Gynenadoptionsversuch bei C. ligniperdus

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Re: Gynenadoptionsversuch bei C. ligniperdus

Beitragvon Pascal Ihle » 25. Okt 2021 13:33

Hallo,

ich halte seit 2017 eine Kolonie C. ligniperdus. Nach der diesjährigen Winterruhe, die ich immer von Mitte Oktober bis Ende März eingehalten habe (Kühlschrank um die 5 Grad) ist die Gyne NACH einer großen Eiablage aus mir nicht erklärlichen Gründen gestorben. Ein Arbeiterinnensterben hat nicht stattgefunden, also wird es wohl an der Königin oder einem "schlechten" Futterinsekt gelegen haben (oder doch einem Fehler, der mir nicht bewusst war). Nachdem ich vor ihrem Tod in ein neues großes Becken für die mittlerweile mehrere 100 Tiere große Kolonie mit 1-2 Dutzend Majoren investiert habe, habe ich mir gedacht: das kann es doch nicht sein. Seit etwa Mai/Juni habe ich also gegoogelt und einige Beiträge gefunden, wo eine Adoption funktioniert hat, auch bei bekannten Ameisenhaltern. Also habe ich mir gedacht: Das schaffst du auch! Zumindest wollte ich, da ich nicht noch einmal von klein auf C. ligniperdus ranziehen wollte und ich nicht wahllos das Leben von Königinnen verschwenden wollte, nur einen Versuch wagen. Dies ist das bisherige Resultat:

Ich habe mir eine Gyne bestellt (die leider um diese Jahreszeit natürlich mit - in meinem Fall 2 - Arbeiterinnen und Brut ankam). Die C. ligniperdus Kolonie habe ich seit einer Woche bei Kühlschrank auf "volle Pulle", sodass diese schon in einem unbeweglichen Zustand verfallen waren. Dazu habe ich das Nest aus der großen Arena genommen und in eine kleine Arena getan, welches in den Kühlschrank passte. Dann kam die Gyne hier an, das RG habe ich dann 2 Tage in den Kühlschrank gestellt.

Daraufhin habe ich das RG geöffnet in die Arena gelegt. Nach 1 Tag ist nichts passiert, da die Ameisen sich aufgrund der Kälte eh nicht bewegt haben. Dann habe ich wohl den ersten Fehler gemacht: Ich habe den Kühlschrank eine Stufe wärmer eingestellt. Es waren laut Thermometer noch um die 8 Grad. Nachdem ich nach einigen Stunden in den Kühlschrank geschaut habe, habe ich festgestellt, dass 2 Arbeiterinnen, darunter eine größere Media, im RG waren und die beiden Pygmäen zerlegt hatten. Die Königin saß unbehelligt im RG. Von der Brut war nichts mehr zu sehen. Leider hat sich durch das Schauen die Temperatur auf ca. 10 Grad erhöht. Die Gyne ist plötzlich aus dem RG losgeschossen und direkt in das Nest der Kolonie gelaufen (das RG lag ziemlich nah an einem der 2 Nesteingänge). Also gab es nun ohnehin kein Zurück mehr. Da saß sie dann inmitten von 100en Ameisen in einer Kammer mit mindestens 3 Majoren. Zunächst war alles ruhig. Nach wenigen Minuten haben die Majore angefangen, die Gyne zu beharken. Auf Grund der Temperaturen haben sich die Mandibeln aber nur äußerst langsam bewegt. Allerdings ist die Gyne dabei auch zu Fall gekommen und an einem Bein wurde gezogen. Dieser Anblick war schwer zu ertragen und ich musste mich erst einmal ein paar Stunden ablenken. Habe als letzten Ausweg die Temperatur noch einmal auf 6,5 von 7 kalt eingestellt und es dann so belassen, ändern konnte ich nichts mehr.

Anmerkung: Es ist ein Gipsnest hinter roter Folie. Den Stress durch ein Gucken würde ich daher als medium einstufen. Nichtsdestotrotz würde ich es auf meine Kappe nehmen, wenn dies zu viel Stress für die Gyne bedeutet hat.

Gegen 23 Uhr vor dem Schlafengehen habe ich noch einmal einen Blick riskiert und damit gerechnet, dass die Gyne tot ist und ggf. schon aus dem Nest getragen ist. Und was sehe ich? Sie saß in der Kammer, wo sie zuvor saß und wurde von einer Mediaarbeiterin GEFÜTTERT. Da war ich doch aus dem Häuschen.

Heute habe ich - da das arme Tier schon genug Stress hatte, erst einmal in den Kühlschrank geschaut. Es hat etwa 4-5 Grad und siehe da: Die Königin sitzt bzw. steht an Ort und Stelle neben ca. 20 Arbeiterinnen in der Kammer und wackelt mit den Fühlern.

Ich hoffe nun, sie hat durch das erste Beharken keine allzu großen Schäden und Stress erlitten, dass sie daran zugrunde geht. Offensichtlich wurde die Königin erstmal akzeptiert und auch schon gefüttert, wodurch sie ja wieder einen Energieschub erlangt haben sollte.

Mir ist bewusst, dass nicht alles so glatt gelaufen ist, wie ich mir das vorgestellt habe, aus Ungeduld (vermutlich hätte ich die Ameisen noch länger kaltgestellt dort belassen sollen, bevor ich die Gyne dazu gebe) und dass die Gyne bei 10 Grad doch noch recht flott unterwegs war und direkt in die Höhle der Löwen "geflohen" ist. Dies wird auf jeden Fall mein einziger Versuch, wenn die Gyne es nicht packt, wird die Kolonie noch bis zu ihrem Alterstod gefüttert und das war es dann.

Ich werde berichten, wenn sich etwas tut, die Ameisen verbleiben nun erstmal im Kühlschrank bis irgendwann im März.

Bis dahin, Grüße, Pascal
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Re: Gynenadoptionsversuch bei C. ligniperdus

Beitragvon Pascal Ihle » 2. Nov 2021 14:29

Nur als kleiner Zwischenstand: Die Gyne lebt und sitzt mit den anderen Ameisen im Nest. Berichte nach der Winterruhe oder falls sie doch noch nicht durch kommt.
Pascal Ihle
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