Ameisenkolonie für die Schule? Welche ist die Richtige??

Archivbeitrage aus den Unterforen "Einsteigerfragen" und "Diskussion und Fragen allgemein" aus den Jahren 2003 bis 2008.

Ameisenkolonie für die Schule? Welche ist die Richtige??

Beitragvon Gymi » 4. Apr 2003 09:02

Hallo,
ich möchte gerne mit meinen Schülern ein Formicarium einrichten. Dieses soll zentral als Schauobjekt angelegt sein und von allen Schülern bertrachtet werden können!
Welche Art ist hierzu am besten geeignet? Ich denke je mehr Nistmaterial die Ameisen benötigen, desto weniger kann man beobachten??
Hilfesuchende Grüße Gymi
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Beitragvon Markus » 4. Apr 2003 12:40

Zunächst würde ich sagen Lasius niger, diese Art ist im Foren-FAQ auch beschrieben.
Sie sind bein Hochzeitsflug leicht zu fangen.
Nestmaterial?
Brauchen sie eigentlich nicht, wenn man ihnen ein Ytong-Nest gibt, welches auch in Bau und pro/contra Argumenten in der Foren-Faq zu finden ist.

Um die einfache Suche zu ersparen, hie einige Ausschnitte:

Zu den Arten:

Lasius niger:
Dies ist eine sehr gute Anfängerart, die Königin unterscheidet sich stark von den Arbeiterinnen sodas man alles gut beobachten kann.
Dafür, dass es nur eine Königin gibt, ist diese langlebig und hartnäckig, selbst bei kleineren "Kulturfehlern" hat man noch lange Zeit seine Freude an der Kolonie.
Lasius niger halten sich zudem noch Blattläuse, wodurch ein weiterer Beobachtungspunkt hinzukommt.
Bei den Hochzeitsflügen kann man die befruchteten Königinnen leicht aufsammeln und hat so schnell eine Klonie, die man von kleinauf beobachten kann.

Myrmica rubra:
Ebenfalls eine gute Anfängerart, wennicht besser als Lasius niger, es sind mehrere Königinnen vorhanden und einige Züchter meinen, mit der Zeit kämen mehr dazu.
Dadurch, dass immerwieder Königinnen hinzukommen sind die Kolonien theoretisch unsterblich.
Myrmica rubra halten sich ebenfalls Blattläuse.
Bei den Hochzeitsflügen hat man es nicht ganz so leicht, wie bei Lasius niger, die Königinnen heben sich zusehr von dem Boden ab und sind auch meist sehr klein.

Zu der Überwinterung:

Eine Überwinterung bei nidrigen Temperaturen ist für alle einheimischen und manche ausländischen Ameisenarten überlebenswichtig!
Die einheimischen Arten fallen meist in eine Art Starre, wobei sie sich nicht bewegen, wenn dann nur ganz langsam, sonst stimmt etwas mit der Temparatur nicht.
Die meisten einheimischen Ameisen sterben meist viel schneller, wenn sie nicht bei 3-6°C.
Auch für Pheidole sollten Temperaturen um die 15°C herrschen (wobei ich mir bei Pheidole mit den Temperaturen nicht 100% sicher bin(!)).
Wenn man z.B. Lasius niger oder Myrmica rubra überwintern will, kann man diese für die Winterzeit in den Kühlschrank legen oder man kann sie in vielen Fällen auch auf dem Balkon überwintern.
Zum Kauf wärend der Winterruhe würde ich eher abraten, da die Ameisen sich in dieser Zeit nicht bewegen sind sie einfach zu langweilig und man verliert meist nach ein paar Wochen die Lust an den Tieren, da man sie nie in Aktion gesehen hat.

Zu dem Futter:

Die meisten Arten benötigen Zuckerwasser und ab und zu Honig, dieser ist aber nicht zwingend.
Zur Eibildung und zur Larvenentwicklung benötigen meines Wissens nach alle Ameisen Eiweiß, welches in Futterinsekten enthalten ist, ich füttere diese jedoch selten, statdessen gebe ich meinen Ameisen Milch und die Brutkammern füllen sich selbst im Winter mehr als mit Futterinsekten, welche sogar leichter verfaulen.
Die Milch wird den Futterinsekten von den Ameisen sogar vorgezogen!
Um das zu untermauern hier ein kleiner Post von mir in's Forum der Ameisenschutzwarte:
"Da ich Ameisen halte (Lasius niger und Myrmica rubra) komme ich natürlich nicht umhin, den Ameisen Insekten zur Brutbildung zur Verfügung zu stellen, diese sind jedoch nicht immer vorhanden und die Gefahr, mit Lebendfutter Milben einzuschleppen sehr Groß.
Zudem muss ich noch gestehen, dass ich eine gute Brutentwicklung auch ohne das lästige Herumlaufen erzielen will.
Also überlegte ich, wass wohl das wichtigste an den Insekten sei und kahm zu Proteinen.
Und was besteht zum großen Teil aus Proteinen und ist flüssig verfütterbar?
Milch, da ich auf einem Hof lebe ist es mir ein leichtes an diese günstig und einfach heranzukommen.
So testete ich es im Sommer bzw. schon im Herbst an meinen Ameisen.
Das Ergebniss war erstaunlich, meine M. rubras wurden um einiges aktiver und bei meinen Lasius erziehlte ich zum ersten Mahl Brut, ohne ein Insekt geopfert haben zu müssen, sogar noch besser, als hätte ich Insekten verfüttert.
Zusätzlich verfüttere ich manchmal noch tote Insekten, das ist klar, doch für mich zumindest wurde die Ameisenhaltung dadurch um einiges efizienter.
Nachtrag:
Besonders die M. rubras waren sehr interessiert, ich vermute mal, dass das daran liegt, dass M. rubra sich auch in der Natur relatif viel von Fleisch ernährt."
Wer dennoch die Zerlegung der Insekten sehen will sollte diese überbrühen, um die möglicherweise vorhandenen Milben und ihre Eier abzutöten.

Zu den Nestern:

In der Regel gibt es vier Nesttypen, die Ameiseninsel, das Ytongnest, das Gipsnest & die Ameisenfarm.
Als Spetialnest für Ameisen, die bevorzugt in Holz leben gibt es noch das Holznest.

Die Ameiseninsel:
Die Ameiseninsel ist ein Teller, in den Erde kommt, die feuchtzuhalten ist und in der die Ameisen ihr Nest bauen, in einem Untersetzer, in den Wasser als Wassergraben kommt (zu sehen auch in der Anstorezubehörabteilung).
Die Ameisen können auf dieser Fläche jagen, sich einbuddeln, fressen, ihr Revier aufbauen und ihren Ameisenbau ausbauen.
Der grundlegendste Nachteil ist jedoch, dass die Ameisen nicht in ihrem Bau beobachtet werden können, das entfällt jedoch, wenn man die Insel mit einem der untenstehenden Nesttypen kombiniert.
Bau:
Hierfür braucht man im Grunde zwei unterschiedlich große Schaalen, die man so aufeinander legt, dass in dem Zwischenraum ein Wassergraben eingelassen werden kann, dieser sollte mindestens doppelt so groß sein wie die Ameisen.
Nun füllt man in den kleineren und in der Mitte liegenden Behälter Erde, Sand oder anderes Substrat, wo Ameisen drin Bauen können, das Substrat wird stetig angefeuchtet, es können auch Pflanzen zugesetzt werden.

Das Gipsnest:
Das Gipsnest hat den Vorteil, dass die Ameisen nichtsmehr selber bauen müssen und dass man selbst die Größe und Anordnung der Kammern festlegen kann.
Nachteile des Gipsnestes sind, dass es schnell faulen kann und die Größe der Kammern sowieso Grenzwerte hat.
Bau:
Hier wird zuerst ein wasserdichter Behälter zur Hand genommen, in welchen man am Boden die Negativform des eigentlichen Nestes (also für Aushöhlungen Hubbel usw.) mit Sand, Erde oder ähnlichem aufbaut (wer das Nest sauberer haben will nimt Bastelknete aus dem Bastelshob).
Es sollten Kammern und Gänge vorhanden sein, die die Ameisen auch zur Hälfte ausfüllen sollten, da die Tiere sonst Platzangst bekommen.
Nun kippt man den Gips in diese Form, lässt ihn trocknen und ist sogut wie fertig.
Jetzt kommt nurnoch die Scheibe drauf.
(Weiteres mit Bildern ist auf dieser Seite nachzulesen).

Die Ameisenfarm:
Die Ameisenfarm hat die Vorteile, dass die Ameisen selber buddeln können und sie sehr einfach zu Befüllen ist.
Nachteile der Ameisenfarm sind jedoch, dass man den Sand immer gleichbleibend feucht halten muss, da die Gänge sonst einstürzen können, dass die Ameisen die Scheibe zukleben können & dass man eine zusätzliche Arena braucht.
Bau:
Zum Bau einer Ameisenfarm gibt es nicht viel zu sagen, man setzt zwei Glaßscheiben je nach Art in passendem Abstand aneinander und dazu noch einen Boden, Zwei Seitenwände und nach Bedarf eine Decke aneinander und verklebt diese mit Aquariensilicon.
In die Ameisenfarm kommt dann noch das natürliche Substrat, in dem diese Ameisenart lebt und diese muss nurnoch angefeuchtet werden.

Das Ytongnest:
Das Ytongnest hat meines Erachtens die meisten Vorteile, ohne zusätzliche biologische Materie kann nichts faulen, es ist gut zur Beobachtung, mittelleicht herzustellen, es gibt fast kein Gematsche beim Bau, die Größe der Gänge und Kammern kann man selbst festlegen (jedoch ebenfalls mit bestimmten Grenzwerten) & es ist am einfachsten feuchtzuhalten.
Nachteile des Ytongnestes sind einmal die Grenzwerte der Kammern und Gänge & dass es nicht in der Fabrik hergestellt werden kann und man es somit fast nirgens kaufen kann.
Bau:
Man höhlt einen Ytongblock so aus, dass die Gänge und Kammern entstehen, dabei bleiben einem nur die oben genannten Kriterien zu beachten, nach dem Aushöhlen muss das Nest gründlich ausgespült werden, da die Staubpartikel die Ameisen stören, behindern und sogar schädigen können.
Nachdem das Nest dann getroknet ist, wird die Scheibe angeklebt (ich verwende Haushaltssilicon, das gut verträglich ist) und das Nest wird gut belüftet, bis die Klebstoffdämpfe sich verflüchtigt haben.
Ich persönlich habe meine Ytongnester als eine Insel aufgebaut, so entfällt das Bewässerungsproblem, wer dies nicht will, kann oben einen Wasserspeicher einbauen.
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Beitragvon Markus » 4. Apr 2003 12:41

Hier noch einige etwas nebensächlichere Informationen:

Zusätze zu den Nestern:

Arena:
Eine Arena ist im grunde eine Fläche, die für die Ameisen eingegrenzt ist, z.B. eine Bütte in einer größeren Bütte, in den Zwischenraum kommt dann Wasser oder ein Terrarium, welches mit Talcum o.ä. abgegrenzt ist.
Eine Arena ist eigentlich nur bei Ameisenfarmen nötig, denn sie dient den Ameisen als eine Art "Auslaufplatz", in dem sie Beute fangen und auskuntschaften, eine Ameiseninsel bitet natürlich den Lebensraum auch so, bei Ytongnestern kann man es auch einfach so machen, dass man sie in eine Schale mit Wasser setzt, dadurch haben die Ameisen die Fläche des Ytongs als Auslaufplatz, bei Gipsnestern ist das nur bedingt möglich und bei Ameisenfarmen hab ich's bis jetzt nur an meiner selbstgebauten probiert.
Meine selbstgebaute Ameisenfarm steht in einem länglichen Blumentopfuntersetzer, worin Wasser ist, die Ameisenfarm wird mit einem Bleistift abgegrenzt, der wiederum gegen einen einfachen größeren Stein drückt, der Stein ist sozusagen die dreidimensionale Arena.
Bau:
Ähnlich, wie die Ameiseninsel, es wird nur kein Substrat eingesetzt und nach Bedarf wird alles mit Schläuchen "verkabelt"

Futterarena:
Diese wird aus einem Ytongstein gebaut, den man zuerst von oben aushöhlt, dann folgen Belüftungslöcher, die Löcher durch die die Rohre zu den Ameisen gelegt werden, ein eingang, wo die Futtertiere reingelassen werden (natürlich sollte dieser verschliesbar sein) und dann kommt einfach eine Glasplatte drauf.
Das Ganze wird mit Silicon abgedichtet.
Nun können Futtertiere wie Fliegen hineingegeben werden, welche meist nach oben zu der Glasplatte und somit dem Licht fliegen und können leicht von den Ameisen erbeutet werden, zur Sicherheit sollte diese Futterarena bleich in's Nest führen, damit keine Insekten fliehen können.
Bau:
Siehe in der Beschreibung.

Ytongvase:
Falls man eine Lauszucht zur Beobachtung halten will braucht man natürlich eine Pflanze, welche natürlich Närboden braucht, aber Ameisen graben sich nur zugerne in Boden ein und das ist schlecht für die Beobachtung.
Die Lösung dieses Problems ist für mich die Ytongvase, ein Ytongstein, in den oben ein Loch reinführt, unten grabe ich in den Ytong eine Art "Höhle", welche den Stein zu einer Art "Schachtel" mit vier Wänden und einem Dach macht.
Dann halte ich das untere Loch zu und fülle den Mutterboden ein, drücke ihn relativ fest hinein und fülle so nach und nach den Hohlraum, als Boden nehme ich dann Vlies, welches ich mit Silicon an die Ränder des Bodens so klebe, dass keine Erde mehr rauskann.
In das obere Loch kommt dann die Pflanze und das loch wird um die Pflanze mit Watte "abgedichtet", jedoch so, dass die Pflanze noch wachsen kann.
Jetzt können eigentlich die Läuse kommen, es empfiehlt sich jedoch zu warten, bis sich die Pflanze eingewöhnt hat und aus dem Ganzen eine "Insel" zu machen.
Theoretisch geht das auch mit einem umgedrehten Tontopf.
Bau:
Siehe in der Beschreibung.

Dezentrale Neststrukturen:
Dies sind Behälter, die die Ameisen über einen längeren Weg, als normal zur Arena erreichen, der zur Arena hin jedoch kürzer ist, als von Nest zu Arena.
Die Ameisen lagern (vielleicht) Teile ihrer Brut dort ein, wegen der Nähe zur Arena, eigentlich ist es nur zur Beobachtung da.
Hab ich von "Kurt Kuenes Antpage".
Bau:
Ein Behälter, der mit der Arena verbunden ist, sollte Befeuchtungsmöglichkeiten aufweisen.

Zweignester:
Zweignester werden als kleinere "Versionen" des Mutternestes bei Kolonien z.B. in der Arena aufgestellt, die mit der Zeit mehere befruchtete Königinnen "bilden" und damit Zweignester bilden, indem befruchtete Königinnen mit einigen Arbeiterinnen in ein neues Nest ziehen z.B. bei Myrmica rubra.
Das Nest muss nicht oder sollte eher kleiner als das Mutternest sein, da die Ameisen praktisch einen neuen Anfang machen.
Das Zweignest ist gut, um solche Kolonien wie oben beschrieben (also M.rubra z.B.) zu "vermehren", denn jedes Zweignest kann separat weitergehalten werden, wenn die Zweigkolonie ausgebildet wurde, zur Beobachtung sind die untereinander "handelnden" Kolonien natürlich auch gut.
Bau:
Dies ist einer der oberen Nesttypen, der mit der Arena verbunden ist bzw. darin steht, also Bau wie weiter oben beschrieben.
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