Wie ich schon erwähnt habe sind die Tiere am 26.04.2004 mit der Post angekommen ( Dank an Antstore für die rasche Lieferung ). Die schätzungsweise 10 bis 15 Tiere hatten die Lieferung in einem mit Moos und einer gefalteten Papprolle gefüllten Honigglas gut und ohne Verluste überstanden.
Die Größe der Arbeiterinnen variiert zwischen ca. 6 und 15 mm. Die Abdome der Arbeiterinnen sind spiegelnd und schwarz. Brust- und Kopfteil spielen ins rotbraun. Diese Ameisen zeichnen sich durch recht lange Beine aus, die den Körper möglichst hoch über dem heißen Wüstensand halten können und ihr große ( !! )Geschwindigkeit verleiht. Zusätzlich halten die Arbeiterinnen ihr Abdom beim Laufen stehts schräg nach oben, je nach dem wie heiß der Sand ist sogar fast senkrecht. So bieten sie sowohl der Sonne wie auch dem heißen Sand weniger Angriffsfläche.
Die Königin ( zumindest meine ) unterscheidet sich weder in Farbe noch in Größe von ihren Arbeiterinnen. Wenn man nicht genau hinschaut könnte man sie sehr leicht für eine normale Arbeiterin halten. Beobachtet man jedoch genauer, bemerkt man das die Königin einen Buckel hat. Dort verbirgt sich wohl die ehemalige Flugmuskulatur.
Cataglyphis verfügt über keinen Stachel, kann aber mit ihren kräftigen Mandibeln auch empfindlich zubeißen. Ihre Nahrung besteht zu einem großen Teil aus erjagten Insekten. Das so gewonnenen Eiweiß, Fett und die Proteine werden fast ausschließlich zur Aufzucht der Larven verwendet, die diese Stoffe zum Aufbau brauchen. Die Arbeiterinnen, die eher Energie zum schufften brauchen, beziehen diese mehr aus zuckerhaltiger Nahrung.
Das Formicarium das ich für diese Art eingerichtet habe ist ein umfunktioniertes Aquarium von recht beträchtlicher Größe. Es ist 1,20 m lang, 50 cm hoch und 40 cm tief. Direkt daneben steht ein 80 cm Becken mit meiner Pheidole pallidula Kolonie. Das Cataglyphis-Becken ist zu etwa einem drittel mit einem Bodengemisch gefüllt. Ich habe feinen Kies, Aquariumssand und einen speziellen aushärtenden gelben Wüstensand ( für Terarien ) gut vermengt und eine kleine Hügellandschaft geformt. Dann kamen noch ein paar Zierutensilien wie Wurzelhölzer, Lochgestein und dicke Baumrinde um die Lauffläche noch zu vergrößern. Ich werde auch noch etwas ( allerdings künstliches ) Grün mit hineinbringen. Da bin ich noch auf der Suche.
Eine Aquariumslampe sorgt für die Beleuchtung und ein Wärmestrahler kümmert sich um das Steppenklima. Cataglyphis ist Temperaturen von 30 - 40 Grad gewöhnt. Eine Zeitschaltuhr übernimmt das ein- und ausschalten.
In einer Ecke des Beckens habe ich einen Plastikschlauch ( Durchmesser 2 cm ) bis tief in den Boden geführt. Hier kann ich das Becken "betanken" indem ich einen Trichter einsetze und Wasser einfülle. Natürlich muß dieser Schlauch ansonsten mit Watte abgedichtet werden damit keine Tiere hineinfallen. Cataglyphis hat es in größerer Tiefe gerne Kühl und feucht und weiter oben warm und trocken. So können die Tiere sich die Bedingungen die sie gerade brauchen selber suchen.
Ich habe ein kleines Glasschälchen bis zum Rand in den Boden gedrückt und es mit gründlich gewaschenen Steinen gefüllt. Dann kam Wasser bis zum Rand hinein. So haben die Ameisen eine Wasserquelle in der sie nicht ertrinken können. Ich fülle einfach immer Wasser nach wenn zuviel verdunstet ist und einmal in der Woche werden die Steine im Schälchen gründlich gewaschen und frisches Wasser eingefüllt.
In ein winziges Futterschälchen von Antstore habe ich einen Tropfen Honiglösung mit einem Tropfen Wasser gegeben und auch in das Formicarium gestellt. Ein weiteres Schälchen wurde mit einem größeren Tropfen Zuckerwasser befüllt und eingesetzt.
Als letztes habe ich lebende Heimchen ( 3 Stück für`s erste ) eingesetzt. Cataglyphis ist eine ( sehr mutige ) aktive Jägerin. Tote Insekten werden zumeist verweigert, höchstens sehr frisch tote Insekten werden gelegentlich genommen.
Allerdings sind auch Heimchen sehr flinke Tiere die sich nicht unbedingt leicht erjagen lassen. Daher wende ich eine ( zugegebener Maßen recht makabere ) Maßnahme an, um es den Ameisen zumindest am Anfang etwas zu erleichtern. Dazu entferne ich mit der Schere die beiden Sprungbeine der Heimchen. So kommt zumindest eine Flucht durch die Luft nicht mehr in Frage. Natürlich kann man zur Not die Mobilität der Heimchen auf diese Weise noch weiter einschränken.
So, nun noch ein paar große Kieselsteine verteilt und fertig ist das Steppenformicarium. Fehlen nur noch die Tiere.
Ich habe das Honigglas auf die Seite gelegt und aufgeschraubt. Schon herrschte helle Aufregung aber auch Neugier. Die Arbeiterinnen reckten ihre Köpfe und hielten ihre Antennen in die "große, weite Welt". Ich hatte das Glas in nächster Nähe zum Wärmestrahler gelegt damit die Tiere sich nach ihrer weiten Reise erst mal aufwärmen konnten. Sogleich trugen die Arbeiterinnen die zahlreiche Brut in den oberen, bestrahlten Teil des Glases und legten sie auf dem Moos ab. Es war zu erkennen das sehr viele Puppen darunter waren. Die meisten schon sehr reif. Diese Puppen werden sicher in den nächsten Tagen schlüpfen. Zwei der Arbeiterinnen waren wohl gerade erst geschlüpft. Sie waren noch weiß und beteiligten sich noch nicht am allgemeinen Geschehen. Ein oder zwei Zwergarbeiterinnen sah ich auch. Zwei der Arbeiterinnen stachen besonders ins Auge, denn Sie waren besonders groß. Eine der beiden, die wiederum leicht größer war, schien in der Kolonie allerdings das Zepter zu schwingen. Sie war es, die im Folgenden alle Vorstöße unternahm und alle "Entscheidungen" traf. Sie war auch die erste die das Glas verließ und die ersten Centimeter um das Glas herum erkundete. In der folgenden Viertelstunde unternahm diese Arbeiterin noch eine Anzahl weiterer Ausflüge die sie immer weiter vom Glas führten, nun meist von der zweiten großen Schwester unterstützt. Bald hatten sich die beiden ein Bild von der Umgebung gemacht und blieben zunächst im Glas und beteiligten sich an den allgemeinen Arbeiten wie dem ständigen Umschichten der Brut. Die Königin die ab und an auftauchte hatte gerade 5 weitere Eier gelegt die noch an ihrem Hinterleib hafteten. Doch schon bald nahm sich eine der kleineren Arbeiterinnen der neuen Eier an und verbrachte sie in die Tiefen des Mooses.
Nach etwa einer 3/4-Stunde starteten die beiden Großen wieder Erkundungsgänge. Allerdings schien diesmal das Augenmerk deutlich auf dem finden einer geeigneten Stelle für das Nest zu liegen. Immerwieder untersuchten die beiden Arbeiterinnen Stellen auf ihre Tauglichkeit und führten Probegrabungen durch. Mal mehr, mal weniger intensiv. Ich hatte mit dem Finger eine Gang unter einem Lochgestein gebohrt das von dem Wärmestrahler teilweise gewärmt wurde. Dieser Gang erregte dann nach seiner Entdeckung auch erstmal größeres Interesse als alle anderen untersuchten Stellen. Die Große von den beiden begutachtete den Gang sehr genau, erkundete die Umgebung und stellte Grabungen tief unten im Gang an. Nach etwas graben stürmte sie plötzlich zurück in das Glas, schnappte sich eine offensichtlich sorgfältig ausgewählte Puppe und verstaute diese tief unten in dem bearbeiteten Teil des Ganges. Dann fuhr sie fort das Areal nach anderen Nistmöglichkeiten zu untersuchen. Sie untersuchte dabei zumeist nur Stellen die im direkten Heizbereich des Wärmestrahlers lagen. Auch das aufgeheizte Lochgestein selber wurde gründlichst untersucht. Nach etwa 5 Minuten kehrte die Arbeiterin in den Gang zurück und schien die Puppe zu untersuchen. Nach etwas zögern brachte sie die Puppe wieder in das Glas zurück und fuhr fort wie die andere große Arbeiterin die Umgebung zu sondieren.
Nachdem ich den Lochstein etwas vorteilhafter hingelegt hatte erregte die Stelle nun sehr großes Interesse. Der Stein ist grob wie ein dicker, eckiger Ring geformt und ich hatte ihn so hingelegt das die Öffnung nun zum Boden führte. Er bot so gute Deckung für einen potenziellen Nesteingang. Das sah die Große offensichtlich auch so. Nach kurzer Untersuchung begannen die ersten ernsthaften Grabungen im Inneren des Ringes. Nach kurzer Zeit wurde wieder eine Puppe aus dem Glas geholt und im neuen Gang verstaut. Es folgte wieder eine Untersuchung der Umgebung, ein kleines Sonnenbad unter dem Strahler, und natürlich die Untersuchung der Puppe. Diesmal aber legte sie die Puppe zurück in den Gang. Die Grabung, an der sie mitlerweile auch die zweite Große beteiligte, wurden nun entschlossener und rascher. Überflüssiges Material wurde nun abtransportiert und in der Umgebung verteilt. Immer mehr Arbeiterinnen beteiligten sich an den Arbeiten und legten einen Nebeneingang am äusseren Rand des Steines an. Eine Arbeiterin fing nach etwa einer halben Stunde graben an die Brut aus dem Glas in das nun entstehende Nest zu verbringen. Auch junge und kleine Arbeiterinnen wurden in das Nest getragen.
Dazu packt die Trägerin ihre Schwester am Kopf. Nach etwas zerren zieht sich diese dann zur "Larvenstellung" zusammen und lässt sich tragen. Dieses Verhalten ist unter vielen Ameisen allgemein üblich, wenn auch nicht immer freiwillig. Alleine die Art und Weise wie die Arbeiterinnen ( aber auch Soldaten ) transportiert werden variiert von Gattung zu Gattung.
Die Königin selber wanderte von der Arbeiterin etwas unsanft an den Mandibeln und Fühlern gezogen auf ihren eigenen Beinen in ihr neues Domizil. Nach etwa 3 Stunden war der Umzug komplett und die Kolonie untergebracht.
Bei den zahlreichen Erkundungsgängen konnte ich beobachten, das die Arbeiterinnen wenn sie auf Glas treffen absolut machtlos sind. Bei ihren Versuchen die Glaswände zu erklimmen scheitern die Tiere schon nach wenigen Millimetern. Ihre langen Beine, die ihnen in den Steppen und Wüsten dieser Welt so viele Vorteile bringen sind absolut unfähig an so glatten Oberflächen herauf zu klettern.
27.04.2004:
Mittlerweile werden die Puppen auf einem kleinen Vorsprung im inneren des Steinringes gepflegt. Dort werden sie wohl von dem aufgeheizten Stein gut gewärmt. Die Arbeiterinnen sind natürlich noch immer mit dem Ausheben der Gänge und Kammern beschäftigt. Am äußeren Rand des Steines werden nun auch unerwünschte Lücken, Löcher und Durchgänge mit Sand abgedichtet. Ich denke die nächsten Tage wird viel Nahrung eingetragen und die Brut gepflegt.
So Leute. Das war`s erst mal. Schon 'ne Menge Stoff zu lesen. Ich hoffe das ich noch viele spannende Ereignisse beobachten kann und noch einige wichtige Informationen über Cataglyphis viaticus bekomme. Ich werde jedenfalls alles posten was interessant sein könnte. Wenn ihr Spaß hattet schaut mal wieder rein.
Bis denne