da immer wieder Probleme mit Schimmel und Milben auftreten und das gerade bei Neulingen in der Ameisenhaltung (unbegründete?) Ängste schürt, habe ich mich entschlossen allgemeine Informationen über Schimmel und Milben, und verschiedene Möglichkeiten ihrer Vermeidung bzw. ihrer Hemmung vorzustellen.
SCHIMMELPILZE:
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Ca. 40.000-50.000 Arten sind bekannt und stellen damit die größte Gruppe der Spinnentiere. Eine genaue Bestimmung ist auch hier nahezu unmöglich. Der Lebenszyklus einer Milbe beträgt im Allgemeinen nur einige Wochen, beginnend als Ei. Nach kurzer Zeit schlüpfen daraus dann Larven, welche sofort mit der Nahrungsaufnahme beginnen. Milben wachsen kaum, sondern durchlaufen verschiedene Entwicklungsstadien, bei denen sich Größe, Aussehen und Fortpflanzungsfähigkeit ändert. Die mittleren Stadien werden als Nymphen bezeichnet, wobei es je nach Art Unterschiede in der Anzahl der Stadien gibt. Das letzte Stadium ist die adulte (geschlechtsreife) Milbe. Nach der Begattung legt eine Milbe je nach Art wenige bis hunderte Eier und stirbt meist kurz darauf.
Ihre Lebensweise umfasst unterschiedlichste Bereiche. Manche als Parasit an Pflanzen und Tieren, als Räuber, als Saprobionten und viele ernähren sich auch von Pilzen. Die Ernährungsweise kann dabei auch je nach Entwicklungsstadium der Milbe variieren z.b. bei der roten Samtmilbe, wo die Larven sich parasitär ernähren und die Nymphen und adulten Milben als Räuber leben.
Auch ihr Verbreitungsgebiet ist sehr vielschichtig, praktisch auf jedem Kontinent gibt es sie. Auch im Wasser und als Endoparasit in Tieren sind sie zu finden. Ähnlich wie beim Schimmel kann man sagen, dass Milben überall sind, ob nun als Hausstaubmilbe in unseren Betten oder an den Haarwurzeln der Augenwimpern.
Daraus lässt sich schließen, dass auch hier nicht alles schädlich ist was Milbe heißt. Viele könnte man als Nützlinge bezeichnen, welche sich von abgestorbener Biomasse ernähren und damit maßgeblich an der Humusbildung beteiligt sind. Und viele ernähren sich auch räuberisch von anderen Milben und Kleinstlebewesen.
Auch werden Milben es immer schaffen in unsere Formicarien zu kommen, z.b. die in den Foren sogenannte Futtermilbe, welche sich von Futterresten ernährt und es trotz bester Hygiene und Sicherheitsvorkehrungen immer wieder in die Formicarien schafft.
Auch parasitär lebende Milben können es ins Formicarium schaffen, ein einfaches und durchaus im Bereich des Möglichen liegende Beispiel wäre, beim im Wald spazieren gehen an der Kleidung hängen bleiben und danach bei der nächsten Fütterung der Ameisen mit eingebracht werden, oder auch sehr häufig durch nicht überbrühte Futtertiere.
Ist dies der Fall bedeutet es meistens den schnellen und unvermeidbaren Tod der Kolonie. Denn bei der am meisten praktizierten "sterilen" Haltung der Kolonie fehlen jedwede Fressfeinde dieser Parasiten und Nahrung in Form von Ameisen bzw. Brut ist auch reichlich vorhanden. Auch scheinen diese Kolonien anfälliger für extremen und plötzlichen Milbenbefall sein.
Ein kleines Beispiel wie schnell das gehen kann: 5 adulte Milben schaffen es ins Formicarium, jede legt 100 Eier, von denen alle durch Fehlen von Feinden begünstigt, überleben. Diese Entwickeln sich in 4 Wochen wiederum zu adulten Milben und legen wiederum Eier. Nach 2 Monaten und in der dritten Generation hätte man dann 50.000 adulte Milben und die Ameisenkolonie wäre wahrscheinlich schon tot oder stark dezimiert. Keine Chance die Ameisen dann noch zu retten. Tatsächlich ist dieses Beispiel durchaus plausibel, deckt es sich doch sehr stark mit den Berichten über Milbenbefall in der Ameisenhaltung.
Dies ist vergleichbar mit Monokulturen und Massentierhaltung, wo oft nur noch Chemie hilft um die Schädlingspopulation klein zu halten. Allerdings gibt es meines Wissens keinerlei Chemie, die Milben tötet aber den Ameisen nicht schaden würde. Somit ist ein Milbenbefall bei unseren Ameisen auch durch Chemie nicht kontrollierbar.
Vermeidbarkeit von "schädlichen" Milben im Formicarium:
Die Vermeidbarkeit ist gering bis unmöglich, je nach Hygiene und Sicherheitsvorkehrungen.
Ein gutes Mittel um die Wahrscheinlichkeit eines Milbenbefalls zu senken ist das Überbrühen von Futtertieren, doch selbst dann können Milben eingeschleppt werden. Auch die Ameisen möglichst trocken zu Halten wird die Wahrscheinlichkeit eines Milbenbefalls senken. Inwieweit dies klappt hängt von der gehaltenen Ameisen-Art und von der Milbenart ab.
Eine weitere Möglichkeit ist die Verwendung einer belebten Streuschicht und dadurch natürliche Feinde der Milben einzubringen, welche einer massenhaften Vermehrung der Milben entgegenwirken werden.
Bei bereits bestehendem Milbenbefall kann durch trockenere Haltung und durch mechanisches reinigen der Ameisen und des Formicariums die Kolonie unter Umständen gerettet werden. Dies hängt allerdings auch wieder von der Stärke des Befalls und der Milbenart ab.
BELEBTE STREUSCHICHT:
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Hier noch eine kleinere Erklärung zur von mir favorisierten Möglichkeit der Hemmung von Schimmelpilzen und Milben.
Durch Einbringen einer belebten Streuschicht in die Formicarien wird eine Art Micro-Naturkreislauf geschaffen, welche Schimmel und Milben hemmen werden.
Dabei spielen Raubmilben und Springschwänze eine große Rolle. Die Springschwänze sollen die Abfälle und Pilzmycelien fressen und die Raubmilben die schädlichen Milben. Auch verschiedenste andere nützliche Kleinstlebewesen und Mikroorganismen werden eingebracht.
Allerdings besteht die Gefahr dass auch weniger nützliche Kleinstlebewesen oder sogar schädliche Parasiten sich zu unseren Ameisen gesellen.
Doch da wir hierbei von einem Micro-Naturkreislauf sprechen sollte diese Gefahr nicht überschätzt werden. Ein kleines Beispiel hierfür ist z.b.:
Viele schädliche Milben, wenige Milbenfresser -> Milbenfresser vermehren sich durch das hohe Nahrungsangebot -> wenige schädliche Milben, viele Milbenfresser!
Die Fauna im Formicarium wird sich dementsprechend mit der Zeit selbst regulieren, was ja schließlich das Prinzip eines Naturkreislaufs ist. Um dies zu gewährleisten sollte das Formicarium am besten erst einmal ohne Ameisen eingefahren werden, d.h. erst ein paar Wochen nachdem das Formicarium eingerichtet und "beimpft" wurde die Ameisen hineinsetzen um bestmögliche Ergebnisse zu erzielen.
Als belebte Streuschicht eignet sich z.b. feuchtes Moos, Humus, Laub aus dem Wald bzw. Garten zu nehmen und eine dünne Schicht davon im Auslaufbecken zu verteilen.
Allerdings muss diese Schicht feucht gehalten werden, ansonsten werden die Nützlinge nicht überleben. Gerade Springschwänze brauchen es sehr feucht.
Ich hoffe ich konnte ein wenig Licht in die Welt von Schimmel und Milben, und ihrer Vermeidung bzw. Hemmung bringen. Inwieweit man sich an meine Ratschläge hält (z.b. belebte Streuschicht) bleibt jedem selbst überlassen und soll nur einen Überblick über die Möglichkeiten, die ein Ameisenhalter hat, informieren.
Auch würde ich mich über eine rege Diskussion, Fragen, Kritik, Anmerkungen usw. sehr freuen

MFG







