Eine "gelungene" Exoten-Einschleppung

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Eine "gelungene" Exoten-Einschleppung

Beitragvon earlant » 18. Mär 2007 18:05

Zwar geht es nur um einen exotischen Marienkäfer, der noch dazu mit bester Absicht für die Bekämpfung von Blattläusen eingeführt wurde, aber man darf durchaus darüber nachdenken, welche anderen Organismen eine ähnliche Karriere machen könnten ....

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Der entscheidende Text ist auf Seite 4 zu finden. Der Einfachheit halber kopiere ich ihn hier ein:
Dass die Schweizer Risiken aber auch früher erkennen als der Rest der Welt, belegt der kuriose Fall des Asiatischen Marienkäfers Harmonia axyridis. Dieses Krabbeltier galt jahrelang als willkommene Biowaffe im Kampf gegen Blattläuse. „Wir haben uns diesen Marienkäfer vor Jahren angeschaut und seinen Einsatz in der Schweiz verboten“, sagt Bigler. Anders in den USA und Europa. In den Niederlanden und Belgien züchten Firmen den Nützling in Massen und bieten ihn auch deutschen Gärtnern zur biologischen Lauslese an. Die geflügelten Gastarbeiter erledigen diesen Job mit viel Biss, erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Doch die Geister, die man rief, entwickeln sich zunehmend zur Plage.

Im Herbst sammeln sie sich gelegentlich in riesigen Schwärmen an Hauswänden und krabbeln auf der Suche nach Winterquartieren scharenweise in Wohnungen. So geschehen in Frankfurt und Hamburg. In manchen US-Bundesstaaten wie Ohio gelten dichte Marienkäferschwärme bereits als Landplage. Hungrige Käfer zwicken nicht nur Menschen in die Haut, sie fressen auch die Eier und Larven von anderen Marienkäferarten und Nützlingen wie Gallmücken oder Schmetterlingen, ja sie kannibalisieren sogar die eigene Brut. Eine kürzlich von Robert Lee Koch im Journal of Insect Science publizierte Übersicht warnt: „Harmonia axyridis ist ein Paradebeispiel für ein biologisches Kontrollmittel, das zur Plage für Menschen wird.“

Nicht nur, dass manche bereits käferbedingte allergische Entzündungen von Nasenschleimhaut und Bindehaut beklagen. Harmonia macht auch im Obst- und Rebbau Ärger. Im Herbst befallen die Käfer Äpfel, Birnen oder Trauben und fressen sogar davon. Weinfreunde schimpfen, dass sich die Tierchen zwischen den Beeren verstecken, dadurch werden etliche beim Keltern zerquetscht. Das wiederum bekommt dem Rebensaft geschmacklich nicht. Denn die Marienkäfer enthalten einen rötlichen, unangenehm schmeckenden Saft voller Alkaloide, den sie zur Abschreckung von Fressfeinden auch bei Gefahr absondern. Dieses „Bluten“ ist auch der Grund, warum Fachleute davon abraten, in die Wohnung vorgedrungene Harmonia-Schwärme mit der Fliegenklatsche zu vertreiben. Zur Schonung der Innendekoration wird Absaugen empfohlen.

Noch ist der Stab über Harmonia axyridis nicht definitiv gebrochen. Doch dieser eher aggressive Generalist wirkt eben nicht nur wie die meisten Biomittel in einer kleinen ökologischen Nische, sondern schreckt offenbar auch vor Ikonen des US-Umweltschutzes nicht zurück. So mehren sich die Hinweise, dass er Eier und Larven des berühmten Monarch-Falters frisst – das lässt Böses ahnen.

Und was geschieht bei uns, wird er vorsorglich verboten wie in der Schweiz, zumal es hinreichend Alternativen gibt? Nein, die bürokratischen Mühlen mahlen auf ihre eigene, komplizierte Weise. Im Gegensatz zu den streng prüfungspflichtigen Mikroorganismen bedürfen größere Nützlinge wie der Marienkäfer überhaupt keiner Zulassung. Allerdings gilt Harmonia axyridis, obwohl inzwischen längst angesiedelt, als Fremdling. Und für lästige Gastarbeiter fordert man eben Visa.

Geldstrafe für Käferfreunde

So warnte die Biologische Bundesanstalt, BBA, in einer Pressemitteilung Mitte vergangenen Jahres, man dürfe die Marienkäfer zwar weiterhin in Belgien oder in den Niederlanden kaufen. „Allerdings muss jeder, der die Marienkäfer ausbringt, nach den Bestimmungen des Bundesnaturschutzgesetzes bei der zuständigen Landesbehörde zuvor einen Antrag stellen, um diese nicht heimische Tierart aussetzen zu dürfen.“ Dies gelte auch für Gewächshäuser. „Geschieht dies nicht, drohen Strafen in Höhe von 4000 bis 5000 Euro.“ Nur, wer wird dann wie prüfen, ob die inkriminierte Population zugekauft oder aus etablierten heimischen Beständen herangewachsen ist?


Es ist ja nicht das erste Beispiel dieser Art. Also kann man nur immer wieder betonen: Keinesfalls, unter absolut keinen Umständen, ausländische, exotische Tiere, auch Ameisen, hier bei uns frei kommen lassen!

mfG,
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