06.05.2006 - Ende des Wachstums der Kolonie
Nach langer Zeit des Koloniewachstums nun mal wieder ein kurzes Update zu den
Pachycondyla kruegeri. Leider ein etwas beunruhigendes ...
Die Kolonie schrumpft. Die Gründe sind mir nicht klar, aber es sieht so aus, als sei die Gamergate irgendwann vor ein paar Wochen verstorben. Das ist der Nachteil bei königinlosen Arten: da alle Tiere gleich aussehen, weiß man nicht, ob das begattete Tier noch bei der Kolonie ist, oder nicht. Solange Nachwuchs kommt, kann man sicher sein, sobald aber Nachwuchs ausbleibt, wird's kritisch.
Und in genau der Phase ist die Kolonie im Moment. Noch sind es ca. 80 Tiere, aber es geht bergab.
Mehrere Arbeiterinnen haben begonnen ebenfalls Eier zu legen. Das ist bei königinlosen Arten ein typisches Verhalten, wenn die Gamergate nicht mehr vorhanden ist. Ca. 10 Arbeiterinnen tragen nicht gerade kleine Eipakete zwischen den Mandibeln. Das Problem ist, dass aus diesen Eiern kein Nachwuchs entsteht - weder weiblicher, noch männlicher Nachwuchs. Das bedeutet wahrscheinlich, dass nur trophische Eier produziert werden. Was mich aber erstaunt ist, dass aus keinem der Eiern überhaupt Nachwuchs entsteht. Üblicherweise produzieren die Arbeiterinnen königinloser Arten Männchen sobald die Gamergate nicht mehr vorhanden ist und die Kolonie dem Ende zugeht. Praktisch um noch schnell ihr Genmaterial in Form von Männchen weiterzugeben. Vielleicht kommt es später noch dazu, dass Männchen auftauchen.
Gerhard hatte mit 4 'fremde' Männchen der
Pachycondyla kruegeri zugeschickt, um zu testen, ob sich einige der Arbeiterinnen mit einem der Männchen paaren und so diese Arbeiterin als neue Gamergate aufsteigt. Dies ist, soweit ich das beurteilen kann, nicht geschehen. Zwei der Männchen wurden von einigen Arbeiterinnen gepackt, und durch das Nest getragen. Dabei boten sich die Männchen an, getragen zu werden: sie begaben sich automatisch in die Tragestellung (angezogene Glieder, andgezogener Kopf).
Hier ein Bild wo eine Arbeiterin von einer anderen getragen wird:
Zwei der vier Männchen haben sich einige Stunden unter einem Stück Moos verstecken können bevor sie entdeckt wurden. Seltsamer Weise wurden diese Männchen dann in den Hauptnestbereich transportiert, dort abgesetzt und in Ruhe gelassen. Eines dieser Männchen lebt noch heute - die anderen drei sind nicht mehr zu sehen. Eines von den dreien lag mit aufgebissenem Gaster auf dem Müllhaufen.
Nun, was ich die letzten zwei Tage beobachten konnte war, dass mehrere Arbeiterinnen ständig versuchten, dass Formicarium zu verlassen, indem sie monoton an den Wänden 'scharrten'. Gestern fand ich dann vier Arbeiterinnen tot vor. Ob es sich um die Arbeiterinnen handelte, die versuchten das Formicarium zu verlassen, kann ich leider nicht sagen - dazu hätten die Tiere markiert werden müssen. Ob es sich um begattete Tiere handelte, kann ich selbstverständlich auch nicht sagen. Mir kam heute in den Kopf, dass diese Tiere eventuell von den Männchen begattet wurden und nun versuchten, den Nestbereich zu verlassen, um selbständig eine neue Kolonie zu gründen. Gleichzeitig war mir aber klar, dass königinlose Arten zur Nestgründung immer in ihr Heimatnest
zurückkehren, da sie alleine nicht zur Neugründung fähig sind. Es kommt später dann zur 'Fission' (Abspaltung) der Kolonie in zwei eigenständige.
Eventuell werde ich den Versuch starten, andere Arbeiterinnen, die ebenfalls versuchen das Formicarium zu verlassen, in ein anderes Becken umzusetzen, und dann mal beobachten, was passiert. Vielleicht beginnt dann eines dieser Tiere, diploiden Nachwuchs zu produzieren.
So schön die königinlosen Arten auch sind: man steht in gewisser Weise immer vor einem Rätsel. Lebt die Cheffin noch?
Zwei andere Ideen die ich hatte, die das aktuelle Ausbleiben neuen Nachwuchses begründen würden sind: jahreszeitbedingte (oder genetisch programmierte) Inaktivität, oder Selbstkontrolle der Koloniegröße: da meine Kolonie die Maximalgröße von ca. 100-110 Tieren erreicht hatte, wäre ein weiteres Anwachsen eher unwahrscheinlich gewesen.
Beides müsste aber irgendwann ein Ende haben, und die Nachwuchsproduktion wieder einsetzen. Ich denke aber, dass wohl eher die Gamergate nicht mehr vorhanden ist.
Ich stelle mich also auf ein Ende der Kolonie ein. Mal sehen ...
Fortsetzung folgt...