Hallo
Meine Damen waren in den ersten Wochen ziemlich zurückhaltend. In 6 Wochen erblickte ich vielleicht 10 mal eine Arbeiterin. Ich denke es war immer die selbe. Sie schien die auserwählte, das Verbindungsglied zwischen internen Nest und oberen Bereich, der Arena, jedoch innerhalb der Plastikbox, zu sein. Sie war allein für den Nestaushub verantwortlich. Ihr Gaster ist besonders gedrungen und somit gut, von den Anderen zu unterscheiden. Nahm sie mich war, stellte sie die Arbeit ein und verschwand im Nest. Fleißig war sie jedoch, aber nur dann wenn ich außer Haus war. So entwickelte sie sich zur Nachtarbeiterin. Wenn ich früh von der Arbeit kam, staunte ich manchmal nicht schlecht. Aushub wurde ausgetragen und wenige Tage wieder eingetragen, denke dient ich der Regulierung der Luftfeuchtigkeit oder es blieb draußen. Diente wohl dann der Nestvergrößerung. Eingänge verschwanden und es entstand an anderer Stelle ein Neuer. Diese Beobachtung begrenzte sich auf die ersten sechs Wochen. Ohne die baulichen wahrnehmbaren Veränderungen in der Arena hätte der Eindruck entstehen können, die Kolonie sei bereits ins Terrarium umgezogen oder tot. Die Werbeproschüre las sich doch so gut. Es ist eine interessante Ameisenart, die gut sehen, rückwärts gehen kann, springen so gar ihre Beutetiere anspringt (macht sie nicht); nicht Glas erklimmt (macht sie doch), Beutetiere als Einzelkämpferin erjagt und mit Hilfe ihres Stachels betäubt bzw. lähmt. Da befruchtete Arbeiterinnen bei Verlust der Gyne deren Aufgabe der Reproduktion übernehmen kann, wird der Eindruck erweckt, der Halter bekommt eine unsterbliche Kolonie. Leider sieht die Realität anders aus. Die Kolonie verschanzt sich im Nest und in regelmäßigen Abständen sterben die Arbeiterinnen und die Brut lässt auf sich warten. Alles nicht so schlimm, wenn man darauf vorbereitet ist.
Fazit: Menschlich formuliert, hatten meine Venatoren Angst. In den ersten Wochen geschieht nichts und ich als Halter würde zu gerne einen Einblick ins Nest machen, um die Neugier zu befriedigen. Die Haltungsberichte der Anderen warnen mich jedoch davor. Schwer es nicht zu tun.
In der 7 Haltungswoche nahm die Aktivität zu. Eine weitere Arbeiterin betrat die Arena und unterstützte die Eine. Aushub wurde ausgetragen und wieder eingetragen. Auch die Dauer der Außenaktivitäten verlängerte sich. Meine Anwesenheit wurde nicht mehr, als so störend empfunden. Das Nestmaterial wurde nicht mehr 2 cm vom Nesteingang abgelegt, war nur möglich da die Eine vorwärts raus und sofort rückwärts wieder hinein ging. Während den ersten Wochen hätte die Arena auch die Maße 2cmx2cm haben können. Jetzt wäre eher die Größe 5cm x 5cm ihrem Bewegungsdrang angemessen gewesen.
Geschuldet dem, die Damen gehen auch mal vorwärts wieder ins Nest, d.h. sie müssen sich in der Arena drehen.
Zeigt mir jedoch, sie werden selbstbewusster und mutiger. Auslöser für das veränderte Verhalten kann meiner Meinung nur sein, die ersten Larven sind geschlüpft. Die Daseinsberechtigung der Kolonie scheint wieder da zu sein . Das Kollektivbewusstsein gestärkt bzw. ist wieder zurückgekehrt. Von nun an wird auch eine Wächterin im Nesteingang abgestellt. Ihre Fühler und Mandibeln verraten mir ihre Anwesenheit. Viele Halter schilderten, das der Nesteingang oftmals verschlossen wurde. Diese Beobachtung konnte ich nicht machen. Noch nie haben sie sich eingemauert.
Der Eingang ist immer offen und wird auch nicht mehr verlegt.
Fazit: Die Kolonie wird selbstbewusster. Grund müssen mögliche Larven sein.
Meine Harpegnathor Venator habe ich mittlerweile 13 Wochen. Nesteinsicht habe ich noch nicht genommen. Da ich aber wissen möchte ob Ameise Nr. 7 im Nest ist, bleibt nicht mehr viel Zeit. Falls meine Kalkulation aufgeht, sollten Puppen vorhanden sein. Die in den nächsten 14 Tagen schlüpfen sollten. Bin mir sicher sie ist tot. Eine Beobachtung lässt mich jedoch noch hoffen. Nachdem ich 3Wochen Nr. 7 nicht mehr sichten konnte, überraschte ich eine Arbeiterin, wie sie vorsichtig (Akt ins Outback zu gehen, ganze 5 min) die Plastikbox verlies und ins Terrarium ging. Meine Vermutung war die Kolonie erobert neues Terrain. Im Formicarium verweilte sie 2 min. Sie bewegte sich, als sei es ihr erster Ausgang, so unsicher bewegte sie sich. Der Rückweg ins Nest war in 30 Sekunden vollzogen. Sie lief zielgerichtet über Wurzeln, Stöckchen, Loch im Deckel direkt ins Nest. Da kannte sich jemand gut aus. Natürlich hätte es auch eine andere HV gewesen sein können. Meiner Meinung hätte sich dann dieser Vorgang wiederholen müssen. Er blieb einmalig, mittlerweile sind 8 Wochen vergangen. Die Kolonie selbst zeigt kein Interesse die Box verlassen zu wollen. Sie erklimmen nicht einmal die Außenwand der Arena.
Meine Venatoren zeigen mir an, das sich wieder etwas geändert haben muss. Ich glaube es sind die ersten Puppen im Nest. Aus zwei schuftenden Damen, sind es Mittlerweise 3. An mehreren Tagen wurde Nestsubstrat ausgetragen. Dieser Vorgang dient eindeutig der Nestvergrößerung, zu viel Volumen wird bewegt, non stopp. Gleichzeitig viel mir auf das der Bestand an Heimchen sichtbar sinkt.
Anfänglich hatte ich mir eine Schachtel Heimchen klein gekauft, habe sie Adult werden lassen und Eier in einer Dose ablegen lassen. Diese überführte ich direkt ins Terra. Es waren bestimmt mehr als 200 Stück, klein bis mittel Große. Gedanke war, die Venatoren können sich im Formicarium selbst bedienen. Da der Weg ins Outback keine Einbahnstraße ist, waren es schließlich die Beutetiere selbst die die Predatoren immer wieder aufsuchten. Der Nachteil für mich war, von Anfang an hatte ich nie den Überblick darüber wie viel bzw. ob überhaupt gefressen wird. Die Futtertiere zeigten mir jedoch an, das organische Restabfälle vorhanden sein müssen. Sie labten sich schließlich an die Gebeine ihrer Brüder und Schwestern. Wenn die Arbeiterinnen hungrig sind, bediente man sich. Töten um zu Fressen. Seit der 11 Haltungswoche hat sich diese Vorgehensweise gewandelt.
Die Arena wird vereinnahmt. Das Territorium oberhalb des Nestes wird von nun an regelmäßig gesäubert, der ständige Aufenthalt der Futtertiere nicht mehr geduldet.
Theorie und Praxis nicht immer konform. Habe vieles aus dem Verhalten meiner Harpegnathor Venator Ableiten müssen, um sie selbst nicht zu stressen. Tatsachen müssen jedoch folgen, sonst macht dieser Bericht keinen Sinn.
Das Resultat nach 13 Wochen Haltung. Gestern Einsicht ins Nest genommen. Habe eine Kammer gesichtet 3x4 Zentimeter direkt an der Außenwand. Gesehen habe ich 5 Damen und 2 Puppen, eine große und eine kleine. Der Plastikboden war nicht, wie gehofft, freigelegt worden. Direkt unter den Rindenstücken, wo ich die Hauptkammer vermute, hatte ich keinen Einblick. Dort werden die Eier und Larven sich befinden. Die Puppenkammer wurde neu errichtet. Sie ist das Resultat der drei Arbeiterinnen und es ist der Wärmste und vermutlich auch der trockenste Bereich im Nest.
Fazit: Die Gyne ist begattet.