Neues Märchen über Waldameisen

Hier können wissenschaftliche Informationen zu Ameisen eingetragen werden.

Neues Märchen über Waldameisen

Beitragvon earlant » 20. Aug 2006 19:45

Neues Märchen über Waldameisen

http://www.daserste.de/wwiewissen/thema ... 15g~cm.asp

Sendung vom 20.08.2006

Die Flucht der Ameisen

Ameisen richten ihre Bauten stets nach Brüchen in der Erdkruste, so genannten "Störungslinien" aus. Diese spektakuläre Entdeckung machte der deutsche Geoforscher Prof. Ulrich Schreiber von der Universität Duisburg-Essen. Er will die Bauten der Waldameisen als Indikatoren für geologische Aktivitäten wie Vulkanismus nutzen. Was ist dran an Schreibers Ideen? W wie Wissen geht der Sache auf den Grund.

Der Geologe Ulrich Schreiber ist einem Phänomen auf der Spur. Ein Phänomen, das auch für ihn als gestandenen Wissenschaftler fast unglaublich scheint: Waldameisen haben möglicherweise einen Riecher für Orte, an denen sich Erdbeben bilden können. Was zunächst wie Spinnerei klingt, glaubt Ulrich Schreiber in der Natur nachweisen zu können. In der Verlängerung eines Quarzfelsens führt er uns durch das Dickicht zu einem Beleg seiner ungewöhnlichen Theorie, eine Ameisenhaufen.

Ameisen als Geologen

"Die Teufelsley - ein typischer Quarzfelsen befindet sich jetzt 200 Meter in nördlicher Richtung von hier. Wir können das mit dem Kompass sehr genau einpeilen und die Verlängerung der Teufelsley, ist eine Störungszone, die höchstwahrscheinlich gasführend ist und die Ameisen nutzen diese Störungszone", erklärt Schreiber. Unter "Störungszonen" verstehen die Wissenschaftler unterirdische Risse in der Erdkruste, die sich bei einem Erdbeben gegeneinander verschieben können.

In Form von Felsformationen wie der Teufelsley in der Eifel treten sie ans Tageslicht. Aus der Vogelperspektive wird dieses Riss-System durch die Bauten der Ameisen deutlich. Waldameisen scheinen ihre Bauten in einer Linie entlang solcher Störungszonen zu errichten, wie eine Karte von Ulrich Schreiber aus Nordrheinwestfalen zeigt. Jedes rote A steht für ein Ameisennest. Und tatsächlich liegen alle Nester entlang einer solchen geologischen Störung.

Auch im Südschwarzwald wird die Beziehung deutlich: Die grün markierten Nester orientieren sich an den blau eingezeichneten geologischen Linien. Links und rechts davon ist kein Nest zu finden.
Ulrich Schreiber ist sich sicher, dass seine Beobachtungen kein Zufall sind. Doch warum siedeln die Winzlinge entlang der Risse in der Erdoberfläche? Und - wie können sie diese überhaupt wahrnehmen?

Gase aus dem Erdreich

Einen Hinweis liefert die Teufelsley. Sie ist durch eine tiefe Spalte geteilt, wie alle Störungslinien. Und diese geologische Besonderheit hat eine ganz typische Eigenschaft. Durch die Spalten steigen Gase aus tieferen Erdschichten auf. Nutzen die Ameisen womöglich diese Gase, um ihre Bauten an den Spalten zu orientieren? Dazu müssten sie in der Lage sein, die Gase wahrzunehmen.

Die Forscher wollen das überprüfen. Über einem bekannten Riss in der Erde nimmt das Geologen-Team Gasproben. Im Labor soll später überprüft werden, ob die Ameisen auf das Gas reagieren. Wenn das Experiment gelingt, wäre das ein weiterer Beleg dafür, dass Ameisen erdbebengefährdete Zonen erkennen können. Und für die Geologen noch interessanter: Ameisenhaufen könnten vielleicht sogar bisher unbekannte Gasvorkommen anzeigen.

"Wir können erst mal nur das Helium messen", sagt Schreiber, "das Helium ist für uns ein Anzeiger, für die Störung. Wir wissen nicht, was die Ameisen letztendlich auf der Störung machen. Es kann sein, dass sie andere Gase nutzen, oder sonst irgendeinen anderen Vorteil haben."

Geruchs- Experiment

Gemeinsam mit dem Biologen Stefan Hetz von der Humboldt-Universität Berlin wollen die Geologen Waldameisen mit den Gasproben aus dem Freiland konfrontieren. Ein paar hundert "Probanden" haben sie dazu in die Hauptstadt mitgebracht. Und auch die Luft aus der geologischen Störung ist im Gepäck. Für den Versuch müssen ein paar Ameisen ihr nadeliges Zuhause gegen eine Kammer aus Plexiglas austauschen. Am Computer soll sichtbar werden, was im Inneren der Kammer passiert. Denn die wird in einen hermetisch abgeschlossen Raum gestellt.

Nur ein kleiner Schlauch verbindet die Tiere mit der Außenwelt. Durch ihn wird die Gasprobe zu den Ameisen geleitet. Ein paar Minuten vergehen, dann zeigt sich ein erstes Ergebnis. Die Aktivität der Ameisen sinkt kurz nach der Zufuhr des Gases. Das Gas ist weder betäubend noch giftig für sie. Warum werden sie also für einen kurzen Moment ruhiger? Ist das vielleicht eine positive Reaktion auf das Gas? Können die Ameisen tatsächlich die Störungslinien riechen?

Mehr als bloße Vermutung

"Es ist durchaus möglich, dass Ameisen mit ihren Antennen gasförmige Stoffe in der Luft aufnehmen können und zwar in einer unendlich kleinen Verdünnung. Und das ist durchaus möglich, dass die nach diesen Störungslinien suchen", sagt Biologe Hetz.

Wir fassen zusammen: Karten mit eindeutigen Belegen! Gase, die aus dem Erdreich kommen und: Insekten mit erstaunlichen Fähigkeiten. Warum die Ameisen Ihre Nester entlang von Rissen in der Erdkruste bauen, bleibt vorerst ein Rätsel. Aber womöglich hält die Natur hier noch weitere Überraschungen für die Forscher bereit.
(Autor: AxelWagner)

Links:
Die Flucht der Ameisen
Hier stellt Ulrich Schreiber sein Buch vor, das die Forschungen an den Zusammenhängen zwischen Ameisennestern und der Geologie zu einem spannenden Roman verknüpft.
--------------

KRITIK:

Als Ameisenforscher mit sehr langer Erfahrung halte ich diese Darstellung zunächst einmal für völlig unbewiesene, ja reißerische Spekulation.
Waldameisen siedeln KEINESFALLS nur entlang von Störungslinien im Gestein. Unzählige Nester finden sich auf tiefgründigen Moorböden, oder in den Wäldern in der Oberrheinebene auf bis zu 3.000 m mächtigen Sedimenten. Wo sind da die Klüfte?

Im Odenwald kenne ich tatsächlich auffallende Reihen von Ameisenhügeln, die offensichtlich auf lang gestreckten Klüften des ansonsten recht kompakten Gesteins angeordnet sind. Der Boden ist über dem anstehenden Fels relativ dünn. Meine Erklärung (die Herr Schreiber auch von mir erfahren hat): Nur in den Klüften können die Ameisen hinreichend tief bauen, nur darin können sie in Zeiten anhaltender Trockenheit noch genügend Feuchtigkeit vorfinden! Ein Waldameisenvolk muss ja ganzjährig und über viele Jahre ununterbrochen geeignete Lebensbedingungen haben. Erst wenn solche ganz natürlichen und alltäglichen Faktoren wie die zuverlässige Erreichbarkeit von Wasser bzw. Bodenfeuchtigkeit ausgeschlossen sind, kann ein Wissenschaftler über andere, bisher nicht erfasste Faktoren spekulieren.

Gase aus Erdspalten, Erdbebengefahr, Ameisen, die darauf mit Flucht reagieren, das ist eine Mixtur von Reizthemen, die hier wohl hauptsächlich den Absatz des im Artikel genannten Buches von Herrn Prof. Dr. Ulrich Schreiber ankurbeln sollen.

Das hat mit Wissenschaft nur den Namen gemein; bis zum Vorliegen wirklicher Beweise und bis zur überzeugenden Widerlegung der genannten Gegenargumente halte ich dieses Buch und die „wissenschafliche“ Verbrämung dazu schlicht für Science Fiction. Es gehört in dieselbe Kategorie wie die uralte und immer wieder aufgewärmte Behauptung, dass Waldameisen (warum eigentlich nur diese?) ihre Nester „immer“ auf „Reizzonen“, "Feldern" oder dergleichen anlegen, die physikalisch nicht messbar sind, jedoch von auserwählten Wünschelrutengängern „zuverlässig“ bestimmt werden können. Auch dafür wurde nie ein Beweis erbracht, schon gar nicht von den Wünschelrutengängern selbst.

(Prof. Dr. Alfred Buschinger)
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Beitragvon sobek » 20. Aug 2006 20:08

Hm, meint der mit Klüften nicht, Risse in den Erdplatten? Ich denke nicht, das Ameisen hunderte Meter tief graben um trockene Perioden zu überleben;)

Oder hab ich da was falsch verstanden?
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Beitragvon Darkness » 20. Aug 2006 21:44

@ earlant

Klingt ja ziemlich fragwürdig. Kann natürlich schon sein das da was dran ist, aber in diesem Falle wundert es mich ebenfalls das dieses Phänomen nur auf Waldameisen zutreffen sollte, wie sieht’s da in anderen nicht europäischen Ländern aus ?
Also da bräuchte es noch ein wenig schlagfertigere Beweise, schliesslich ist es gut möglich, dass auch andere Einheimischen Arten solchen Störungslinien ausrichten.
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Beitragvon earlant » 21. Aug 2006 09:40

Bei Hyperlinks sind nur für registrierte Nutzer sichtbar kann man über das Buch Näheres erfahren:

Die Flucht der Ameisen von Ulrich C. Schreiber (31. März 2006) EUR 24,90
(Shayol Verlag: "Der Verlag für Science Fiction und Fantasy" - Eigenwerbung!)

Überschrift einer der Rezensionen:
„Gelungener "Science-Thriller"!“

Die Besprechungen werten das Buch durchaus als lesenswert, unterhaltsam, spannend. Schließlich sind die Ameisen nur ein Aufhänger, sollen frühzeitig einen bevorstehenden Vulkanausbruch in der Eifel ankündigen. Ein Lavastrom staut den Rhein, so dass Mainz und Frankfurt überflutet werden, uns so weiter.

Aus einer weiteren Rezension:
„Dieses Buch sollte für jeden als Anregung dienen, darüber nachzudenken, welche Bedeutung die Wissenschaft, speziell die Geologie, für unser tägliches Leben hat und haben könnte. Ich hoffe, dass die Verantwortlichen in unserem Land sich diese Vision zu Herzen nehmen und ihre Konsequenzen (Katastrophenschutzpläne etc.) daraus ziehen werden.“ - :roll:

Ich habe das Buch nicht gelesen, werde es auch nicht kaufen, aber vielleicht bekomme ich ein Gratisexemplar für eine Rezension :)

Störend empfinde ich eben hauptsächlich, dass die Waldameisen, ohnehin mit zahlreichen unsinnigen Märchen belastet, wieder einmal für so etwas herhalten müssen, und dass der Anschein erweckt wird, es stehe solide wissenschaftliche Erkenntnis hinter den Ausführungen in dem eingangs geposteten Bericht über die Fernsehsendung. Das "riecht" doch sehr nach promotion für den Roman! Mit seriöser Wissenschaft hat das nichts mehr zu tun.

Im Vorfeld war ich mehrfach mit der Thematik konfrontiert worden, habe meine Einschätzung der Beobachtungen von Waldameisennestern über den „Klüften“ dargelegt. Wurde aber nicht berücksichtigt: Eine nicht ganz so triviale Erklärung verkauft sich halt besser!

Jetzt zu den Kommentaren hier im Forum:

Klüfte sind Risse in ansonstem festem Fels, von winzig bis mehrere hundert Meter groß. Sie entstehen z.B. durch Temperaturwechsel; eindringendes Wasser gefriert und treibt die Bruchstücke auseinander, Wurzeln dringen ein und erweitern die Klüfte noch mehr, es sammelt sich Boden darin an. Das kann mehrere bis viele Meter tief werden. Dort hält sich Bodenfeuchtigkeit, die von den Waldameisen genutzt werden kann, auch ohne dass sie „hunderte Meter tief“ graben müssten.

Richtig ist, dass solche Klüfte auch z.B. bei Erdbeben entstehen und dass darin auch Gase aus größerer Tiefe aufsteigen können. Die Eifel ist ein junges Vulkangebiet, in dem auch vielerorts noch vulkanische Gase austreten. Beispiel Laacher See, ein Maar, also ein wassergefüllter vulkanischer Explosionstrichter. Wenn man darum herum wandert, sieht man überall Gasblasen aufsteigen. Baden ist verboten, weil es sich hauptsächlich um Kohlendioxid handelt: Das sammelt sich aufgrund seiner hohen Dichte über dem Wasserspiegel; ein Schwimmer kann ersticken. Schon mancher Döskopp hat trotz Warnschildern seinen Hund da schwimmen lassen und anschließend in die Tierkörper-Verwertung gebracht.
Aber Kohlendioxid ist auch ein Betäubungsmittel für Insekten, für Ameisen. Ich hoffe, die Wissenschaftler haben vor ihrem Gas-Versuch das CO2 herausgefiltert!? Messen konnten sie angeblich nur das Helium, das für Ameisen tatsächlich ungiftig ist.

@ Darkness: Noch nicht einmal für die nächsten Verwandten der Waldameisen, die Arten der Untergattungen Serviformica oder Coptoformica, ist eine solche Ausrichtung je beschrieben worden. Dabei sind deren Nester noch leicht zu erkennen. – Es ist und bleibt Spekulation.

Und auch für Waldameisen (Untergattung Formica) gilt, dass die Anordnung von Nestern in Reihen, außer entlang von künstlich geraden Waldrändern, eine sehr seltene Ausnahme darstellt. Die weit überwiegende Zahl der Nester ist statistisch gestreut bzw., bei Kolonieverbänden (Polydomie), geklumpt. Verfügbarkeit geeigneter Neststubben, Besonnungsverhältnisse, Bodentiefe, Verfügbarkeit von Wasser, regelmäßige Versorgung mit Honigtau von geeigneten verlausten Bäumen, …, das sind genügend Faktoren, die auf die Verteilung der Nester im Freiland Einfluss haben. Und über deren relative Bedeutung es noch genug Forschungsbedarf gibt.

MfG, Earlant
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Beitragvon sobek » 21. Aug 2006 09:47

DAnke für die Aufklärung.
Ich dachte, er meinte damit die Risse zwischen den Erdplatten.

Hm, da die Vermutung ja anscheinend falsch ist, bin ich gespannt was Herr Schreiber dazu sagen wird.

Sofern Sie es uns dann verraten? :)
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Gegendarstellung zu "Neues Märchen über Waldameisen&quo

Beitragvon Ulrich_Schreiber » 4. Sep 2006 18:46

Werter Herr Buschinger,
es ist schon etwas bedauerlich, in welcher Form Sie mit Ihren kritischen Äußerungen auf den Markt gehen. Wir sind uns bisher nicht begegnet, es ist eine neue Erfahrung einen Kollegen aus einer anderen Fachrichtung so kennen zu lernen.

Als Wissenschaftler bin ich es gewohnt, mich mit Kollegen auf gleicher Augenhöhe zu unterhalten, Daten vorzulegen, ihre Reproduzierbarkeit zu überprüfen und auch überprüfen zu lassen, entwickelte allgemeine Aussagen auf ihre Zuverlässigkeit zu testen und testen zu lassen. Grundprinzipien der Wissenschaft, die ich Ihnen nicht zu erläutern brauche.

Ein weiteres Grundprinzip ist, dass Kritik und die gewünschte Auseinandersetzung mit neuen wissenschaftlichen Ergebnissen auf Kenntnis der Datenlage beruht. Und hier, so können Sie nach Durchlesen des gesamten Textes vielleicht beurteilen, setzt bei mir ein gewisses Unbehagen ein. Ihnen ist weder die Datengrundlage meiner Untersuchungen bekannt, noch besitzen Sie geologische Kenntnisse, um die vorgestellten Zusammenhänge zu beurteilen. Und dann gibt es noch den Roman, Die Flucht der Ameisen, den Sie nicht gelesen haben.

Das ist Ihre Grundlage um zu einem gemischten Straus von Aussagen zu gelangen wie „Neues Märchen über Waldameisen“, „wissenschaftliche Verbrämung“, „Science Fiction“, „…die selbe Kategorie wie …Reizzonen ... von auserwählten Wünschelrutengängern … bestimmt“.

Ich war geneigt, dieses „Kleinod an argumentativen Unsinn“ zu ignorieren, stammte es nicht von einem Kollegen, von dem ich Unterstützung und fachlichen Beistand erhofft hatte. Ich habe immer noch die Hoffnung, auch Sie Herr Buschinger, anhand der Datenlage und womöglich gemeinsamer Exkursionen zu überzeugen.

Zur Wissenschaft: Seit mehr als 3 Jahren verfolge ich das Phänomen „Standorte hügelbauender Waldameisen auf geologischen Störungen“. Die Ergebnisse werden in Kürze veröffentlicht, ich werde Ihnen einen Sonderdruck zusenden. Die Schwierigkeiten, etwas derart Neues an den Mann/die Frau zu bringen, können Sie allein an der Existenz dieses Schreibens ersehen. Die Untersuchungen beziehen Standorte in Mitteleuropa von Südschweden bis zum Zentralmassiv und den Alpen ein. Alle Standorte sind mit Koordinaten dokumentiert, für jeden der wirklich interessiert ist, nachvollziehbar (die Daten werde ich nach Publikation ins Netz stellen). Die geologischen Daten stammen überwiegend von anderen Bearbeitern, in der Eifel sind es z.T. eigene Ergebnisse.

Untersucht wurden:
Eine alte Kontinentgrenze, an der Teile von Nordeuropa und Mitteleuropa gegeneinander bewegt wurden (Tornquist-Zone). Sie verläuft durch Norddänemark und Südschweden bis Bornholm. Ergebnis: u.a. größte gefundene Nester (> 2 Meter Höhe), größte Anzahl auf dichtestem Raum, inmitten sehr dichter alter Nadelholzwälder (kaum Lichteinfall), Bautenhöhe in strenger Korrelation zum Angriff des Windes, in Dänemark Nestreihen vom alten Kiefernwald über die Buschzone bis in die Krautzone der Nordseedünen.

Nordseeinsel Amrum, Wesenberg in Mecklenburg-Vorpommern - Besonderheit: Störungsausbildung des Deckgebirges durch aufsteigendes Salz. Unregelmäßige Bruchflächenbildung, z.T. Cluster von Nestern (Wesenberg).

Hils-Mulde
Hessische Senke
Niederrheinische Bucht (Raesfeld-Erle, Kirchhellen-Dorsten)
Rheinisches Schiefergebirge (Schwerpunkt Mittelrhein)
Bayerischer Pfahl (> 160 km lange Quarzmauer entlang sehr alter Störungszone. Sie können die Hand auf die Grenze Nebengestein (Pfahlschiefer) Quarzmauer legen. Hier, und nur hier finden sie die Ameisennester.)
Schwarzwald (bilderbuchhafte Nestreihen durch alle Vegetationsformen)
Südrand der Vogesen (Übergang Oberrheingraben in den Bresse/Rhonegraben)
Hohenzollerngraben (hier konnte ich kürzlich ein Zusammentreffen von zwei beflügelten Ameisenschwärmen beobachten (eine rote und eine schwarze Art), die sich gegenseitig auf dem Schotterweg bekämpften, genau auf dem Kreuzungspunkt des Weges mit einer Störungszone GK 34 96352 / 53 54755, Ecke Wasserwerk westl. Burg Hohenzollern (die im angrenzenden Wald durch zwei Nester belegt war))
Alpen (Gran Paradiso), Nester entlang sichtbarer Störungen im anstehenden Fels
(Französisches Zentralmassiv - Auswertung muss noch erfolgen)

Die Datenlage ist derart eindeutig, dass es sich in allen beobachteten Fällen um keinen Zufall handeln kann. Im Gegenteil. Aus den bisher gewonnenen Erfahrungen ist es möglich, sehr verlässliche Vorhersagen über mögliche Standorte anzustellen. Ich habe es oft genug in mir unbekanntem Gelände vorgeführt. Vorausgesetzt, ich habe eine geologische Karte und Kenntnisse über die tektonische Aktivität (s.u.). Ich bin jederzeit bereit, dies in für mich neuen Gebieten zu demonstrieren. Durch die Kenntnis der Zusammenhänge zur Geologie finden wir Nester an Standorten, wo nie ein Ameisenforscher entsprechende Bauten vermuten würde (an z.T. abenteuerlichen Orten wie an Schlägelmäher-gemähten Straßenrändern, Privatgärten, im Hangschutt von Steilhängen, Kiesinseln inmitten von Hochgebirgsbächen, reinen Erdnestern in Windschneisen u.v.m.).

Was sind das für Störungen, auf denen die Nester angelegt werden?
Es gibt drei verschiedene Haupttypen tektonischer Störungen. 1. Die Abschiebung (im Mittel um die 60 Grad aus der Horizontalen geneigt), an der ein Krustenblock gegen einen anderen abwärts bewegt wird, 2. die Aufschiebung mit entgegen gesetzter Bewegungsrichtung (im Mittel flacher geneigt) und 3. die Seitenverschiebung, die im Mittel senkrecht (90°) steht aber auch vereinzelt 70° Neigung oder weniger haben kann. An letzterer werden die Krustenblöcke gegeneinander bewegt (wie zwei Umzugskartons, die auf dem Fußboden gegeneinander verschoben werden). Das heißt, durch die Bewegung der Blöcke gegeneinander bildet sich eine Bruchfläche aus. Durch leichte Krümmungen der gegeneinander bewegten Bruchflächen entstehen flache Hohlräume die für den Transport von Gasen und Flüssigkeiten aus der Tiefe (sie erreichen z.T. mehrer km Tiefe) genutzt werden. Aus den Flüssigkeiten und Gasen bilden sich Minerale, die nach einiger Zeit alles verstopfen, wie der Kalk in der Wasserleitung. Nur das neue Aufreißen, häufig durch kleinste Erdbeben signalisiert, öffnet erneut diese flächigen Hohlräume.
Es gibt Standorte, da gibt es keine Information über die Geologie bzw. Störungen im Untergrund. Dennoch treten hier Nester auf (s. Ihre Anmerkung). Wir haben hierfür die Möglichkeit, die Bodenluft in ca. 80 cm Tiefe zu entnehmen und mit einem Massenspektrometer auf Helium zu untersuchen. Helium in erhöhter Konzentration ist ein sicherer Hinweis auf eine tiefreichende Störungszone, weil es über die Wegsamkeiten aus der Tiefe aufsteigt und die Bodenluft anreichert. Es ist somit in erster Linie „nur“ eine Kartierhilfe für die Geologen. Es ist gut möglich, dass die Ameisen damit überhaupt nichts anfangen können. Wir haben an verschiedenen Standorten in unseren Messungen im Umfeld der Nester immer erhöhte Heliumwerte gefunden. Ausnahmen waren umgesiedelte Nester, die durch Drahtverbaue zu erkennen waren. Sie waren allerdings abgestorben. Die Ergebnisse haben uns viel Mut gemacht.


Die Geländeuntersuchungen zeigen eindeutig, dass die senkrecht stehenden Störungszonen für den Nestbau bevorzugt sind (nicht die Klüfte im Gestein, die nur eine kurze Erstreckung in die Tiefe haben). Störungen können sehr komplex sein. Sie variieren in der Breite, fächern auf oder kreuzen sich. An Kreuzungszonen oder aufgefächerten Störungen mit vielen Sekundärstörungen (Riedel shears) hört die lineare Verbreitung der Nester auf. Hier gibt es die viel beschriebenen Cluster, Gruppierungen von Nestern ohne linearen Zusammenhang. Besitzen die Störungszonen eine Neigung (z.B. 70°), verlaufen sie in morphologisch gegliedertem Gelände in gekrümmten Bahnen. Um diese Verhältnisse zu erkennen und richtig deuten zu können, benötigt man schon etwas Erfahrung in dreidimensionaler Vorstellung.

Es gibt sehr schöne Beispiele, wie eine Nesterreihe auf einen Teich (oder Bach) zuläuft, das letzte Nest im Verlandungsbereich gebaut ist (mit Grundwasser in wenigen Zentimetern Tiefe) und genau gegenüber am anderen Ufer im Verlandungsbereich wieder einsetzt. Das ist für mich das stärkste Faktum gegen Ihr Feuchtigkeitsargument. Ein Bezug von Standorten zu Seerändern oder Fließgewässern ist nirgends zu erkennen.
Gleichzeitig zeigt es, dass unsere erste Vermutung, dass aufsteigende höher temperierte Luft im Winter einen Vorteil für die Bauten bringt, nicht ausschlaggebend sein kann. Das funktioniert in Bereichen mit höher liegendem Grundwasser nicht. Mit Kollegen aus der Mikrobiologie haben wir mögliche Nutzung von Biofilmen in den Hohlräumen diskutiert und aus demselben Grund wieder verworfen. Als nächstes folgten Überlegungen zur Nutzung von Gasen, die durch das Grundwasser aufsteigen und Vorteile bringen könnten. Untersuchungen mit Geochemikern zur Gaschemie brachten erste interessante Ergebnisse. Wir haben in der Eifel einen Quarzgang (der eine Störungszone dokumentiert), der einen Forstweg quert und durch den Wegebau tief eingefräst ist. Auf den Höhen der steilen Flanken sitzt auf beiden Seiten je ein Ameisennest, genau auf dem Quarzgang. Wir werden hier direkt wenige Meter unter den Nestern Gasproben entnehmen und auf Spurengase analysieren. Vielleicht gibt es Komponenten, die die Tiere nutzen (z.B. Chlor-, Fluor- oder Bromverbindungen) oder für die sie sensitiv sind, d.h. dass sie sie zur Ortung der Nestgründung benötigen. Hierfür gibt es bereits Absprachen zu Untersuchungen mit Ihren Kollegen aus der Physiologie.

Aus meinen Kenntnissen zur Geophysik habe ich aber eine andere Arbeitshypothese! entwickelt, die mir sehr spannend erscheint. Als Biologe kennen Sie die Notwendigkeit der rhythmischen Steuerung biologischer Systeme. Neben der bekanntesten Tag-Nachtsteuerung gibt es lunare Zyklen, nach denen sich zahlreiche Tierarten vorwiegend in den Gezeitenbereichen richten. Die biologische Uhr kann aus dem Gleichgewicht kommen, deshalb benötigen diese Lebewesen immer einen Rhythmusgeber als Anstoß. Welchem Rhythmus gehorchen eigentlich die Stoffwechselvorgänge der Ameisen, die im Schwarzwald, den Alpen oder in anderen Regionen im Winter lange Zeit in der Tiefe leben, mit einer dicken Schneebedeckung, ohne Kontakt zur Tages/Nachtzeit und den Temperaturen draußen?

Herr Buschinger! Nehmen Sie eine Plastikflasche voll Wasser und stecken Sie einen Trinkhalm gut abgedichtet in den Deckel. Wenn Sie jetzt seitlich drücken, steigt das Wasser sehr hoch in dem Halm. Je kleiner der Durchmesser, desto höher der Aufstieg. Das gleiche passiert jeden Tag zwei Mal in der Tiefe der Kruste. Gespanntes, unter Druck stehendes Wasser wird in die winzigen Öffnungen der Störungsflächen gedrückt, durch Bewegungen der Erdkruste, die der Mond ihr aufzwingt, 2 Mal am Tag. Es sind die Erdgezeiten, durch die die Kruste ca. 30 Zentimeter vom Erdmittelpunkt weggezerrt wird und zurück sinkt. Das ganze verstärkt sich zu einem Maximum zur Vollmondzeit und Neumondzeit. Keine Science Fiction, das ist Geophysik. Mit dem Wasser werden Gase bewegt, die an der Oberfläche registriert werden können. An der Sensibilität der Ameisen hierfür habe ich keinen Zweifel. Ich vermute, dass es sich herausfinden lässt. Mit anderen Worten, hier liegt eine perfekte Zeitsteuerung vor. Warum sollte sie sich nicht nutzen lassen, z.B. für den Starschuss des gemeinsamen Ausschwärmens, aller benachbarten Nester einer größeren Region. Ein sinnvolles Muss für den Genaustausch.
Aber das sind Überlegungen, für die es ein hohes Maß an interdisziplinärer Forschung bedarf. Etwas, was man nicht mal so nebenbei anstoßen kann. Welcher Gutachter bei den Geldgebern kann das nachvollziehen? Und hiermit komme ich zu dem Roman.

Der Roman ist in erster Linie ein Geologieroman, zur Werbung für die Geowissenschaften und zur Verdeutlichung, dass dieser Zweig, in der Öffentlichkeit völlig unterrepräsentiert, eine enorme Bedeutung hat. Gleichzeitig soll er nachdenklich machen, dass wir uns längst nicht so sicher vor Naturkatastrophen sein können. Auch wenn die Wahrscheinlichkeit eines nahen Vulkanausbruchs nicht sehr hoch ist, die Möglichkeit besteht. Da gibt es bei allen Kollegen keinen Zweifel. Darüber hinaus zeigt der Roman die komplexeren Zusammenhänge über die Ameisen auf, die ich oben teilweise geschildert habe. Sie leben direkt auf dem Kanal aus der Tiefe, wie der Storch auf dem Kamin. Sie merken es als erste, wenn sich die Gase von unten ändern (übrigens am Laacher See gibt es einen Campingplatz mit Badestrand).

Und noch ein Wort zu Erdbeben. Wie dargestellt, sind die beobachteten Ameisen die Tiergruppe, die am nächsten an seismisch aktiven Störungen leben. Im Gegensatz zu höheren Tieren (Vögeln, Hunden etc.) denen man eine Sensibilität für Erdbeben-Vorläuferphänomenen nachsagt, sind sie ortsfest und über technische System durchgehend beobachtbar. Ich könnte Ihnen jetzt eine Vorlesung über Phänomene im Vorfeld von Erdbeben halten. Ich halte nichts von Wetten aber ich habe einen gewissen Instinkt. Und der sagt mir, die müssen vor einem Erdbeben reagieren. Wir müssen es bloß erkennen und richtig deuten.

Wenn Sie das Buch einmal in den Händen halten sollten, schauen Sie wenigstens die letzte Textseite an. Hier ist ein Spendenaufruf für die Geowissenschaft platziert und deshalb ist es wünschenswert, dass es viele lesen. Das erhoffte Geld ist verplant für ein Monitoring von Ameisennestern. Schauen Sie nach Kalifornien an die berüchtigte San Andreas Störung. Dort leben Formica Arten in unmittelbarer Nähe.


Ihr etwas verärgerter
Ulrich Schreiber

PS: Ich gehe davon aus, dass Sie diese Gegendarstellung auch auf den weiteren Seiten veröffentlichen, wo Ihre Kritiken erschienen sind.
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Beitragvon earlant » 5. Sep 2006 10:54

Sehr geehrter Herr Kollege Schreiber,

Vielen Dank für Ihre Beiträge im DASW-Forum und im Antstore-Forum. Ich hoffe, mich in der Beantwortung kürzer fassen zu können.

„Kollegen, von dem ich Unterstützung und fachlichen Beistand erhofft hatte“
- Leider haben Sie mich nicht kontaktiert, ich sah und sehe mich vor vollendete Tatsachen gestellt!

„es ist schon etwas bedauerlich, in welcher Form Sie mit Ihren kritischen Äußerungen auf den Markt gehen“
- Auch Ihre Art, mit wissenschaftlichen Ergebnissen „auf den Markt zu gehen“, ist nicht gerade die übliche: Die Datengrundlagen Ihrer Untersuchungen werden erst noch publiziert (Sonderdruck bzw. lieber noch PDF nehme ich dann gerne entgegen), woher sollte ich sie kennen?
Stattdessen lassen Sie Ihre Erkenntnisse durch die Medien vermitteln, deren freizügiger Umgang mit Fakten Ihnen gewiss nicht verborgen geblieben ist. Aber es sind die bisher einzigen Informationen über Ihre Mutmaßungen, die mir und anderen an Ameisen Interessierten zugänglich sind, so dass ich einzig diese beurteilen konnte.

Ein paar Anmerkungen zu Ihren Ausführungen:

-Koinzidenzen (hier Waldameisenhügel auf geologischen Störungszonen) beweisen keinen ursächlichen Zusammenhang. Das ist jedem Wissenschaftler geläufig.

„…größte Anzahl auf dichtestem Raum, inmitten sehr dichter alter Nadelholzwälder (kaum Lichteinfall), Bautenhöhe in strenger Korrelation zum Angriff des Windes“
- Riesennester in dichtem Nadelwald gibt es immer wieder, und die Höhe der Bauten hängt bekanntlich von der Besonnung ab (je weniger Licht, desto steiler und höher), sowie vom verfügbaren Baumaterial (kurze Nadeln z.B. von Fichte am günstigsten).

„Hohenzollerngraben (hier konnte ich kürzlich ein Zusammentreffen von zwei beflügelten Ameisenschwärmen beobachten (eine rote und eine schwarze Art), die sich gegenseitig auf dem Schotterweg bekämpften, genau auf dem Kreuzungspunkt des Weges mit einer Störungszone GK 34 96352 / 53 54755….“
- Ich gehe mal davon aus, dass Ihnen bekannt ist, dass fast alle Ameisenarten rein schwarze Männchen, sehr oft aber rote oder braune Weibchen (Jungköniginnen) haben. „Beflügelte Ameisenschwärme“ bestehen aus Geschlechtstieren, die sich zum Zweck der Paarung zusammenfinden. Sie bekämpfen sich niemals; die hatten anderes im Sinn! Das Gerangel von oft vielen Männchen um ein Weibchen sieht manchmal auch recht heftig aus.

„….Nester an Standorten, wo nie ein Ameisenforscher entsprechende Bauten vermuten würde (an z.T. abenteuerlichen Orten wie an Schlägelmäher-gemähten Straßenrändern,..“
- Auch solche Neststandorte sind den Myrmekologen wohlbekannt.

„…reinen Erdnestern in Windschneisen…“
- Sind Sie sicher, dass es sich dabei um Waldameisen gehandelt hat? Reine Erdnester sind typisch für eine Reihe von Lasius-Arten, und die können fast ebenso hoch wie kleinere Waldameisennester werden, etwa kniehoch!

- Überhaupt vermisse ich jeglichen Hinweis darauf, dass Sie zwischen den verschiedenen Ameisenarten in irgendeiner Weise differenzieren. Es sollte Ihnen doch bekannt sein, dass es in Deutschland nicht nur mehrere Arten der Hügel bauenden Waldameisen im engeren Sinne gibt (Untergattung Formica), sondern auch die ebenfalls Hügel bauenden (ebenfalls aus Pflanzenresten) der Untergattung Coptoformica, sowie die in geringerem Umfang Hügel bauende Formica (Raptiformica) sanguinea und mehrere Arten der Untergattung Serviformica, die Erdnester bewohnen und keine Hügel bauen. Hinzu kommen unter den rund 110 in Deutschland lebenden Ameisenarten welche, die in toten Baumstämmen, in Felsmauern, oder in toten Ästen hoch oben in den Baumkronen nisten.

„Wir haben an verschiedenen Standorten in unseren Messungen im Umfeld der Nester immer erhöhte Heliumwerte gefunden. Ausnahmen waren umgesiedelte Nester, die durch Drahtverbaue zu erkennen waren. Sie waren allerdings abgestorben“
- Durch eine kleine Anfrage an die DASW hätten Sie leicht ermitteln können, dass in sehr großem Umfang auch Naturnester mit Drahtschutzhauben versehen wurden. Das ist also kein Hinweis auf umgesiedelte Nester. Zudem werden seit mindestens 10 Jahren praktisch keine Schutzhauben mehr aufgestellt. Völker wandern in so langer Zeit ab oder können auch aus natürlichen Gründen absterben.

- Mir fällt auf, dass Sie in starkem Maße die Messung von Helium betonen, so in dem von mir zitierten Medientext: "Wir können erst mal nur das Helium messen", sagt Schreiber,“
- Als Geologe haben Sie ebenso wie ich als Biologe Chemie studiert. Sie wissen also, dass das Edelgas Helium völlig inert ist, keinerlei chemische Bindungen eingeht. Das heißt aber auch, dass die Ameisen dieses Gas ganz bestimmt nicht irgendwie physiologisch verwerten können und sehr wahrscheinlich mit ihren Chemorezeptoren nicht mal wahrnehmen. Auch wenn Sie in Ihrem jetzigen Beitrag dies relativieren und auf begleitende Halogenverbindungen verweisen: Bei Laien wurde und wird der Eindruck erweckt, dass Helium für die Ameisen eine Bedeutung haben könnte. So etwas sollte man erst beweisen, und danach veröffentlichen!

„Es sind die Erdgezeiten, durch die die Kruste ca. 30 Zentimeter vom Erdmittelpunkt weggezerrt wird und zurück sinkt. Das ganze verstärkt sich zu einem Maximum zur Vollmondzeit und Neumondzeit. Keine Science Fiction, das ist Geophysik. Mit dem Wasser werden Gase bewegt, die an der Oberfläche registriert werden können. An der Sensibilität der Ameisen hierfür habe ich keinen Zweifel.“
- Ihr Bild mit der Wasserflasche in allen Ehren. Erdgezeiten sind Allgemeinbildung, mir bekannt. Nicht verständlich wird daraus, weshalb da täglich zweimal Gase aufsteigen sollen.
Nehmen Sie als Beispiel ein Tischtuch: Heben Sie es in der Mitte an, so strömt Luft durch das Gewebe ein; lassen Sie das Tuch sinken, strömt sie wieder aus. Was aber, wenn eine Kraft gleich den ganzen Tisch mit anhebt? Da wird sich wenig tun! Und ebenso wird durch die Schwerkraft des Mondes nicht irgendeine oberflächliche Schicht der Erde, die Kruste oder was auch immer, angehoben und wieder abgesenkt, sondern praktisch der gesamte Erdball verformt. Die Elastizität von Gesteinen und Sedimenten sollte hoch genug sein, angesichts der riesigen Dimensionen, um die 30 cm Anhebung bedeutungslos zu machen. Aber hier sind Sie der Fachmann.

„Der Roman ist in erster Linie ein Geologieroman, zur Werbung für die Geowissenschaften und zur Verdeutlichung, dass dieser Zweig, in der Öffentlichkeit völlig unterrepräsentiert, eine enorme Bedeutung hat. Gleichzeitig soll er nachdenklich machen, dass wir uns längst nicht so sicher vor Naturkatastrophen sein können. Auch wenn die Wahrscheinlichkeit eines nahen Vulkanausbruchs nicht sehr hoch ist, die Möglichkeit besteht.“
- Was ist nun Ihr Roman eigentlich? Science Fiction, wie in verschiedenen Rezensionen dargelegt, oder ernst zu nehmende Wissenschaft?
Ich halte es jedenfalls nicht für angebracht, hier in Deutschland Ängste vor einem Vulkanausbruch zu schüren, was Sie bei dem leider geringen Bildungsstand vieler Bürger aber unausweichlich tun. Da kommen mir Vesuv und Neapel, Ätna und die vielen an dessen Hängen siedelnden Menschen (und Ameisen!!!!), Tokio mit dem Fudschijama und die zahllosen dicht besiedelten Vulkaninseln des pazifischen Feuergürtels doch sehr viel riskanter vor!

„Ich halte nichts von Wetten aber ich habe einen gewissen Instinkt. Und der sagt mir, die müssen vor einem Erdbeben reagieren. Wir müssen es bloß erkennen und richtig deuten.“
- Die belebte Natur arbeitet immer möglichst wirtschaftlich. Frage: Was sollte den Waldameisen ein „Frühwarnsystem“ für Erdbeben oder Vulkanausbruch nützen? Welchen Selektionsvorteil hätten sie daraus? – Im Ernstfall können sie ein paar Meter, vielleicht 1-200 Meter abwandern. Vulkanische Ereignisse sind nach meinen Informationen doch so ausgedehnt, dass für derart schwer bewegliche Organismen das Entkommen deutlich weniger wahrscheinlich ist als für flugfähige Vögel. Und wenn sie doch nicht entkommen, können sie auch keine Nachkommen mit übersinnlichen Fähigkeiten mehr produzieren.

So, jetzt ist das doch recht viel geworden. Aber ich schätze es, wenn man solche wissenschaftlichen Diskrepanzen wenigstens einigermaßen öffentlich, in einem Forum, diskutieren kann. Mit Briefen oder e-mails erreicht man immer nur den einen Partner. Auf den meisten Kongressen ist man auf 10 oder 15 Minuten Vortrag und 5 Minuten Diskussion eingeschränkt, sie haben ihre ursprüngliche Funktion weitestgehend eingebüßt (auch wenn man danach manchmal im kleinen Kreis weiter debattieren kann). Die früher oft erfrischende Polemik in Fachzeitschriften ist weitgehend verboten; wo noch Erwiderungen abgedruckt werden, werden sie von den Herausgebern rigoros gefiltert bis kastriert.

Ich wünschte mir echte Wissenschaftler-Foren. Die würden vielleicht die Veröffentlichung so manchen wissenschaftlichen Irrtums verhindern können! (Das ist jetzt ganz allgemein, nicht persönlich und auf diesen Fall bezogen).

Mit freundlichen Grüßen,

A. Buschinger
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Beitragvon robert » 11. Sep 2006 20:39

Die belebte Natur arbeitet immer möglichst wirtschaftlich. Frage: Was sollte den Waldameisen ein „Frühwarnsystem“ für Erdbeben oder Vulkanausbruch nützen? Welchen Selektionsvorteil hätten sie daraus? – Im Ernstfall können sie ein paar Meter, vielleicht 1-200 Meter abwandern. Vulkanische Ereignisse sind nach meinen Informationen doch so ausgedehnt, dass für derart schwer bewegliche Organismen das Entkommen deutlich weniger wahrscheinlich ist als für flugfähige Vögel. Und wenn sie doch nicht entkommen, können sie auch keine Nachkommen mit übersinnlichen Fähigkeiten mehr produzieren.



hier fällt mir ja schon auf den ersten blick schon ein selektionvorteil ein:
in der erde sind die tiere sehr stark gefährdet einfach verschüttet zu werden. würden die ameisen irgendwie reagieren, z.b. duch flucht an die oberfläche oder in oberflächennahen bereiche, dann wäre hier sehr wohl ein selektionsvorteil gegeben!

und ich finde ihren angriff gegen herrn prof. schreiber auch etwas deplaziert. wenn sie solche kritiken äußern, dann sollten sie mindestens den betroffenen darauf hinweisen und ihm damit möglichkeit zur stellungnahme zu bieten! alles andere hat für mich den beigeschmack von rufmord!
und besonders befremdlich finde ich es, wenn man solche harschen töne anschlägt, bevor man die arbeit des kollegen überhaupt gelesen hat!

wer nun "recht" hat ist dabei völlig nebensächlich! es geht hier um den "guten ton"!
einer richtige diskussion ist mit sicherheit etwas gutes, in der alle etwas lernen können. aber dann sollte man doch bitte vorher versuchen, eine solche persönlich zu führen. man kann sich auch darauf einigen sie in einem öffentlichen forum zu führen. wenn jm. eine diskussion komplett verweigert, wäre es evtl. auch gerechtfertigt solche harschen worte, in denen sie herrn schreiber nur unwissenschaftliche, reisserische promotion für sein buch vorwerfen, zu verwenden!
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Beitragvon Ulrich_W » 11. Sep 2006 22:33

Hallo zusammen,

also ich halte die Kritik von Earlant für durchaus gerechtfertigt!

Für die meisten Vermutungen die in den bisherigen Angaben zu diesem Thema gemacht wurden fehlen die wissenschaftlichen Belege!
Es gibt für mich viele weitere mögliche Erklärungen für die beschriebenen Phänomene, allerdings würde ich als allererstes die Vorgehensweise bei den Untersuchungen hinterfragen.

Es werden zwar ausreichend Ameisenhügel ( wer weiß schon von wievielen verschiedenen Arten) auf irgendwelchen Verwerfungen gefunden, aber wurde z.B. das ganze Gebiet Meter für Meter abgesucht und statistisch erfasst? Auf den Karten sind leider nur die Ameisenhügel auf den Verwerfungen zu finden?
Wurden bei den Gasproben auch mal Blindproben, oder Vergleichsproben mituntersucht und bestimmt was diese Proben überhaupt enthielten? etc.

Es gibt schon zu viele Ammenmärchen und falsche Volksweisheiten!

Ich hoffe ich hab mich nicht im Ton vergriffen!

Gruß

Ulrich
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Beitragvon NuEM » 12. Sep 2006 01:33

Mehr zu diesem spannenden Disput hier:
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Beitragvon earlant » 12. Sep 2006 17:11

Zu robert am: 11.9.06 um 9:39 pm

Ich bin der Eckstein, an dem sich jede Sau den Hintern wetzt“ – Dieses alte Zitat fällt mir ein, wenn ich den von robert nobody geposteten Text lese.
Hört das denn nie mehr auf, dass verabscheuungswürdige Feiglinge hier aus der Anonymität heraus ihren Unrat verspritzen?
Charakterisierendes Zitat von „robert“ aus einem thread, der wohl doch nicht mehr aus der Versenkung auferstehen wird:
ach ja, und der heilige herr buschinger darf auf flughunde zu sprechen kommen, die auch nicht thema hier sind oder?
- So manche Äußerungen von bestimmten Usern kopiere ich mir schon mal. Man weiß dann später trotz Anonymität, wes Geistes Kind der hinterhältige Kläffer ist.

Was habe ich diesem „robert“ getan? Was tut sein Beitrag hier zur Sache? Welche Erfahrungen hat er mit Forschung und Publikationswesen? Habt Ihr mitbekommen, dass sich aus dem Ganzen inzwischen eine recht fruchtbare Diskussion mit dem Kollegen Schreiber entwickelt hat? Dass das Thema auch für alle wirklich an Ameisen Interessierten von Bedeutung ist? Dass, wenn schon, robert anonymus es ist, der sich aufrichtig bemüht, „Rufmord“ an mir zu begehen? - Womit er sich gewiss schwer tun wird :grin:

Gehört er etwa dieser Zunft an, als In- oder Teilhaber eines solchen Betriebes?
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(Für Neugierige, die sich vielleicht verführen lassen, zu glauben, dass „doch etwas dran sein müsste“ an einer Sache, für die so viel schönes und teures Zubehör angeboten wird: In diesem link wird das Ganze von wissenschaftlicher Seite beleuchtet:
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So, und damit Schluss mit dem OT. An Herrn Schreiber habe ich noch ein paar Fragen, die ich aber im DASW-Forum stellen werde.

MfG
Earlant
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Beitragvon NuEM » 13. Sep 2006 01:16

Scheint doch gut zu funktionieren, die Wünschelruterei. Aus Material im Wert von 50 Cent, und Arbeitsaufwand von 20 Sekunden, mache - Abrakadabra - einen Satz "ADLER-Ruten". Der gläubige Rutengänger kaufts dann für €250!

Wer sowas toll findet, für den habe ich hier noch ein paar Kiesel... ich meine Energiesteine! Einfach aufs Formicarium legen, und schon werden die schädlichen Raumstrahlen absorbiert, und in positive Brutenergie für eure Ameisen umgewandelt! Funktioniert echt, die Steinmethode nach Dr. Hartmann. Das Stück nur €25! :D

Bald auch im Antstore! :grin:
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