Harnstoff / Urea in der Ernährung von Camponotus sp.

Hier kann diskutiert und gefragt werden.

Re: Harnstoff / Urea in der Ernährung von Camponotus sp.

Beitragvon Amoas » 11. Apr 2023 21:09

Ich habe schon mehrfach von Haltern gelesen, dass deren Camponotus Kolonien plötzlich und ohne erkennbaren Grund gestorben sind. Gleichzeitig bin ich sehr sporadisch mal über Informationen gestolpert, dass Camponotus Harnstoff frisst. In der Natur "ernten" sie zum Beispiel getrockneten Urin von Tieren aus lockerem Sand. Wenn ich es richtig verstehe, benötigen die Ameisen den im Harnstoff enthaltenen Stickstoff, etwa um daraus bestimmte Aminosäuren und anschließend Proteine bilden zu können. Dabei hilft ihnen eine Bakterienart namens "Blochmannia" (Hyperlinks sind nur für registrierte Nutzer sichtbar), die symbiotisch im Darm der Ameisen lebt. Die Bakterien spalten Harnstoff mit Hilfe eines Enzyms und können auch Aminosäuren bilden.

Als kleines Experiment habe ich in der Apotheke Harnstoff in Pulverform gekauft. Der wird viel in Hautcremes verwendet, deshalb haben Apotheken ihn wohl meist vorrätig. Den Harnstoff habe ich dann in Wasser gelöst und meinen beiden jungen Camponotus ligniperdus Kolonien angeboten. Besonders zu Beginn wurde der Harnstoff deutlich besser angenommen als Wasser ohne Zusatz. Nach den ersten Tagen ließ das Interesse nach. Ich interpretiere das Verhalten so, dass ihnen vorher Harnstoff fehlte und sie nach ein paar Tagen alle wieder gut versorgt waren.

In den üblichen Beschreibungen und Anleitungen zur Haltung von Camponotus Ameisen konnte ich bisher keine Infos dazu finden, auch im Antstore nicht. Nur einige wenige Hinweise hatte ich nach gezielter Suche mal gefunden, die Quellen habe ich aber gerade nicht zur Hand. In einer Beschreibung wurde direkt Harnstoff zugesetzt, in einer weiteren wurden Futterinsekten ausgewählt, die von Natur aus eine höhere Konzentration an Harnstoff im Körper haben.

Meine Theorie ist, dass schwächelnde Kolonien und unerklärliche Todesfälle bei Camponotus durch Mangelernährung ohne ausreichend Harnstoff ausgelöst oder wenigstens begünstigt werden. Was ist eure Meinung dazu?
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Re: Harnstoff / Urea in der Ernährung von Camponotus sp.

Beitragvon Markus » 17. Apr 2023 08:37

OK, nach längerer Forenabstinenz melde ich mich mal wieder zurück.

Das ist ein interessantes Thema und vielleicht bekommst du ja mit, dass es eine verspätete Antwort gibt.

Leider sind auch meine Camponotus-Kolonien verstorben.
Wobei ich hierfür, die Größe war deutlich unterschiedlich, eher Fehler bei der Temperatureinstellung verantwortlich mache.
Es kam einfach nicht genug Nachwuchs nach.

Allgemein jedoch ist dies ein Phänomen, welches nicht auf Ameisen alleine begrenzt ist.

Honigbienen z.B. sammeln im Sommer oft Wasser an Pfützen - vorzugsweise an brackigen; bestenfalls wenn ein Traktor durchgefahren ist.
Nun könnte man dies auf Mineralien zurückführen, welche die Tiere natürlich auch zum Leben brauchen.

Allerdings ist mir auch aufgefallen, dass sie ebenfalls massiv an Jauche gehen, z.B. aus Kompost oder einem Misthaufen.
Dort dürfte sehr viel Harn- bzw. Stickstoff im Allgemeinen drin sein.

In der Natur fressen Ameisen ja oft auch Tiere, welche Stickstoffreiche Lebensräume zumindest als Larven besiedeln.
Sei es die Fliege, die am Misthaufen gefressen hat oder Trauermücken, welche sie bei uns im Kompost bejagen.

Interessant wäre nun sicherlich: hat sich deine Kolonie irgendwie angepasst?
Ein größerer Eierschwung z.B. oder bessere Larvenentwicklung?

Sicherlich werden wir hier eher Anekdoten generieren, aber wer weiß.
Immerhin könnte es die Haltungsbedingungen deutlich verbessern, wenn man den Tieren keine essentiellen Nährstoffe vorenthält.

Lustigerweise nennt sich Harnstoff in der Apotheke ja Urea und ist in vielen Salben und Cremes drin -
die Assoziation mit Pipi wollte man aus Marketinggründen wohl vermeiden! :grin:
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