Der vorhergehende Beitrag zur "Phylogenie" hat mich zu der Seite mit dem Programm und den Zusammenfassungen aller Beiträge auf dem wichtigsten Kongress über soziale Insekten geführt. Dieser findet alle vier Jahre statt, zuletzt eben jetzt, Ende Juli bis 1. August.:
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Es steckt eine überwältigende Fülle an neuen Informationen auch über Ameisen darin.
Der Vorteil dieser Abstracts ist, dass die Autoren selbst sagen, was sie meinen. Das ist anders als in den Wissenschaftsmagazinen (Spiegel u.a.), wo das hervorgehoben wird (und oft nur das), was die Journalisten verstehen und für erwähnenswert halten.
Ein paar Beispiele:
1.) Myrmecochory with Temnothorax crassispinus. Gerriet Fokuhl, Jürgen Heinze, and Peter Poschlod. Biologie, Universität Regensburg, Regensburg, 93051, Germany
Die Verfasser berichten, dass die in D sehr häufige Art Temnothorax crassispinus Samen über 1.5 Meter weit verbreitet, dass die Elaiosomen der Samen an die Larven verfüttert werden, dass bei Fütterung mit Honig und Schaben zusätzlich gegebene Elaiosomen die Produktion und auch das Trockengewicht weiblicher Geschlechtstiere steigern. Das Gewicht der Männchen dagegen nahm ab.
2.) Social parasite sympatry and the geographic mosaic of coevolution Joan Herbers and Christine Johnson. Evolution, Ecology, and Organismal Biology, Ohio State University, 318 W. 12th Avenue, Columbus, OH 43210
Die Autorinnen schlagen einen Wechsel in der Terminologie vor, weg von “Dulosis” und “Sklavenhaltung”, wegen negativer Auswirkungen auf manche Zuhörerschaft (die Autorinnen sind Amerikanerinnen!). Es wird vorgeschlagen, anstatt „Sklavenhalter" den Begriff „Piraten“ zu verwenden, und zur Beschreibung des Verhaltens soll statt "dulotisch" die Bezeichnung „leistic“ dienen (deutsch „leistisch“?) – Man muss sehen, ob sich das durchsetzt.
Weiterhin haben sie Auswirkungen der beiden „leistischen“ Arten Protomognathus americanus und Temnothorax duloticus auf eine der Sklavenarten, Temnothorax curvispinosus, bei gemeinsamem Auftreten untersucht. Das Ergebnis wird nur angedeutet: Piratenameisen können bei gemeinsamem Auftreten (in Sympatrie) das geografische Muster der Evolution in „unerwarteter Weise“ beeinflussen. Zitiert ist eine bereits erschienene Veröffentlichung: Johnson, C. A. and Herbers, J. M.. 2006. Ecology 87:382-394.
3.) Evolutionary dynamics of altruists vs. social parasites in the parthenogenetic ant, Pristomyrmex punctatus
Kazuki Tsuji1, Tomonori Sasaki1, Hideaki Mori2, Shigeto Dobata3, and Eisuke Hasegawa4. (1) Department of Environmental Sciences and Technology, Faculty of Agriculture, University of the Ryukyus, Nishihara, Okinawa, 903-0213, Japan, (2) Department of Ecology and Evolutionary Biology, Graduate School of Life, University of Tohoku, Sendai, Japan, (3) Department of Systems Sciences, University of Tokyo, Konama 3-8-1, Meguro, Tokyo, 153-8902, Japan, (4) Department of Ecology and Systematics, Graduate School of Agriculture, Hokkaido University, Sapporo, Japan
Hier sei darauf hingewiesen, dass Pristomyrmex pungens inzwischen umbenannt wurde, in Pristomyrmex punctatus (die “stechende” P. wurde zur „punktierten“, also "gestochenen" P.).
P. pungens gibt es demnach nicht mehr!
Die Kolonien bestehen nach diesem Abstract aus zwei Typen von Tieren in Arbeitergestalt, die sich alle thelytok-parthenogenetisch fortpflanzen (weiblichen Nachwuchs erzeugen, ohne begattet zu sein): Kleine Arbeiterinnen, die „altruistisch“ sind, reproduzieren und arbeiten, und eine seltenere, „sozialparasitische“ Linie, deren Mitglieder größer sind, kaum arbeiten oder furagieren, und sich hauptsächlich fortpflanzen. Theoretisch müssten die „parasitischen“ Arbeiterinnen sich stärker vermehren und so das Aussterben der Kolonie bewirken. In einem Computermodell wird errechnet, dass nur die geringe Ausbreitungskapazität der „egoistischen Täuscher“ deren Überhandnehmen verhindert. Solche Täuscher entstehen aber immer wieder an verschiedenen Orten in den Populationen normal arbeitender Tiere.
4.) Worldwide spread of exotic ants
James K. Wetterer, Biology, Florida Atlantic University, Jupiter, FL 33458
Der Autor berichtet über Ursprung, derzeitige Verbreitung und Ausbreitungspotential von über 40 Pestant-Arten. Darunter sind Paratrechina longicornis, Pheidole megacephala, Solenopsis geminate, Linepithema humile, Solenopsis invicta, Technomyrmex albipes, Wasmannia auropunctata, Anoplolepis gracilipes. Einige invasive Arten scheinen gerade am Beginn ihrer Ausbreitungsphase zu sein, beispielsweise Pheidole moerens.
Viel Auswahl somit an fragwürdigen „Urlaubsmitbringseln“
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Ich werde Ergänzungen folgen lassen, muss in manchen Fällen aber erst die kompletten Veröffentlichungen sehen.
mfG,
Earlant