Hallo,
hiermit möchte ich auch einen Haltungsbericht, wenn gleich einen etwas verspäteten Haltungsbericht, beginnen.
Zunächst eine kurze Einleitung:
Es begann im Arpil 2006 als ich meinen Tauchurlaub auf den Malediven antrat. Sicherheitshalber packte ich auch einige Reagenzgläser ein, auch wenn ich der Überzeugung war, dass es auf einer Insel, welche in 15 Minuten zu Fuß umrundet werden kann, keine Ameisen gibt.
Bereits im Vorfeld ( sechs Monate vor Beginn der Reise ) bemühte ich mich um eine Ausfuhrgenehmigung bei der zuständigen Behörde auf den Malediven, falls es doch Ameisen geben sollte
Meine Bemühungen verliefen, trotz Kontakt mit dem zuständigen dt. Konsulat und den Behörden, jedoch im Sand.....
Anscheinend dachte die zuständige Behörde man wolle sie veralbern, denn ich bekam NIE eine Antwort, vom Ministerium für Wasser, Landwirtschaft und Fischerei, auf meine Emails.
Am 10.04.2006 landete ich also in Male auf dem internationalen Flughafen und konnte nach einiger Zeit ( 2-3 Stunden: Passkontrolle, Gepäckkontrolle usw ) mit dem Speedboot meine Reise ins Südmale-Atoll fortsetzen.
Bereits in Male entdeckte ich die erste Ameisenart: Es handelte sich um die allseits beliebte Pharaoameise.
Auf "meiner" Insel angekommen war es zunächst Zeit einzuchecken und mich bei der Tauchbasis anzumelden. Bei der Anmeldung und dem Aufhängen meiner Ausrüstung sah ich, im Ausüstungsraum, die erste Königin. Sie brach sich gerade die Flügel ab und wurde, kurzerhand, eingefangen.
Später am Tag umrundete ich die Insel noch beim Schnorcheln und konnte ein atemberaubende Unterwasserwelt vorfinden. Beinahe alles was das Taucherherz begehrt war bereits am Hausriff zu sehen und konnte so, auch ohne Pressluft, Blei usw., beobachtet werden.
Vor dem Abendessen konnte ich dann auch schon weitere Ameisen sehen. Es handelte sich um:
- die Pharaoameise
- eine Pheidole sp.
- eine Camponotus sp.
- eine mir unbekannte Gattung welche auf den Bäumen lebte.
Bei genauerer Betrachtung meines Bades, welches sonst sehr sauber war, konnte ich dann einige Arbeiter der Camponotus sp. beobachten wie sie Süßwasser aus der Dusche, dem Waschbecken und der Toilette sammelten. Süßwasser war rar auf dieser Insel; Es wurde aufwendig aus Seewasser gewonnen und war nicht zum menschlichen Verzehr geeignet.
Also wusste ich, dass es auf dieser Insel, wider meiner Erwartung, doch einige Ameisenarten gab.
In den nächsten beiden Tagen konnte ich die Ameisen, während meiner gelegentlich aufenthalte ÜBER Wasser genauer beobachten. Am häufigsten waren Vertreter der Pheidole sp. und der Camponotus sp. zu finden. Die baumbewohnende Art sowie die Pharaoameise waren kaum zu sehen.
Zwischen den Camponotus sp. und den Pheidole sp. kam es regelmäßig zu heftigen Kämpfen um potentielle Nahrungsquellen. Die Pheidole sp., insbesondere deren Majoren, gingen dabei sehr agressiv vor. Die Camponotus sp. war eine relativ vorsichtige Art und geriet schnell in Panik.
Als am dritten Tag, nachmittags gegen 1600, ein plötzlicher tropischer Regenschauer niederging war es vorbei mit dem normalen Tagesgeschäft der Ameisen.
Die Pehidole sp., UND die Camponotus sp, begannen ihre Nesteingänge zu vergrößeren. Dies schien mir zunächst nicht ungewöhnlich zu sein, da der Regen die Eingänge zugespült hatte.
Später jedoch, so gegen 2100 Uhr, war mir jedoch klar weshalb die Ameisen dies taten:
Es folgte ein Schwarmflug, dutzende Geschelchtstiere verließen ihre bisher angestammten Kolonien um sich zu begatten.
Dieses Spektakel widerholte sich nach jedem tropischen Regenschauer Abends, Nachts und in den frühen Morgenstunden.
So gelang es mir während meines Aufenthaltes insgesamt 5 Königinnen der Camponotus sp. zu sammeln. ( Ja, ich gestehe, den Ameisen galt NICHT mein Hauptaugenmerk. ) Die letzte Königin sammelte ich am Abend vor meiner Rückreise. Sie krabbelte mir, wie alle anderen auch, auf dem Weg zu meinem Bungalow, direkt vor meine Füße.
[align=center]So nun zum Haltungsbericht, genug erzählt.[/align]
Name: Camponotus sp.
Heimat: Malediven - vermutlich eingeschleppt vom indischen Festland mit Baumaterial
Aussehen der Königin: Farbe: schwarz; etwa 17 - 18mm, kräftig gebaute Königinen
Aussehen der Arbeiterin: Farbe: schwarz, 7 - 16mm, polymorph;
Nestbau: Erdnester im Sand
Nahrung: zoophag - also Insekten, sowie Zuckerwasser
(Hälterungs)Temperatur: 19 - 32 °C
(Hälterungs)Luftfeuchtigkeit: Feuchttropisches Klima; rel. 50 - 98%
Nach dem Fang erhielt jede Königin ihr eigenes Reagenzglas, da ich nicht wusste ob es sich um eine monogyne oder eine polygyne Art handelte. Auch wusste ich nicht ob die Königinnen claustral oder semiclaustral ihre Kolonie gründeten. Bei mir mussten sie eben claustral, d.h. in einem Reagenzglas mit Wassertank welches mit Watte verschlossen war, ihr Glück versuchen.
Die Reagenzgläser wurden in einem Karton auf meinem Balkon des Bungalows gelagert. Dieser wurde mit einem Zettel mit der Aufschrift:
[align=center]DO NOT TOUCH OR REMOVE![/align]
vor dem Zugriff meines Roomboys gesichert. Neugierig war er trotzdem und hat das eine oder andere Mal beim Reinigen den Karton geöffnet.
Zu meiner Verwunderung begannen die ersten 4 gefangen Königinnen jeweils einige Stunden nach ihrem Fang mit der ersten Eiablage. Es handelte sich um jeweils etwa 5-6 Eier welche akribisch bewacht wurden. Vor meinem Rückflug nach München hatte jede der vier Königinnen etwa 5 - 20 Eier welche, teilweise, schon fast zu Larven entwickelt waren.
Nun stand den 5 Königinnen der stressigste Teil ihrer Reise bevor, gut verpackt und vor den Augen der maledivischen Beamten verborgen, traten sie die weite Reise nach Deutschland an.
Auf dem Weg nach Deutschland sah ich 2 - 3 mal nach "meinen" Schützlingen und wurde dabei skeptisch mit meinen Mitreisenden beobachtet. Ich glaube aus ihren Blicken konnte ich Ekel und Neugierde den Tieren gegenüber ablesen. Da es sich um eine ebenfalls deutsche Familie handelte folgten lange Gespräche über diese Tiere und mein Hobby.
Zuhause angekommen, musste ich feststellen, dass die fünfte Königin, welche keine Eier mehr gelegt hatte, die Reise nicht überlebt hatte. Die restlichen 4 Königinnen wurden auf zwei Becken verteilt.
Je ein Becken enthielt danach 2 verschlossene Reagenzgläser mit je einer Königin und ihrer Brut.
Nun begann eine lange Zeit des Wartens in der nicht viel zu beobachten war. Auch wollte ich die Königinnen nicht all zu sehr stören. Die Königinnen gingen bei etwa 23 - 30°C ihrem Brutgeschäft nach und versuchten ihre Kolonie erfolgreich zu gründen.
4 - 5 Wochen nach der ersten Eiablage:
Die einzelnen Königinnen verfügen über eine Menge Brut. Reichlich Eier und Larven sowie die ersten Kokons waren zu entdecken. Nun konnte es nicht mehr lange dauern und die ersten Arbeiterinnen würden schlüpfen.
6 - 8 Wochen nach der ersten Eiablage:
Die ersten Arbeiterinnen waren geschlüpft und weitere Kokons waren zu entdecken. Auch waren weitere Eipakete und Larven zu entdecken.
[align=center]Schlussfolgerungen:[/align]
Gründungsmethode: claustrale Gründung
Entwicklungsdauer: etwa 6 - 8 Wochen vom Ei zur Erstlingsarbeiterin
Polygyn oder Monogyn: in der Haltung monogyn; weiterhin nicht gänzlich geklärt
Kastenwesen: Arbeiterinnen von Minor-, über Media-, bishin zu Majorarbeiterinnen mit fließendem Übergang.