Ameisen für Schulprojekte

Hier kann über alles andere diskutiert werden.

Re: Ameisen für Schulprojekte

Beitragvon ANThomas » 13. Dez 2018 13:06

Hallo,
Ich suche nach einer geeigneten Ameisenart, die für folgendes „eingesetzt“ werden kann.
Und zwar wäre die Kolonie für eine Universität, die ab und zu an Schulen Projekttage unternimmt.
Da gab es halt die Idee, Ameisen für die Projekttage im Unterricht zu nutzen.
Dabei wäre sehr interessant das Fressverhalten zu beobachten. (Also wie eine Ameise mit Hilfe der Pheromone und den Fühlern andere Ameisen zum Füttern führt)
Gibt es da eine Art, bei der man das besonders gut beobachten kann?
Wichtig ist auch, dass sie keine Winterruhe halten sollen, auch keine Diapause, damit sie ganzjährig genutzt werden können.
Damit die Schüler auch die Brut gut erkennen können, wäre es vielleicht auch sinnvoll, wenn die Ameisen etwas größer sind.
Am allerbesten wäre natürlich eine nicht all zu teure Art, aber nennt mir trotzdem einfach alles, was euch einfällt.

Für die, die keine Lust haben alles zu lesen noch eine kleine Zusammenfassung. ;)

- Sollen ein gut ausgeprägtes Fressverhalten haben (also auch innerhalb von einer Unterrichtsstunde das Futter gefunden haben)
- keine Winterruhe
- sollen etwas größere Ameisen sein
- Tagaktiv
- nicht gigantische Kolonien ausbilden
(- nicht allzu teuer)

Die Wichtigkeit geht der Reihenfolge nach.

Ich freu mich sehr über alle möglichen Vorschläge!!
Danke schon einmal im Voraus!

VG Thomas
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Re: Ameisen für Schulprojekte

Beitragvon Serafine » 13. Dez 2018 17:43

- Sollen ein gut ausgeprägtes Fressverhalten haben (also auch innerhalb von einer Unterrichtsstunde das Futter gefunden haben)
- keine Winterruhe
- sollen etwas größere Ameisen sein
- Tagaktiv
- nicht gigantische Kolonien ausbilden


Also die einzige Ameisengattung, die mir jetzt einfällt, die alle diese Punkte einigermaßen erfüllt wäre Cataglyphis sp., bzw. die Arten davon, die kleine Kolonien ausbilden. Was Cataglyphis so kosten kann ich allerdings nicht sagen.

Generell mögen Ameisenkolonien es nicht transportiert zu werden, die einzigen Arten denen das nicht wirklich was ausmacht wären wohl Temnothorax sp, die erfüllen aber andere Kriterien (etwas größer, keine Winterruhe) nicht. Acromyrmex echinator (Blattschneider) würden die ganzen Kriterien auch erfüllen, die (bzw. der Pilz den sie züchten) reagieren aber GANZ schlecht auf ständiges herumtransportieren.


Dabei wäre sehr interessant das Fressverhalten zu beobachten. (Also wie eine Ameise mit Hilfe der Pheromone und den Fühlern andere Ameisen zum Füttern führt)

Bei vielen Ameisen gibt es sowas zwar (z.B. Camponotus berühren andere Ameisen mit den Fühlern oder führen kleine Tänzchen auf um andere Arbeiterinnen zu rekrutieren), aber es ist sehr schwer sehen.

Ich halte seit mehreren Jahren Camponotus barbaricus (die mit 9-18mm schon sehr große Ameisen sind) und Tropholaxis (Austausch von Futter zwischen zwei Ameisen) lässt sich bei denen zwar sehr schön beobachten, tatsächliches Rekrutierungsverhalten ist aber eher subtil und nur schwer zu erkennen. Selbst wenn sie mit ihren Köpfen auf den Boden klopfen um auf Bedrohungen aufmerksam zu machen hört man das fast nur wenn sie das auf der dünnen Bastelpappe machen, mit der ihre Reagenzglas-Satellitennester abgedeckt sind.

Bei der wilden Lasius niger Kolonie unter dem Bordstein meines Parkplatzes kann man zwar das Fressverhalten sehr gut beobachten, das individuelle Rektrutieren aber eher weniger (das geht so schnell - wenn die erste Welle auf eine frisch zerdrückte Grille trifft rennt sie direkt zurück ins Nest und kommt ein paar Sekunden später in doppelter Stärke zurück - das geht ein paar Mal hin und her bis nach ca. einer halben Minute die ganze Grille mit Ameisen bedeckt ist und in Richtung Nesteingang gezerrt wird, in dem sie 1-2 Minuten später verschwindet).
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Re: Ameisen für Schulprojekte

Beitragvon derameisige » 14. Dez 2018 09:59

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Re: Ameisen für Schulprojekte

Beitragvon Serafine » 14. Dez 2018 12:55

derameisige hat geschrieben:Hilfreich ist allemal die Suchfunktion!

Prinzipiell ja, aber in den ganzen anderen Themen geht es ja darum eine Ameisenkolonie fest an einem Ort zu installieren. Das ist mit der geeigneten Spezies schon sehr viel machbarer als eine Kolonie, die alle paar Wochen mehrere Dutzend Kilometer in einem wackeligen Auto transportiert werden soll, am besten noch wenn es draußen Minusgrade hat. Gerade tropische Arten ohne Winterruhe machen das auf Dauer garantiert nicht mit.

Die Arbeiterinnen und die bei manchen Arten vorhandenen „Soldaten“ sind samt und sonders Kinder der Königin. Dieser "Staat" funktioniert also auf der Basis von Kinderarbeit und verteidigt sich mittels „Kindersoldaten“! - Hier höre ich mal auf; ich könnte noch vieles mehr schreiben!

Das ist jetzt ein wenig überspitzt geschrieben, letztlich ist jedes Lebenwesen das Kind eines anderen - und gerade die Menschen schicken am liebsten ihre Heranwachsenden in den Krieg (der Altersschnitt der amerikanischen Soldaten am D-Day dürfte bestenfalls bei 21 gelegen haben, auch bei den meisten anderen Nationen sah es nicht wirklich besser aus). Bei den Ameisen zieht aber nicht die Brut (die man bei denen wohl als das Gegenstück von Kindern bezeichnen müsste) in den Krieg, tatsächlich sind es bei Ameisen eher die Senioren, die die Außergrenzen schützen, das Futter suchen und im Zweifelsfall als erste ihr Leben für die Kolonie opfern.
Zumal bei Ameisen die Situation aufgrund der Unfruchbarkeit der Arbeiterinnen ja auch etwas anders liegt - die Arbeiterin hat ja nichts davon ihr eigenes Leben zu schützen, da sie sich nicht fortpflanzen kann (zumindest bei den meisten Spezies). Wenn sie mit ihrem Tod den Feind in die Flucht schlagen kann ist das für "ihre" Kinder (also ihre Schwestern, die zu Geschlechtstieren heranwachsen und "ihr" Genmaterial verbreiten) das beste was sie tun kann.

Eines der wenigen Beispiele echter Kinderarbeit bei Ameisen, die mir jetzt spontan einfielen, wären Oecephylla-Weberameisen, die ihre Larven als Klebstofftuben benutzen, um mit deren Hilfe ihre Blattnester zu weben.


Die Warnung vor Gelfarmen ist richtig und wichtig, ich glaube aber das sich der Fragesteller hier schon ein wenig Gedanken über die Unterbringung der Ameisen gemacht hat und da liest man (zum Glück) recht schnell, dass Gelnester Schrott sind.

derameisige hat geschrieben:https://www.antstore.net/forum/ameisenhaltung-in-kita-schule-einrichtungen-fur-behindert-t21367.ht

Da fehlt ein "ml" im Link -> ameisenhaltung-in-kita-schule-einrichtungen-fur-behindert-t21367.html
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Re: Ameisen für Schulprojekte

Beitragvon ANThomas » 14. Dez 2018 20:10

Vielen Dank erstmal für eure Antworten!

Dass die Ameisen viel im Auto herumgeschleppt werden müssen verstehe ich auch, deswegen dachte ich auch eher an unempfindlichere Arten.
Da du schon Camponotus erwähnt hast, würde mir jetzt C. nicobarensis einfallen.
Glaubt ihr, dass bei einer schon etwas größeren Kolonie die Nachtaktivität etwas nachlässt bei denen?

Ansonsten könnte man natürlich die Ameisen auch in der Uni lassen und nur in Projekttagen nutzen, wo die Kinder zur Uni kommen und nicht anders herum.
Das wäre denke ich mal sinnvoller für die Ameisen.
Blattschneider sind natürlich hervorragend, aber auch schon extrem teuer...
Bei den Cataglyphis werde ich mich nochmal etwas informieren.

Vielen Dank erstmal!


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Re: Ameisen für Schulprojekte

Beitragvon Serafine » 15. Dez 2018 16:34

ANThomas hat geschrieben:Da du schon Camponotus erwähnt hast, würde mir jetzt C. nicobarensis einfallen.
Glaubt ihr, dass bei einer schon etwas größeren Kolonie die Nachtaktivität etwas nachlässt bei denen?

Das ist bei jeder Art so. Camponotus nicobarensis sind aber ohnehin eher speziell und sowohl vom Verhalten (flink, aggressiv) als auch vom Wachstum eher wie Formica-Spezies.
Das Problem ist Kolonien von C. nicobarensis wachsen schnell und werden sehr, sehr, SEHR groß.


ANThomas hat geschrieben:Ansonsten könnte man natürlich die Ameisen auch in der Uni lassen und nur in Projekttagen nutzen, wo die Kinder zur Uni kommen und nicht anders herum.
Das wäre denke ich mal sinnvoller für die Ameisen.

Für die Ameisen wäre das auf jeden Fall besser. Das würde auch die Auswahl der Spezies dramatisch erweitern - wenn man dann auch noch etwas Platz hätte, so dass die Kolonie auch etwas größer werden darf, wären Körnersammler wie Messor barbarus auch wieder eine Option.
Deren Vorteil bei denen liegt besonders darin, dass die Kolonie (obwohl sie mit 10-15k letztlich auch etwas größer wird) extrem pflegeleicht und günstig im Unterhalt ist. Man muss nur sicherstellen, dass immer genug Reagenzgläser mit Wasser vorhanden sind, Körnerfutter und gekochte Eier (für zusätzliches Protein) kosten fast garnichts (was dem Budget enorm zugute kommt). Die halten zwar auch Winterruhe, aber nur 3-4 Monate lang bei ~15°C (prinzipiell reicht sogar 20°C, in einem Unigebäude sollte man 15°C aber ohne Probleme allein durch Runterregeln der Heizung hinbekommen), auch sind sie in der Winterruhe nicht komplett inaktiv, nur eben deutlich weniger aktiv. Und Messor sind auch generell Ameisen, die am besten dann gedeihen, wenn man sie den größten Teil der Zeit in Ruhe lässt (was im laufenden Betrieb einer Uni auch nicht von Nachteil sein dürfte).

Alternativ eben tatsächlich sowas wie Acromyrmex echinator, die bilden nur ein paar Liter Pilz aus und lassen sich gut in 1-2 Becken halten. Da muss man halt die Temperatur und Luftfeuchtigkeit richtig hinbekommen, das sollte mit etwas einlesen in das Thema auch machbar sein.
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Re: Ameisen für Schulprojekte

Beitragvon HarryAnt » 15. Dez 2018 22:56

Blattschneider würde ich nicht in Erwägung ziehen.
Auch eine eher klein bleibende Art wie A. echinatior mit ggfls. nur wenigen Litern Pilz sollten täglich (eher sogar mehrmals am Tag) mit frischen Blättern usw. versorgt werden.
Eine kurze Überbrückung über ein paar Tage ist möglich aber in Relation aufwendig und denke mal an der Uni wird es öfters vorkommen, dass Tageweise niemand da ist.

Auch wenn es mal zu warm wird oder die LF nicht passt passiert es sehr schnell, dass der Pilz kippt und abstirbt.
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Re: Ameisen für Schulprojekte

Beitragvon ANThomas » 15. Dez 2018 23:32

Vielen Dank erstmal wieder für eure Antworten!

Ja, Blattschneider würde ich auch nur mit Bedenken nehmen, wobei es an der Uni regelmäßig Leute gibt, die vorbeikommen und die Tiere füttern, da sie wirklich SEHR viele haben.
Das ist wirklich das spannendste Praktikum, dass ich je gemacht habe. :D :D :D

Naja, jedenfalls habe ich gedacht, dass man bei den Camponotus das Koloniewachstum etwas mit der Proteinzufuhr regeln könnte.
Ansonsten hätten die natürlich auch so genügend Platz. Die Uni ist wirklich sehr groß....
Die Nachtaktivität würde doch dann erst bei einer größeren Kolonie aussetzen oder schon recht früh?
Denn man bekommt denke ich mal nicht so einfach schon etwas größere Kolonien oder doch?

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Re: Ameisen für Schulprojekte

Beitragvon HarryAnt » 15. Dez 2018 23:38

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Re: Ameisen für Schulprojekte

Beitragvon Serafine » 16. Dez 2018 00:13

ANThomas hat geschrieben:Naja, jedenfalls habe ich gedacht, dass man bei den Camponotus das Koloniewachstum etwas mit der Proteinzufuhr regeln könnte.

Das funktioniert nicht so wirklich, je unzufriedener die Ameisen mit ihrer Futtersituation sind desto mehr werden sie versuchen aus der Anlage auszubrechen - gerade bei sehr aktiven und aggressiven Arten kann das schnell zum Problem werden.

ANThomas hat geschrieben:Ansonsten hätten die natürlich auch so genügend Platz. Die Uni ist wirklich sehr groß....
Die Nachtaktivität würde doch dann erst bei einer größeren Kolonie aussetzen oder schon recht früh?
Denn man bekommt denke ich mal nicht so einfach schon etwas größere Kolonien oder doch?

Wenn Platz kein Problem ist und das Budget auch reicht immer mal wieder ein Becken anzubauen, dann wären C. nicobarensis eine Option - würde aber aufgrund der Futterkosten und der Pflegeleichtigkeit dennoch eher zu Körnersammlern (Messor sp) raten.
Große Kolonien von C. nicobarensis verdrücken eine Unmenge an Insekten und müssen regelmäßig gefüttert werden, da sind Messor mit Körnern/Samen als Hauptnahrung und Eiern + Insekten als Proteinnahrung schon deutlich leichter (und v.a. kostengünstiger) zu pflegen. Messor fressen ja auch Insekten und können dabei durchaus sehr aggressiv zu Werke gehen, sie sind aber nicht darauf angewiesen. Für die Schüler ist es bestimmt auch interessant anzuschauen, wie die Ameisen Körner und Samen ins Nest schleppen (oder die "chewing communities" im Nest zu beobachten, bei denen sich mehrere Ameisen um ein großes Korn versammeln und es gemeinsam zerkauen).

Größere Kolonien tauchen immer mal wieder in der Ameisenauktion auf, erst letztens gab es da eine 2 Jahre alte Kolonie Messor minor hesperius (asiatische Körnersammler ohne Winterruhe) mit ca. 2000 Arbeiterinnen.
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