ANTSTORE World of Ants

[Polipeptid]

Ich habe eine Lasius Flavus und eine Lasius niger Kolonie. Wie lange leben die Arbeiterinen der Arten?

[UncleYork]

Hyperlinks sind nur für registrierte Nutzer sichtbar

Sowas wird dir sicher niemand genau beantworten können. Ich hab jetzt innerhalb von knapp einer Minute unter Einsatz von Google bestimmt 10 verschiedene Meinungen erhalten. Wobei sich alles zwischen 2 - 15 Jahre (für Lasius niger in "Gefangenschaft") bewegt.

[Polipeptid]

Hm. Dann danke, dass du dir die Mühe gemacht hast, trotzdem zu antworten. Ja bei Google bin ich auch nicht fündig geworden. Hatte auch mal was gelesen von 6 Wochen.

[UncleYork]

Naja ich wüsste nicht so recht wie das funktionieren soll wenn der Entwicklungszyklus einer Arbeiterin bei Lasius niger so ca. 6-8 Wochen dauert und sie dann nur 6 Wochen lebt. ^^

[Serafine]

Der Durchschnitt dürfte bei Lasius wohl so bei 6-12 Monaten aktiver Zeit liegen, glaube nicht dass viele Arbeiterinnen älter als ein Jahr werden. Arbeiterinnen, die Winterruhe halten leben länger, die Winterruhezeit kann man nicht direkt mit der aktiven Zeit verrechnen (dürfte auf alle Insekten zutreffen).
Es ist aber schwer da solide Informationen zu bekommen, selbst die Ameisenforschung selbst scheint sich kaum mit der Lebensdauer von Arbeiterinnen zu beschäftigen.

[Sojave]

Generell sehr schwer zu sagen. Bei deinen genannten Arten würde ich erfahrungsgemäß auch mit 6 Monaten gehen und mit Winter dann auf ca. 1 Jahr. Wie dem auch sei, solange es der Kolonie an nichts mangelt, werden bei Arten sich gut vermehren. Kolonieprobleme aufgrund der Lebensspanne der Arbeiterinnen wird es eigentlich nie geben.

[derameisige]

Man soll sich nicht durch aus dem Ärmel geschüttelte Behauptungen täuschen lassen: Die Lebensdauer von Ameisenarbeiterinnen wurde von der Forschung bereits recht intensiv erforscht, doch ist das bereits vor langer Zeit geschehen, und entsprechend in älteren Büchern zu finden.
Wissenschaft erforscht in der Regel Neues. Altbekanntes immer wieder neu zu bearbeiten ist zu langweilig; wenn‘s einen interessiert, kann man es nachlesen!

Die Lebensdauer der einzelnen Individuen ist in hohem Maße von der Art abhängig. So leben Königinnen der Pharaoameise gerade mal 3-6 Monate, Arbeiterinnen kaum mehr als 6 Wochen. Etwa alle 3-4 Monate werden neue Geschlechtstiere aufgezogen, verpaaren sich im Nest, und die alten Königinnen sterben weg. Das läuft ganzjährig, denn es ist eine tropische Ameisenart.

Zu ein paar einheimischen Arten kopiere ich hier mal einen Abschnitt aus dem Buch von H. Stitz (1939) ein, S. 34.

Stitz-042.jpg

Das Buch (mit 428 Seiten) ist antiquarisch zu haben, z. B. für 30 Euro: Hyperlinks sind nur für registrierte Nutzer sichtbar
Das Literaturverzeichnis umfasst 1220 Zitate. Diese Arbeiten sind heute großenteils online zu finden.
Es gibt eine ganze Reihe ähnlicher „alter“ Bücher; den „Stitz“ habe ich im Anfang meiner Ameisenforschung (ab 1963) als besonders hilfreich empfunden.
Man kann nur staunen, was die „alten“ Autoren bereits über Ameisen herausgefunden haben. Natürlich sind einige Angaben und Namen veraltet, aber die Inhalte zur Lebensweise unserer Ameisen sind weitaus besser und vollständiger als das, was man in Wikis oder Foren dazu findet.

MfG,
A. Buschinger

[Serafine]

Danke für diese hilfreiche Information! Wow, bis zu 7 Jahre für Lasius niger und 13 Jahre für Camponotus ist ganz schön ordentlich (hatte vor einer Weile mal was von 7 Jahren für Camponotus pennsylvanicus gelesen und fand das schon recht dubious, zumal keine verlässliche Quellenangabe dafür aufzutreiben war).

Allerdings scheint mir die minimale Lebenserwartung (zumindest in der Haltung) doch deutlich niedriger zu liegen, wenn ich mir mal die Toten bei meinen Kolonien anschaue (wobei die Zahl der Toten zur Masse der Gesamtarbeiterinnenzahl immernoch erstaunlich niedrig liegt, die meisten Arbeiterinnen die in meinen Kolonien geboren wurden dürften noch am Leben sein). Dann steht halt natürlich auch immer die Frage im Raum, warum die gestorben sind - wäre ja auch möglich, dass nicht alle Arbeiterinnen mit idealen genetischen oder physischen Eigenschaften auf die Welt kommen und daher früher sterben? Und die maximale Lebensdauer ist natürlich interessant, noch interessanter wäre aber die durchschnittliche Lebensdauer (Menschen können ja auch 120 Jahre alt werden, wirklich repräsentativ ist diese Zahl aber nicht).

[derameisige]

Es gibt sogar eine noch leichter zugängliche Informationsquelle, das Ameisenwiki: Hyperlinks sind nur für registrierte Nutzer sichtbar
Getrennte Listen für Arbeiterinnen und Königinnen; jeweils mit Literaturangabe. Meist ist angegeben, ob maximaler oder Durchschnittswert.
Maximum für Lasius niger-Königin in privater Haltung: 28 3/4 Jahre.
Viele Angaben gibt es auch im Hölldobler/Wilson 1990. Weitere bei Laurent Keller 1998: Queen lifespan and colony characteristics in ants and termites; Insectes Sociaux 45, 235–246. Man ist also nicht auf zufällige Eigenbeobachtungen angewiesen, oder auf "Meinungen" bzw. Vermutungen.

Ich vergesse selbst allmählich, was wir im AWiki alles zusammengetragen haben. Nach den massiven Störungen dort ist mir die Lust vergangen, weitere Beiträge zu liefern. Anderen ehemals begeistert Mitwirkenden ging das ebenso. Aber was drin steht, ist noch zum größten Teil gültig; ein Blick dort hinein sollte sich in aller Regel lohnen.

Was heißt „minimale Lebenserwartung“? Die kann bei einem geschädigten, parasitierten o. dgl. Tier bei unter einem Tag liegen. Maximale LE heißt ja, dass praktisch kein Tier diese überschreiten kann. Der Durchschnitt liegt irgendwo dazwischen.
Im Prinzip müsste auch die Dauer des Ei-, Larven- und Puppenlebens berücksichtigt werden. Die Angaben betreffen jedoch immer nur das Leben als adulte Ameise.
Die geringste durchschnittliche Adult-Lebensdauer haben die Gynen: Beim Schwarmflug und in der Koloniegründungsphase ist für die allermeisten bereits das Lebensende erreicht.

In der Haltung kann der Durchschnitt höher, oder auch geringer ausfallen als im Freiland.
Ein Hindernis bei der Erforschung solcher Werte ist sicher, dass die Lebensdauer mancher Ameisenarten die Geduld des Halters oder Beobachters weit übersteigt.

MfG,
A. Buschinger