Pheidole pallidula
Beschreibung: Die Kolonie ist monogyn, (selten 2 Königinnen) Die Farbe der Ameisen variiert zwischen
verschiedenen Brauntönen, bis ins schwarz gehend. Die Arbeiterinnen sind geradezu winzig und leicht von den Soldaten zu unterscheiden. Letztere haben gewaltige, mit gefährlichen Manibeln bewehrte Köpfe, die die reinsten Zerstücklungsinstrumente sind. Die Königin ist ca. 1cm groß und hebt sich somit sehr deutlich von ihren "Untertanen" ab. (Auf deutsch übersetzt heißt die Spezies Pheidole: Großkopfameise)
Temperatur: Unempfindlich, kann im ungeheizten Zimmern gepflegt werden. Muß aber die Möglichkeit zur Überwinterung bekommen, da sie sonst nicht die Möglichkeit zur Erhohlung bekommt und sterben wird. (Achtung: Bei Überwinterung darf die Temperatur nicht deutlich unter 5 Grad fallen!)
Beckengröße: Muss der Größe der jeweiligen Kolonie angepasst werden. (rasante Vermehrung!!!!)
Nahrung: Allesfresser !! (Bevorzugt allerdings fleischliche Kost)
Freie Beschreibung:
Nach Rücksprache mit Prof. Alfred Buschinger (Inst. F. Zoologie, Technische Universität
Darmstadt) erfuhr ich, daß es von der Gattung Pheidole drei Arten im Mittelmeerraum gibt. Eine davon ist Pheidole pallidula (Pp).
Nach einigen Recherchen, kam ich zu neueren Informationen, die ich jetzt, wie versprochen, mit allen Lesern teilen möchte.
Pp ist eine leicht zu fangende Gattung, die, wie bereits oben beschrieben, im gesamten Mittelmeerraum, bis hinauf nach Slowenien weit verbreitet ist. In Europa sind sie die einzigen Ameisen der Unterfamilie Myrmicinae, mit echter Soldatenkaste. Sie nehmen keine großen Territorien ein, sondern brauchen nur weite Nestareale. In freier Natur haben sie größere Nester und meist duzende versteckter Eingänge, die bei erfolgreichem Beutezug geöffnet werden.
Pp ist nicht schwer zu halten, meist sogar leichter, als Einheimische Arten, da sie sehr robust sind und auch größere Temperaturschwankungen vertragen können. Laut Prof. Buschinger ist die Gattung sogar nach Deutschland eingeschleppt worden, wo sie zwar nicht in freier Natur leben, allerdings in temperierten Zoos oder Gewächshäusern eine echte Plage seien. Die Population der Pp ist nach allen Aussagen, die ich bisher gelesen habe erschreckend. Ein Züchter beschrieb es wie folgt:
"Vor 7 Wochen habe ich eine Kolonie von ca. 100 Arbeiterinnen und 2 Soldaten bekommen. Mittlerweile sind es über 300 Arbeiterinnen und ca. 30 Soldaten. Die Brutkammer ist voller Puppen, ich weiß nicht, wo das enden soll. Zur Zeit halte ich sie in einem 60cm Aquarium. Wenn die Bevölkerungsexplosion weiter so stark anhält, werden sie die Möglichkeit bekommen, zusätzlich ein 100cm Aquarium zu besiedeln."
Pp bevorzugt steinige, unbewachsene Landschaften. Sie sind sowohl in trockener Erde, als auch in feuchter zu finden, meist unter Steinen. Die Gattung gräbt nicht sonderlich tief und wurde mit Camponotus verglichen, die im Vergleich zu ihr, deutlich tiefer graben würde.
Obwohl Pp eine robuste Gattung ist, der Temperaturschwankungen nicht viel ausmacht, ist sie letztlich doch sehr wärmeliebend (entsprechend ihrer Herkunft). Ein Züchter beschrieb, daß er eine Kolonie in einem Becher mit Erde und Pflanzenanteilen geschickt bekommen hatte. Sie war zuerst nur zum Teil in das eigens für sie bereitete Ytongnest umgezogen. Die Königin, mit einem Teil der Kolonie war im Becher geblieben und kam nicht hervor. Mit Hilfe eines Infrarotstrahlers hatte er das Ytongnest über Nacht bestrahlt. Es war ein voller Erfolg, die komplette Kolonie war, samt Königin in das Nest umgezogen. Die Puppen und Larven wurden direkt an die 26Grad warme Scheibe geklebt.
Kolonien von Pp können aus zehntausenden von Tieren bestehen. Jeder Züchter beschrieb, daß ihre Vermehrung der reinste Wahnsinn sei. Oftmals wurde die Gattung als nicht sehr außenaktiv beschrieben. Es hieß unter anderem, daß bei einer Kolonie von 300-400 Tieren nur etwa 5-10 Scouts (=Kundschafter) überirdisch auf Beutesuche seien. Wenn sie allerdings fündig wurden, begaben sie sich schnellstens zurück zu ihrem Nest und brachen dann in Massen hervor, wobei sie richtige Straßen bildeten. Darunter befanden sich dann auch vereinzelt Soldaten, die mit ihren schweren Manibeln geradezu dazu prädestiniert waren, um die Beute zu zerlegen und um etwaige Nahrungskonkurrenten abzuwehren. Pp ist eine aggressive Ameisengattung, die größere Gegner/Beute in keinster Weise fürchtet und bis auf das "letzte Blut" kämpft. Meinen Beobachtungen in Kroatien zufolge waren sie der größeren Gattung Lasius brunneus (Lb) allerdings unterlegen. Scouts von Lb hatten einen Klecks Honig, den ich mit Wasser vermischt und Pp angeboten hatte entdeckt. Pp nahm ihn gerne an, konnte den Massen von Lb, die sich zuerst formierten und nach einem, nur für sie hörbaren Startschuß, wie schwarze Wölfe über die Winzlinge herfielen nicht lange Stand halten. Hierbei fiel mir auf, daß die Soldaten von Pp mit einem einzigen Biss in der Lage waren Lb-Angreifer tödlich zu verstümmeln. Arbeiterinnen bissen sich an Lb fest und fielen mit mehreren über eine her. Nur wenige von Pp traten den Rückzug an, ich denke um das Nest vor dem stärkeren Angreifer zu warnen. Folglich kam keine Verstärkung, die Straße von Pp verebbte. Die zurückgebliebenen starben einen "Heldentod", wobei aber auch etliche schwarze Leiber dazwischen waren.
Ich möchte hier noch erwähnen, daß Pp als sehr schlechter Kletterer verschrieen ist. Beinahe überall wo ich nachlas, hieß es, daß es ihnen nicht möglich sei, Glaswände zu erklimmen; selbst Kunststoff stelle sie vor ein großes Problem. Ich persönlich würde aber dennoch empfehlen, die Ränder des Glases mit Parrafinöl zu behandeln. Sicherheit geht vor! Meinen Nachforschungen zur Folge haben aber einige Züchter davon berichtet, daß es ihren Arbeiterinnen gelungen sei über, mit Talkum oder Vaseline behandelte Gläser zu laufen. Hierbei wiederspricht sich o.g. Aussage, daß sie schlechte Kletterer seien. Anscheinend ist es von Kolonie zu Kolonie unterschiedlich. Ich bitte das alle künftigen Pp-Halter zu berücksichtigen!! Weiterhin konnte ich zur Genüge lesen, daß die Gattung sogar in der Lage ist, Abdichtungen wie beispielsweise Silikon zu zerstören. Es wurde auch berichtet, daß es ihnen gelungen ist, sich durch (ja, Sie lesen recht) !Alufolie! zu beißen.
Wie bereits oben angegeben, bevorzugt Pp fleischliche Kost. Das habe ich zum einen gelesen, zum anderen aber auch in freier Natur zur Genüge beobachten können. Der Grund ist der, daß die Larven mit viel Eiweiß versorgt werden müssen. Bei der astronomischen Population der Gattung, wird somit sehr viel Eiweiß gebraucht, was häufiges Füttern bedeutet!! Um die Vermehrung von Pp zu drosseln soll es sich als nützlich herausgestellt haben, Fleisch nur noch selten (1x in der Woche) zu verfüttern. Dadurch ginge die Eierproduktion drastisch zurück. Im Gegenzug kann man ihnen Zuckerwasser, Obst, Honig, etc. anbieten, was gerne als Leckerei zwischendurch angenommen wird!! (Flüssigkeiten sollten lieber in Watte getränkt werden, um ein Ertrinken der Tiere zu vermeiden.) Viele Züchter beschrieben es allerdings als sehr viel interessanter zu beobachten, wie Pp die Zerstückelung und den Abtransport ihrer Opfer angeht.
Hier noch eine kleine Anmerkung: Pp wurde des öfteren von Züchtern als schreckhaft bezeichnet. Sobald man die Abdeckung eines Aquariums öffne und nur der kleinste Lufthauch hineingelange, laufen selbst die beeindruckenden Soldaten in Panik in ihren Bau zurück.
Meine Quellen hierzu waren nicht nur eigenes Wissen, das ich mir über Jahre hinweg aneignete, sondern auch die freundliche Zuarbeit von Prof. A. Buschinger, was ich allesamt auf dieses, eigens für alle Interessierten Leser, zusammengeschustert habe.
Viel Freude mit unserer kleinen, mutigen Pheidole pallidula
Edit Anfang: 27.06.03
Hier ein paar Bilder für die, die sich nichts unter der Gattung Pheidole vorstellen können:
Nun ja, sind zwar keine Pheidole pallidula aber letztlich ähneln sie sich alle sehr!! Man beachte die Größenunterschiede der Köpfe, die ich beschrieb. Hier noch einmal: groß=Soldat, klein=Arbeiter
Edit Ende
Editanfang: 26.07.03
Thema Hochzeitsflug: Pp schwärmt von Juni bis Juli (meine Beobachtungen) Der Hochzeitsflug ist genauso beeindruckend wie bei Lasius niger und erfolgt ausschließlich in der Abenddämmerung! In Kroatien konnte ich immer wieder beobachten, daß in der Zeit des Hochzeitsflugs die Vögel sehr niedrig flogen und vom Boden abhebende Königinnen abfingen. Nur die wenigsten kamen durch.
Edit Ende
Edit Anfang: 17.08.03
Mit der freundlichen Zusammenarbeit von "Ant-Yves" und "Ziegelstein" aus dem Ameisenforum, ist es mir gelungen die Lasius Gattung, die gegen Pp kämpfte zu bestimmen und im FAQ zu korrigieren. Es war doch keine Lasius niger!!
Danke Euch beiden!!
Edit Ende