Zum Sachverhalt:
Ich habe eine handelsübliche Antfarm auf meinem Schreibtisch stehen, die von einer ca 200 Tiere starken Lasius niger Kolonie bewohnt wird. Die Farm war - so dachte ich - ausbruchssicher.
Diese Prämisse im Hinterkopf halte ich auch meine Camponotus herculeanus Kolonie auf selbigem Tisch. Diese Kolonie ist wesentlich kleiner und hat offenen Zugang zum Tisch, auf dem ich hin und wieder Nahrung verteile. Da diese nur im Dunkel eingesammelt wird kommen wir uns nicht in die Quere.
Beide Kolonien sind aus der Winterruhe erwacht (ein Experiment, um festzustellen, welche Faktoren maßgebend für die Eierproduktion sind: Temperatur, Dauer der Winterruhe usw)
Zum Ablauf:
Heute komme ich nach Hause und muss feststellen, dass Lasius niger Individuen den gesamten Tisch kontrollieren und nicht nur das: Sie haben eine Angriffsstrasse zum Eingang des Korknestes der C.herculeanus errichtet!
Während die Herculeanusarbeiter verzweifelt Barrikaden zu bauen versuchen (benutzt wurden Ausscheidungen von Wachsmaden, mit denen ich sie füttere) haben die lasius die Barrikaden auf der anderen Seite gezielt abgebaut. Einzelne Tiere sind durchgebrochen und haben ein heilloses Durcheinander angerichtet.
Natürlich habe ich das Korknest sofort vom Tisch entfernt, aber die schon eingedrungenen Lasius habe ich nicht beinflussen können.
An der Grenze wurde sehr gezielt und überlegt vorgegangen, keine hektischen Bewegungen, Barrikaden bauen und sonst Arbeiter gegen Arbeiter. Ist jedoch ein Exemplar durchgebrochen hatte das Panik in der geamten Kolonie zur Folge (Brut wird ziellos umhergetragen, verschnellerte Bewegung)
Während Lasius niger einfach vorwärts rennt und nach allem beisst was sie zu fassen kriegt geht herculeanus sehr vorsichtig vor und stösst in schnellen Bewegungen nach vorn, um sich bei Verfehlen des Ziel schnell zurückzuziehen. Wird das Opfer getroffen, versuchen die Arbeiter es sich möglichst weit vom Körper entfernt zu halten und es dabei zu zerstückeln. Dabei wird sehr gründlich vorgegangen. Nicht nur Gaster, Rumpf und Kopf werden getrennt sondern auch jedes einzelne Bein wird vom Rest entfernt.
Die Königin kämpft an forderster Front mit, mutiger und auch wesentlich effektiver als alle anderen Arbeiterinnen. In den engen Gängen führt kaum ein Weg an ihren Mandibeln vorbei. Allerdings sind ihre Fühler ein leichtes und beliebtes Ziel für Lasius gewesen. Trotzdem hat sie es gut überstanden.
Lasius niger ist wirklich eine ausserordentlich aggressive Art.