich wirklich nur auf wesentliche Entwicklungen zu beschränken. (Ihr solltet mal den Bericht sehen, den ich auf meinem Computer habe...)
Anregungen, Fragen und ähnliches sind natürlich gerne gesehen.
Und nein :D Meine Kamera besitzt keine wirkliche Makro-Funktion. Trotzdem sind einige der Bilder ganz brauchbar geworden.

Hier findet ihr den passenden Diskussions-Thread.
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Beitragvon NexD » 16. Jul 2008 09:16

Haltungsbericht - Lasius niger


Name: Lasius niger (schwarze Wegameise)
Heimat: Europa
Kaste: Monogyn
Taxonomie: Formicinae
Aussehen der Königin: 9 mm schwarz, großes kräftiges Tier
Aussehen der Arbeiterin: 3 - 5 mm klein, schwarz
Nestbau: Nester hauptsächlich im Boden, häufig unter Steinen, aber auch in morschem Totholz
Nahrung: Honigwasser, kleine Insekten wie z.B. Heimchen, kleine Fliegen, Mücken etc.
Temperatur: 20-25 °C
Winterruhe: November bis März
Luftfeuchtigkeit: Gemäßigtes Klima
Koloniegröße: Etwa 10.000 Individuen
Formicarien: Ameisenfarm mit angeschlossener Arena, Becken, Inselvariante
Durchgang: 8-10 mm ausreichend
Plattenabstand: 8-10 mm ausreichend
Bodenbeschaffenheit: Sand, Lehm
Bepflanzung: Nur für die Blattlauszucht notwendig
Anmerkung: Lasius niger ist eine aggressive robuste Ameise die in ganz Europa verbreitet ist.
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Zuletzt geändert von NexD am 16. Jul 2008 11:04, insgesamt 2-mal geändert.
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Beitragvon NexD » 16. Jul 2008 09:21

20.02.2008

Heute traf meine Lasius niger Kolonie, bestehend aus acht Arbeiterinnen und ihrer Königin „Nikki I“, ein. Alle Ameisen waren munter und wohl auf.
Ihr neues Zuhause war das Starter-Set aus dem Antstore - eine Farm und die dazugehörige Arena.
Nachdem ich das Reagenzglas in die Arena gelegt hatte begannen direkt zwei der Ameisen den Eingang des Reagenzglases mit Sand zuzuschütten.
Etwas der Honiglösung wurde begierig aufgenommen und an die Gründerkolonie verteilt.
Ein paar Käsestücke hingegen wurden gekonnt ignoriert und erst ein überbrühter Ohrenkneifer erregte erneut das Interesse der Kleinen.
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Beitragvon NexD » 16. Jul 2008 09:27

01.03.2008

Schlechte Neuigkeiten für die Kolonie: Sie schrumpft. Zwei Ameisen sind durch den nicht ganz dichten Deckel der Acryl-Farm abgehauen. Was lernt man darauf? Eine neue Farm sollte also auf jeden Fall aus Glas sein, damit sie sich bei höheren Temperaturen nicht direkt verzieht und somit den winzigen Ameisen eine Möglichkeit zur Flucht gibt. Etwas PTFE und das Problem sollte ad acta gelegt sein. Hoffen wir das Beste.
An Futter nehmen die Kleinen bisher alles an. Sei es eine kleine Fruchtfliege, das Fleisch einer Kellerassel oder kleine Würmer. Besonders überbrühte aus den und zerkleinerte Mehlwürmer werden gerne gefressen. Das Überbrühen ist hierbei nicht so sehr wegen den Milben wichtig, sondern viel mehr um die Verdauungsenzyme im Wurm zu zerstören. Sollte dies nicht geschehen, so verfärben sich die Wurmstücke nach einiger Zeit schwarz und werden von den Ameisen vollkommen ignoriert.
Ebenfalls interessant: Nach einiger Zeit schütten die Ameisen den Honigtropfen immer mit Sand zu. Warum auch immer.
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Beitragvon NexD » 16. Jul 2008 09:29

08.03.2008

Es ist passiert: Bei einer Zählungen der Kolonie und Betrachtung der Brut habe ich es entdeckt. Zuerst dachte ich, das fast durchsichtige, sandfarbene Gebilde auf der Brut könne vielleicht der Leichnam einer der verschwundenen Ameisen sein, aber weit gefehlt, denn nach einigen Minuten bewegte sich dieser Leichnam - und es waren keine Todeszuckungen.
Somit darf ich festhalten, dass nun endlich die erste Miniameise, geschlüpft ist und damit das Verschwinden meiner zwei anderen Ameisen nicht mehr so schwer wiegt.
Um die Futtervielfalt der Ameisen noch etwas zu erweitern stand in letzter Zeit Spinne auf dem Speiseplan. Das neue Gericht kam auch sehr gut an, allerdings wird von der Spinne nicht alles gefressen, wodurch überall verschiedene Körperteile selbiger liegen bleiben.
Der Wasservorrat des Reagenzglases sollte noch etwa einen Monat überstehen, bis er komplett verdunstet ist und die Ameisen sich bald für einen Umzug in die Farm entscheiden müssten.
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Beitragvon NexD » 16. Jul 2008 09:31

11.04.2008

Heute gelang es mir das Leben einer Ameise zu retten, welche im Honig feststeckte.
Aber kurz die Vorgeschichte: Zunächst gab es wieder zwei kleine, halbierte Mehlwürmer zu fressen. Eine Hälfte hiervon wurde von den Ameisen in den Honig gezogen. Die besagte Ameise versuchte, den Wurm wieder aus dem Honig zu ziehen - mit dem Resultat, dass sie selbst nicht mehr herauskam und im Honigtropfen festhing. Das verzweifelte Rudern ihrer Beine brachte sie noch tiefer in den Honig.
Mit der Pinzette habe ich sie herausgeholt und per leicht angefeuchteten Q-Tip vorsichtig gereinigt. Wieder in der Arena rannte sie direkt zurück ins Nest. Bisher wirkt es so, als habe sie die ganze Prozedur ohne größere Nachwirkungen überstanden.
Ab jetzt werde ich Honig und Mehlwürmer nur noch örtlich von einander getrennt den Ameisen bereitstellen. Hoffentlich hilft dies das „Honigtauchen“ zu unterbinden.
Mittlerweile besteht die Kolonie aus 15 Ameisen und es wäre schade, eine von ihnen so schnell wieder zu verlieren.
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Beitragvon NexD » 16. Jul 2008 09:41

18.05.2008

Um die Nahrungsvielfalt der Ameisen etwas breiter zu fächern gab es heute eine halbe Erdbeere aus einer Marmelade. Schien zwar nicht besonders gut anzukommen, aber angefressen wurde sie dennoch.
Neuerdings sortieren die Ameisen ihre Brut nach den unterschiedlichen Entwicklungsstadien. So entstanden drei kleine Haufen, welche regelmäßig von den Ameisen kontrolliert und „umgeschichtet“ werden. Nahe dem Ausgang liegen die Puppen, mittig die Larven und an der Watte der kleine Eierhaufen.
Wie sich seit einiger Zeit schon langsam zeigte, werden die Ameisen zunehmend in den Morgen- und Abendstunden aktiv. Solange es draußen noch nicht besonders hell ist sind die (mittlerweile) 50 Ameisen unter anderem häufiger in der Arena unterwegs oder schichten die Puppen und Larven um.
Vom Frühstückstisch hatte ich ein Stück Putenbrust mitgenommen, welches ich in sechs winzige Teilchen zerschnitt. Diese legte ich vorhin zu den Ameisen um festzustellen, ob sie neben Insekten auch für Fleisch zu begeistern sind. Ein paar Minuten später pendelten schon zwanzig Ameisen vom Futterort zum Nest und zurück. Somit lässt sich ganz klar festhalten, dass Fleisch mindestens genau so gut angenommen wird wie Würmer oder Spinnen.
In möglichen Gefahrensituationen wird Königin Nikki von ihren Arbeiterinnen immer in einem leichten Anflug von Panik mit Puppen verdeckt - erst nach einigen Stunden bewegt sie sich wieder.
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Beitragvon NexD » 16. Jul 2008 09:44

04.06.2008

Nach langer Wartezeit ist die Kolonie endlich in Aufbruchsstimmung. Die ersten Arbeiterinnen haben einen schmalen Gang in die Farm gegraben, welcher zunächst vergrößert wurde. Als die Seramisschicht erreicht war wurde der Gang waagerecht weitergebaut.
Interessanterweise wurde ein von mir vorgebohrtes Loch nicht genutzt und statt dessen lieber ein eigenes gebaut. Unter Umständen war mein Loch einfach zu groß.
Um festzustellen, welches Entwicklungsstadium des Mehlkäfers am beliebtesten bei den Ameisen ist, habe ich einen Mehlwurm (die Larve des Mehlkäfers), eine Mehlkäferpuppe und einen Mehlkäfer angeboten. Jedes Tier war überbrüht und in Stücke zerteilt.
Das Ergebnis war klar: Fast alle Ameisen wählten den Mehlkäfer als Futterquelle. Nur wenige Ameisen waren beim Mehlwurm anzutreffen und die Puppe blieb gänzlich unbeachtet.
Ebenfalls mögen sie kleine Grillen, die sie durch die ganze Farm schleppen können.
Das von mir schon immer angebotene zusätzliche Trinkwasser wurde noch nie genutzt, anscheinend ist im Honiggemisch genug Wasser für die Ameisen enthalten.
Derzeit leben ca. 70 Individuen in Nikkis Kollektiv.
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Zuletzt geändert von NexD am 16. Jul 2008 10:20, insgesamt 3-mal geändert.
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Beitragvon NexD » 16. Jul 2008 09:54

15.07.2008

Die Kolonie wächst und wächst - nur der Umzug bleibt weiterhin aus. Zwar verschiebt sich das Gleichgewicht immer mehr in Richtung Farm (welche ich alle 2 Tage mit 5ml Wasser bewässere), aber ein hartnäckiger Kern an Ameisen bewohnt weiterhin das Reagenzglas. Von der Brut wurden lediglich die Larven wurden in die bewässerte Farm transportiert, wo bessere Bedingungen für ihre Aufzucht herrschen.
Eine Zählung ergab etwa 120 Tiere. Geschätzte 30 Tiere befinden sich zusätzlich in der Farm. Die Menge der sichtbaren Brut nimmt ebenfalls weiterhin zu, so dass bis zum Ende diesen Jahres weit über 200 Ameisen in den Winterschlaf gehen werden.
Die bisherigen Gänge in der Farm wurden vergrößert und neue Wege und Kammern angelegt.
Vor ein paar Tagen traten Zuckungen bei einzelnen Ameisen im Reagenzglas auf. Diese Zuckungen waren hauptsächlich am Hinterleib der Ameise zu erkennen. Betroffene Ameisen waren jedoch nach kurzer Zeit wieder vollkommen ruhig und wiesen ansonsten keine Verhaltensauffälligkeiten auf.
In den letzten Tagen sind diese Zuckungen allerdings immer seltener zu erkennen.
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